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Presseschau ... 29.03.2016

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+++ Neonazi feuert in Brandis (Sachsen) mit Armbrust auf Polizisten +++ Rassistischer Übergriff in Berlin-Spandau: „Ich stech euch alle ab!“ +++ Magdeburg: Syrer gleich zwei Mal überfallen 

 

Neonazi feuert in Brandis (Sachsen) mit Armbrust auf Polizisten

Seit Wochen versetzt Manuel S. (28) die Kleinstadt Brandis in Angst und Schrecken. Der Neonazi mit dem Hakenkreuz-Tattoo auf der Brust hatte immer wieder den aus Pakistan stammenden Betreiber einer Pizzeria und Anwohner bedroht. Die Polizei verdächtigt ihn, hinter zwei Brandanschlägen der vorvergangenen Woche zu stecken, bei denen zwei Lieferwagen des Lokals abfackelten. Auf Reporter des MDR, die über den Anschlag berichteten, ging der Mann mit einem Baseball-Schläger los. Eine Nachbarin, die vor der Kamera über die Angriffe sprach, wurde von ihm massiv bedroht. Offenbar war der Neonazi Sonntagnacht auf der Suche nach dem Auto der Frau. Als er es nicht fand, feuerte er zwei Molotow-Cocktails auf das Grundstück völlig unbeteiligter Leute. Das beobachteten Anwohner und riefen die Polizei.
Die Polizisten wollten Manuel S, zuhause festnehmen. „Doch der feuerte mit einer Armbrust auf die Kollegen“, berichtete Polizei-Sprecher Uwe Voigt. Die Fiberglas-Pfeile verfehlten die Beamten knapp, einer traf ein Auto. „Die Beamten zogen sich zurück und alarmierten das SEK. Die Elitepolizisten konnten den Neonazi schließlich gegen 1.40 Uhr überwältigen. Bei der Festnahme soll er Augenzeugen zufolge den Beamten „Heil Hitler“ entgegen geschrien haben. Gegen Manuel S. wurde am Montag Haftbefehl erlassen.

 

Rassistischer Übergriff in Berlin-Spandau: „Ich stech euch alle ab!“

"Ihr Scheiß-Ausländer, ich stech' euch alle ab". An diese Worte des Täters erinnere sich ein 32-jähriger Mann, der am Samstagabend in Staaken, einem Ortteils von Berlin-Spandau, auf der Straße angegriffen wurde. Das teilte ein Polizeisprecher am Sonntag mit. Der Deutsch-Kasache war mit seiner Frau und Bekannten gegen 20 Uhr im Loschwitzer Weg unterwegs, als sich der Angriff ereignete. Nach der Drohung und Beleidigung stach der unbekannte Täter den Mann in den linken Unterarm. Er musste in einem Krankenhaus behandelt werden. Der Täter war in Begleitung einer Frau, er konnte unerkannt fliehen.

 

Magdeburg: Syrer gleich zwei Mal überfallen

Ein 24-jähriger syrischer Asylbewerber ist am Donnerstag von zwei Unbekannten mit einer Bierflasche geschlagen und leicht verletzt worden. Er wollte einem anderen Mann helfen, der sich in einer Auseinandersetzung mit den beiden Angreifern befand. Nach dem Bierflaschenangriff flüchtete er in ein Geschäft. Als er dieses in Begleitung anderer Personen wieder verließ, traf er wieder auf die beiden Tatverdächtigen, worauf es zu einer erneuten Rangelei kam. Dabei erlitt einer der Angreifer eine stark blutende Schnittverletzung an der Hand. Die Unbekannten flüchteten. Der 24-jährige Syrer musste später aufgrund seiner Verletzungen ambulant versorgt werden.

 

19-Jähriger wehrt sich in Schwerin gegen Nazigruß – und wird brutal verprügelt

Nach einem Fußballspiel zwischen dem FC Hansa Rostock und dem FC Mecklenburg Schwerin wurde in Schwerin ein  19-Jähriger brutal verprügelt. Das Opfer habe vier Unbekannte Fußballfans aufgefordert, damit aufzuhören, den verbotenen Nazigruß zu rufen, teilte die Polizei am Sonntag mit. Der Mann und seine Freundin wurden daraufhin mit Schlägen und Tritten brutal attackiert. „Auch als er bereits zu Boden gestürzt war, ließen die Angreifer nicht von ihm ab“, hieß es.

 

Bautzen: Flüchtlingsfeindliche Demo und Asylbewerber überfallen

Bautzen war am Karsamstag Schauplatz einer Demonstration mit dem Motto "Asylflut stoppen – gemeinsam gegen Krieg". Wie die Polizei mitteilte, nahmen rund 90 Menschen daran teil. Wie auf seinem Facebook-Profil nachzulesen ist, trat auch der Thüringer NPD-Funktionär und Greizer NPD-Stadtrat David Köckert am Holzmarkt ans Rednerpult. Bautzen steht derzeit vermehrt im Fokus der Öffentlichkeit. Der mutmaßlich gelegte Brand in einer geplanten Asylunterkunft Ende Februar prägt das Image der Stadt. Oberbürgermeister Alexander Ahrens kritisierte in einem offenen Brief den Bautzner Landrat Michael Harig dafür, dass den Flüchtlingsfeinden die gewünschte Demonstrationsroute durch die Innenstadt stattgegeben wurde.

Ebenfalls am Samstag haben Unbekannte einen 19 Jahre alten Asylbewerber überfallen und beraubt. Dem jungen Mann seien sein Mobiltelefon sowie seine Geldbörse gestohlen worden, teilte die Polizei am Sonntag mit. Nach Aussagen des Opfers haben ihn mehrere junge Männer geschlagen und anschließend sein Handy und die Brieftasche mit Bargeld gestohlen. Eine Zeugin fand den leicht verletzten Mann.

 

Rottweil (Ba-Wü): Naziparolen an Schulen gesprüht

Unbekannte Täter haben Nazi-Parolen an mehrere Schulen in Rottweil geschmiert. Am Droste-Hülshoff-Gymnasium, am Albertus-Magnus-Gymnasium sowie an der Realschule seien ein Teil der Fassaden sowie Fenster und Türen mit schwarzem und rotem Sprühlack beschmiert worden, wie die Polizei mitteilte. Dabei wurden Parolen wie «Deutsche Hitler Jugend», «Hitler war da» sowie «Juden Hate Nazi» aufgesprüht.

 

Brüssel: Hunderte Nazi-Hooligans stürmen Trauerfeier

Mehrere Hunderte Hooligans haben das Gedenken an die Brüsseler Terroropfer auf dem Börsenplatz im Zentrum der belgischen Hauptstadt gestört. Auf Fernsehbildern waren teilweise vermummte Personen zu sehen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga umfasste die Gruppe etwa 450 teils alkoholisierte Menschen. Es kam zu Rangeleien mit Polizisten, die mit Schlagstöcken, Schildern und Helmen ausgerüstet waren. Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer ein und nahmen rund 10 Tatverdächtige vorübergehend fest.
Der Bürgermeister des Ortes Vilvoorde nördlich von Brüssel, Hans Bonte, gab nach einem Bericht der Zeitung „La Libre“ an, es handele sich um „rechtsextreme Hooligans verschiedener Fußballvereine der ersten Liga“. Sie skandierten: „Belgische Hooligans. Wir sind hier zu Hause“. Beobachter berichteten von Hitlergrüßen, der Sprecher erwähnte „faschistische Grüße“.

 

Partei „Die Rechte“ veranstaltet Nazikundgebungen in Erfurt und Weimar

Anhänger der Partei „Die Rechte“ trafen sich am Samstag zunächst in Weimar und im weiteren Verlauf des Tages in Erfurt zu einer Kundgebung. Unter dem Motto „Tradition verpflichtet - Kapitalismus zerschlagen!“ trafen sich 25 Anhänger der rechtsextremen Kleinpartei in Weimar. In Erfurt kamen später 22 Neonazis zusammen.

 

Grundsatzprogramm der AfD: Auf dem Weg nach Vorgestern

Was für ein Deutschland stellt sich die AfD vor? Laut Programmentwurf rabiaten Wirtschaftsliberalismus – weg von einer offenen Gesellschaft. Die Autoren wollen nicht nur „unsere abendländische und christliche Kultur“ ebenso „auf Dauer bewahren“ wie „die historisch-kulturelle Identität unserer Nation und ein souveränes Deutschland als Nationalstaat“. Sie träumen zudem, wie der Text zeigt, von jenen patriarchalischen Verhältnissen, als noch die „traditionellen Wertvorstellungen und spezifischen Geschlechterrollen in den Familien“ galten.
Von der von Petry ausgerufenen „Partei des sozialen Friedens“ ist wenig zu entdecken. Der Entwurf ist vielmehr von rabiatem Wirtschaftsliberalismus durchdrungen. Das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes? Gibt es für die AfD nicht. Das Gleiche gilt für die Wörter „Mitbestimmung“ und „Gewerkschaften“: Arbeitnehmerrechte sind für die Partei irrelevant, sie singt lieber das Loblied auf das freie Unternehmertum.

 

Höcke springt rechtem AfD-Verband Saarland bei

In der AfD-Spitze gibt es offenbar Streit um die Auflösung des saarländischen Landesverbandes am vergangenen Donnerstag. "Eine Partei, die einen Landesverband auflöst, scheint mir den Kinderschuhen doch noch nicht ganz entwachsen zu sein", erklärte der thüringische AfD-Landeschef Björn Höcke in einem Beitrag auf der Facebook-Seite der rechten Parteiströmung "Der Flügel". Der Post wurde inzwischen gelöscht.
Der AfD-Bundesvorstand, dem Höcke nicht angehört, hatte den Saar-Verband in der vergangenen Woche aufgelöst. Wegen schwerwiegender "Verstöße gegen die politische Zielsetzung und innere Ordnung der Partei", wie es offiziell hieß. Der "Stern" hatte zuvor berichtet, die Spitze der Landespartei um den Vorsitzenden Josef Dörr und seinen Stellvertreter Lutz Hecker habe enge Kontakte zu Rechtsextremen gepflegt, in diesem Fall zu dem früheren Landesvizechef der rheinland-pfälzischen NPD und Mitgliedern einer der rechtsextremen Partei nahestehenden Organisation.

 

Hessen: Zahl rechtsextremer Straftaten steigt

Die Zahl der rechtsextremistischen Straftaten in Hessen ist 2015 deutlich gestiegen. Die Straftaten mit fremdenfeindlichem Hintergrund haben sich sogar mehr als verdoppelt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Linken-Anfrage im Bundestag hervor. Die Zahl rechtsextremistischer Straftaten stieg im Jahresvergleich nach vorläufigen Erhebungen von 284 auf 364 Fälle. Die endgültige Zahl der Straftaten kann sich noch merklich verändern, da sich manche Taten erst im Lauf der Ermittlungen als politisch motiviert herausstellen.
„Die Einstellung war schon immer vorhanden, jetzt kommt sie - verstärkt durch Wut, Angst und Hass - heraus und wird sichtbar“, erklärte der Marburger Experte für Rechtsextremismus, Benno Hafeneger. Durch die Flüchtlingskrise und die AfD-Wahlerfolge würden die sogenannten Wutbürger mobilisiert und trauten sich, aktiv zu werden.

 

Kärntner Wirt erteilt allen Flüchtlingen Hausverbot

Peter Moser könnte man als "besorgten Bürger" bezeichnen. Der österreichische Gastwirt betreibt ein Café im Zentrum von Althofe in Kärnten und macht sich Sorgen wegen der 28 Flüchtlinge, die in der 5000-Einwohner-Stadt wohnen. Mit ihrer puren Anwesenheit versetzen sie die Gäste seinen Angaben zufolge in Angst. Und das ist offenbar schlecht fürs Geschäft. Aus vermeintlicher Rücksichtnahme auf die Gäste schrieb er den Flüchtlingen am Karfreitag einen offenen Brief auf Facebook, in dem er ihnen Hausverbot erteilte. Flüchtlingen erhielten keine Getränke und kein Essen mehr. Ausländerfeindlich sei er aber nicht, schließlich sei seine Ehefrau Ungarin.

 

Freitaler Stadtverwaltung verweigert Nazigegnern Unterstützung

Schlechter Ruf verpflichtet. Regelmäßig sorgte Freital insbesondere im vergangenen Jahr für Negativschlagzeilen. Rassisten und Neonazis konnten in der sächsischen Kleinstadt immer wieder und ohne nennenswerte Gegenwehr seitens der Kommunalpolitik oder der Polizei gegen Geflüchtete und deren Unterstützer mobilmachen. Um zur Solidarität mit Flüchtlingen aufzurufen und ein Zeichen gegen rassistisch motivierte Gewalt zu setzen, will der Verein »Laut gegen Nazis« im Rahmen seiner ab 27. April startenden „Counter-Speech-Tournee“ Anfang Mai auch in Freital Station machen. Dann sollen dort verschiedene Künstler wie der Rapper Smudo von den Fantastischen Vier auftreten. Auch eine „Meile der Demokratie“ ist vorgesehen, in deren Rahmen sich Organisationen und Zusammenschlüsse, die sich gegen Rassismus und Neofaschismus engagieren, präsentieren können. Die Freitaler Kommunalpolitik erteilte den Plänen des etablierten Vereins jedoch eine Absage und bezichtigte ihn faktisch, den Ruf der Kommune weiter beschädigen zu wollen. »In gewissen Kreisen scheint es beliebt zu sein, Freital als Codewort für rechtsextrem zu benutzen«, behauptete Helmut Weichlein, juristischer Referent des Freitaler Oberbürgermeisters Uwe Rumberg (CDU). In Wahrheit herrsche in der Kleinstadt ein „friedliches Klima, wo in vielfältigen Initiativen und auf vielerlei Ebenen zu den Themen Flüchtlinge sowie politischer Extremismus gearbeitet“ werde. Die Initiative „Laut gegen Nazis“ will an ihren Plänen festhalten, die Veranstaltungen sollen stattfinden – nur eben auf einem Privatgelände.

 

„Grenzzaun Halbe“: Bier aus Bayern für Rechtsextreme?

"Beschützen", "Verteidigen", "Bewahren" steht auf dem Etikett - dazu "Fleiß", "Loyalität", "Disziplin" und darüber in blauer Frakturschrift "Grenzzaun Halbe". Dazu ein lächelnder Totenkopf. Verkauft wird das Bier für 88 Cent und sein Mindesthaltbarkeitsdatum ist der 9. November 2016, der Jahrestag der Pogromnacht von 1938. Hinweise für die Szene? Die Brauerei distanzierte sich entschieden davon, in die rechte Ecke gestellt zu werden. Bayern liebten Bayern und man habe auf das Etikett der Grenzzaun-Halben alles Gute geschrieben, was Bayern ausmache. "Die Gemütlichkeit, Weißwurstäquator, Volksfestzeit und so weiter. Wir wollten darauf hinweisen. Einen Denkanstoß geben, dass Bayern Bayern bleiben muss. Dass wir diese Werte bewahren und beschützen müssen." Die Straubinger Röhrl-Brauerei nimmt die sogenannte Grenzzaun-Halbe sofort vom Markt. Das erklärte ihr Geschäftsführer Frank Sillner. Das Bier wurde rund eine Woche lang verkauft und hat einen Proteststurm ausgelöst.

 

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30.03.2016 ... Presseschau

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Berlin: Faust in Kinderwagen geboxt - Brutalo-Nazi bedroht Frau mit Baby (1) +++ Wismar: Polizei ermittelt wegen Verdachts der Volksverhetzung und Flaschenwurf auf Flüchtlinge +++ Plauener Stadträte erhalten Droh-Post +++ Dortmund: Polizei erklärt Nazis zu Ostermarsch-Teilnehmern.

Berlin: Faust in Kinderwagen geboxt - Brutalo-Nazi bedroht Frau mit Baby (1) 

Es gibt Übergriffe, bei sprachlos machen. Fälle wie dieser, der sich am Dienstagnachmittag in Spandau abgespielt hat: Ein Mann nähert sich laut Polizei auf dem Gehweg der Klosterstraße einer Frau mit einem Kinderwagen. Darin das Baby der Marokkanerin. Der Mann brüllt die 39-Jährige an und droht ihr damit, sie zu töten. Bei Worten bleibt es nicht - anschließend boxt der Mann mit der Faust in Richtung des im Kinderwagen sitzenden Einjährigen, tritt der 39-Jährigen gegen die Hüfte, beleidigt sie weiter und flüchtet. Die leicht verletzte Frau und das Kind werden vor Ort ambulant behandelt. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt.

Wismar: Polizei ermittelt wegen Verdachts der Volksverhetzung und Flaschenwurf auf Flüchtlinge

Gegen vier junge Männer aus Wismar hat die Polizei Ermittlungen aufgenommen. Nach rassistischen Verbalattacken gegen Flüchtlinge hat der Staatsschutz der Polizei Ermittlungen gegen vier junge Männer aus Wismar aufgenommen. Es bestehe der Verdacht der Volksverhetzung. Wie die Polizei am Dienstag weiter mitteilte, sind zwei der Tatverdächtigen 16 und jeweils einer 15 und 28 Jahre alt. Sie sollen am Samstagabend vor einer Asylbewerberunterkunft Zeugen zufolge ausländerfeindliche Parolen gerufen haben. Außerdem hätten Beamte in einer Mülltonne, an der sich die Männer längere Zeit aufhielten, einen Beutel mit glühendem Inhalt gefunden. Deshalb werde auch wegen versuchter Sachbeschädigung ermittelt. Nach Darstellung der Tatverdächtigen sollen Bewohnern der Unterkunft die Männer beleidigt und mit einer Flasche beworfen haben.

Plauener Stadträte erhalten Droh-Post

Mehrere Plauener Stadträte haben über Ostern Postkarten der rechtsextremen und in Plauen aktiven Partei Der III. Weg an ihre Privatadressen erhalten - als "Gutschein für die Ausreise aller Überfremdungsbefürworter Richtung Afrika", wie es darauf heißt. Informationen der "Freien Presse" zufolge waren Stadträte fast aller Parteien betroffen - von den Linken über die SPD bis zu CDU und FDP. Ihre Reaktionen reichten von "unterste Schublade" und "Angriff auf das politische Ehrenamt" bis zu "Einschüchterungsversuch". Einige haben Anzeige erstattet.

http://www.freiepresse.de/LOKALES/VOGTLAND/PLAUEN/Stadtraete-erhalten-Droh-Post-artikel9475978.php
 

Schon wieder Nazi-Schmierereien in Poing

An den Osterfeiertagen brachten bislang unbekannte Täter an verschiedenen Stellen im Poinger Gemeindegebiet rechtsradikale Parolen und Zeichen an. Auf Mauern und Schildern am Abenteuerspielplatz, dem Katholischer Kindergarten, am Bahnhof und an vielen anderen Stellen finden sich diverse Hakenkreuze, Aufkleber mit der Aufschrift "NS-Area", sowie die Wörter "Wihte Power". Trotz falscher Rechtschreibung ist klar, was damit gemeint ist, "White Power", also "Weiße Macht" ist eine Parole die von der neonazistischen Terrororganisation Ku Klux Klan geprägt wurde. Geschmiert ist sie an den Poinger Gemeindefriedhof. "Denen ist auch nichts mehr heilig", empört sich Omid Atai von den Poinger Jusos, der Jugendorganisation der SPD.

Rottweil: Nazi-Parolen an drei Schulgebäuden

Bislang unbekannte Täter beschmierten in der Nacht zum Freitag am Droste-Hülshoff- und am Albertus-Magnus-Gymnasium sowie an der Realschule Teile der Fassaden, insbesondere an den Eingangsbereichen, sowie Fenster und Türen mit schwarzem und rotem Sprühlack. Dabei wurden auch Parolen wie "Deutsche Hitler Jugend", "Hitler war da" sowie "Juden Hate Nazi" aufgesprüht.

Dortmund: Polizei erklärt Nazis zu Ostermarsch-Teilnehmern

Rechtsextreme sind am Montag beim Ostermarsch Ruhr in Dorstfeld aufgetaucht. Die Friedensaktivisten forderten Schutz durch die Polizei, weil sie sich bedroht fühlten. Die Polizei erklärte die Neonazis kurzerhand zu Teilnehmern der Demo für Frieden und gegen Faschismus. "Wir fühlten uns bedroht", sagte Felix Oekentorp als einer der Ostermarsch-Ruhr-Sprecher einen Tag nach der Kundgebung auf dem Wilhelmplatz in Dorstfeld. Rechtsextremisten hätten die Ostermarsch-Teilnehmer fotografiert und sich eindeutig gegen die politischen Aussagen der Demonstranten gestellt. Die Neonazis bewerteten ihr Auftreten gegen den Ostermarsch später als "rechten Gegenprotest" und "intervenierendes" Eingreifen. Das Fotografieren habe einschüchternd auf die Ostermarsch-Teilnehmer gewirkt. Als Versammlungsleiter forderte Felix Oekentorp deshalb die Polizei auf, die auf dem Wilhelmplatz stehenden Neonazis auszuschließen. Die Nazis trugen Fahnen mit den Reichsfarben Schwarz-Weiß-Rot. Sie erklärten der Polizei gegenüber ihr Interesse, am Ostermarsch teilnehmen zu wollen. Nach einem kurzen Wortwechsel wurden die Neonazis rechtlich in den Kreis der Demonstranten für Flucht und Frieden und gegen Faschismus aufgenommen, mussten aber die Straßenseite wechseln. "Da war keine zufällige Ansammlung von Schaulustigen zu sehen - das war aus unserer Sicht eine nicht angemeldete Gegendemonstration von Neonazis, die unseren Ostermarsch stören wollten. Die Polizei hat das provozierende Volk gewähren lassen", kritisiert Ostermarsch-Sprecher Felix Oekentorp, der am Ostermontag in Dorstfeld als Versammlungsleiter eingesetzt war, die Polizei.

Braunes Ostertreiben des "Bundes für Gotterkenntnis (Ludendorff) in der Lüneburger Heide

Die Ostertagung des völkischen „Bundes für Gotterkenntnis (Ludendorff)“ (BfG) in der Lüneburger Heide haben auch Rechtsextremisten dem europäischen Ausland besucht. 

Weniger politische Straftaten in Sachsen aufgeklärt

Das Operative Abwehrzentrum (OAZ) der Polizei in Sachsen hat voriges Jahr fast zwei Drittel seiner Fälle aufgeklärt. Von 330 Ermittlungsverfahren, die die Spezialermittler auf den Tisch bekamen, wurden 202 geklärt. Das waren 61 Prozent. 128 (39 Prozent) blieben ungeklärt, wie das OAZ in Leipzig mittelte. Es seien 299 Beschuldigte ermittelt worden. Während Innenminister Markus Ulbig (CDU) und die Landtagsfraktion der mitregierenden SPD das OAZ als bewährte Stelle im Kampf gegen politisch motivierte Gewalt lobten, verwies die LINKE auf eine nur geringe Aufklärungsquote speziell bei politisch motivierten Angriffen auf Asylunterkünfte. Das OAZ ist sachsenweit zuständig in allen Fällen politisch motivierter Gewalt. Die Beamten übernehmen zum Beispiel die Ermittlungen zu Angriffen auf Asylbewerberunterkünfte oder zu Bedrohungen von Politikern. Ende Februar war das OAZ mit 117 Stellen besetzt. Von den 330 Fällen voriges Jahr wurden 269 als politisch motivierte Kriminalität eingestuft. Davon waren 208 als rechtsradikal eingestuft worden. Zu linksradikalen Straftaten wurden dagegen lediglich 34 Verfahren geführt. In den vorhergehenden Jahren erreichte das OAZ jeweils höhere Aufklärungsquoten.

Bayerische AfD-Politiker wollen Moscheen verbieten

Ein Papier eines Regionalverbandes der AfD fordert eine Einschränkung der Religionsfreiheit in Deutschland. Diese solle nicht für den Islam gelten, Bau und Betrieb von Moscheen seien zu untersagen. Die Alternative für Deutschland (AfD) positioniert sich weiterhin als islamkritische Partei. "Bau und Betrieb von Moscheen" seien zu untersagen, heißt es in einem aus Niederbayern stammenden neuen 45-seitigen Entwurf zum Grundsatzprogramm, der den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland vorliegt. Ende April will die AfD auf ihrem Parteitag in Stuttgart ihr Grundsatzprogramm diskutieren und verabschieden. Wörtlich heißt es demnach in dem Papier aus Niederbayern: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland." Nach seinen selbst erklärten Inhalten und Zielen sei er verfassungsfeindlich. Moscheen dienten "nicht nur dem gemeinsamen Gebet, sondern auch der Verbreitung der auf die Beseitigung unserer Rechtsordnung gerichteten islamischen Lehre". Der "Vorschlag aus Niederbayern für ein Grundsatzprogramm" trägt den Titel "Mut zur Verantwortung". Für die Religionsfreiheit in Artikel 4 des Grundgesetzes müsse es nach Meinung der Verfasser des Entwurfs Grenzen geben. Ersichtlich hätten die Väter des Grundgesetzes bei dessen Abfassung nicht in Betracht gezogen, "dass in seinen Anwendungsbereich auch Religionen Einzug halten können, die zu Straftaten auffordern ... und die Weltherrschaft zum Ziel haben", zitieren die Zeitungen. Bayerns AfD-Landeschef Petr Bystron distanzierte sich gegenüber den Zeitungen von dem Papier. 

AfD-Wahlkämpfer nach Reizgas-Attacke zu 7.700 Euro Geldstrafe verurteilt

Das Amtsgericht Schwerin verurteilte heute einen AfD-Sympathisanten wegen Gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen zu einer Geldstrafe von 7.700 Euro. Der Richter sah es als erwiesen an, dass der hochrangige Polizist an einem Wahlkampfstand zwei jugendliche Gegendemonstranten gezielt mit Reizgas ins Gesicht gespritzt hatte, nachdem diese Konfetti geworfen hatten. Auch für eine weitere Sprühattacke wurde der 53-Jährige schuldig befunden.

Die großen und kleinen Peinlichkeiten der AfD-Chefin Frauke Petry

AfD-Chefin Petry irritiert mit privaten und politischen Bekenntnissen in Interviews – und isoliert sich damit in der eigenen Partei. Hätten es Petry und ihr Partner Marcus Pretzell nur beim Liebesgeflüster belassen, vielleicht wäre die Unruhe in ihrer Partei jetzt nicht ganz so groß. „Sie hat so etwas dämonenhaft Schönes“, sagt Pretzell über Petry in der aktuellen Ausgabe der „Bunten“. Der AfD-Landeschef in NRW flötet weiter, er finde intelligente Frauen „sexy“. Und Petry sagt im gemeinsamen Interview: „Bei Marcus kann ich mich anlehnen. Das brauche ich auch hin und wieder.“ Man kann das peinlich finden oder nicht, für einen Teil der AfD-Mitglieder ist allein dieser Auftritt des „umstrittenen Powerpaars“ (Bunte) eine Provokation. Die Liaison zwischen der 40-jährigen Petry, die ihren Ehemann vor einigen Monaten verlassen hat, und Pretzell (42) ist für Konservative ein großes Ärgernis, die Partei hält offiziell das traditionelle Familienbild ganz hoch. Der eher gemäßigte Flügel sieht die Beziehung indes als politisches Risiko: Petrys Partner gilt als maßgeblich verantwortlich für den Rechtsruck der AfD.

AfD mit Sympathien für Pegida

Die gewählten AfD-Vertreter in Frankfurt wollen nicht mit der Frankfurter Rundschau sprechen – eine Spurensuche der Redaktion in ihren Social-Media-Profilen offenbart Sympathien für Pegida und die "Identitäre Bewegung".

http://www.fr-online.de/frankfurt/afd-frankfurt-afd-mit-sympathien-fuer-pegida,1472798,34017296.html
 

Politologe Heinrich Oberreuter: „Hochzeit der Volksparteien ist vorbei“

Der Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter spricht im GA-Interview über die Wahlerfolgeder AfD, Versäumnisse der etablierten Parteien und die Zukunft von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ist das deutsche Parteiensystem dauerhaft ins Wanken geraten? Heinrich Oberreuter: Das deutsche Parteiensystem wankt oder verändert sich schon seit geraumer Zeit. Die Hochzeit der Volksparteien ist vorbei. Die Wählerschaft ist individualisiert, die Interessen sind pluralisiert. Parteien können aus dem Stand heraus auftauchen – wie die Piraten- und auch wieder verschwinden. Oder auftauchen wie die AfD, und wir wissen nicht, ob sie wieder verschwinden wird.

AfD-Erfolg bei Wahlen: Gefährdet Dummheit die Demokratie? Von wegen!

Wie ist der Erfolg der AfD zu erklären? Eine sogenannte "Bequemlichkeitsverblödung" der Bürger bringe die Demokratie in Gefahr, warnen Politologen. Eine falsche These, sagt Demokratieforscher Markus Linden. Auch er sieht die deutsche Demokratie in der Krise – aber die Schuld nicht bei den Bürgern.

Halbnackt und offenherzig: Origineller Protest gegen „Die Rechte“ in Weimar

Dass der immerwährende Schlagabtausch zwischen Rechts und Links am Samstag auf sonderbare Weise durchbrochen wurde, lag einem jungen Mann: Mit freiem Oberkörper suchte er das Gespräch mit den Rechtsradikalen.

Pogida versucht’s wieder - am 07. April

Pogida hat für den 7. April 2016 einen sogenannten „Abendspaziergang“ angemeldet. Treffpunkt der Asylpolitikkritiker soll erneut der Potsdamer Hauptbahnhof sein. Zwei Gegendemonstrationen wurden bereits angemeldet. Fraglich nur, wo sie dieses Mal stehen werden.

Attacken auf Journalisten: "Wir prügeln uns nicht mit Pegida"

Pegida führt einen "geistigen Bürgerkrieg" gegen Medien, sagt MDR-Chefredakteur Stefan Raue STANDARD: Wie oft und seit wann hören Sie das Wort "Lügenpresse" oder "Systempresse"? Raue: Das geht jetzt schon zwei Jahre. Laut geworden ist es mit den Anfängen von Pegida. Man darf nicht vergessen, dass Pegida in Dresden nicht erst seit der Flüchtlingskrise marschiert, sondern schon früher damit angefangen hat.

Facebook-Hetze: Angeklagter akzeptiert Geldstrafe

Im jüngsten Prozess um Hetze gegen Muslime im Internet vor dem Amtsgericht Chemnitz hat der Angeklagte die gegen ihn ausgesprochene Geldstrafe nun doch akzeptiert. Wie eine Justizsprecherin auf Anfrage von "Freie Presse" mitteilte, hat der Verteidiger des 40-jährigen Chemnitzers seinen Einspruch gegen einen wegen Volksverhetzung verhängten Strafbefehl zurückgenommen. Damit muss der Mann 1800Euro Strafe zahlen. Unter falschem Namen hatte er laut Staatsanwaltschaft im Herbst vergangenen Jahres in einem Kommentar auf der Facebook-Seite des Chemnitzer Pegida-Ablegers unter anderem dazu aufgerufen, Anhänger des Islam aus dem Land zu jagen. In der Gerichtsverhandlung wollte sich der Handwerksmeister nicht näher zu den Vorwürfen äußern. Sein Anwalt deutete jedoch an, der Kommentar sei nicht gegen alle Muslime gerichtet gewesen, sondern in erster Linie gegen Salafisten, Vertreter einer besonders radikalen Glaubensrichtung. Im übrigen bestehe technisch die Möglichkeit, dass das Benutzerprofil seines Mandanten ohne dessen Wissen von Fremden manipuliert worden sei. Daraufhin wurde sein Computer beschlagnahmt.

Volksverhetzung: 53-Jährige aus Krostitz soll 2250 Euro zahlen

Wegen eines herabwürdigenden Facebook-Kommentars muss eine 53-Jährige eine Geldstrafe in Höhe von 2250 Euro zahlen. Das Eilenburger Amtsgericht sieht den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt. Die Krostitzerin hatte den Beitrag Ende Juli auf der Facebook-Seite der Pegida Nordrhein-Westfalen abgesetzt. Die islamkritische Organisation hatte damals einen Beitrag des Bayrischen Rundfunks gepostet: 100 Flüchtlinge waren von Schleusern auf der Autobahn bei Deggendorf ausgesetzt worden. Das wurde vielfach kommentiert. So schrieb die Krostitzerin darunter: „Ab ins Tierheim. Und wenn sie keiner abholt, einschl...“ Das stellt Flüchtlinge als minderwertig dar, begründete die Staatsanwältin die Anklage wegen Volksverhetzung. Der Tatbestand werde unter anderem damit erfüllt, dass Menschen böswillig verächtlich gemacht werden. Der Kommentar sei geeignet, den öffentlichen Frieden zu stören. Die Sätze standen bis zum 5. August auf Facebook. Damit waren sie von einem zahlenmäßig großen Publikum einsehbar. Sie könne noch gar nicht fassen, dass sie hier sitze, sagte dagegen die Angeklagte. Und angeblich habe sie erst jetzt erfahren, welchen Text genau sie verfasst haben soll.

Hate Speech: Bundesregierung plant kein Vorgehen gegen Anonymität und Pseudonymität 

Die kleine Anfrage der Grünen zu Hate Speech ist nun öffentlich verfügbar. Aus der umfangreichen Anfrage (PDF) geht hervor, dass die Bundesregierung zwar Hate Speech als Problem ansieht, aber selbst für ihre eigenen Social-Media-Präsenzen keine eindeutige und einheitliche Strategie verfolgt. Trotz Gesprächen mit Facebook weiß die Bundesregierung nach eigener Aussage immer noch nicht, wieviele Mitarbeiter der Konzern zur Moderation von Hate Speech eingestellt habe. Immerhin plant die Bundesregierung keine Einschränkung von Anonymität oder Pseudonymität im Netz. Dies war aus Aussagen von Vertretern der Regierungskoalition immer wieder herauszulesen gewesen.

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Presseschau ... 31.03.2016

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+++ Bremen: Fahrgast pöbelt türkische Frau an +++ Sebnitz (Sachsen): Steinwürfe auf Flüchtlingshaus +++ Schongau in Oberbayern: Brutaler Raubüberfall auf Asylbewerber +++ Berlin: Zweimal in einer Woche rassistisch angegriffen

 

Bremen: Fahrgast pöbelt türkische Frau an

In einer Bremer Straßenbahn wird eine junge türkische Mutter von einem Fahrgast mit ausländerfeindlichen Sprüchen beschimpft. Er sagte zu der Mutter, sie solle gefälligst deutsch mit ihrem Kind reden. Eine ganze Reihe ausländerfeindliche Beleidigungen und wüste Beschimpfungen sind gefolgt. In ihrer Not ruft sie noch aus der Straßenbahn die Polizei an, erhält von dort aber keine Hilfe. Eine Polizistin in der Einsatzzentrale hat sich die Vorgänge schildern lassen, die Lage aber nicht als so dramatisch eingeschätzt, um einen Streifenwagen loszuschicken – wohl auch, weil die Studentin den Rat der Polizistin, sich mit ihrem Kind in der Straßenbahn doch einfach von dem Mann zu entfernen, vehement zurückgewiesen hat.

 

Sebnitz (Sachsen): Steinwürfe auf Flüchtlingshaus

Zweimal hatten es Angreifer am Wochenende auf ein Haus in Sebnitz abgesehen, in dem Asylbewerber untergebracht sind. Beide Male waren Kinder vom Steinwurf betroffen. Im ersten Fall durchschlugen die Wurfgeschosse das Fenster eines Zimmers, in dem ein vierjähriges Kind schlief. Die Scherben und ein Stein landeten auf dessen Bett. Im zweiten Fall wurde ein 15-Jähriger am Kopf getroffen. Laut Polizeiangaben blieben beide körperlich unverletzt. Die Ermittler gehen von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus.

 

Schongau in Oberbayern: Brutaler Raubüberfall auf Asylbewerber

Erst angepöbelt, dann traktiert, mit spitzem Gegenstand erheblich verletzt und schließlich beklaut: Am späten Montagabend wurde ein 31-jähriger Asylbewerber in Schongau brutal überfallen. Drei Männer forderten sein Smartphone. Als dieser die Herausgabe verweigerte, traktierten sie das Opfer mit einem spitzen Gegenstand und fügten ihm mehrere Schnittverletzungen im Bereich des Oberkörpers zu. Doch nicht genug: Die Täter rissen dem Verletzten auch noch die komplette Oberbekleidung – Jacke, T-Shirt und Unterhemd – vom Leib. Erst dann ließen sie von ihm ab, ergriffen zu Fuß die Flucht. Mit dabei: Die Jacke des Opfers, in der sich ein kleiner Bargeldbetrag befand.
Während die Täter das Weite suchten, war das Opfer erheblich verletzt, schaffte es aber aus eigener Kraft, den Tatort zu verlassen und sich nach Hause zu retten. Von dort, einer Gemeinschaftsunterkunft in Schongau, verständigte der 31-Jährige den Rettungsdienst, der ihn zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus brachte.

 

Berlin: Zweimal in einer Woche rassistisch angegriffen

Gleich zweimal in einer Woche wurde in Steglitz ein 34-jähriger Türke von einem Rassisten angegangen. Der erste Übergriff ereignete sich vor einer Woche am Mittwoch, den 23. März. Das Opfer war gegen 7.30 Uhr unterwegs, als ein Unbekannter einen Streit vom Zaun brach. Es soll darum gegangen sein, dass der Unbekannte sich falsch angeschaut gefühlt habe. Daraufhin beleidigte dieser den 34-Jährigen rassistisch und verschwand. Das Opfer zeigte die Tat an. Eine Woche späer hielt der selbe Unbekannte mit dem Rad neben ihm an und schlug dem Opfer mit einem Fahrradschloss ins Gesicht. Der 34-Jährige konnte dem Täter das Schloss zwar noch entreißen, der jedoch flüchtete in unbekannte Richtung.

 

Einschüchterung und Provokation – „Der III. Weg“-Wahlkampf in der Pfalz

An den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz nahm zum ersten Mal die Neonazi-Partei „Der III. Weg“ teil. Nachdem das Endergebnis der Wahlen bekannt gegeben wurde, sprach „Der III. Weg“ auf seiner Homepage von Fehlern, die zu analysieren seien. Betrachtet man die Ergebnisse im Detail , wirken die Resultate von „Der III. Weg“ tatsächlich erbärmlich. So gaben beispielsweise in der Verbandsgemeinde Limburgerhof, wo die Partei im vergangenen Jahr mehrere Kundgebungen und Infostände durchführte, gerade mal 16 von über 9.000 Wahlberechtigten dem „III. Weg“ ihre Stimme.
Das schlechte Ergebnis soll aber nicht dazu führen die junge Partei zu unterschätzen.  Die Partei selbst gab an, in Rheinland-Pfalz 100.000 Flyer verteilt und 10.000 Plakate aufgehängt zu haben. Auch lokale Antifaschisten sprechen von einer „fast flächendeckende Plakatierung“. Ihr Wahlkampf war von rassistischer Stimmungsmache, Einschüchterungen und Gewalt geprägt.

http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2016/03/30/einschuchterung-und-provokation-der-iii-weg-wahlkampf-in-der-pfalz_21443

 

Was will die AfD (1)– Parteiprogramm mit auffälliger Nähe zur NPD

Der "offizielle" Programmentwurf der AfD weist eine auffällige Nähe zur NPD auf. Er markiert den Versuch, alten völkischen Nationalismus, den auch die NPD vertritt, mit einem Neoliberalismus zu verbinden. Am nun offiziell veröffentlichten Programmentwurf der AfD fällt auf, dass sich viele der Programmpunkte von der Erhaltung der deutschen Kultur und der deutschen Sprache, über den Nationalstaat und die Ablehnung des Euro und der EU, die Fixierung auf Sicherheit und die Wiedereinführung der Wehrpflicht bis hin zur Abwehr der Migranten, die Konzentration auf die Familie, das Hadern mit dem "Schuldkult" der Nazi-Vergangenheit oder der Forderung nach mehr direkter Demokratie mit dem Programm der NPD überschneiden.

Die NPD ist lediglich in machen Formulierungen schärfer und setzt stärker auf nationale Wirtschaft und den Sozialstaat, wenn auch nur für Deutsche. Die Fixierung auf demografische Faktoren ist beiden gemeinsam, wenn die traditionelle Familie zur Reproduktionsmaschine gestaltet werden soll, um die bedrohliche "Masseneinwanderung" abzuwehren. AfD und NPD unterscheiden sich vor allem in der Finanz- und Sozialpolitik, die für die NPD nach der "nationalen Solidarität" auch mit Blick auf Umverteilung gestaltet werden sollen, aber auch in der Energiepolitik. Für die AfD gibt es keine Klimaerwärmung, sie lehnt die Energiewende ebenso wie das EEG rundum ab. Für die NPD wird hingegen die Förderung Erneuerbaren Energien positiv gesehen, weil sie die Autarkie stärken.

 

Was will die AfD (2) – Kunst soll positiven Bezug zur Heimat fördern

Die sächsische AfD möchte, dass Kunst einen „positiven Bezug zur Heimat“ schafft. Das ist ganz schön rechtsextrem, wenn man genau hinguckt. In Artikel 2.8.2 des vorläufigen Wahlprogramms der AfD Sachsen-Anhalts von 2016 heißt es: „Museen, Orchester und Theater sind in der Pflicht, einen positiven Bezug zur eigenen Heimat zu fördern. Die Bühnen des Landes Sachsen-Anhalt sollen neben den großen klassischen internationalen Werken stets auch klassische deutsche Stücke spielen und sie so inszenieren, dass sie zur Identifikation mit unserem Land anregen.“ Das ist ein sehr zweifelhaftes Verständnis von Kunst, denn sie soll quasi den Zwecken der Politik und des Vaterlandes unterstehen.

 

Was will die AfD (3) – Den Nationalsozialismus relativieren

Für Empörung sorgt die Absicht der Partei, die Erinnerungskultur zu verändern, weil das bisherige Gedenken zu „einseitig“ auf die Nazi-Zeit ausgerichtet sei. In einem Unterkapitel zu den Themen „Kultur, Sprache und Identität“ heißt es dazu in dem Leitantrag der Parteispitze wörtlich: „Die aktuelle Verengung der deutschen Erinnerungskultur auf die Zeit des Nationalsozialismus ist zugunsten einer erweiterten Geschichtsbetrachtung aufzubrechen, die auch die positiven, identitätsstiftenden Aspekte deutscher Geschichte mit umfasst.“ Politiker von Union, SPD und FDP werten das Ansinnen der AfD als Versuch, die deutsche Geschichte umzudeuten oder zu relativieren.
Der Co-Bundesvorsitzende der AfD, Jörg Meuthen, sieht hingegen „wirklich nichts Verwerfliches“ darin, die deutsche Erinnerungskultur „auch auf die nicht wenigen positiven und identitätsstiftenden Phasen deutscher Geschichte (…) auszuweiten“. Das Ziel sei, so Meuthen, zu einer „differenzierteren und umfassenderen Betrachtung unserer eigenen Geschichte“ zu gelangen, „die ihre großen Leistungen aus anderen Zeiten ebenso beleuchtet wie ihre unvorstellbar grauenhaften Taten in Zeiten des Nationalsozialismus“.

 

„Weisse Wölfe Terrorcrew“: Gericht verurteilt Rechtsradikalen zu Geldstrafe

Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat das Hamburger Landgericht Sandy L., 35, den Hauptangeklagten der rechtsextremen "Weiße Wölfe Terrorcrew" wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz verurteilt. Sandy L. wurde wegen Tragens eines rechtsradikalen T-Shirts bei einer Versammlung im Lokal "Marmstorfer Tenne" am Mittwoch zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen von jeweils 8 Euro verurteilt. Damit verwarf das Gericht die Berufung des Angeklagten, der ein kleines Tattoo-Studio betreibt. Er hatte im Juli 2014 mit 15 weiteren Mitgliedern der "Weiße Wölfe Terrorcrew" auf einer Geburtstagsfeier im Lokal "Marmstorfer Tenne" in Harburg ein schwarzes T-Shirt mit der altdeutschen Aufschrift "Weiße Wölfe Terrorcrew" auf rotem Grund und einem symbolisierten Schlagring getragen – offensichtlich, um damit Angst und Schrecken zu verbreiten.

 

Der S-Bahn-Pinkler: Justiz kann Strafbefehl an Berliner Neonazi nicht zustellen

Das Amtsgericht Prenzlau versucht seit sechs Monaten erfolglos, dem Berliner Robert S. einen Strafbefehl zuzustellen. Dabei muss der sich regelmäßig bei der Berliner Polizei melden - denn er gehört offenbar zu den betrunkenen Neonazis, von denen einer in der S-Bahn auf zwei Kinder uriniert hatte.
Das Amtsgericht Prenzlau sucht Robert S. - beziehungsweise seine Adresse. Das Gericht will ihm einen Strafbefehl zustellen. Denn im September 2014, kurz vor den Brandenburger Landtagswahlen, werden in Templin Wahlplakate verbrannt. Als Täter wird Robert S. ermittelt. Derselbe Robert S. hat sich auch in Berlin mutmaßlich strafbar gemacht. Im vergangenen Sommer pöbeln betrunkene Neonazis in der S-Bahn eine Frau und ihre Kinder an, weil sie nicht deutsch aussähen. Sie beschimpfen die Familie als "Asylantenpack". "Als Allerschlimmstes hat dann einer tatsächlich auch noch die Kinder angepinkelt, und die beiden haben sich - betrunken wie sie da waren - als Herrenrasse bezeichnet", so der Pressesprecher der Berliner Polizei, Thomas Neuendorf.
Etwa zur gleichen Zeit verschickt das Amtsgericht Prenzlau einen Strafbefehl wegen des Abbrennens von Wahlplakaten. Der Brief kommt zurück, denn die Adresse stimmt nicht. Das Amtsgericht erfragt daraufhin in Berlin die aktuelle Adresse und schickt den Strafbefehl erneut los – abermals ohne Erfolg. So geht das inzwischen seit sechs Monaten. Unterdessen lebt der Neonazi weiterhin unbehelligt in Berlin.

 

14 Monate Haft für Flaschenwerfer von „Hogesa“-Demo

„Auf geht’s nach Köln, Salafistenpack jagen voll motiviert.“ So schrieb Karsten G., der ein Foto von sich mit roter Sturmhaube dazustellte, auf seiner Facebook-Seite, bevor er sich am 28. Oktober 2014 auf den Weg nach Köln machte, zur Demonstration der „Hooligans gegen Salafisten“ (Hogesa). Die artete in einen Großkrawall aus. Am Mittwoch hat das Amtsgericht den 29-Jährigen, der sich voll geständig zeigte und wegen anderer Delikte bereits im Gefängnis sitzt, zu 14 Monaten Haft verurteilt, wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung, Widerstands und Landfriedensbruchs. Es war nicht schwer gewesen, Karsten G. auf die Spur zu kommen – schon deshalb, weil er nach dem Krawall dem Fernsehsender n-tv großspurig „ein Statement gegeben“ hatte, wie er es vor Gericht nannte.

 

Freitaler vor Gericht: Hitlergruß oder einfach nur Hallo?

Der Freitaler Thomas I. soll im April 2015 auf einer Demonstration in Freital einen Hitlergruß gezeigt haben. Außerdem wurde er im September mit einem „Bossmodus“-T-Shirt erwischt – das „ss“ war eine Doppelsiegrune. Nun steht er vor Gericht – der Oberhermsdorfer ist vorbestraft und auf Bewährung. Im Falle einer Verurteilung droht Thomas I. Gefängnis.
„Ich kam an dem Abend von Arbeit und war mit meinen Kumpels im Jux etwas trinken“, sagt der Angeklagte. Seit 18 Uhr haben sie zusammen vor der Kneipe gesessen. Irgendwann sei der Demonstrationszug die Dresdner Straße entlang gekommen. Im vergangenen Frühjahr hat die sogenannte „Bürgerinitiative Freital“ regelmäßig am Freitagabend gegen die Unterbringung von Asylbewerbern in der Stadt demonstriert. „Ich habe meinen Bruder gegrüßt“, sagt der gebürtige Freitaler vor Gericht. Der sei in der Demo mitgelaufen. Er habe nur „normal“ den Arm gehoben, nicht ausgestreckt. „Ich habe keinen Hitlergruß gezeigt“, sagt er. Die Leute, die mit am Tisch saßen, könnten das bezeugen. Auch sein Bruder bestätigt das vor Gericht. „Ist Ihnen bekannt, dass ihr Bruder ein Nazi ist?“, fragt I.s Verteidiger. „Nein.“ Der Prozess wird fortgesetzt.

 

Rentner ruft NS-Parole, bleibt aber ohne Strafe

Seit vierzig Jahren engagiert sich der Rentner Michael P. gegen Neonazis und im Kampf gegen Unterdrückung. Noch nie hat er sich etwas zu Schulden kommen lassen. Doch dann das: Er bekommt einen Strafbefehl des Amtsgerichts München. Darin wurde dem 63-Jährigen Volksverhetzung vorgeworfen. "Deutsche, wehrt euch, kauft nicht bei Juden" hatte er am 23. März 2013 in der Fußgängerzone gerufen. Michael P. hat dies nie abgestritten. Mit der Parole habe er aber nicht zum Hass gegen Juden aufrufen wollen. Vielmehr habe er eine Parallele zwischen den Äußerungen des Bundesvorsitzenden der rechtspopulistischen Partei Die Freiheit, Michael Stürzenberger, und Hitlers NSDAP ziehen wollen. Am Mittwoch saß er wegen dieser Äußerung nun schon zum dritten Mal auf der Anklagebank.
In erster Instanz wurde Michael P. verurteilt. Daraufhin ging er in die Berufung. Und siehe da, das Landgericht München I sprach ihn frei. Aber die Staatsanwaltschaft ließ nicht locker und ging in Berufung. Das Amtsgericht München sprach den Rentner nun abermals frei. Objektiv, so der Vorsitzende, sei der Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt. Aber dem Angeklagten sei nicht zu widerlegen, dass er eine Parallele zwischen Stürzenberger und der NSDAP habe ziehen wollen. Straflos sei die NS-Floskel, weil sie als Satire gemeint sei.

 

Anschlag auf Flüchtlingsheim in Altenburg - Anklage gegen zwei Männer erhoben

Nach dem Brandanschlag auf eine Unterkunft von Asylbewerbern Anfang Dezember in Altenburg (Thüringen) hat die Staatsanwaltschaft Gera Anklage gegen zwei Männer erhoben. Sie sollen der rechtsextremen Szene angehören. Damals waren sieben Menschen verletzt worden, darunter ein erst wenige Monate altes Baby. Die Männer aus Altenburg (30 Jahre) und dem sächsischen Borna (29 Jahre) sollen der rechtsextremen Szene angehören und seien einschlägig vorbestraft, teilte Staatsanwalt Jens Wörmann am Mittwoch auf Anfrage mit. Ihnen wird versuchte schwere Brandstiftung sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Zudem soll ihnen noch Sachbeschädigung, Bedrohung und das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vorgeworfen werden.

http://www.otz.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Anschlag-auf-Fluechtlingsheim-in-Altenburg-Anklage-gegen-zwei-Maenner-erhoben-1452067250

 

Reichsbürgerin stiehlt Gerichtsakte und flüchtet

Während eines Prozesstermins vor dem Amtsgericht Kaufbeuren sorgten sogenannte Reichsbürger für Chaos. Die angeklagte Reichsbürgerin Manuela H. stahl im Getümmel die Gerichtsakte zu ihrem Verfahren und flüchtete. Sie wurde dabei von einem Pulk gleichgesinnter Verschwörungsgläubiger unterstützt und machte sich davon. Ein Eingreifen war dem Gericht nicht möglich. Die mehrfach vorbestrafte wurde dann in Abwesenheit zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.
Während der Gerichtsverhandlung in Kaufbeuren erklärte sich ein Zuschauer kurzerhand selbst zum „Richter“ und bedrohte den Staatsanwalt. Daraufhin ließ er sich von der Angeklagten die Gerichtsakte zuwerfen, um diese zu „Beschlagnahmen“. Nach einigen Minuten tumultartiger Szenen verließen die bis zu 20 Anwesenden, die teilweise dem „One People Publics Trust“ (OPPT) und dem Umfeld der rechten und verschwörungsideologischen „Kemptener Friedensmahnwache“ zugerechnet werden, samt Akte und Angeklagter das Gebäude, ohne von der inzwischen zugezogenen Justizwachtmeisterei mit Polizeiverstärkung durchsucht oder identifiziert werden zu können.

 

Nach Neonazi-Vorwurf: Firma geht juristisch gegen Weimars Grüne vor

Eine Thüringer Sicherheitsfirma geht juristisch gegen Weimars Bündnisgrüne vor: Die Firma will am Erfurter Landgericht eine einstweilige Verfügung gegen den Kreisverband erwirken. Es geht unter anderem um den Vorwurf, das Unternehmen beschäftige Neonazis und sei für die AfD bei deren Aufzug am 21. Januar in Jena tätig gewesen. Dagegen steht die eidesstattliche Versicherung des Geschäftsführers. Die Bündnisgrünen hatten im Februar die Stadt Weimar für ihr „unsensibles Vorgehen“ kritisiert . Sie habe ein Unternehmen mit der Bewachung des Weihnachtsmarktes betraut, das Neonazis beschäftige. So meldeten Internetportale unter anderem, dass der Neonazi Michel Fischer aus Tannroda zum Sicherheitspersonal beim Schlossgrabenfest in Darmstadt gehörte. Fischer gilt als umtriebiger Neonazi in der Region und war erst am Samstag (26. März 2016) wieder in Weimar aktiv.

http://www.tlz.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Nach-Neonazi-Vorwurf-Firma-geht-juristisch-gegen-Weimars-Gruene-vor-1435452648

 

Wut, Angst und Hass – wo der Anstieg rechter Gewalt herkommt

„Die Einstellung war schon immer vorhanden, jetzt kommt sie, verstärkt durch Wut, Angst und Hass, heraus und wird sichtbar.“ Für den Marburger Rechtsextremismusexperten Benno Hafeneger ist der Anstieg der ausländerfeindlichen und rechtsextremen Straftaten in Hessen keine Überraschung. „Das sind nicht nur bekannte Neonazis, sondern Wutbürger aus der Mitte der Gesellschaft“, erklärt der Professor und fügt an: „Durch die Flüchtlingskrise und die AfD-Wahlerfolge werden diese Leute mobilisiert. Jetzt trauen sie sich, aktiv zu werden.“

 

Wien: Flüchtlinge wollten Blut spenden und wurden abgewiesen

Die Enttäuschung war groß. Über das Osterwochenende kamin einem Wiener Flüchtlingsheim die Idee auf, aus Solidarität mit den Terroropfern in Brüssel Blut zu spenden. Arach Rahimi, ein 21-jähriger Flüchtling aus Kabul, der seit fünf Monaten hier untergebracht ist, hatte im Radio gehört, dass in Brüssel die Blutkonserven knapp würden und dass es einen Appell an die Bevölkerung gebe, Blut zu spenden. Gemeinsam mit Shafik Islami, einem anderen Flüchtling aus Kabul, ergriff er die Initiative: "Wir wollen helfen", sagt Islami, "wir haben nichts, was wir spenden können, aber wir haben unser Blut." Man wolle Verbundenheit mit der Bevölkerung in Belgien ausdrücken und gemeinsam als Muslime die terroristischen Anschläge in Brüssel verurteilen. Am ersten Abend schlossen sich 30 Flüchtlinge spontan der Aktion an, schlussendlich sollten es mehr als hundert sein.
Am Dienstag nach Ostern kam dann die Nachricht von der Blutspendezentrale des Roten Kreuzes, dass man das Blut der Flüchtlinge nicht annehmen könne. Mehrere Gründe sind dafür ausschlaggebend, erläutert Ursula Kreil, die Leiterin der Abnahme in der Blutspendezentrale. Flüchtlinge seien nicht prinzipiell vom Blutspenden ausgeschlossen, es gelten allerdings strikte Vorgaben wie gute Deutschkenntnisse, die für das Anamnesegespräch mit dem Arzt notwendig seien, das Vorliegen eines positiven Aufenthaltsbescheids, und schließlich seien die Herkunftsländer zu berücksichtigen. Bei einer erhöhten Malariaverbreitung sei eine Blutspende ausgeschlossen, und das gelte etwa für Afghanistan.

 

Gemeinde in Niedersachsen: „Wir haben kein Rechtsextremismus-Problem“

Ein Beitrag auf der Facebookseite „Bruchhausen-Vilsen. Früher und heute“ sorgte am Ostermontag für Erstaunen in der niedersächsischen Gemeinde. Dort stand: „Am 10. Dezember 2015 gab es einen Angriff auf ein von Flüchtlingen bewohntes Haus in Bruchhausen-Vilsen. Die Polizei ermittelt wegen ,politisch motivierter Kriminalität – rechts‘.“ Der Pressesprecher der Polizeidirektion Diepholz erklärte, es habe sich lediglich um einen Einbruch mit Vandalismus gehandelt. Er betonte, dass der Landkreis Diepholz kein Rechtsextremismus-Problem habe.
Interessant ist die Erklärung, die die Kreiszeitung für die mutmaßliche Falschmeldung findet: Beim Ersteller der Nachricht handele es sich „augenscheinlich um einen Anhänger der Antifa“.

 

"Lieber Uropa, wann hast du gemerkt, dass etwas in deinem Land schief läuft?"

„Lieber Uropa Max!

Du bist jetzt seit gut 60 Jahren tot. Ich kenne dich nur aus den Erzählungen und den aufbewahrten Briefen, die du an deinen Sohn, meinen Opa, nach dem Krieg geschrieben hast. Ein Krieg, den du als Jude mitten in Berlin überlebt hast. Wie du das genau gemacht hast, weiß heute keiner mehr. Du hast dich im Keller versteckt, sagt Oma. Oder du bist für ein paar Tage im Grunewald verschwunden. Dein bester Freund war Mitglied bei der SS und hat dich vor Razzien gewarnt, damit du abhauen konntest. Er war dein Retter.
Ich frage mich, was du wohl sagen würdest, wenn du miterleben würdest, was gerade in Deutschland passiert. Wie du auf brennende Flüchtlingsheime reagieren würdest. Und auf grölende Menschen mit Hass in den Augen. Wir hatten das schon mal, in den Neunzigerjahren. Hoyerswerda, Flüchtlingsunterkünfte standen in Flammen und hasserfüllte Parolen hingen wie Giftgas in der Luft.“

 

Das sagt die Angst vor dem "ausländischen Sextäter"über das Frauenbild der Deutschen aus

Der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer spricht inzwischen von 73 Beschuldigten, bei denen es sich "weit überwiegend“ um Asylbewerber, Asylsuchende oder Menschen handele, die sich illegal in Deutschland aufgehalten hätten. Allerdings geht es bei diesen Fällen um Diebstähle. Mitte Februar saß nur ein Beschuldigter wegen des Verdachts auf ein Sexualdelikt in Untersuchungshaft. Das ist aber ganz egal: Für rechtspopulistische Parteien kommt es beim Bild des ausländischen Sexualstraftäters nicht auf Tatsachen an. Sie setzen stattdessen auf Emotionen, die sicherlich bei den meisten Menschen wach werden, wenn sie an die Bilder hunderter Männer vor dem Kölner Hauptbahnhof denken, die Frauen umzingelt, bestohlen und sexuell bedrängt haben sollen. Wie genau diese Gefühle von Parteien wie der AfD oder der schweizerischen SVP genutzt werden, um Wählerstimmen zu fangen, hat Marc Helbling, Politikwissenschaftler im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, nun in einer Studie untersucht.

 

Özcan Mutlu: Ein Politiker bekommt Morddrohungen – und es passiert nichts

Seit Jahren bekommt der türkischstämmige Politiker Özcan Mutlu rassistische Hassbriefe, jetzt hat er eine Morddrohung erhalten. Im Interview berichtet er, warum er nicht daran glaubt, dass die Justiz daran etwas ändern kann.

Herr Mutlu, Sie bekommen regelmäßig Hassbotschaften.

Ja, seit 16 Jahren, seitdem ich Grünen-Abgeordneter bin. Pro Tag sind es momentan zwischen fünf und zehn Hassnachrichten.

Wie erreichen Sie die Nachrichten?

Per Post, Twitter, Facebook und Mail. Früher habe ich die Nachrichten anonym bekommen, in einem Briefumschlag, ohne Namen oder mit Pseudonym. Seit einigen Jahren jedoch hat sich die Qualität der Drohpost maßgeblich geändert.

Inwiefern?

Die Absender verheimlichen ihre Identität nicht mehr, sondern schreiben mir mit ihrem vollständigen Namen. Sie haben einfach keine Scheu, sich zu ihrem Hass zu bekennen.

Wie erklären Sie sich diesen Wandel – von der Anonymität hin zur öffentlichen Bekenntnis?

Die Hemmschwelle ist gesunken. Die Pegida-Bewegung zum Beispiel gibt Rechtsradikalen das Gefühl von Macht, von Mehrheit. Das hat, glaube ich, alles mit Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ angefangen. Auf Grund der Meinungsfreiheit denken viele, das Recht zu haben, einen türkischstämmigen Politiker als „Kanaken“ oder „Kümmeltürken“ zu beschimpfen.

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01.04.2016 ... Presseschau

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Wittenberge: Hakenkreuz an einem Asylbewerberheim +++ Attacke auf Haus in Greppin: Polizei prüft Fall auf Volksverhetzung  +++ Sachsen-Anhalt: 71 Angriffe auf Asylunterkünfte +++ Neonazis verschicken in Olpe Gutscheine für Ausreise nach Afrika.
 

Wittenberge: Hakenkreuz an einem Asylbewerberheim

An einer Unterkunft für Asylbewerber in Wittenberge sind Donnerstagmorgen rechtsextreme Schmierereien entdeckt worden. Unbekannte hatten mit roter Farbe einen Schriftzug und ein Hakenkreuz aufgesprüht. Es wurde eine Strafanzeige wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen aufgenommen.

Attacke auf Haus in Greppin: Polizei prüft Fall auf Volksverhetzung

Die Anhalt-Bitterfelder Polizei prüft nach einer Attacke auf ein mit Flüchtlingsfamilien bewohntes Haus in Greppin, ob auch ein Fall der Volksverhetzung vorliegt. Das bestätigte ein Sprecher des Polizeireviers auf MZ-Anfrage. Bei dem bereits Anfang Februar gemeldeten Geschehen hätten mehrere Personen nachts zwischen 1 Uhr und 1.38 Uhr versucht, in das Gebäude einzudringen. Dies sei allerdings misslungen. „Im Weiteren wurden Steine gegen die Hauswand und ein Fenster geworfen“, schildert der Polizeisprecher. Am nächsten Morgen entdeckten die Ordnungshüter dann mehrere Graffiti-Parolen an der Hauswand: Dreimal prangte mit mehreren Ausrufezeichen der Schriftzug „Not Welcome“ (Nicht Willkommen) an der Fassade. Außerdem war ein einschlägiges Schimpfwort gesprüht, der Spruch "Deutsch bleibet Deutsch" und ein Keltenkreuz.

Sachsen-Anhalt: 71 Angriffe auf Asylunterkünfte

Rechtsextreme Straftaten sind im vergangenen Jahr um knapp 39 Prozent angestiegen. In der Nacht zum 4. April vergangenen Jahres lodern in einem Wohnhaus in Tröglitz (Burgenlandkreis) die Flammen aus dem Dachstuhl. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen besonders schwerer Brandstiftung. Das Haus war als Asylunterkunft geplant und ist bis heute unbewohnbar. 24 Asylsuchende leben inzwischen in Privatunterkünften im Ort. Sirko Eckert, Referent im Innenministerium für Kriminalitätsbekämpfung: „Das Landeskriminalamt untersucht noch letzte Spuren, aber es sieht so aus, dass die Ermittlungen ohne Erfolg eingestellt werden.“ Es ist der bisher folgenschwerste von 71 Angriffen auf Asylunterkünfte im vergangenen Jahr. 2014 waren es acht. Bisher konnten 38 der 71 Delikte geklärt werden. Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) dazu: „Ich finde es beschämend und widerwärtig, wenn Schutz­suchende in unserem Land Opfer von Anfeindungen oder Gewalt werden. Die Polizei wird diese Taten mit aller Konsequenz verfolgen.“ Die Aufklärungsqoute spricht dafür. Jede zweite politisch motivierte Straftat konnte 2015 aufgeklärt werden. So viele wie seit 2007 nicht mehr. Fremdenfeindliche Straftaten haben sich von 255 Taten auf 574 Delikte mehr als verdoppelt, darunter sind 64 Körperverletzungen.

Neonazis verschicken in Olpe Gutscheine für Ausreise nach Afrika

Zurück vom Besuch der KZ-Gedenkstätte in Dachau. Mit dem Austauschschüler seines Sohnes aus Südafrika ist Gregor Kaiser wieder zu Hause in Lennestadt-Oberelspe. In der Post liegt die Karte der rechtsradikalen Partei „Der III.Weg“. Sie schickt „dem Überfremdungsbefürworter“ einen Gutschein für die Ausreise „Richtung Afrika“. Für den Forstwirt und Politiker der Grünen ein Zeichen: „Diese Postkarte bestärkt mich in meinem Weg.“ Der 41-Jährige, Vater von vier Kindern, setzt sich seit Jahren für Toleranz und Humanität ein, bekämpft Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Es tut sich was“. Ein Zusammenschluss von Menschen, die Flüchtlingen helfen und sich verbal gegen die Neonazis stellen. Die rechtsradikalen Grüße an die Privatadresse erschüttern ihn nicht. „Wenn es bei dieser Aktion bleibt, kann ich damit leben. Meine Frau war erschrocken.“ Kaiser vermutet Leute vor Ort, „in Olpe ist der ‘III.Weg’ aktiv“, die Informationen über ihn weiter an die Parteizentrale gegeben haben.

Muslime in Deutschland empört über Moscheeverbots-Debatte in AfD

Der Zentralrat der Muslime hat mit Bestürzung auf Forderungen aus der "Alternative für Deutschland" (AfD) reagiert, den Bau und Betrieb von Moscheen in Deutschland zu untersagen. Der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mazyek, sagte dem Redaktions-Netzwerk Deutschland (Donnerstagsausgaben): "Mit Erschrecken, aber nicht überrascht, stellen wir fest, wie Islamfeindlichkeit in Hass und Verachtung gegen alle Muslime umschlägt und nun auch keinen Halt mehr vor unseren Verfassungsprinzipien macht." Mazyek beklagte, dass sich unter dem Eindruck der jüngsten Terroranschläge immer stärker ein Generalverdacht ausbreite, "der Islamfeindlichkeit als salonfähigen Rassismus" schüre. Der AfD-Bezirksverband Niederbayern hatte zuvor einen Vorschlag für das zu verabschiedende Parteiprogramm vorgelegt, der die Forderung enthält, den "Bau und Betrieb" von Moscheen in Deutschland zu untersagen.

https://de.qantara.de/content/muslime-in-deutschland-empoert-ueber-moscheeverbots-debatte-in-afd
 

Wie nah sind sich NPD und AfD in Thüringen?

KONTRASTE hat den Landesvorsitzenden der NPD in Thüringen, Tobias Kammler, zum Umgang seiner Partei mit der AfD befragt. In dem Interview spricht Kammler über Kontakte und Absprachen mit einzelnen AfD-Vertretern in Thüringen. Björn Höcke, Landesvorsitzender der AfD-Thüringen, stellte auf Anfrage von Kontraste dazu fest: "Generell schließt die AfD eine Zusammenarbeit mit extremistischen Parteien explizit aus. Die NPD ist eine extremistische Partei, daher gab und wird es keine politische Zusammenarbeit geben." Video.

Angriff auf Polizisten in Döbeln kostet 3300 Euro Geldstrafe – NPD-Kader scheitert mit Berufung

Ist ein Neonazi auf einer Demonstration der Rechten auf seinen eigenen Kameraden losgegangen? Könnte sein, meinte der Verteidiger des Mannes. Mit dieser absurd klingenden Theorie wollte der Jurist Zweifel an der Schuld seines Mandanten begründen und im Landgericht Chemnitz einen Freispruch „in dubio pro reo“ herausschinden. Was nicht gelang.

http://www.lvz.de/Region/Doebeln/Angriff-auf-Polizisten-in-Doebeln-kostet-3300-Euro-Geldstrafe-NPD-Kader-scheitert-mit-Berufung
 

Legida und andere rechte Gruppen wollen gegen „imperialistische Kriegstreiber“ demonstrieren

Legida, „Offensive für Deutschland“ und mehrere Gruppierungen aus dem Neonazispektrum suchen offenbar den Schulterschluss: Für kommenden Montagabend mobilisieren sie unter dem Motto „Gemeinsam gegen imperialistische Kriegstreiber“ zu zwei Demonstrationen auf dem Richard-Wagner- und dem Waldplatz. Beide Demos sollen später miteinander verschmelzen. Davon hat Markus Johnke geträumt: Die Akteure der „Widerstandsbewegung“, so die Wortwahl des Ex-Legida-Vorsitzenden in einem Facebookpost von Mitte März, haben ihren „Minimalkonsens“ offenbar gefunden und wollen nun „gemeinsam erstarken“. Johnke hatte damals für die „Merkel muss weg“-Demonstration in Berlin geworben und sich gegen die „allgemeine Distanzeritis“ ausgesprochen. Dies ging unter anderem an die Adresse der Pegida-Führung, die vor einer Teilnahme an der Kundgebung gewarnt hatte. Am Ende erschienen in Berlin etwa 3.000 Menschen aus dem Neonazi-, Hooligan-, Rocker- und Reichsbürgerspektrum. Nun gibt es den großen Schulterschluss offenbar auch in Leipzig – ironischerweise aber erst nach dem vor knapp zwei Wochen verkündeten Abgang von Johnke aus dem Legida-Orgateam. Das Motto des kommenden Demo-Montags hätte dennoch von ihm stammen können: „Gemeinsam gegen imperialistische Kriegstreiber“. Doch nicht nur Legida bewirbt damit seit Donnerstagvormittag die geplante Kundgebung am 4. April, für die laut Ordnungsamt mittlerweile ein neuer Versammlungsleiter benannt wurde. Womöglich handelt es sich dabei um den bislang nicht öffentlich in Erscheinung getretenen Patrick Filz, der laut Impressum nun den Legida-Verein vertritt.

Eilverfahren: Jenaer Sicherheitsfirma zieht Weimarer Grüne vors Gericht

Die Jenaer Firma „VIP Schild Security“ beabsichtigte am Donnestag in einem Eilverfahren, eine einstweilige Verfügung gegen Weimars Bündnisgrüne zu erwirken. Der Vorwurf sei geschäftsschädigend in einer Stadt wie Jena. Doch die Indizien seien durchaus vorhanden, sagte Richter Martin Borowsky am Donnerstag (31. März 2016) und betonte zugleich, sehr viel vom Schutz der Meinungsfreiheit zu halten. Fast politisch deshalb war sein Rat an die Jenaer Firma „VIP Schild Security“ zu verstehen: Sie sollte den Vorwurf, Rechtsradikale zu beschäftigen, dringend und öffentlich und schnell ausräumen. „Sie können sich durch alle Instanzen klagen. Den Stempel kriegen sie sonst nicht weg“, sagt Borowsky.

Rechtsextremismus - ein lästiger Spleen von Randgruppen?

Nach den letzten Landtagswahlen ist es klar: wir haben ein Problem mit parteigewordenem Rechtspopulismus. Der Umgang mit dem Rechtsextremismus vergangener Jahre hat schon gezeigt, wie wenig konfliktfähig die Gesellschaft in Deutschland ist. Statt einer klaren inhaltlichen und auch ordnungspolitischen Auseinandersetzung mit den Feinden der Demokratie, wurde zu lange rumgedruckst, verdrängt, verleugnet, gleichzeitig beschönigt wie verharmlost. Rechtsextremismus galt als ein lästiger Spleen von Randgruppen - natürlich in Äquidistanz zum Linksextremismus - also eher die Pathologie einiger Ausgeflippter als ein gesellschaftspolitisches Symptom für ein weit größeres Problem. Kommentar von Anetta Kahane.

http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/debatte/kommentar/rechtsextremismus-ein-laestiger-spleen-von-randgruppen-2016-03
 

Tillichs großer Horizont für das kleine Sachsen

Die Gewalt in Sachsen gegen Asylsuchende setzt dem sonst verschlossenen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich zu. Als Katholik und Sorbe hat er einen besonderen Blick auf sein Land. Eine Begegnung.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article153865762/Tillichs-grosser-Horizont-fuer-das-kleine-Sachsen.html
 

Versammlungsrecht: Behörde muss neutral bewerten

„Ich persönlich finde es furchtbar, dass braune Kräfte immer wieder aufmarschieren und mit ihren Reden Ängste schüren“, sagt Landrätin Petra Enders. Doch viele Möglichkeiten hat das Landratsamt als Versammlungsbehörde nicht, gegen solche Demonstrationen vorzugehen, sagt sie. „Wir als Landratsamt vollziehen in Sachen Versammlungsrecht bundesdeutsches Recht“, erklärt sie. Da liege die Messlatte sehr hoch, ergänzt Jörg Ludwig, der Chef des Ordnungsamtes. Bei ihm müssen öffentliche Versammlungen wie Kundgebungen angemeldet werden. Rund 50 Anträge dieser Art gehen pro Jahr ein. Genehmigungen erteilt das Landratsamt nicht. Aber: es werde geprüft, inwieweit die öffentliche Ordnung und Sicherheit beeinträchtigt ist, das kann zu Auflagen führen. Üblich sei, dass Ordner gestellt werden müssen oder dass sich Veranstalter und Ordnungsbehörden auf eine bestimmte Route einigen. Inhaltlich bewertet werden dürfe die Veranstaltung indes nicht – es sei denn, es werde ganz offensichtlich gegen Gesetze verstoßen. Genau das führe immer wieder zu Missverständnissen und Kritik, weiß die Landrätin. Denn auch, wenn sie persönlich kaum ertragen könne, was auf manchen Demonstrationen geäußert werde.

http://ilmenau.thueringer-allgemeine.de/web/lokal/politik/detail/-/specific/Behoerde-muss-neutral-bewerten-1949123075
 

Mittelhessen: Verwirrung um syrische Unfallhelfer und verletzten NPD-Funktionär

Unter der Überschrift „Fahrt endet am Baum“ vermeldete die Pressestelle der Polizeidirektion Wetterau, dass ein „29-jähriger Altenstädter“ mit seinem VW zwischen Altenstadt und Düdelsheim aus noch ungeklärter Ursache von der Fahrbahn abgekommen sei. Das Fahrzeug prallte gegen einen Baum, der Fahrer wurde schwer verletzt und dann ins Krankenhaus gebracht. Soweit, so unspektakulär. Doch diese Meldung sollte mit einwöchiger Verspätung weltweite Kreise ziehen. Der Lokalredakteur der Frankfurter Rundschau, Hanning Voigts, hatte mittlerweile für das Unfallgeschehen nicht relevante, in jedem Fall aber interessante, Informationen über das Opfer und die Ersthelfer vor Ort erhalten. Am 21. März erschien in der Rundschau die kurze Meldung „Syrer retten NPD-Politiker“. Was für eine Geschichte! Sie findet viel Verbreitung, weltweit. „Zwei Syrer eilten zum Unfallwagen und befreiten den schwerverletzten Jagsch aus dem Auto, noch bevor Feuerwehr und Rettungsdienst an der Unfallstelle eintrafen“, zitierte der Kreisanzeiger in Nidda den stellvertretenden Büdinger Stadtbrandinspektor Jürgen Kraus. Eine Geschichte, die hier also zu Ende sein könnte, wäre da nicht der Blogger Ramin Peymani. Der recherchierte auf eigene Faust weiter und schrieb am 27. März:  „Und so ist es offenbar abgelaufen: Zum Zeitpunkt des Unfallgeschehens am Morgen des 16. März befuhren auch zwei Busse mit Asylbewerbern der Erstaufnahmeeinrichtung in Büdingen die Bundesstraße 521. Einer der Busfahrer stieg aus, um am verunglückten Fahrzeug zu sehen, was getan werden könne. Er rief seinen Kollegen zu sich, um ihm zu helfen, den verunglückten Fahrer loszuschnallen und aus dem Auto zu befreien. Später stiegen auch einige Asylbewerber aus den Bussen und traten hinzu.“ Wenige Stunden später griff eines der größten islamfeindlichen und rechtspopulistischen Portale Deutschlands, „Political incorrect“, unter der Schlagzeile „Und täglich grüßt die Lügenpresse“ Peymanis Recherche auf, die binnen Stunden 190 mal und nicht minder hämisch kommentiert wurde. Wer aber hat nun wirklich NPD-Mann Jagsch aus seinem Auto gezogen? Das herauszufinden, gestaltet sich weit schwieriger, als zunächst gedacht. Nach vielen Wirren gab es nun die offizielle Auskunft: Es seien ein Busfahrer und ein Flüchtling zusammen gewesen.

Berliner LGBT-Gruppen sagen AfD und NPD den Kampf an

Rund ein Dutzend Organisationen der queeren Community haben eine Kampagne gegen den Einzug rechtspopulistischer und -radikaler Parteien ins Abgeordnetenhaus gestartet. Mit der Kampagne "Arsch hoch" will die Berliner Aids-Hilfe gemeinsam mit einer Reihe von LGBT-Gruppen einem möglichen Einzug homophober rechter Parteien ins Abgeordnetenhaus entgegenwirken. Unter dem Motto "Keine Stimme den Blauen und Braunen" soll insbesondere vor AfD und NPD gewarnt werden. "Wir können und werden nicht schweigen, wenn das Schüren von Ängsten gegen Minderheiten um sich greift und Gewalt gegen Flüchtlinge und Andersdenkende zunimmt", heißt es in dem Aufruf der Aids-Hilfe, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Mit der Aktion wolle man die queere Community aufrütteln und verdeutlichen, dass die errungene Akzeptanz in Berlin kein Selbstläufer sei, erläuterte Aids-Hilfe-Vorstand Ines Lehmann. "Im Falle eines nach rechts abdriftenden Parlamentes sind diese Errungenschaften wieder in Gefahr." Auf ihrer Website warnt die Aids-Hilfe etwa davor, dass AfD und NPD die sexuelle Vielfalt verneinten und "die sogenannte Propaganda von und über queere Menschen" verbieten wollten.

„Deutsche, kauft nicht bei Islam-Freunden“?

Seit Anfang der Woche rufen deutsche Nationalisten wieder zum Boykott auf. Diesmal geht es gegen Supermärkte, die Halal-Fleisch verkaufen. Dieses nach islamischen Regeln zubereitete Fleisch gibt es inzwischen auch bei großen Ketten wie Aldi, Rewe und Edeka. Dagegen haben Ausländerfeinde jetzt eine „Challenge“ gestartet. Seit Dienstag (29. März) ist die Facebook-Seite „Halal-Challenge“ online und schon hat sie mehrere tausend Likes bekommen. Sie imitiert die berühmte „Icebucket-Challenge“. Die Aufforderung auf der Seite: „Ihr dreht ein Video legt Schwein in die Halal Theke und nominiert einen Freund!“ Denn halal geschlachtetes Fleisch wird durch die Berührung mit „unreinem“, also Schweinefleisch, selbst haram (unrein).

Jan Böhmermanns neues Video "Be Deutsch" zeigt, wie Deutsche wirklich sind

Jan Böhmermann hat erneut ein aufwändig produziertes Video veröffentlicht, das für viel Wirbel sorgen dürfte. Der Titel: "BE DEUTSCH!" Thema diesmal: Was heißt es eigentlich, deutsch zu sein? Böhmermanns Antwort ist klar: Ihr (AfD-Wähler, Rassisten, Demokratiefeinde) seid nicht das Volk. 

Lustig allerdings: Er spielt mit vielen Klischees über Deutsche, wie Rammstein, Jack-Wolfskin-Jacken, Sandalen mit Socken und einen Zug zur Rechthaberei. Das versteht nicht jede_r, und damit meinen wir nicht nur die Nazis, die unter dem Video auf YouTube kommentieren, sondern auch etwa einen Kommentar bei den Ruhrbaronen, der wiederum Böhmermann Nationalismus unterstellt (dazu gibt es inzwischen allerdings auch eine Gegenrede dort). Wir finden das Video allerdings sehr gelungen, deshalb:

 

 

Der Verfassungsschutz und das "betreute Morden" des NSU

Der Dreiteiler „Mitten in Deutschland“, der das Ermittlungsdesaster zum "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) erzählt und den Umgang mit den trauernden Familien, denen gefälschte Beweise angeblicher Drogendeals der toten Väter, Brüder oder Söhne untergeschoben wurden, könnte den Untersuchungsausschüssen endlich helfen, öffentlichen Druck zu erzeugen, um der nicht nur im Landesamt für Verfassungsschutz in Thüringen weiter agierenden Helfer und Vertuscher habhaft zu werden. Quellenschutz, der Schutz und die Unantastbarkeit ihrer V-Leute galt da mehr, als der Schutz der Verfassung, dem die Behörde doch ihre Existenz verdankt, was die Vorsitzende des Untersuchungsausschusse im Thüringer Landtag zu dem dringenden Verdacht bringt, das die Mordserie des NSU ein vom Verfassungsschutz zu verantwortendes „betreutes Morden“ gewesen sei. Ein Obernazi und Chef der Kameradschaft „Thüringer Heimatschutz!“, der auch das Netwerk für den NSU bildete, erhielt nachweislich 208 000 Mark (später in Euro) aus der Kasse des Verfassungsschutzes, mit dem er seinen Heimatschutz und die untergetauchten Drei vom NSU über Wasser hielt. Die drei beklemmenden und zugleich einfühlsam gestalteten Folgen über Täter, Opfer und die dritte über das Pannenszenario der Ermittler, könnte beitragen, dass endlich verantwortlich den vielen Merkwürdigkeiten nachgegangen wird, die alle Untersuchungsausschüsse völlig übereinstimmend und ohne Unterschied der Parteifärbung feststellten und das Desaster derer, die als Ermittler ohne jede Distanz einzig die Familien der Opfer als denkbare Täter ins Visier nahmen. Ausgerechnet der angebliche Selbstmord im Camper, der auf einem Parkplatz im Ortsteil Stegda von Eisenach stand, soll die Aufklärung eines Falles bringen, der ganz nebenbei auch davon erzählt, was in Deutschland auch in Behörden und Dienststellen als rassistische Einstellungen alltäglich ist.

http://www.blog-der-republik.de/der-verfassungsschutz-und-das-betreute-morden-des-nsu

Der erste Teil von "Mitten in Deutschland lief am Mittwoch, die zwei weiteren Teile:

Hassbotschaften in Sozialen Netzwerken nehmen zu

Vortrag und Diskussion über Internet und Rechtsextremismus in Magdeburg: Simone Rafael baute 2002 www.mut-gegen-rechte-gewalt.de auf. Seit 2009 ist sie Chefredakteurin von Netz-gegen-Nazis.de. Holocaust-Leugnungen, wüste Verunglimpfungen von Politikern, Gerüchte über Flüchtlinge: Das Internet ist längst zum Tummelplatz für Hassbotschaften geworden. Über Soziale Medien können Menschen weltweit Gleichgesinnte finden, und diese Möglichkeit wird erfolgreich auch von Rechtsextremen genutzt. Simone Rafael geht am Donnerstag, 7. April, um 19.30 Uhr in einem Vortrag in der Stadtbibliothek Magdeburg der Frage nach, woher der Hass und die Hetze im Internet kommen. Anschließend erörtert die Journalistin im Gespräch mit dem Magdeburger Rechtsextremismus-Experten David Begrich anhand konkreter Beispiele den Zusammenhang zwischen Online-Botschaften und realen Handlungen.

Brüssel: Rechter Aufmarsch verboten

Ein für kommenden Samstag geplanter rechter Aufmarsch im Brüsseler Viertel Molenbeek ist verboten worden. Die Bürgermeisterin Françoise Schepmans sagte der Nachrichtenagentur AFP, eine solche Demonstration könne zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen. Der Aufruf zu der Kundgebung stammte von der rechtsextremen Gruppierung Génération Identitaire. Sie warb im Internet mit dem Slogan »Lasst uns die Islamisten hinauswerfen« und erklärte dazu, die Zeit der Kerzen und Trauermärsche sei vorbei. Die Identitären greifen Ansätze der Neuen Rechten auf und fordern »den Schutz des europäischen Kontinents vor Überfremdung, Massenzuwanderung und Islamisierung« sowie eine geistig-kulturelle Revolution der Jugend auf Grundlage der sogenannten »ethnokulturellen Identität«.

Serbien

http://www.nzz.ch/international/eine-praegende-figur-der-neunziger-der-vater-von-serbiens-rechtsextremen-ld.10894
 

Österreich: 40-Jähriger wegen rechtsextremer Zerstörungen vor Gericht

Laut Anklage 53 Straftaten nach dem Verbotsgesetz - Obdachloser soll auch Stolpersteine verunstaltet und das Euthanasie-Mahnmal zerstört haben.

Kreisliga-Mannschaft setzt starkes Zeichen gegen Rassismus

Weil zwei Spieler der ersten Herrenmannschaft des Kreisligisten Deinster SV Flüchtlinge sind, wurden sie bei einem Spiel beschimpft und geschlagen. Die Reaktion der Mannschaft ist beeindruckend. Die erste Herrenmannschaft des Deinster SV, die in der Kreisliga Stade (Niedersachsen) spielt, hat mit einem Mannschaftsfoto ein beeindruckendes Zeichen gegen Rassismus gesetzt. Da im Team der Niedersachsen zwei dunkelhäutige Flüchtlinge spielen, wurden diese am Rande eines Spiels "aus rassistischen Gründen, beschimpft und geschlagen". Da sich die anderen Spieler das nicht gefallen ließen, haben sie eine tolle Aktion gestartet. Auf dem aktuellen Mannschaftsfoto sind alle Spieler mit dunkler Hautfarbe zu sehen. Der Deinster SV gab dazu ein Statement: "Unser Freund und Mitspieler Emad wurde am Samstag, aus rassistischen Gründen, beschimpft und geschlagen. Das ist einfach nur traurig! Gewalt gegenüber Flüchtlingen ist erbärmlich!! Emad und Amar - ihr gehört zu uns, wie jeder andere vom Deinster Sportverein und wir freuen uns, dass ihr bei uns seid!!!"

Einschränkungen durch NPD-Demo und Gegendemo am Samstag in Essen

Am Samstag demonstriert die NPD in Essen. Das Bündnis „Essen stellt sich quer“ ruft zur Gegendemo auf. Straßen werden gesperrt, Umleitungen eingerichtet und auch Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr sind am morgigen Samstag zwischen 13 und 20 Uhr aus Sicht der Polizei unvermeidlich, wenn zwei Demonstrationen südlich des Hauptbahnhofs möglichst konfliktfrei über die Bühne zu bringen sind. Gegen die angekündigte Demo der rechtsextremen NPD und deren Anhänger will das Bündnis „Essen stellt sich quer“ viel friedlichen Protest auf die Straße bringen. 200 Rechten dürften 500 Gegendemonstranten gegenüberstehen, so die Veranstalter beider Lager, die ihre Meinungen unter massiver Polizeibegleitung öffentlich kundtun wollen. Da sich schönes Wetter ankündigt, hält die Polizei eine größere Teilnehmerzahl durchaus für möglich.

Demo in Berlin-Hellersdorf: Protest gegen Rechten-Demo am Samstag

Initiativen und Parteien wollen an diesem Samstag gegen eine Demonstration von Rechtsextremisten und Rechtspopulisten im Berliner Stadtteil Hellersdorf protestieren. Das "Berliner Bündnis gegen Rechts" ruft auch zu Blockaden auf. Auch weitere Proteste sind angemeldet gegen Flüchtlingsfeinde und Neonazis, die in Marzahn-Hellersdorf marschieren wollen.

Bad Oldesloe: Breites Bündnis gegen rechten Aufmarsch

Die Kreisstadt macht mobil gegen den Aufmarsch von Rechtsextremen am 16. April. „Bad Oldesloe bleibt bunt, tolerant und menschenfreundlich.“ So lautet das Motto der Gegenkundgebung.

USA: Hacker überflutet US-Unis mit rassistischen Flyern

Der Hacker "Weev" hat sich zu einer Aktion bekannt, bei der US-Universitäten wie die Princeton University http://princeton.edu mit einer Welle von antisemitischen und rassistischen Flyern überflutet wurden. Der Cyber-Kriminelle, der bereits 2010 mit einem Angriff auf die Server von AT&T für Aufsehen gesorgt hatte, kaperte hierfür die Drucker der Institutionen und ließ diese Flugblätter ausspucken, die mit Hakenkreuzen versehen waren und Leser zum Besuch der Neonazi-Website "The Daily Stormer" aufriefen.

Nach Gratis-Auftritt gegen Pegida in Dresden: Deichkind veröffentlichen Zusammenschnitt

Knapp zwei Monate nach ihrem umjubelten Solidaritäts-Konzert für die Gegner von Pegida in Dresden haben Deichkind jetzt ein Video des Spontan-Auftritts auf dem Theaterplatz veröffentlicht. Der professionelle Mitschnitt zeigt vor allem “Remmidemmi“, das traditionelle Finale von Deichkind-Konzerten, samt der Ansprache der Band.

 

 

Deezer und der FC St. Pauli gehen gemeinsam gegen rechte Musik vor

Rechtsextremes Gedankengut wird nicht selten über Musik transportiert - Stichwort Rechtsrock. Der Musikstreamingdienst Deezer kann darüber - leider - ein Lied singen. Trotz zahlreicher Vorsorgemaßnahmen finden sich in der Musikbibliothek des Anbieters entsprechende Dateien. Damit soll nun Schluss sein: Gemeinsam mit dem Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli ruft Deezer seine Nutzer dazu auf, fremdenfeindliche oder diskriminierende Inhalte zu melden.  Unter der E-Mail-Adresse musikistbunt@deezer.com können Nutzer_innen fremdenfeindliche und diskriminierende Inhalte melden. Sollten die gemeldeten Musiktitel gegen die Nutzungsvereinbarungen von Deezer verstoßen, werden sie unmittelbar gelöscht. Erste Erfolge gibt es laut Deezer bereits: Insgesamt wurden bisher 34 Bands dauerhaft gelöscht. 

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04.04.2016 ... Presseschau

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Wittstock (Brandenburg): Neonazis grölen halb nackt – Polizist verletzt +++ Belgien: Überfährt ein Rechtsextremist hier eine Muslima? +++ Internationale Vernetzung von Hooligans: Gemeinsam gegen „Islamisierung“ +++ Freital: Rechtsextreme Bürgerwehr steht unter Terrorverdacht.
 

Wittstock (Brandenburg): Neonazis grölen halb nackt – Polizist verletzt

Lautstark hat eine Gruppe junger Männer in Begleitung einer Frau rechtsradikale Parolen in Wittstock (Dosse) gerufen. Zwei von ihnen waren besonders leicht bekleidet und zeigten offen Nazi-Symbole am Körper. Doch damit nicht genug: Ein Mann rastete aus, als er den Platz verlassen sollte und verletzte einen Beamten. Eine Gruppe junger Männer und eine Frau haben am Donnerstag lautstark in der Haßlower Chaussee in Wittstock (Dosse) rechtsradikale Parolen gegrölt. Zwei von ihnen, ein 27- und ein 25-Jähriger, waren lediglich mit Schuhen und Unterhose bekleidet und zeigten so offen ihre Tattoos am Körper. Unter anderem fanden sich tätowierte Hakenkreuze an den Beinen. Sie mussten einen Atemalkoholtest machen. Die Werte: 3,31 und 1,38 Promille. Sie mussten mit aufs Polizeirevier und konnten es erst nach einer Belehrung und der Verdeckung ihrer Symbole entlassen werden. Doch damit war der Einsatz noch lange nicht vorbei. Ein 23-Jähriger weigerte sich, die Haßlower Chaussee verlassen. Auch er hatte 1,82 Promille. Als die Beamten den erteilten Platzverweis durchsetzen wollten, widersetzte sich der Betrunkene. Er wurde fixiert. Ein 50-jähriger Polizeibeamter erlitt leichte Schnittwunden, als sich der 23-Jährige mit einer Bierflasche wehrte. Nachdem der junge Mann festgesetzt war, ergab die Überprüfung, dass ein Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Neuruppin wegen Körperverletzung gegen ihn vorliegt. 

Belgien: Überfährt ein Rechtsextremist hier eine Muslima?

Handyvideo zeigt Crash mit Personenschaden bei Anti-Islam-Demo in Belgien. Entsetzen bei einer Anti-Islam-Demo im Brüsseler Stadtteil Molenbeek: Ein Handy-Video (s. o.) zeigt, wie ein weißer Audi eine Polizeisperre durchbricht, Gas gibt. Plötzlich ein fürchterlicher Knall, der Wagen hat eine Frau erfasst. Sie bleibt blutend und verletzt am Boden liegen. Die Frau soll Muslima sein. Hat ein Rechtsextemist sie gezielt überfahren – oder war es ein tragischer Unfall? Vor dem Crash ist zu sehen, dass der wegfahrende Audi A1 von aufgebrachten Menschen am Straßenrand attackiert wird: Sie johlen, klopfen auf das Autodach, als er um die Kurve biegt. Vergeblich versuchen Polizisten, das Auto zu stoppen. Fakt ist auch: Aus dem Auto heraus macht der Beifahrer mit seinem Handy Fotos, bevor Polizisten den Fahrer mit vorgehaltener Waffe endlich zum Stehen bringen. Die Frau ist bei Bewusstsein, als Helfer sich sofort um sie kümmern. Wie Mail online berichtet, soll der Wagen ihre Beine überfahren haben. Wie schwer sie dabei verletzt wurde, wurde offiziell bisher nicht mitgeteilt.

Internationale Vernetzung von Hooligans: Gemeinsam gegen „Islamisierung“

Die Randale von Brüssel wird als Fanal gefeiert. Nun haben Hooligangruppierungen international ihr Mobilisierungsthema gefunden. Als am vergangenen Sonntag 400 Hooligans die Gedenkfeier für die Brüsseler IS-Opfer störten, Trauergäste schlugen und rechte Parolen grölten, war die Überraschung groß. Tatsächlich war es ja das erste Mal seit der aus dem Ruder gelaufenen Großdemonstration der „Hooligans gegen Salafisten“ 2014 in Köln, dass eine gewalttätige Menschenmenge, die fast ausschließlich aus Hooligans bestand, im Zentrum einer europäischen Großstadt Angst und Schrecken verbreitete. Für Kenner der Szene wie den Berliner Fanforscher Robert Claus ist allerdings weder der Zeitpunkt noch der Anlass der Randale überraschend. Seit gut zwei Jahren beschäftigten sich viele europäische Hooliganszenen fast ausschließlich mit Zuwanderung und Islamismus, sagt er. „Das ist das beherrschende Thema.“ Längst sind dabei Allianzen über Landesgrenzen hinweg entstanden. Mit den Brüsseler Ausschreitungen solidarisierten sich Stunden später Dutzende europäische Gruppen. In Deutschland tummeln sich viele Ultra- und Hoolgruppen auf einer Website mit dem Titel „Ultras not reds“.

Freital: Rechtsextreme Bürgerwehr steht unter Terrorverdacht

Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen sechs Mitglieder einer Bürgerwehr im sächsischen Freital. Sie sollen Asylunterkünfte und Flüchtlingshelfer angegriffen haben. Wegen Terrorverdachts prüft die Bundesanwaltschaft die Übernahme von Ermittlungen gegen Mitglieder einer rechtsextremen Bürgerwehr aus dem sächsischen Freital. Zu zwei bislang von der Generalstaatsanwaltschaft Dresden geführten Verfahren seien Akten "zum Zwecke der Übernahme" angefordert worden, sagte eine Sprecherin und bestätigte damit einen Bericht der Sächsischen Zeitung. Formal habe die Bundesanwaltschaft das Verfahren aber noch nicht an sich gezogen. Die beiden Verfahren richten sich gegen insgesamt fünf Männer und eine Frau im Alter von 18 bis 40 Jahren. Ihnen werden unter anderem Angriffe auf Asylunterkünfte und Flüchtlingsunterstützer vorgeworfen. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden habe die Verfahren in Karlsruhe wegen des Anfangsverdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung zur Prüfung vorgelegt, sagte ihr Sprecher Oliver Möller. 

800 Bürger gehen gegen die NPD in Essen auf die Straße

Von wegen „einmal Deutschland und zurück“. Dafür reichte es noch lange nicht. Nach nur drei Stunden des gut behüteten Anwanderns gegen die angebliche Asylflut und Islamisierung hatte das Häuflein der knapp 100 Rechtsextremisten schon genug: Bis 20 Uhr hatten sie in Essen protestieren wollen. Doch bereits gegen 17 Uhr am Samstag rollten die NPD-Anhänger ihre Fahnen wieder ein und strichen die Segel, während rund 800 Gegendemonstranten, die dem Aufruf des Bündnisses „Essen stellt sich quer“ ins sonnige Südviertel gefolgt waren, überlaut und gut gelaunt einen gefühlten Etappensieg gegen die ewig gestrigen Botschaften feierten. Jetzt hat die NPD auf Essen offenbar keine Lust mehr und kündigte nach ihrem Aufmarsch an, am 1. Mai nach drei Jahren zur Abwechslung mal Bochum heimsuchen zu wollen. Wo die Einen das Feld räumen, könnten Andere nachrücken: Auf einer „Pegida“-Demo am Samstag in Mönchengladbach soll ein Essener Redner angekündigt haben, ab 13. April wöchentliche Demonstrationen der „besorgten“ Bürger in Essen abhalten zu wollen, berichtete Max Adelmann, Sprecher des Bündnisses "Essen stellt sich quer". Der Polizei waren derlei Absichten zumindest bis gestern noch nicht bekannt.

Grimma stemmt sich auf dem Nicolaiplatz gegen Rechtsextremismus

Etwa 50 bis 60 zumeist junge Menschen, Anhänger der Pegida- und Legida-Bewegung, haben Freitagabend als "Bürgerbewegung Grimma" in Grimma demonstriert. Zugleich meldete Stadtrat Tobias Burdukat eine Gegenkundgebung an, um „ein deutliches Zeichen gegen die angebliche Bürgerbewegung Grimma“ zu setzen.

Bürgerbündnis besetzt mit friedlichem und lautem Protest wichtige Plätze in Gotha

Die fremdenfeindlichen Parolen der Rechten werden übertönt. Friedlich sind am Samstag in Gotha Kundgebungen und Demonstrationen verlaufen, so lautet die Einschätzung der Polizei. Das „Bündnis gegen Rechts. Gotha ist Bunt.“ und das „Antifaschistische Bündnis Gotha“ hatten sich nach Angaben der Anmelder mit etwa 200 Leuten dem „Bündnis Zukunft Landkreis Gotha“ und dem NPD-Landesverband entgegen gestellt, deren Anhänger die Polizei auf 140 schätzte. Am Coburger Platz übertönte am Nachmittag das demokratische Bürgerbündnis mit Musik aus Lautsprechern, mit dem Posaunenchor der evangelischen Kirch- gemeinde, mit Trillerpfeifen und Tröten die Parolen der Rechten wie „Überfremdung stoppen“.

Demonstrationen in Marzahn-Hellersdorf: 134 Personen bei rechter Demo und Blockaden festgenommen

Nachdem Rechtsextreme am Samstag durch Marzahn-Hellersdorf marschierten, hat die Polizei Bilanz gezogen. Die Demo war von Gegendemonstranten blockiert worden. Nach zwei rechten Demos am Samstag hat die Polizei nun Bilanz gezogen. 450 Gegendemonstranten hatten sich nach Polizeiangaben 140 Rechtsradikalen in der Zossener Straße in den Weg gestellt. Die rechten Demonstranten wählten daraufhin eine andere Route, woraufhin linke Gegendemonstranten versuchten, den Aufzug auch auf der neuen Strecke zu erreichen.

Ein Montag mit vielen Demos in Leipzig: Legida unter neuer Führung und mit Neonazi-Unterstützung

Seit es Legida gibt, hat es mehrmals Pläne für gleichzeitige Unterstützerdemos gegeben. In der Anfangszeit sollten diese vor allem den Zugang zu den eigentlichen Kundgebungen sichern. Beim einjährigen Legida-Geburtstag war es die OfD, die ursprünglich separat mitdemonstrieren wollte. All dies hat jedoch nie stattgefunden. Am kommenden Montag soll es nun so weit sein: Legida greift erstmals offen auf die Unterstützung von organisierten Neonazis insbesondere aus dem Umfeld der NPD zurück. Die neue Orgaführung von Legida lässt ihre Anhänger aber noch im Unklaren darüber, welche Personen am Montagabend auf der Veranstaltungsbühne auftreten werden. Eine andere Strategie verfolgt das Bündnis „Wir lieben Sachsen/Thügida“, ein Zusammenschluss aus Thügida und der "Offensive für Deutschland" (OfD): Hier wurde am Wochenende eine Liste mit acht Rednern für die sogenannte Unterstützerdemo veröffentlicht. Diese soll bereits eine Dreiviertelstunde vor dem Auftakt von Legida an der Kreuzung Käthe-Kollwitz-/Elsterstraße beginnen. An der „Runden Ecke“ werden beide Aufzüge nach dem Willen der Organisatoren miteinander verschmelzen. Zu den Redner_innen gehören Enrico Böhm (Ex-NPD, aus der Partei ausgeschlossen), Alexander Kurth ("Die Rechte", zuvor NPD), Sigrid Schüßler (NPD, Ex-Vorsitzende des "Rings Nationaler Frauen"), Karl Richter (NPD, "Bürgerinitiative Ausländerstopp"), "Thügida"-Chef David Köckert (auch NPD), Silvio Rösler (Ex-Legida, OfD-Gründer).

Zu viele Demos auch heute in Dresden: Zoff unter Rassist_innen - "Laubegaster Wellenlänge" vs. Pegida

Montagabend gehen traditionell die "Asylkritiker" von Pegida auf die Straße. Doch irgendwann hatten die Truppen um Lutz Bachmann mal verkündet, am 4. April in Leipzig demonstrieren zu wollen. Deshalb hat sich das Bündnis der "Asylgegner" in Laubegast, die „Laubegaster Wellenlänge“, wie es sich bei Facebook nennt, diesen Tag für ihr großes Vorhaben ausgeguckt: Ein deutschlandweiter Treff lokaler Anti-Asyl-Gruppen. Nun finden an dem Tag aber zwei Veranstaltungen in Dresden statt: Pegida am Wiener Platz, und vor dem ehemaligen Hotel „Prinz Eugen“ versammelt sich die „Wellenlänge“. Dort will auch das Gegenbündnis Gepida demonstrieren. „Freunde, wir sind bitter enttäuscht von Pegida“, schreiben die Verantwortlichen der „Wellenlänge“. Man habe vor etwa zwei Wochen Pegida von dem Vorhaben informiert. „Ursprünglich hieß es, Pegida wolle an jenem Tag in Leipzig sein. Die Proteste des Aktionstages hätten somit keine Demonstranten ‚abgegraben‘. Das wollte keiner, oder zumindest nicht die Protestgruppen.“ Ooooh.

Wie ein Vietnamese die Wutbürger von Pegida erlebt

Seit 42 Jahren lebt An Hoang in Sachsen, baute sein eigenes Unternehmen auf. Heute wird er angefeindet, weil er Flüchtlingen hilft. Er glaubt: Der Ausländerhass werde schlimmer als in den 90er-Jahren. Wenn der Vietnamese An Hoang heute an seine Ankunft in der DDR denkt, damals im Sommer 1974 in Karl-Marx-Stadt, dann erinnert er sich an ein zivilisiertes Land und freundliche Menschen. An einen warmen Empfang. Wenn der Mann an das heutige Sachsen denkt, dann spricht er über seine Angst, dass Menschen sterben. Und über Staatsversagen. Er sagt: "Ich denke, dass alles noch schlimmer wird als in den 90er-Jahren."

Leipzigs OB Burkhard Jung „Ich halte die Stimmung in Sachsen kaum noch aus“

So deutlich hat es noch kein verantwortlicher sächsischer Politiker gesagt: „Ich halte die Stimmung in Sachsen kaum noch aus“, bekennt der Leipziger SPD-Oberbürgermeister Burkhard Jung. Wären da nicht die vielen optimistischen Menschen, die aktiv Willkommenskultur leben und deutlich auf der Straße ihren Widerstand formulieren, „dann könnte man fast verzweifeln", sagte Jung dem Internetportal 100tage100menschen.de des Deutschen Katholikentages, der vom  25. bis 29. Mai in der sächsischen Messemetropole stattfindet. Jung appelliert an seiner Kollegen, sich klarer und deutlicher gegen den Rechtsextremismus im Land zu positionieren. „Die Politiker vor Ort müssen Bündnisse schmieden, um zu zeigen, dass sie für ein anderes, weltoffenes Deutschland einstehen.“

Rassismus in Sachsen: „Ihr holt uns Scheiße ins Land“

In Meerane sitzen die Ressentiments gegen Geflüchtete tief, da gehen Bürger mit Rechtsextremen auf die Straße. Der Bürgermeister stellt sich dagegen. Die Schmierereien am Neuen Rathaus der mittelsächsischen Stadt Meerane vom Januar sind mittlerweile entfernt worden. „Verräter“, stand dort zu lesen, „IS-Zentrale“ und „Ihr holt uns Scheiße ins Land“. Der Zorn richtet sich gegen die Stadtverwaltung, namentlich gegen Bürgermeister Lothar Ungerer. Der parteilose Professor und promovierte Verwaltungswirt führt seit 2001 die Stadt und hat sich stets eindeutig gegen hier präsente Neonazistrukturen und die seit eineinhalb Jahren verstärkt sichtbare Fremdenfeindlichkeit positioniert. „Ich habe keine Angst vor der Angst unserer Bürger“, sagt er. Die Schmierereien sind der öffentliche Ausdruck der Drohungen im Netz oder in anonymen Briefen, ihn zu „zerlegen“ oder aufzuhängen.

Hatte die AfD Rheinland-Pfalz Kontakte zu Rechtsextremen?

Der AfD-Bundesvorstand hat den Saar-Landesverband aufgelöst – wegen Kontakten zu Rechtsextremen. Auch in Rheinland-Pfalz soll es laut einem Bericht solche Kontakte gegeben haben. Die AfD wiegelt ab. Die AfD Rheinland-Pfalz hatte nach einem Bericht des "Stern" Verbindungen zu Rechtsextremen. Attila Sonal aus dem Landesvorstand sei unter anderem regelmäßig mit Ulrike Reinhardt aus Kaiserslautern zusammengekommen, schreibt das Magazin in der online-Ausgabe. Reinhardt ist Aktivistin der "Pfälzer Spaziergänger", die gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung protestieren. Die Gruppe wird nach Einschätzung von Verfassungsschützern von der NPD dominiert. Außerdem sei unter anderem Andreas Burkhardt vor der Landtagswahl in die Verteilung von Flugblättern involviert gewesen. Er sitzt für die Republikaner im Stadtrat von Pirmasens. Der AfD-Landesvorsitzende Uwe Junge distanzierte sich von Rechtsextremisten: "Wenn uns ein extremistischer Hintergrund oder eine Nähe zum extremistischen Milieu bekannt wird, kommt eine Zusammenarbeit nicht in Frage", teilte er am Samstag zu dem "Stern"-Bericht mit. Dies zeige auch die Ablehnung des Parteiantrags von Reinhardt. Die AfD war bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz am 13. März aus dem Stand auf 12,6 Prozent gekommen.

Landesparteitag in Berlin: Die AfD beschließt eine Mäßigung im Ton

Heftige Debatte, zahme Formulierungen: Die Berliner AfD hat ihr Wahlprogramm verabschiedet. Die Berliner Alternative für Deutschland (AfD) ist bekannt für ihre laute und polarisierende Art – nicht zuletzt durch ihre Landesvorsitzende Beatrix von Storch. Doch bei der Fortführung ihres Parteitages am Sonntag, in dem der Landesverband sein Wahlprogramm für die Abgeordnetenhauswahl im September abgeschlossen hat, wurden letztlich abgeschwächte Formulierungen zu vielen der Themen – oft nach heftiger Diskussion – bevorzugt. Man traute sich im Zusammenhang der Förderungen des Fahrradfahrens nicht einmal das Wort „Volksgesundheit“ mit ins Programm zu schreiben – aus Angst, es könnte als ein nationalsozialistisch konnotiertes Wort für einen Nazi-Vorwurf sorgen. Dabei wurde immer wieder betont, dass man bitte „laut“ bleiben solle – aber eben nicht im Programm. AfD-Vorstandsbeisitzer Martin Trefzer brachte die Linie der AfD auf den Punkt: „Wir wollen das Wort 'Lügenmedien' nicht in unserem Leitantrag haben“, das könne man auf ein Wahlplakat schreiben, sagte Trefzer, aber das dürfe eben nicht in ein Wahlprogramm.

CDU und AfD: Das Sprachproblem

Wer den richtigen Begriff besetzt, gewinnt das Spiel. Der Union droht eine Sprachenteignung durch die AfD. Ein Kommentar. VON ROBERT BIRNBAUM Wenn sie gerade mal nicht übertreiben, klingen AfD-Vertreter oft genau so, wie man das von konservativen Christdemokraten und Christsozialen lange kannte. Viele haben ja auch wirklich bloß das Parteibuch gewechselt. Für die Konservativen, nicht nur, aber vor allem in den C-Parteien, ist das eine schlechte Nachricht. Sie haben ihr Monopol verloren, schlimmer noch: Ihre Sprüche und ihre Sprache geraten unter eine neue Art von politischem Korrektheitszwang. Wer bisher im Stammtischton gegen Ausländer, Homo-Ehe und andere Zumutungen der Moderne wetterte, befand sich damit am Rand, aber weiterhin innerhalb seiner Partei. Er musste nur aufpassen, dass er den einen Schritt zu weit nach rechts nie ging. Nun wird dieser Schritt kürzer. Horst Seehofer ist mit der „Herrschaft des Unrechts“ ebenso schon in die AfD-Falle getappt wie Erika Steinbach, die sich mit der Flüchtlingspolitik ihrer Kanzlerin „wie in einer Diktatur!“ wähnte. Aber selbst weit weniger absurde Sprücheklopferei droht unter Verdacht zu geraten. Ob Franz Josef Strauß das mit im Sinn hatte, als er vor einer Partei rechts von der Union warnte? Der leidenschaftliche Polemiker hätte jedenfalls sofort begriffen, wie sehr es seine Redefreiheit einengt, wenn Begriffe plötzlich die Parteifarbe wechseln.

Rechtspopulismus: Verspätete Ankunft

Deutschland war auf der Landkarte des europäischen Rechtspopulismus jahrzehntelang ein weißer Fleck. Mit Erstaunen und Irritation registrierte man hierzulande, wie sich seit den Siebzigerjahren neu entstandene Rechtsparteien rings um uns herum breitmachten. Ihre Anführer waren bald in aller Munde: Jean-Marie Le Pen, Jörg Haider, Silvio Berlusconi, Pim Fortuyn. Die Bundesrepublik schien gegen das Virus offenbar immun. Sporadische Wahlerfolge diverser Rechtsparteien gab es zwar auch hier, doch blieben sie auf die regionale Ebene beschränkt. Weder gelang es den neuen Herausforderern, ihre Kräfte in einer schlagkräftigen Organisation zu bündeln, noch konnte sich eine einzelne Gruppierung - etwa die 1983 durchaus verheißungsvoll gestarteten Republikaner - dauerhaft durchsetzen.

Der Rechtspopulismus wird auch bei uns zur normalen, politisch salonfähigen Erscheinung werden
Mit der Alternative für Deutschland scheint sich das jetzt zu ändern. 

Rassismus-Workshop: Sind wir alle ein bisschen Steinbach?

Wie rassistisch bin ich? Das wollte ich wissen. In zwei Tagen "Blue Eyed Workshop" habe ich noch ganz andere Dinge über mich erfahren. Diskriminierung und Machtkoller im Selbstversuch.

Zehn Jahre nach NSU-Mord in Dortmund: Warten auf die Wahrheit

Vor zehn Jahren erschoss der NSU in Dortmund den Kioskbesitzer Mehmet Kubaşık. Noch immer sucht seine Familie nach Antworten.

"Es tut mir auch für die Täter leid" 

Semiya Simsek war 14, als der NSU ihren Vater ermordete. Jetzt hat die ARD ihr Buch "Schmerzliche Heimat" verfilmt. Sie selbst lebt mittlerweile in der Türkei. Warum sie nicht mehr zurückkehren will.

Berlin: Erst Hitlergruß, dann Kiezstreife

Sie meinen, dass die Polizei zu schwach ist und nennen sich „Bürgerwehr Berlin“, oder auch „Bürgerschutz Berlin“. Wegen des Flüchtlingszustroms wollen Rechtsextreme und Pegida-Sympathisanten das Recht und Gesetz in die eigene Hand nehmen. Angesichts des Zuzugs von Asylbegehrenden und der Straftaten in der Silvesternacht in Köln, Hamburg und Stuttgart beobachtet die Senatsinnenverwaltung „eine zunehmende Diskussion“ über das Aufstellen von Bürgerwehren. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Antwort der Behörde auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Clara Herrmann hervor. Dass Bürgerwehren in Berlin tatsächlich schon unterwegs sind, darüber gibt es laut Innenstaatssekretär Bernd Krömer bislang keine Erkenntnisse. Jedoch beobachten Polizei und Verfassungsschutz die Entwicklung mit Sorge. Allein auf Facebook haben sich laut Behörde zu diesem Thema 13 Gruppen zusammengefunden – in öffentlichen und geschlossenen Gruppen. Eine Facebook-Gruppe mit Namen „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen und Kinder“ (Fehler im Original) hat bereits 2981 Mitglieder. Steven K., der mutmaßliche Administrator der Seite, präsentiert sich in einem Youtube-Video als Hitlergruß zeigender BFC-Anhänger.

NPD im Verbotsverfahren in Erklärungsnot

Das laufende Verbotsverfahren gegen die NPD ist für die Partei selbstverständlich „politisch motiviert“. Die Eliten befürchteten, so die Auffassung, angesichts des aktuellen gesellschaftlichen Klimas ein Erstarken der Partei. Gleichzeitig bringt das Rückgrat ihrer Weltanschauung, die Volksgemeinschaft, die Partei in Erklärungsnot. Parteichef Franz bietet eine Interpretation, die dem NS-Flügel kaum schmecken dürfte.

Neue deutsche Rechte: Gut gebräunt

Die Schweiz hat es vorgemacht, nun erstarken auch in Deutschland nationalkonservative Fraktionen. Was der Rechtsnationalismus für den Umweltschutz, die Kunst und den Feminismus bedeutet. Kolumne von Sibylle Berg.

In den eigenen Reihen: der christliche Menschenfeind

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus lädt am 15./16. April zu einer Konferenz ein, die Menschen stärken soll, die sich gegen menschenverachtende Stimmungsmache engagieren wollen. Im Interview fordert Projektleiter Friedemann Bringt von Pfarrerinnen und Pfarrern, der Stimmungsmache mit dem biblischen Menschenbild entgegenzutreten.

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Presseschau ... 05.04.2016

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+++ Böller auf Flüchtlingsheime in Gera und Hermsdorf geworfen +++ Neonazis fordern Politiker und Journalisten auf, Deutschland zu verlassen +++ Erfurt: Gruppe von 30 Jugendlichen ruft Naziparolen +++ Nach Farbattacke: Akif Pirinçci droht linkem Buchladen

 

Böller auf Flüchtlingsheime in Gera und Hermsdorf geworfen

Böller detonierten am Sonntag kurze Zeit hintereinander auf dem Gelände von Flüchtlingsunterkünften in Hermsdorf und Gera. In Gera kamen die Bewohner mit dem Schrecken davon, in Hermsdorf stand die Unterkunft leer. Einer der Bewohner der Geraer Unterkunft ging sogar von einer Explosion aus und drückte einen Brandmelder. Wie sich herausstellte, wurde ein Feuerwerkskörper mit hoher Sprengkraft, laut Polizei wahrscheinlich ein so genannter Polen- oder Tschechen-Knaller, gezündet. Kurz nach dem Knall wurde eine Person beobachtet, die sich zügig von der Umzäunung der Unterkunft in unbekannte Richtung entfernte.

 

Neonazis fordern Politiker und Journalisten auf, Deutschland zu verlassen

Mehrere Politiker, linke Hausprojekte in der Region und auch zwei PNN-Reporter haben am Montag Hass-Postkarten von der rechtsextremistischen Splitterpartei „Der III. Weg“ erhalten. Auf der Vorderseite des „Gutscheins für die Ausreise aller Überfremdungsbefürworter Richtung Afrika“ steht „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen“. Und auf der Rückseite heißt es weiter: „Alle Unterstützer der volksfeindlichen Politik der Bundesregierung, die einen systematischen Austausch unseres Volkes mit art- und kulturfremden Ausländern vorantreiben, fordern wir auf, das Land zu verlassen.“
Die rechtsextreme Splitterpartei „Der III. Weg“ ist seit Monaten auch in Brandenburg aktiv, die Partei rief unter anderem im vergangenen Sommer zu Kundgebungen gegen Flüchtlingsunterkünfte in Zossen und Kloster Lehnin auf. An beiden Versammlungen nahmen insgesamt bis zu 50 Neonazis teil. Außerdem demonstrierten sie vor Kurzem in Eisenhüttenstadt, Werder/Havel und kürzlich auch in Templin. Am Donnerstag, dem 7. April, steht Maik Eminger – Gründer des „III. Weg“-Stützpunktes Potsdam-Mittelmark und Bruder des im Münchener NSU-Prozess Angeklagten André Eminger – in Potsdam vor Gericht. Ihm wird Volksverhetzung vorgeworfen.

 

Erfurt: Gruppe von 30 Jugendlichen ruft Naziparolen

Am vergangenen Samstag informierte ein Zeuge die Polizei darüber, dass in Erfurt auf einem Spielplatz eine Gruppe nationalsozialistische Parolen rufen würde. Die eintreffenden Beamten stellten über 30 Personen zwischen 14 und 26 Jahre fest. Wer von diesen Personen die Parolen gerufen haben soll konnte vor Ort nicht festgestellt werden. Von allen Beteiligten wurden die Personalien erhoben.

 

Nach Farbattacke: Akif Pirinçci droht linkem Buchladen

Weil sein Haus mit Farbe verunstaltet wurde, will der Skandalautor einem Buchladen die „Hool-und-Motorradclub-Szene" vorbeischicken. Seit seinem skandalösen Auftritt bei Pegida im Dezember 2015 ist es ruhig geworden um Akif Pirinçci. Der Skandal-Autor hatte damals in einer als „KZ-Rede“ bekannt gewordenen halbstündigen Ansprache unter anderem von „Moslemmüllhalden“ gesprochen und damit selbst treueste Anhänger irritiert.
Jetzt meldet sich der rechtspopulistische Buchautor wortgewaltig über Facebook zurück: Weil Unbekannte sein Haus in Bonn mit Farbe und Klebstoff  attackiert haben, veröffentlichte Pirinçci auf seiner Facebook-Seite eine Ankündigung, die als Drohung verstanden werden kann. Sie richtet sich gegen den linken Buchladen „Le Sabot“ in der Bonner Altstadt. „Meine Fans von der Hools-und-Motorradclub-Szene werden euch in den nächsten Wochen einen Besuch in eurem Treffpunkt Buchladen "Le Sabot" (…) abstatten, um dort ganz viele Bücher einzukaufen. Vielleicht auch nach Ladenschluß.“, schrieb Pirincci am Sonntag in einem Post. Es gebe nur noch „ein paar Logistikprobleme mit den Bussen aus Ostdeutschland“. Er hält den Laden für „die Zentrale der Antifa“.

 

Dresden: Immer weniger Menschen bei Pegida

In Dresden ist die Zahl der Pegida-Teilnehmer weiter geschrumpft. Laut der Studenteninitiative „Durchgezählt“ kamen zwischen 2300 und 2800 Menschen zusammen. Die asylfeindliche Bewegung hatte sich zum ersten Mal den Wiener Platz vor dem Hauptbahnhof als Treffpunkt der sogenannte „Abendspaziergänge“ ausgesucht. Derweil zeigte sich am Montag ein Riss im Lager der Asylgegner. Denn neben Pegida gingen auch aslyfeindliche Gruppen in Lauebgast und Seidnitz auf die Straße, die ihren Unmut über Pegida vorab lautstark artikuliert hatten. In Laubegast formierten sich nach Schätzungen von Augenzeugen rund 300 Menschen zu einer Demo gegen die Unterbringung von Asylbewerbern im ehemaligen Hotel Prinz Eugen. Neben Anwohnern waren dabei auch Neonazis aus dem Dresdner Umland vor Ort. Gegen die Asylfeinde protestierten rund 100 Menschen.

 

Demo in Essen: ​Die 90er haben angerufen und wollen ihre Neonazis zurück

Die Sonne scheint am Samstag fast schon sommerlich auf den Platz an der „Freiheit" hinter dem Essener Hauptbahnhof. Es hat fast 20 Grad, bestes Demo-Wetter. Auf der großen Fläche zwischen den Polizeiabsperrungen stehen trotzdem nur etwa 80 Neonazis für eine NOD-Demo versammelt. Und die sehen zum Großteil aus, als wären sie zum Komparsen-Casting für einen Film über die Rechte Szene der 90er Jahre gekommen: Springerstiefel hier, blauweiße Camouflage-Hosen dort. Und dazwischen die „Division Braune Wölfe" mit rasierten Köpfen und allerlei teils verbotenen Nazi-Insignien auf der Haut. Mancher trägt deshalb verräterische Heftpflaster am Hals spazieren, ein anderer zeigt seinen tätowierten SS-Totenkopf aber ganz offen.

 

Mönchengladbach: Pegidisten und Hools

Mönchengladbach – Zum sechsten Mal mobilisierte eine Art „Pegida“-Ableger aus Mönchengladbach für vergangenen Freitag zu einer Kundgebung mit Aufmarsch. Mehrfach kam es im Umfeld zu Angriffen auf Gegendemonstranten. Am 1. April folgten rund 80, zeitweise fast 100 Personen aus dem extrem rechten Spektrum dem Aufruf von „Mönchengladbach steht auf“. Verantwortlich dafür ist Simone H., die zu Beginn der Aufmarschserie noch versucht hatte, gegenüber Medienvertretern schlicht als besorgte Bürgerin aufzutreten. H. steht indes der rechtsextremen Szene nahe und beteiligt sich seit Monaten auch an ähnlich geprägten Aufmärschen im Rheinland.
So waren die bisher sechs Versammlungen in Mönchengladbach denn auch geprägt durch Teilnehmer aus dem neonazistischen Spektrum, dabei waren auch rechtsoffene Hooligans. Der Versammlung am Freitag wohnten NPD-Kader und -Mitglieder aus NRW, Neonazis aus dem Raum Heinsberg, Düren und vom Niederrhein, rechte Hooligans und Verschwörungstheoretiker bei.

http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/pegidisten-und-hools

 

Prozess um Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkunft Crimmitschau beginnt

Weil sie in der Nacht zum 12. November 2015 drei Molotowcocktails auf eine Asylunterkunft auf der Leipziger Straße in Crimmitschau geworfen haben sollen, stehen seit Montag drei Männer aus Crimmitschau und Meerane vor dem Zwickauer Schwurgericht. Da das Haus zum Tatzeitpunkt mit 39 Menschen, darunter Familien mit kleinen Kindern, bewohnt war, hatte sie die Staatsanwaltschaft wegen versuchten Mordes angeklagt.

 

​ Alice-Salomon-Hochschule Berlin: Rektor kritisiert Polizeieinsatz

Am Sonnabend beschlagnahmte die Polizei ein Transparent, das anlässlich einer Neonazi-Demo an der Fassade der Alice-Salomon-Hochschule angebracht war. Der Rektor der Hochschule kritisiert dies. Uwe Bettig nannte das Vorgehen der Beamten „erschreckend“: „Die dürfen nicht einfach eine Hochschule stürmen.“ Die Polizei beschlagnahmte ein von Studenten an der Fassade befestigtes Transparent mit der Aufschrift „Rassisten und Nazis blockieren und angreifen“. Auf dem Platz vor der Hochschule sammelten sich zu dieser Zeit die ersten Neonazis zu ihrer Demonstration. Nach Angaben des Rektors seien „20 bis 30 Beamte eingedrungen“, sie hätten Studenten und eine Professorin „ziemlich unfreundlich ins Audimax genötigt“ und von zahlreichen Unbeteiligten die Personalien aufgenommen.
Ihn ärgert auch die „Ungleichbehandlung“: Die Neonazis habenb ein Transparent mit der Formulierung „Linksfaschisten haben Namen und Adressen“ gezeigt. Dies sei von der Polizei nicht beanstandet worden, sagte der Hochschul-Rektor. Das Präsidium bestätigte, dass darin tatsächlich keine Straftat gesehen wird.

 

Thüringen: AfD-Abgeordneter könnte zur SPD wechseln

In Thüringen bahnt sich erstmals der Wechsel eines früheren führenden AfD-Politikers in die SPD an. In der Landespartei gibt es den Plan, den Landtagsabgeordneten Oskar Helmerich aufzunehmen. Die Spitze der SPD-Landtagsfraktion beschäftigt sich mit einem entsprechenden Antrag des Abgeordneten. Der Erfurter Rechtsanwalt gehörte 2013 zu den Gründern der AfD in Thüringen, die Landesgeschäftsstelle befand sich in seiner Kanzlei. Nachdem er sich im März 2015 öffentlich gegen die Thüringer AfD-Spitze unter Björn Höcke gestellt hatte, wurde er gemaßregelt und trat kurz darauf aus Fraktion und Partei aus. Er sitzt seitdem als Fraktionsloser im Thüringer Landesparlament. Nach seiner Aussage von Ende März besteht seine frühere Partei vor allem aus "Extremisten und Verfassungsfeinden". Die SPD falle ihm hingegen durch ihre Fachkompetenz auf, erklärte er damals.

 

AfD-Politiker Poggenburg nutzt Genscher für Propaganda

Immer wieder beklagen AfD-Politiker, ihre Aussagen - etwa zur Flüchtlingspolitik in Deutschland - würden von den Medien aus dem Zusammenhang gerissen oder sogar gänzlich verfälscht. Geht es allerdings um die eigenen Ziele, scheint der eigene Anspruch an Authentizität nicht mehr allzu ausgeprägt zu sein. Jüngstes Beispiel ist ein Tweet von Sachsen-Anhalts AfD-Landeschef André Poggenburg zum Tod von Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Er teilte ein altes Zitat des FDP-Politikers in der (fälschlichen) Annahme, es würde die Nähe seiner eigenen rechtskonservativen Ansichten zu den Auffassungen des liberalen Staatsmanns aufzeigen.
"Wir sind kein Einwanderungsland", hatte Genscher 1984 vor dem Deutschen Bundestag gesagt. "Wir können es nach unserer Größe und wir können es wegen unserer dichten Besiedlung nicht sein.“ Poggenburg garnierte diese Aussage mit dem Kommentar: "Als großer deutscher Politiker und Diplomat hatte Genscher eine deutliche Gegenposition zu Merkels Multi-Kulti-Kurs." Was der AfD-Politiker offenbar "übersehen" hat: In der Rede von Genscher ging es damals weder um die Aufnahme von Flüchtlingen noch um die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingsfrage, die ja erst 30 Jahre später im Fokus der politischen Debatte steht. Als Beweis für Genschers Gegenposition zur aktuellen Flüchtlingspolitik kann das Zitat also kaum dienen. Zudem ist die Unterstellung schlicht falsch. Denn noch im September 2015 hatte Genscher in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" das Vorgehen der Großen Koalition in der Flüchtlingskrise ausdrücklich gelobt.

 

AfD, NPD – im Saarland kennt doch jeder jeden

Jüngst hat die AfD ihren saarländischen Landesverband pulverisiert, wegen angeblicher Kontakte zu Rechtsextremen. Die Aufgelösten weisen das empört von sich. Aber mal ehrlich: Im übersichtlichen Saarland, wo jeder jeden mit Vornamen kennt, läuft man sich doch zwangsläufig irgendwann über die Füße. Und an extremen Gesinnungen gibt es selbst am beschaulichen Südwest-Zipfel der Republik keinen Mangel. AfD-Landeschef Josef Dörr hätte sich also frisch, frank und frei seines Parteimottos "Mut zur Wahrheit" besinnen und Kontakte zur fremdenfeindlichen Freien Bürger Union (FBU) oder zu Neonazi-Nachbarn wie Sascha Wagner von der NPD Rheinland-Pfalz gestehen können.

 

Ein Jahr nach dem Anschlag in Tröglitz: "Es wird nicht mehr drüber gesprochen"

Der kleine Ort Tröglitz in Sachsen-Anhalt wurde vor einem Jahr zu einem Ort, der symbolisch für den Rechtsruck und Ausländerhass steht: Bei den Landtagswahlen Anfang März wird hier die rechtspopulistische AfD mit 31,9 Prozent der Stimmen stärkste Kraft, knapp 5 Prozent der Tröglitzer wählen die NPD. Am Ostersonntag vor einem Jahr verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft. Die zerstörte steht wie eine offene Wunde mitten in Tröglitz. Die angekohlten Dachbalken sind mit einer Plane verdeckt, damit es nicht reinregnet. Frühestens 2017 soll die Ruine saniert werden. Täter hat man bisher aber nicht ermitteln können. Zwar wurde im vergangenen Oktober ein Tatverdächtiger verhaftet, der aber schnell wieder freikam. Bei der Staatsanwaltschaft Halle prüft man derzeit, ob das Verfahren eingestellt werden soll.

 

Der Statthalter der „Weisse Wölfe Terrorcrew“ in Württemberg

Fellbach. Die Sicherheitsbehörden halten sich über die Hintergründe zum Verbot der Weisse-Wölfe-Terrorcrew weiterhin bedeckt. Zum einen will man die laufenden Ermittlungen nicht durch Info- und Fehlinfo-Störfeuer verkomplizieren. Zum anderen könnten zu genaue Angaben eventuelle Tippgeber und V-Leute in der Szene entlarven. Eine spekulative Spurensuche im Rems-Murr-Kreis.

 

Wie Rechte im Duisburger rat kassieren – und dafür wenig tun

Für manche ist Egon Rohmann ein Phantom. Zum Beispiel für die Duisburger Baugesellschaft „Gebag“. Dort fungiert der 76-Jährige als Aufsichtsrat, und das seit Juli 2014. Nach Recherchen der Redaktion hat der rechte Politiker aber noch kein einziges Mal an einer Sitzung des Aufsichtsrats teilgenommen, nicht einmal hat er in seiner Funktion einen Fuß in die Zentrale der Wohnungsbaugesellschaft an der Tiergartenstraße gesetzt. Kassiert hat er trotzdem: 5000 Euro erhält ein einfaches Mitglied des Gremiums als Aufwandspauschale pro Jahr. Als Ratsmitglied erhält er eine Aufwandsentschädigung von 476,70 Euro im Monat, als Bezirksvertreter monatlich weitere 230,20 Euro, hinzu kommen Sitzungsgelder. Rohmann sitzt zudem in einigen Ausschüssen, seine politische Arbeit charakterisiert sich in erster Linie durch Abwesenheit.
Im Schulausschuss hat er bei sieben der acht protokollierten Sitzungen gefehlt, beim Betriebsausschuss für das Immobilien-Management war er bei acht von zehn Sitzungen nicht da, beim Begleitausschuss zum Mercatorhallen-Pfusch hat er an keiner Sitzung teilgenommen. Als Bezirksvertreter fand er den Weg nach Hamborn nur bei sechs von 15 Sitzungen. Zudem ist es üblich, dass Ratsleute auch an den Sitzungen der Vertretung ihres Heimatbezirks teilnehmen. Doch Rohmann, der am Angerbach wohnt, war in der BV Süd nur bei einer von 14 Sitzungen zugegen.
Rohmann war über die ProNRW-Liste in den Rat gekommen. Nach dem die Fraktion zerbrach, schloss er sich Ende 2015 mit der NPD-Ratsfrau Melanie Händelkes zu einer Ratsgruppe zusammen. Auch dabei dürfte Geld eine Rolle gespielt haben: Als einzelnes Ratsmitglied hätte er wie die NPD-Frau in diesem Jahr zur Unterstützung der Ratsarbeit 6728 Euro an Zuwendungen erhalten. Als Ratsgruppe fließen aber 82.393 Euro als Zuwendungen aus Steuergeldern.

 

Sedat Peker: Rechtsextrem, vorbestraft, Unternehmer des Jahres

Heute Abend wird in Istanbul Sedat Peker als Unternehmer des Jahres ausgezeichnet. Derselbe rechtsextreme und vorbestrafte Peker, der kritischen Intellektuellen androhte, in ihrem Blut zu baden. Er ist in Deutschland aufgewachsen und der türkischen Öffentlichkeit als bekennender Rechtsextremist mit krimineller Vergangenheit ein Begriff. Er ist als Anführer einer kriminellen Vereinigung bekannt und hat in seinem bisherigen Lebenswandel eine beeindruckende Reihe krimineller Tätigkeiten und Verurteilungen aufzuweisen, von Nötigung, Urkundenfälschung und Freiheitsberaubung über Drogenhandel bis zu Schutzgelderpressung und Mord. Zuletzt war er im März 2005 im Rahmen der Operation Schmetterling verhaftet und zwei Jahre später zu 14 Jahren Haft verurteilt worden, ist jedoch längst wieder auf freiem Fuß.

 

Dresden: Ein überaus wendiger Anwalt

Der Dresdner Jurist Frank Hannig half der Stasi und Pegida. Als Christdemokrat verklagte er die Kanzlerin. Und jetzt hilft er dem Fernsehmann Peter Escher. Sein Büro liegt inmitten der historischen Innenstadt Dresdens. Der 45 Jahre alte Jurist kennt sich mit der Pegida-Bewegung aus. Er war es, der ihr wieder auf die Beine half, nachdem sich das Organisationsteam Anfang 2015 im Streit getrennt hatte. Der Neustart manifestierte sich in der Gründung des Pegida-Fördervereins; er ist inzwischen zu einer wichtigen Stütze der Bewegung geworden.
Zu seinen Mandanten zählen etwa Defa-Star und Old-Shatterhand-Darsteller Jürgen Polzin oder Waldmensch Öff-Öff. Aber auch Dresdner Rotlichtgrößen sind darunter, Junkies, Messerstecher, Hooligans der verbotenen Gruppierung „Elbflorenz“. Hannig berät Existenzgründer und gestandene Firmenchefs. Mitunter greift er seinen Mandanten kräftig unter die Arme. So gründete er für den wirtschaftlich gescheiterten Dresdner Flughafengastronomen Roland Hess die Onlinefirma Die Canapémanufaktur GmbH in Radebeul. Hannig ist sein Leben lang umtriebig. In dem Jahr, in dem die DDR zusammenbricht, ist er 19 Jahre. Trotz seiner Jugend hat er zu dieser Zeit bereits eine ansehnliche Stasi-Vergangenheit. Seine Akte umfasst 120 Seiten.

 

"Der Krig kommt": Nazi-Schmiererei mit Rechtschreibfehlern in Mauern (Bayern)

Mauern - Hakenkreuze und Nazi-Parolen haben Unbekannte am Mauerner Schulhaus hinterlassen. Die Polizei sucht nun nach den Schmierfinken, die offenbar unter einer Rechtschreibschwäche leiden. Diese unbekannten Täter waren offenbar gleich in mehrfacher Hinsicht nicht die Hellsten: Wie die Polizei Moosburg mitteilt, wurde im Verlauf der vergangenen zwei Wochen (Osterferien) das Mauerner Schulgebäude mit NS-Symbolen bzw. -Texten beschmiert. An der Rückseite des Schulhauses wurden ein Hakenkreuz, darunter das Wort "HITLER" sowie der Text "DER KRIG KOMMT" angebracht.

 

Berliner CDU-Politiker stoppt Nazi-Pöbler in Restaurant

Eigentlich wollten Frank Steffel (CDU), seine Frau und seine Kinder (3 und 8 Jahre) einen gemütlichen Abend beim Italiener in Berlin-Heiligensee verbringen. Doch es kam anders. Ein Gast am Nachbartisch fing plötzlich an, einen ausländischen Kellner fremdenfeindlich zu beleidigen. Der CDU-Politiker schritt ein. Am Sonntagabend schilderte er den Vorfall auf Facebook: Ein „glatzköpfiger, muskelbepackter Deutscher“ habe den „reizenden Kellner“ als „Scheiß Araber“ beleidigt und ihm Schläge angedroht. Was den Berliner Politiker noch mehr schockierte als die fremdenfeindliche Attacke, war die Gleichgültigkeit der anderen Gäste. Wie Steffel schildert, gingen nur er und eine kleine Französin dazwischen, um den Kellner zu schützen.

 

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06.04.2016 ... Presseschau

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Drei Angriffe pro Tag: BKA zählt 268 Angriffe auf Flüchtlingsheime in 2016 (!) +++ 46 rechtsextreme Vorfälle 2015 an Schulen in Sachsen - weniger als 2014 +++ Zahl der Opfer von rechten Straftaten in Berlin steigt stark +++ Aue: NPD-Politiker ruft am Samstag mit "Bündnis Freigeist" zum Sternmarsch - und erwartet 2.000 Teilnehmer_innen.
 

Drei Angriffe pro Tag: BKA zählt 268 Angriffe auf Flüchtlingsheime in 2016 (!)

Das Bundeskriminalamt verzeichnet in diesem Jahr bereits knapp 270 Attacken auf Flüchtlingsunterkünfte. 2015 waren es insgesamt 1029 Übergriffe gewesen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres hat es in Deutschland nach Angaben des Bundeskriminalamts bereits 268 Angriffe auf Flüchtlingsheime gegeben. In 244 Fällen seien die Täter dem rechtsmotivierten Spektrum zuzuordnen, erklärte eine BKA-Sprecherin. Bei 24 Delikten könne eine politische Motivation noch nicht sicher ausgeschlossen werden. Überwiegend handelte es sich nach BKA-Angaben um Gewaltdelikte (53 Fälle), Sachbeschädigungen (103 Fälle) und Propagandadelikte (69 Fälle). Im ersten Quartal gab es demnach zudem 29 Brandstiftungen, zwei Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz und in einem Fall das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion.

46 rechtsextreme Vorfälle 2015 an Schulen in Sachsen - weniger als 2014

2015 sind an sächsischen Schulen 46 Vorfälle mit rechtsextremem Hintergrund registriert worden - 28 weniger als im Jahr zuvor. Meistens wurde wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt, zudem gab es nach Angaben des Kultusministeriums Fälle von Volksverhetzung, Sachbeschädigung, Beleidigung, Bedrohung und Brandstiftung. «Der deutliche Rückgang ist sehr erfreulich, gerade angesichts der stärkeren Flüchtlingsbewegung», sagte ein Sprecher. Das zeige, dass die Schulen viel weiter und auch offener seien als der Rest der Gesellschaft - allerdings regional unterschiedlich.

Zahl der Opfer von rechten Straftaten in Berlin steigt stark

In Berlin werden immer mehr Menschen von Rechtsextremisten angegriffen. Im vergangenen Jahr zählte die Polizei mit 156 Opfern fast doppelt so viele wie im Jahr 2014. Damals waren noch 86 Menschen angegriffen worden. Diese Zahlen nannte die Senatsverwaltung für Inneres auf eine parlamentarische Anfrage der SPD. Auch die Zahl der als rechtsextrem eingestuften Delikte erreichte im vergangenen Jahr einen Höchststand. Nach 1560 Straftaten im Jahr 2014 waren es im vergangenen Jahr 1655.

Aue: NPD-Politiker ruft am Samstag mit "Bündnis Freigeist" zum Sternmarsch - und erwartet 2.000 Teilnehmer_innen

Bei Polizei, Stadt und Landratsamt laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren: Das rechtsgerichtete Bündnis Freigeist unter Federführung des NPD-Politikers Stefan Hartung ruft am Samstag in Aue zum Protest gegen die Asylpolitik. Etwa 2000 Teilnehmer erwarten die Organisatoren bei einem sogenannten Sternmarsch, wie eine Sprecherin des Landratsamtes auf Anfrage bestätigt. Dabei wollen sich die Demonstranten gegen 16.30 Uhr an drei verschiedenen Punkten in der Stadt treffen - vor dem Bahnhof, vor dem Tierpark und vor dem Landratsamt in der Wettinerstraße. Und anschließend als Protestzug weiter zu einer zentralen Kundgebung auf den Auer Altmarkt laufen. Unter welchen Auflagen die Protestaktion genehmigt wird, steht noch nicht fest. Dazu fand gestern erst ein Kooperationsgespräch zwischen Versammlungsbehörde und Anmelder statt. Pikant: Kurz vor Beginn der Demonstration endet in der Stadt ein Spiel des FC Erzgebirge Aue gegen die zweite Mannschaft von Werder Bremen.

Sachsen: Verfassungsschutz sieht angesichts des Demoaufrufs in Aue Rechtsextreme auf dem Vormarsch bei "asylkritischen" Veranstaltungen (kein Scherz)

Fast schon lustig, da dies in der Realität schon seit mindestens einem Jahr so ist, aber wir wollen es aber trotzdem vermelden: Der sächsische Verfassungsschutz warnt vor einer Übernahme bisher bürgerlicher Protestbewegungen gegen die Asylpolitik durch Rechtsextreme. Anlass ist ein für den 9. April angekündigter Sternmarsch in Aue, zu dem der NPD-Kreisvorsitzende im Erzgebirge, Stefan Hartung, im Namen einer rechtsextremistischen Initiative aufgerufen habe.

Verfassungsgericht verhandelt NPD-Klage gegen Ramelow

Das thüringische Landesverfassungsgericht verhandelt heute in Weimar über eine Klage der rechtsextremen NPD gegen Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). Die Partei wirft ihm eine Art Boykottaufruf gegen ihre Vertreter in den Thüringer Kommunalparlamenten vor. Zudem sieht die NPD ihre Kommunalabgeordneten durch Ramelow pauschal negativ bewertet.

1.500 Menschen protestierten am 4. April gegen LEGIDA & Co.

Mit vielfältigen Konzepten gegen drei klägliche Naziaufmärsche: Am Montag, den 4. April 2016 gingen in Leipzig mehr als 1500 Menschen gegen Menschenfeindlichkeit und Rassismus auf die Straße und beteiligten sich an verschiednen Aktionen für ein vielfältiges und weltoffenes Leipzig. Neben der Lichterkette und dem Friedensgebet fanden insgesamt fünf Demonstrationen statt. Neben einer Demonstration aus Leipzig-Leutzsch zog die Global Space Odyssey mit viel Öffentlichkeit in die Innenstadt. Der Demonstration von Leipzig nimmt Platz, die am Augustusplatz unter dem Motto „Die Welt ist zu komplex für das Heilsversprechen einer Volksgemeinschaft“ begann, folgte eine weitere auf dem Dittrichring. Ebenfalls auf dem Augustusplatz fand eine gemeinsame Aktion von „Leipzig nimmt Platz“ mit „Literatur statt Hass“ statt. Der Augustusplatz wurde mit Literaturzitaten mittels Straßenkreide künstlerisch aufgewertet. Das Ergebnis bleibt für alle Leipziger_innen noch bis Dienstag 18 Uhr sichtbar. Auf den Kundgebungen des Aktionsnetzwerks kamen zudem das Social Center for All und die neu gegründete Initiative „Druck! Machen. Für ein anderes Sachsen“ zu Wort.

Wenn Linke und Rechte sich einig sind: Neue "Querfront"-Debatte in Deutschland

Gegen die USA, für Russland. Auch wenn AfD, Linke, Rechte oder Friedensmahnwachen auf den ersten Blick wenig politisch verbindet, auf diese Themen können sie sich oftmals einigen. Dabei werden auch extreme Positionen einbezogen, die nicht nur Verschwörungstheorien beinhalten, sondern zum rechten Rand gehören. Report München über neue politische Querverbindungen in Deutschland.

Brandenburg: Ämter bekommen Nottaste wegen aggressiver Reichsbürger

Reichsbürger sind radikale Steuerverweigerer und treten in Finanzämtern entsprechend aggressiv auf. Einer schaffte es sogar bis ins Dienstzimmer der Staatssekretärin. Nun testet Brandenburg ein Notruf-System. Außerdem soll das Publikum nur noch zu bestimmten Bereichen freien Zugang haben. Wegen Bedrohungen und zunehmender Aggressivität – „insbesondere seitens so genannter Reichsbürger“ – lässt das Brandenburger Finanzministerium ein Notruf-System in Finanzämtern testen. Das sagte Staatssekretärin Daniela Trochowski (Linke) der MAZ. Die Pilotphase laufe in den Ämtern Calau (Oberspreewald-Lausitz) und Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald). Reichsbürger – in Brandenburg soll es etwa 200 geben – erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht an und lehnen es ab, Steuern zu zahlen. Laut Trochowski drang vor zwei Jahren ein Vertreter dieser als rechtsradikal eingestuften Gruppierung bis in ihr Arbeitszimmer vor und drohte ihr Gewalt an. Der über eine Tastenkombination am Computer auslösbare stille Alarm soll an den anderen Standorten nach der Pilotphase eingeführt werden, wie die Staatssekretärin ankündigte. Eine Amok-Alarm-Funktion komme hinzu. Außerdem sollen sukzessive alle Ämter, so umgestaltet werden, dass Publikumsverkehr in den Ämtern nur noch in bestimmten Bereichen stattfindet. 

Meißen: "Initiative Heimatschutz" provoziert auf dem Markt

Die „Initiative Heimatschutz“ wollte nicht in die Neugasse umziehen. Polizei musste einschreiten. Einmal mehr haben Anhänger und Sympathisanten der rechtsradikalen Initiative „Heimatschutz“für einen Eklat in Meißen gesorgt. Den Anlass bildete ein „Demokratischer Aktionstag“ der Initiative, welcher ursprünglich am Montag auf dem Marktplatz stattfinden sollte. Die Demonstration wurde in Absprache mit „Heimatschutz“-Initiatorin Nancy Kanzok auf die Neugasse verlegt. Nach Angaben des Landratsamtes Meißen sei Rücksicht auf die Interessen der Händler und Wirte genommen worden. Diese haben den Markt mittlerweile mit zahlreichen Terrassenplätzen bestückt, welche aufgrund des sonnigen Wetters auch gut nachgefragt sind. Übereinstimmenden Angaben von Polizei und Landratsamt zufolge wollten einige Teilnehmer des Aktionstages den Umzug auf die Neugasse nicht akzeptieren. Auf dem Platz vor der Sparkasse fand sich nur ein kleines Häuflein von Sympathisanten zusammen. Stattdessen sei versucht worden, eine neue Spontandemonstration für den Marktplatz anzumelden. Diese wurde jedoch erneut untersagt. Damit konnten sich einige „Heimatschutz“-Anhänger nicht abfinden. Auf der Facebook-Seite der rechtsradikalen Splittergruppe wird gezeigt, wie „Heimatschutz“-Redner Jens Schurig einen Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Stadt fortwährend anbrüllt und dem Rathausangestellten droht.

http://www.sz-online.de/sachsen/rechtsradikale-provozieren-auf-dem-markt-3364112.html
 

NSU-Prozess: "Killer" auf Diät

Der Vorsitzende Richter stellt Beate Zschäpe im NSU-Prozess die nächsten Fragen - vor allem eine hat es in sich. Es geht ums Abnehmen, um sonderbare Spitznamen und einen ominösen Wetteinsatz. (...) Dann wechselt Götzl das Thema. Sein Tonfall ändert sich nicht, die Frage aber hat es in sich: "Könnten Sie bitte die in der Wette verwendeten Begriffe ,Killer' und ,Cleaner' erläutern?" Mehr sagt er nicht. Es geht um eine Wette zwischen Böhnhardt und Zschäpe, in der es ums Abnehmen ging. Auf einer DVD, die im Brandschutt der Wohnung an der Zwickauer Frühlingsstraße lag, fanden sich Fotos, die Böhnhardt und Zschäpe zeigen. Sie wetteten, bis zum einem bestimmten Datum ein bestimmtes Gewicht zu erreichen. Der Verlierer sollte "200x Videoclips schneiden". In einem Text dazu heißt es: "Killer setzt auf die Liese", "Cleaner setzt auf die Liese", "Liese setzt auf ihr Durchsetzungsvermögen: gegen Killer, gegen Cleaner". Dass es sich bei Liese um Zschäpe handelt, steht außer Frage. Es war im Untergrund ihr Spitzname. Bei "Cleaner" soll es sich um Böhnhardt, bei "Killer" um Mundlos handeln. Die Ermittler meinen, dass es sich bei den Videoclips, die der Wettverlierer schneiden sollte, um Szenen für den NSU-Bekennerfilm handelte. Zschäpe behauptete in ihrer Einlassung im Dezember 2015 hingegen, es sei um das Schneiden von harmlosen Serien wie etwa "Dr. House" gegangen. Sie hätten sich an der Werbung gestört, die sie deswegen aus den Aufnahmen gelöscht hätten. Das NSU-Video will sie erstmals in der Hauptverhandlung gesehen haben. Nun fragt Götzl nach den Namen "Killer" und "Cleaner". Wenn Zschäpe, wie sie selbst ausgesagt hat, von den Morden wusste, spricht "Killer" als Spitzname dann nicht dafür, dass sie - anders als behauptet - die Taten akzeptierte? Man darf auf Zschäpes Erklärung gespannt sein.

Pirna: Richterin schickt Hakenkreuz-Schwimmer ins Gefängnis

Kaltes Grausen trotz 30 Grad im Schatten: Als ein Dresdner im Geibeltbad sein T-Shirt auszog, riefen andere Gäste die Polizei. Es war heiß am 2. August letztes Jahr, und irgendwann war das T-Shirt durchgeschwitzt. Dann eben mit freiem Oberkörper übers Freibad-Gelände, was ja an sich auch überhaupt kein Problem ist. Es sei denn, man hat sich Hakenkreuze und Siegesrunen auf Brust, Rücken und Oberarme tätowieren lassen, so wie Peter M. aus Dresden. Er sei sich durchaus bewusst gewesen, dass die Nazi-Symbole bei den anderen Gästen im Pirnaer Geibeltbad ablehnende Reaktionen auslösen könnten, sagt der 31-Jährige am Dienstag am Amtsgericht Pirna. Deshalb habe er sich mit seinen drei Kumpels auch abseits des Trubels gesetzt und sich auf dem Weg zum Imbiss von ihnen Körperdeckung geben lassen. Verborgen blieben die unappetitlichen Tattoos aber weder den anderen Besuchern noch dem Personal in dem an jenem Sonntag gut besuchten Freibad. Die Polizei rückte an. Ein reichliches halbes Jahr später steht Peter M. in Pirna vor der Strafrichterin. Der Vorwurf: Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. . Die Richterin verurteilt den mehrfach und einschlägig vorbestrafen Mann – es war nicht der erste Prozess wegen seiner Tattoos – zu vier Monaten Haft ohne Bewährung sowie Übernahme der Gerichtskosten.

Damentennis: Französin sorgt mit antiziganistischem Ausruf für Eklat

Rassismusskandal beim Damentennis in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina: Am Dienstag trafen in der Runde der besten 32 Spielerinnen Caroline Garcia aus Frankreich und die Rumänin Irina Begu aufeinander. Obwohl beide Spielerinnen in der Weltrangliste als 44. (Garcia) beziehungsweise 34. (Begu) anständig platziert sind, hätte die Partie wohl kaum für großes Aufsehen gesorgt. Nach einer Szene kurz vor dem Matchball ist das jedoch anders. Die Französin Garcia, die vor Kurzem noch die Deutsche Andrea Petkovic in Miami ausgeschaltet hatte, verschlug im dritten Satz beim Stand von 5:5 einen wichtigen Ball. Danach wandte sie sich in Richtung ihres Trainers, der auf der Tribüne saß, und schimpfte laut: "Ich verliere gegen diese verdammte Zigeunerin." Viele Zuschauer hörten die abfällige Bemerkung. Wie verschiedene rumänische Zuschauer berichteten, ist die Aussage auch auf den Aufnahmen einer Hintergrundkamera des Veranstalters WTA zu hören. In der Heimat von Begu, die den letzten Satz im Tiebreak für sich entscheiden konnte, schlug der Zwischenfall hohe Wellen. "Das Außenministerium und die rumänische Botschaft in Paris müssen im Fall Irina Begu intervenieren", forderte Ex-Außenminister Mircea Geoana. In den sozialen Netzwerken posteten Rumänen Fotos, auf denen die französische Flagge durchgestrichen ist. Übeltäterin Garcia hat sich bislang noch nicht geäußert. 

AfD-Chefin: Petry allein zu Haus

In Umfragen steht die AfD glänzend da, doch intern hängt der Haussegen schief: Frauke Petry sorgt mit ihren Alleingängen zunehmend für Kopfschütteln. Sind ihre Tage an der Spitze gezählt? Wer in diesen Tagen die Homepage der AfD besucht, dem fällt eines auf: Meldungen der Vorstandssprecherin Frauke Petry sucht man vergeblich. Hingegen finden sich ausführliche Presseerklärungen anderer Führungsmitglieder, unter anderem ihres Co-Sprechers Jörg Meuthen, des AfD-Vizes Alexander Gauland oder des sachsen-anhaltischen Landeschefs André Poggenburg. Es geht meist um aktuelle Themen: die Politik des Internationalen Währungsfonds, das EU-Türkei-Abkommen, den Tod des FDP-Politikers Hans-Dietrich Genscher. Von Petry aber, immerhin das bekannteste Gesicht der Partei: kein Bild, kein Text. Nichts. Fast wirkt es so, als habe sie die AfD schon verlassen, wie einst der frühere Partei-Mitgründer Bernd Lucke. Hat sie aber nicht. Ihre derzeitige Abwesenheit auf der offiziellen Seite ist ein Symptom für den schleichenden Prozess, der sich seit Längerem in der rechtspopulistischen AfD abzeichnet: Petry, auch sächsische Landes- und Fraktionschefin, ist an der Spitze zunehmend isoliert. Es sind weniger inhaltliche Differenzen, es ist ihr Stil, der manche in der Partei bereits an das Agieren Luckes erinnert - einst hatte sie ihm fehlenden Integrationswillen vorgehalten.

Kontopfändung bei Beatrix von Storch: AfD-Vize scheitert mit GEZ-Boykott

Beatrix von Storch ist mit ihrem GEZ-Boykott vorerst gescheitert. Weil sich die AfD-Vize-Chefin weigerte, den Rundfunkbeitrag zu bezahlen, wurde ihr Konto gepfändet. Die stellvertretende Vorsitzende der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD), Beatrix von Storch, führt schon länger einen Privatkrieg gegen die Finanzierung der TV-Anstalten und boykottiert die GEZ, also den Rundfunkbeitrag. Nun kommt es sie teuer zu stehen, dass sie sich beharrlich weigerte, den Beitrag zu bezahlen. Wie von Storch selbst bei Twitter mitteilte, wurde ihr Konto gepfändet. „Nun ist es passiert. Die GEZ hat zugeschlagen- und mein Konto gepfändet. Am 1. April, wie ich gerade erfahre....“, postete sie am Montag. Offenbar hat sie den Kommentar aber wieder gelöscht. Der Berliner AfD-Sprecher Ronald Gläser bestätigte jedoch am Dienstag die Pfändung. Von Storch sei schon immer sehr kritisch gegenüber den Rundfunkbeiträgen gewesen. Seit der Reform 2013 sei sie Totalverweigerin, habe aber auch mal gezahlt. So seien rund 240 Euro aufgelaufen, die nun gepfändet worden seien, sagte Gläser.

Keine Maßnahmen gegen AfD-Vorstand in Rheinland-Pfalz

Nach dem Kontakt eines Vorstandsmitglieds der rheinland-pfälzischen AfD zu Anhängern der rechten Szene sind seitens der Partei bislang keine disziplinarischen Konsequenzen geplant. Das sagte ein Sprecher des AfD-Landesverbandes am Montag auf Anfrage. Attila Sonal vom Kreisverband Kaiserslautern habe glaubhaft dargelegt, dass der Kontakt nicht beabsichtigt gewesen sei. Zudem habe er die Partei über die politische Orientierung der Kontaktpersonen informiert, sobald er davon erfahren habe.

Freiburg: Vorwürfe gegen AfD-Politiker Mandic wegen Rechtsradikalismus

Der Rechtsanwalt, Burschenschaftler und AfD-Politiker Dubravko Mandic soll an rechtsradikalen Feiern bei seiner Burschenschaft teilgenommen haben. Sein Parteivorstand hält still.

Hamburg-Blankenese: Anwohner von Nobelviertel blockieren Bau eines Flüchtlingsheims

Sie markieren heimlich Bäume, versperren Zufahrten und stellen Eilanträge: So will eine Gruppe von Anwohnern den Bau einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg-Blankenese stoppen.

Twitter: #IchwähleAfD weil ich in der Wahlkabine ausgerutscht bin

Die sozialen Netze haben ihre Tücken: Ein Twitternutzer hat den Hashtag "Ich wähle AfD" gekapert und daraus ein Schmäh-Tag gemacht. Darunter versammeln sich nun die schönsten AfD-Veräppelungen. 

Panama Papers belasten rechtsextremen Front National

Die Enthüllungen aus Panama bringen auch Politiker in Frankreich in Bedrängnis. Gegen den Front National wurde bereits wegen Steuerbetrugs ermittelt. Die Enthüllungen der sogenannten Panama Papers um Briefkastenfirmen in Steueroasen treffen nun auch den rechtsextremen Front National (FN) in Frankreich. Wie die Tageszeitung Le Monde berichtet, haben Vertraute von Parteichefin Marine Le Pen ein "ausgeklügeltes Offshoresystem" entwickelt, um über Tarnfirmen und falsche Rechnungen Geld aus Frankreich zu schaffen. Ziel sei es gewesen, den "französischen Anti-Geldwäsche-Behörden zu entgehen", schreibt die Zeitung. Das Geld sei über Hongkong, Singapur, die Britischen Jungferninseln und Panama geflossen. 

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Presseschau ... 07.04.2016

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+++ Hotelbrand in Bingen: Verletzte und gesprühte Hakenkreuze +++ Neubrandenburg: Unbekannte Täter verprügeln Geflüchteten mit Ast +++ Löcknitz (Meck-Pom): Nazis stören Veranstaltung zu Integration +++ Grevenbroich: Familienauto mit Nazi-Symbolen besprüht

 

Hotelbrand in Bingen: Verletzte und gesprühte Hakenkreuze

In Bingen (Rheinland-Pfalz) ist in der Nacht zu Donnerstag ein Feuer in einem Hotel ausgebrochen, in dem vornehmlich Saisonarbeiter aus Portugal und Flüchtlinge untergebracht, insgesamt 25 Menschen. Während die Brandursache bisher unklar ist, wurden insgesamt drei aufgesprühte Hakenkreuze an dem Gebäude gefunden. Sechs Menschen wurden durch den starken Rauch verletzt. Das Feuer war laut Sender in der Nacht zu Donnerstag im Keller des Hotels ausgebrochen. Das Gebäude wurde sofort evakuiert. Die Mainzer Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen schwerer Brandstiftung aufgenommen.

 

Neubrandenburg: Unbekannte Täter verprügeln Geflüchteten mit Ast

In Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) haben zwei Unbekannte einen Mann attackiert. Der Afghane saß auf einer Parkbank am See, als die Männer begannen, ihn zu beleidigten. Die Polizei Neubrandenburg bestätigte, dass es sich um eine Tat mit rassistischem Hintergrund handelt. Die beiden Personen sollen dem Asylsuchenden die Worte "Scheiß Ausländer" und "Scheiß Syrer" zugerufen haben. Anschließend ging einer der zwei Tatverdächtigen mit einem Ast auf den Mann los und verletzte ihn am Kopf. Das Opfer wurde ambulant behandelt.

 

Löcknitz (Meck-Pom): Nazis stören Veranstaltung zu Integration von Flüchtlingen

Eine Gruppe Rechtsextremer hat am Mittwochabend in Löcknitz (Kreis Vorpommern-Greifswald) bei einer Informationsveranstaltung zum Thema Flüchtlinge einen größeren Polizeieinsatz ausgelöst. Wie ein Polizeisprecher erklärte, störten die Männer unter Führung eines NPD-Kommunalpolitikers die Veranstaltung der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) mit polnischen Einwohnern im Bürgerhaus. Der NPD-Ortsvertreter soll den RAA-Leiter auch beleidigt und bedroht haben. Die Polizei kam mit neun Streifenwagen und verwies die Rechten des Hauses.

 

Grevenbroich: Familienauto mit Nazi-Symbolen besprüht

Nach dem Brandanschlag auf die Räume eines türkischen Vereins und den am Hagelkreuz zerstörten Flüchtlingszelten ermittelt der Staatsschutz erneut in Grevenbroich (Nordrhein-Westfalen). Diesmal geht es um Nazi-Schmierereien. Unbekannte haben in der Nacht zu gestern mit grüner Farbe ein Hakenkreuz auf die Motorhaube eines in der Innenstadt geparkten Autos gesprüht. Auf die Stoßstange wurde das Wort "Neger" geschmiert.

 

Berlin: Frau in Pankow rassistisch beschimpft

Im Berliner Ortsteil Pankow wurde gestern ein 53-jähriger Mann festgenommen, der zuvor eine 36-jährige Frau beschimpft und volksverhetzend beleidigt hat. Der bis dahin Unbekannte flüchtete zunächst, wurde dann jedoch von durch die Frau alarmierten Polizisten gestellt und vorläufig festgenommen. Er war alkoholisiert und im Besitz von Drogen.

 

NSU-Mörder arbeitete bei V-Mann des Verfassungsschutzes

Während der Mordserie war Uwe Mundlos unter einem Decknamen bei einer Zwickauer Baufirma beschäftigt – die ausgerechnet einem V-Mann gehörte. Wie nah war der Verfassungsschutz den NSU-Tätern wirklich? Ralf "Manole" Marschner ist eine der zentralen Figuren in dem bisher immer noch unaufgeklärten Netzwerk um das "Terrortrio" Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und mutmaßlich Beate Zschäpe, die seit dem 6. Mai 2013 in München vor Gericht steht. Der Fall hat bisher elf Untersuchungsausschüsse und einen bis heute 272 Verhandlungstage dauernden Mordprozess beschäftigt, ohne dass die zentrale Frage bisher vollständig beantwortet wurde: Gab es Mitwisser im Umfeld der Nachrichtendienste oder sogar bei den Behörden selbst?
Ralf Marschner alias Manole alias Primus war von 1992 bis 2002, zehn Jahre lang, bezahlter Spitzel des BfV. In den letzten beiden Jahren seiner V-Mann-Tätigkeit betrieb er eine Baufirma in Zwickau und beschäftigte dort den NSU-Mörder Uwe Mundlos, das legen seine eigenen Aussagen vor Beamten des Bundeskriminalamtes 2013 sowie weitere Dokumente und Aussagen unabhängiger Zeugen nahe.

 

Deutliches Zeichen gegen Rechts: Altona 93-Fans werfen Nazis aus dem Stadion

Fans des Hamburger Fußballclubs Altona 93 und zuständige Sicherheitsmitarbeiter haben konsequent durchgegriffen: Während eines Spiels zwischen ihrem Verein und dem FC Türkiye schmissen sie eine Gruppe mutmaßlicher Nazis von den Zuschauerrängen. Während des Oberliga-Spiels fiel Zuschauern ein Mann auf, auf dessen Kleidung auffällige rechtsradikale Symbole prangte. Der Mann soll eine "Erik and Sons"-Jacke und ein T-Shirt mit der Aufschrift "Frei, Sozial und National" getragen haben. Er und seine vier Begleiter wurden von Ordnern aufgefordert, den Platz umgehend zu verlassen. Der Verein, der viele internationale Spieler und Fans vereint, macht deutlich, dass Nazis nicht willkommen sind. Mit mehreren Integrationsprojekten und Fanprojekten will der Club auch weiterhin klare Zeichen setzen.

 

Havelland: Protest gegen dritte Pegida-Demo angekündigt

Der Havelland-Ableger von Pegida hat für Freitagabend eine erneute Kundgebung in Schönwalde-Glien angekündigt. Im Februar hatten zuletzt 130 Teilnehmer gegen „Masseneinwanderung in Deutschland“ demonstriert. Es wird auch wieder eine Gegendemonstration geben, zu der CDU, SPD, FDP, Linke und Grüne, das Falkenseer „Bündnis gegen Rechts“ sowie die Willkommensinitiativen im Osthavelland aufgerufen haben. „Wir wollen in Schönwalde-Glien und in unserer Region keine Verhältnisse, in denen geflüchtete Menschen drangsaliert, eingeschüchtert und bedroht werden. Wir wollen das offene, freundliche und tolerante Gesicht Schönwaldes zeigen und bewahren“, heißt es in dem Aufruf unter dem Motto „Dem Hass entgegentreten“.

 

Im Schwimmbad Hakenkreuz entblößt: Knast für Tattoo-Nazi

Pirna. Wenn Peter M. (31) seinen Oberkörper freimacht, trägt er seine braune Gesinnung zu Schau. Brust, Bauch und Rücken sind großflächig u.a. mit Hakenkreuzen, SS-Runen und Totenköpfen tätowiert. Weil der Maler und Lackierer die verbotenen Nazi-Symbole öfter öffentlich präsentiert, stand er jetzt zum dritten mal wegen Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vor Gericht.
Bevor die von Gästen herbeigerufene Polizei eintraf,  war er offenbar schon vom Bademeister aufgefordert worden, sich zu bedecken. Die Entschuldigung des mehrfach vorbestraften Neonazis: „Es war so heiß und mein T-Shirt schon völlig durch geschwitzt.“ Weil Peter M. zur Tatzeit unter Bewährung stand, gab es diesmal vier Monate Knast ohne Bewährung. Die Richterin: „Sie wollten sich zur Schau stellen, ihre letzte einschlägige Verurteilung war erst drei Monate her. Das lässt keine Raum für eine Bewährungsstrafe.“

 

Geldstrafe für Polizisten nach „Scheinerschießung“

In dem spektakulären Fall einer „Scheinerschießung durch Polizeibeamte“ ist einer der beiden Beschuldigten zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Wie die Staatsanwaltschaft dem SR mitteilte, hat einer der Beschuldigten, ein 27-jähriger Beamter, einen Strafbefehl über 70 Tagessätze à 50 Euro akzeptiert. Dem Beamten war Körperverletzung im Amt in einem minder schweren Fall vorgeworfen worden. Den Angaben zufolge war er nicht eingeschritten, als sein Kollege im Februar 2014 bei einer gemeinsamen Streifenfahrt einem Rumänen zunächst Fußtritte versetzt und dann Pfefferspray ins Gesicht gesprüht hatte. Danach soll er seine Dienstwaffe gezogen, auf den am Boden liegenden Rumänen gerichtet und durchgeladen haben. Dabei soll es auch zu ausländerfeindlichen Äußerungen gekommen sein. Trotz des Strafbefehls ist der 27-Jährige weiter im Dienst. Der Hauptbeschuldigte muss sich ab dem 20. April vor dem Amtsgericht Saarbrücken verantworten.

 

Schulterschluss zwischen AfD-Jugend und Rechtsextremen in Gießen?

Plant der Nachwuchs der „Alternative für Deutschland“ (AfD) in Hessen den Zusammenschluss mit rechtsextremen Kräften? Dies geht zumindest aus einer Mail hervor, die an Medien und Parteien gerichtet ist. Sadullah Güleç, Geschäftsführer der Stadthallen Gießen GmbH, bestätigte am Mittwoch auf Anfrage, dass eine Jugendorganisation am 16. April einen Raum in der Kongresshalle angemietet habe. Bei der Gruppierung handele es sich offenbar um Mitglieder der AfD-Jugendorganisation. Auch Vertreter der sogenannten Identitären Bewegung, einer losen Bewegung am rechten Rand, die vom hessischen Verfassungsschutz beobachtet wird, sowie der Jungen Nationaldemokraten, des NPD-Nachwuchses, sollen der Mail zufolge an dem Treffen teilnehmen.

 

Thüringer AfD-Aussteiger: "Björn Höcke will einen Führer-Staat"

Letzten Sommer trat Oskar Helmerich aus der AfD aus, nun wechselt er als Parteiloser zur SPD-Fraktion im Erfurter Stadtrat. Im Interview berichtet der Anwalt vom Aufmarsch "faschistoider Persönlichkeiten" wie Thüringens AfD-Chef Björn Höcke in der Partei, deren Gefährlichkeit viele unterschätzten. Er warnt, Höcke wolle die Demokratie in ihrer heutigen Form abschaffen.

 

Sprache von Pegida und AfD: Das Wörterbuch der Neuesten Rechten

Es ist etwas in Bewegung geraten in der deutschen Diskurslandschaft. Begriffe laden sich neu auf, Bedeutungen verschieben sich, aus harmlosen Wörtern werden Kampfbegriffe. Das Bedürfnis nach klaren Abgrenzungen führt zu verstärkten Einsätzen in der semantischen Kampfzone. Wenn Publizisten und Politiker im rechten Milieu und an dessen Rändern Begriffe umcodieren, ist das kein akademisches Sprachspiel. Es geht dabei um Deutungshoheit. „Die Begriffe, die man sich von etwas macht, sind sehr wichtig“, heißt es bei Brecht, „sie sind die Griffe, mit denen man die Dinge bewegen kann.“ Autor_Innen der Frankfurter Allgemeine haben daher ein paar zentrale Begriffe gesammelt, Einige haben klaren Signalcharakter, manche wirken unverfänglich, andere wieder schillern vieldeutig. Nicht jeder, der einen dieser Begriffe verwendet, ist automatisch „rechts“. Es ist sehr viel komplizierter. Und genau das sorgt für Verwirrung. Ein Klärungsversuch.

 

München: Pegida ist schlecht fürs Geschäft

Die Münchner Pegida, die für sich in Anspruch nimmt, "das Volk" zu sein, bringt immer mehr Münchner gegen sich auf. Jetzt haben Interessenvertreter von Innenstadt-Unternehmern in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) klargestellt, was die Münchner Geschäftswelt von den ihrer Ansicht nach "ritualisierten, aufmerksamkeitsheischenden Provokationen" der rechten Gruppierung hält: nämlich nichts.
Der OB kündigt nun an: "Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel voll ausschöpfen und die Situation und damit verbundene Genehmigung immer wieder neu bewerten." Das Grundrecht der Versammlungsfreiheit gelte jedoch für alle - "auch wenn es unerträglich ist, dass derart rassistische und hetzerische Parolen im Tagesrhythmus verbreitet werden."

 

Todesopfer rechtsextremer Gewalt: Der Hass der Neunziger kehrt zurück

Nach einem Angriff durch Neonazis stirbt in Dresden der Mosambikaner Jorge Gomondai. 25 Jahre später ist die Stimmung wie damals: aggressiv. Gomondai ist das erste Todesopfer rechtsextremer Gewalt in Dresden nach der Wiedervereinigung. Sein Schicksal ist der weitere Höhepunkt einer grausamen Entwicklung im Osten. Einer Entwicklung, bei der sich Hass gegen Ausländer in Gewalt entlädt. Als rechtsextreme Gruppen Jagd machten auf jeden, der anders aussah oder dachte als sie - größtenteils unbehelligt von Polizei oder Justiz.
25 Jahre sind seit dem Tod von Gomondai vergangen und in Sachsen scheint sich nicht viel geändert zu haben. Ob in den Reihen von Pegida, in Clausnitz oder Heidenau - der Hass ist zurück. Wieder haben Menschen anderer Herkunft Angst, angepöbelt und angegriffen zu werden. Die Flüchtlingskrise katapultiert Sachsen zurück in die dunklen neunziger Jahre.

 

In Connewitz ist alles politisch

Rückblick. Der 11. Tag dieses Jahres ist ein Montag. Viele Connewitzer Linke sind im Zentrum, wo Legida demonstriert. Im Süden, beim Connewitzer Friedhof, rottet sich ein rechter Terrortrupp zusammen, 250 Neonazis und Hooligans. Binnen Minuten fällt er über die Wolfgang-Heinze-Straße her und schlägt zu Klump, was gerade da steht. Das Vereinslokal des Roten Sterns bleibt intakt, die metallischen Rollos sind unten. Der Dönerimbiss, das Buchgeschäft, insgesamt gut 20 Läden haben weniger Glück. Im Buchgeschäft beim UT prallt ein Brandsatz am "Literarischen Katzenkalender" ab. Nur dieser Umstand verhindert, dass der ganze Laden Feuer fängt. Ob eine Scheibe in Connewitz eingeworfen wird oder anderswo in Leipzig, macht einen Unterschied. Im Süden der Stadt ist alles politisch. Ein Besuch in dem Viertel, das häufig in den Schlagzeilen steht.

 

„Arschgrabsch“-Post: CDU-Mann mit Verständnis für Brandanschläge darf bleiben

Falkensee (Brandenburg): Nach der Festnahme des NPD-Aktivisten Maik Schneider wegen eines Brandanschlages auf das Auto eines Polen hatte sich der Kreistagsabgeordnete Mike Krüger (CDU) geschmacklos auf Facebook geäußert und Verständnis für die Tat geäußert. Jetzt ist klar: Konsequenzen muss Krüger nicht fürchten.
Krüger hatte hinsichtlich der Festnahme im Februar 2016 bei Facebook geschrieben: „Ob das jetzt wirklich einen fremdenfeindlichen Hintergrund hat, bleibt abzuwarten.“ Der Falkenseer hatte die Berichterstattung über Schneider, der in Untersuchungshaft sitzt, als „übliche Vorverurteilung“ bezeichnet, die in das „Bild der linken Presse“ passe. „Vielleicht hat der Pole seiner Freundin nur an den Arsch gepackt und unser brauner Freund ist ausgetickt“, schrieb Krüger weiter.
Es ist nicht das erste Mal, dass CDU-Mann Mike Krüger auf Facebook für Wirbel sorgt. Nach dem Brandanschlag auf eine Nauener Turnhalle – wegen dem ebenfalls gegen Schneider ermittelt wird – hatte er im Sozialen Netzwerk geschrieben, er wolle auch kein Wohnheim neben seinem Grundstück haben – unabhängig davon, ob dort Lehrlinge oder Asylbewerber untergebracht seien. Krüger machte damals die „verfehlte Asylpolitik“ für den Brandanschlag mitverantwortlich. Zudem hatte er auf seiner Facebook-Seite die rechten Gruppen „Pegida“ und „Nein zum Heim in Falkensee“ mit „Gefällt mir“ markiert.

 

Berlin: Großrazzia gegen Internet-Hetzer

Hetze in sozialen Netzwerken hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Gestern griff die Polizei in Berlin hart gegen Täter durch, vollzog insgesamt zehn Durchsuchungsbeschlüsse. In den frühen Morgenstunden durchsuchte die Polizei in mehreren Berliner Bezirken Wohnungen von neun mutmaßlichen Internethetzern. Bei den neun tatverdächtigen Männern im Alter zwischen 22 und 58 Jahren stellten die Beamten Computer, Laptops und Handys sicher. Außerdem fielen der Polizei neben Neonazi-Devotionalien Waffen wie Messer oder Schreckschusspistolen sowie Drogen in die Hände.
Den neun Beschuldigten zwischen 22 und 58 Jahren wird vorgeworfen, bei Facebook gegen Menschen gehetzt zu haben. Betroffen seien Flüchtlinge und Menschen mit jüdischen Glauben. Außerdem sei die Verbreitung von Liedern mit fremdenfeindlichem Inhalt Teil der Ermittlungen. Konkret geht es um Volksverhetzung sowie die Darstellung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

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Presseschau 08.04.2016

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Berlin-Moabit: Unbekannte schändeten Gedenktafel an der Putlitzstraße +++ Gemeinsam-Stark e.V.: Fingierte Absage für Hooligan Demo in Magdeburg am Samstag +++ 1. Mai: Schwerin wird zur Festung.

 

Berlin-Moabit: Unbekannte schändeten Gedenktafel an der Putlitzstraße

Sie erinnerte an die Deportation von 30.000 jüdischen Berlinern vom ehemaligen Güterbahnhof Putlitzstraße. Nun wurde die Gedenktafel zerstört. Fast 30.000 jüdische Berliner schickten die Nazis vom Gleis 69 auf dem ehemaligen Güterbahnhof Putlitzstraße in den Tod. Ein schlichtes Schild in der Moabiter Ellen-Epstein-Straße erinnerte bis März an die Deportationen mit den berüchtigten „Berliner Osttransporten“. Jetzt haben unbekannte Täter es zerstört! Offenbar ist die Zerstörung der traurige Höhepunkt einer Serie antisemitischer Schmierereien und Sachbeschädigungen an der von der Initiative „Sie waren Nachbarn e.V.“ errichteten Tafel. Auf ihr stand geschrieben: „Von hier aus fuhren Züge ins Gas.“ Die insgesamt sieben Beschädigungen zwischen dem 22. Juni 2015 und März 2016 wurden dokumentiert. Immer wieder war das Wort Gas durchgestrichen oder durch Parolen wie „Alles Lüge“ ergänzt worden.

Gemeinsam-Stark e.V.: Fingierte Absage für Hooligan Demo in Magdeburg am Samstag

Die für Sonnabend in Magdeburg angekündigte Demonstration von Gemeinsam-Stark e.V., einem Ableger der rechten Hooligan-Bewegung HoGeSa (Hooligans gegen Salafisten), soll doch stattfinden. Die Polizeidirektion Nord hat am Donnerstagvormittag für die am Sonnabend geplante Rechten-Demo des Vereins „Gemeinsam-Stark Deutschland" (GSD) zwischenzeitlich Entwarnung geben.  Eine fingierte telefonische Absage in der Versammlungsbehörde sorgte dafür. „Das waren Aussagen mit Detailkenntnissen", sagte am Nachmittag eine Polizeisprecherin. Deshalb hielt man den Anruf auch für echt. Ein Rückruf bei den Anmeldern ergab dann aber, dass die Demo wie angemeldet zwischen 14 und 20 Uhr auf dem Domplatz mit einem Aufmarsch über die Otto-von Guericke-Straße bis zur Danzstraße stattfinden soll. Erwartet werden von dem Magdeburger Ableger des GSD, ein der Gruppe „Hooligans gegen Salafisten" naher Verein, etwa 1000 bis 1500 Teilnehmer.  Die Polizei hält etwa 500 für realistisch. Angemeldet sind inzwischen auch zwei Gegendemonstrationen in der Innenstadt.

1. Mai: Schwerin wird zur Festung

Bisher fünf Demonstrationen in der Landeshauptstadt angemeldet. Zum sechsten Mal Sternfahrt durch Nazi-Dorf Jamel geplant. Verhältnismäßig ruhig war es in den vergangenen Jahren am ersten Mai in Mecklenburg-Vorpommern. Der Tag der Arbeit, der bundesweit jedes Jahr Tausende Menschen auf die Straßen zieht, lockte mit dem Ende der Jobparade nur noch wenige Menschen im Land vor die Tür. Das könnte sich in diesem Jahr wieder ändern. Allein in Schwerin sind bisher fünf Demonstrationen angemeldet. Die Polizei plant schon jetzt mit einem stark erhöhten Aufgebot an Einsatzkräften. 800 Polizisten kamen im vergangen Jahr auf 350 NPD-Anhänger, die am Tag der Arbeit durch Neubrandenburg zogen. In diesem Jahr wird die Zahl der Einsatzkräfte noch einmal deutlich höher liegen, teilte die Polizei gestern auf Nachfrage mit. Es ist das erste Mal seit langem, dass die NPD auch offiziell wieder in Schwerin demonstriert. Zuletzt tat sie das im vergangenem Jahr und auch 2016 unter den Fahnen von Mvgida. Nun ruft der Landesverband auf seiner Website unter dem dem Slogan „Für Volk und Heimat“ alle „nationalen und patriotischen Kräfte auf, in die Landeshauptstadt Schwerin zu kommen“. Die Polizei rechnet mit etwa 300 Teilnehmern.

In Berlin wird es erstmals seit Jahren mutmaßlich keine Nazi-Demonstration am 1. Mai geben. Geplant sind für den 1. Mai allerdings rechtsextreme Demonstrationen verschiedener Parteien in Plauen (Sachsen), Nürnberg (Bayern) und Erfurt (Thüringen). (BZ).

Echo 2016: Buh-Rufe für Frei.Wild

Nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen beim Echo 2016: Bei der Preisverleihung in der Sparte Rock/Alternative National gab es Buhrufe für die Gewinner. Die umstrittene Deutschrock-Band Frei.Wild ist mit einem Echo ausgezeichnet worden. Sie erhielt den Preis am Donnerstagabend in der Sparte Rock/Alternative National. Die Band war 2013 beim Echo noch von der Nominierungsliste gestrichen worden, nachdem andere Gruppen wie Kraftklub mit einem Boykott gedroht hatten. Im Sommer sprachen sich die Südtiroler auf ihrer Internetseite gegen Fremdenhass aus. Die Band erklärte bei der Preisverleihung, sie wolle den Echo in der Öffentlichkeit als Symbol für Widerstand gegen Ausgrenzung präsentieren. Der Beifall für Frei.Wild war mehr als verhalten. Als die Band die Bühne betrat gab es Buh-Rufe. Ein Statement der Band: "Wir sind, was wir sind und nicht, was man uns nachsagt. Und schon ist es vorbei." 

http://web.de/magazine/unterhaltung/musik/echo/echo-2016-verleihung-buhrufe-freiwild-31479068
 

NSU: Zschäpe soll auch für V-Mann gearbeitet haben

Beate Zschäpe soll nach Medienberichten während ihrer Zeit im Untergrund in Zwickau in einem Geschäft gearbeitet haben, das von einem V-Mann des Verfassungsschutzes betrieben wurde. Auch Uwe Mundlos soll dort beschäftigt gewesen ein.

Von der Stasi zu Pegida: Wie ein Anwalt mit Stasi-Vergangenheit half, Pegida aufzubauen

Im Umfeld von Pegida tummeln sich kuriose Gestalten. Ganz vorn: der Dresdner Anwalt Frank Hannig. Er leitete die Gründungsversammlung des Pegida-Vereins, führte ein Treuhandkonto – und hat eine illustre Vergangenheit als Stasi-Spitzel.

Hakenkreuz und Kühnengruß: Staatsschutz ermittelt nach Legida und Thügida

Beim Aufmarsch von Legida am vergangenen Montag hat die Polizei mehrere Personen registriert, die verfassungsfeindliche und volksverhetzende Symbole getragen haben. Nach dem erneuten Legida-Aufmarsch am vergangenen Montag in Leipzig ermittelt die Polizei in mehreren Fällen aufgrund gezeigter rechtsradikaler Symbole. Wie ein Behördensprecher am Donnerstag gegenüber LVZ.de erklärte, trug ein Teilnehmer der später mit Legida vereinigten Thügida-Demonstration am Montagabend eine Armkette mit einem silberfarbenen Hakenkreuzanhänger. Zudem soll der Mann mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Auschwitz – ich hätte da mal eine Frage“ bekleidet gewesen sein. Während des Legida-Aufmarsches auf dem Innenstadtring zeigte ein anderer Tatverdächtiger direkt am Legida-Transparent den sogenannten Kühnen-Gruß – eine Abwandlung des verbotenen Hitler-Grußes. Das belegen mehrere Fotografien vom Protestzug. Darüber hinaus wurde von den Beamtem auch ein T-Shirt mit der angedeuteten Bombardierung einer Moschee bei Legida registriert.

Potsdam: 50 Pogida-Teilnehmer - deutlich mehr Pogida-Gegner

Zum zehnten Mal demonstrierten Pogida-Anhänger in Potsdam. Wieder waren es deutlich mehr Pogida-Gegner. Es blieb insgesamt friedlich. 

Demo-Anmelder Christian Müller wirft hin: „Pogida löst sich auf“

Die „Negativpresse“ macht ihm zu schaffen – und er möchte seinem privaten Leben mehr Aufmerksamkeit schenken. Der wegen seiner kriminellen Vorgeschichte in die Kritik geratene Pogida-Chef Christian Müller hört auf. Heute wird vorerst die letzte Pogida-Demo in Potsdam stattfinden. Alle weiteren „Spaziergänge“ wurden vorerst abgemeldet. Doch ganz vorbei ist es dennoch nicht.  Die islamkritische Gruppe soll aber unter neuem Namen weitermachen – vermutlich ab Mai. Einen Nachfolger gibt es schon: Der Potsdamer Holger Schmidt (30), nach Müllers Angaben arbeitsloser Sicherheitsmann, soll übernehmen. 

Vorwurf der Volksverhetzung: Potsdam: Prozess gegen Eminger-Bruder

Der Bruder eines mutmaßlichen NSU-Unterstützers, Maik Emiger, steht seit Donnerstag vor dem Landgericht Potsdam. Er war vom Amtsgericht Brandenburg im Herbst wegen Volksverhetzung verurteilt worden und dagegen in Berufung gegangen. Ein Belastungszeuge kritisierte in der Verhandlung auch die Polizei. Es geht um deren Einsatz im Februar 2014 in Bad Belzig.

ARD-Deutschlandtrend: AfD erreicht Rekordhoch

Die AfD befindet sich weiter im Umfragehoch. Würde am Sonntag der Bundestag gewählt, wäre die rechtspopulistische Partei dem am Donnerstag veröffentlichten ARD-Deutschlandtrend zufolge mit 14 Prozent drittstärkste Kraft. Das ist ein Plus von drei Prozentpunkten im Vergleich zum Vormonat und der höchste Wert, der für die AfD je in der Sonntagsfrage des Deutschlandtrends gemessen wurde. Die Volksparteien büßen dagegen an Zustimmung ein.

Petry-Partei in acht Landtagen vertreten - Parteien uneins: AfD ausgrenzen oder Dialog suchen?

Ignorieren kann man die AfD nicht. Nicht mehr. Das sollten die etablierten Parteien inzwischen wissen. Vor der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz weigerte sich die SPD-Spitzenkandidatin und Ministerpräsidentin Malu Dreyer noch, an einer Fernsehdebatte mit der AfD teilzunehmen. Das können sich die etablierten Parteien nach dem "Super-Wahltag" am 13. März mit weiteren Abstimmungen in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt wohl nicht mehr leisten: Denn die Wähler schickten die rechtskonservative Partei in alle drei Parlamente - insgesamt ist sie damit in acht Landtagen vertreten. Doch wie soll mit ihr umgegangen werden, fragen sich die etablierten Parteien. Die AfD in der Märtyrer-Rolle, "das darf nicht passieren" - so formulierte es der CDU-Fraktionsvorsitzende Guido Wolf nach einem Treffen mit SPD, Grünen und FDP vor einigen Wochen in Baden-Württemberg, wo die Alternative für Deutschland aus dem Stand satte 15,1 Prozent holte. Wolf empfahl eine formal korrekte Behandlung der AfD - inhaltlich aber eine Abgrenzung von der rechtspopulistischen Partei. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Rülke sagte, für seine Fraktion im Stuttgarter Landtag sei klar, "dass es keine Zusammenarbeit, weder in Regierung noch Opposition, mit der AfD geben wird".

AfD in Sachsen-Anhalt sucht Mitarbeiter: Rechtspopulistische Jobmaschine?

Mit 24,2 Prozent wurde die AfD im Landtag von Sachsen-Anhalt zweitstärkste Kraft. Jetzt sucht die Fraktion dringend Mitarbeiter, von 25 bis 30 Jobs ist die Rede. Dass ein Mitarbeiter an fremdenfeindlichen Krawallen beteiligt war, stört die Partei aber nicht.

AfD-Politiker teilen auf Facebook Gewaltaufruf von Neonazis gegen Journalisten

Neonazis bedrohen Journalisten. Demonstranten von Pegida greifen Medienvertreter an. Das ist nichts Neues - leider. Nun haben aber zwei AfD-Politiker öffentlich auf Facebook einen sogenannten Steckbrief geteilt, mit dem Neonazis zur Jagd und sogar zum Mord an Journalisten aufrufen. Die Politiker stammen aus Sachsen-Anhalt und Berlin. Der Vorfall zeigt: Auch nachdem die AfD bei den Landtagswahlen extrem erfolgreich war, halten es Politiker der Partei nicht für nötig, sich von Rechtsradikalen zu distanzieren. Ganz im Gegenteil: Sie befeuern noch deren Hetze. 

AFD-Europaabgeordnete: Von Storch wechselt zu britischen Rechtspopulisten

Ihre EU-Fraktion wollte sie schon länger loswerden. Nun kommt die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch ihrem Rausschmiss zuvor und tritt aus der EKR-Fraktion aus. Wie wird sich ihr Kollege Marcus Pretzell  verhalten? Beatrix von Storch, Mitglied des EU-Parlaments und stellvertretende Bundesvorsitzende der AfD, hat ihren Austritt aus der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformisten (EKR) erklärt. Sie zieht damit die Konsequenz aus einem wochenlangen Streit mit Fraktionskollegen, die sowohl sie als auch den AfD-Europaparlamentarier Marcus Pretzell aus der Fraktion ausschließen wollten. Von Storch erklärte nun in einer Pressemitteilung ihren Eintritt in die Fraktion Europa der Freiheit und der direkten Demokratie (EFDD). „Gerne gehe ich diesen Schritt, der ein Signal ist, insbesondere so kurz vor dem britischen Referendum über den Verbleib in der EU“, sagte von Storch. Die AfD und die EFDD um Ukip verbinde die Forderung, über wichtige Fragen Volksabstimmungen durchzuführen.

"Identitäre" besetzten Haus der Grazer Grünen

Mit rechten Parolen und einem Polizeieinsatz endete am Mittwochnachmittag eine "Hausbesetzung" in Graz. Mitglieder der rechtsextremen Gruppierung "Identitäre Bewegung" stiegen während einer Sitzung der Grazer Grünen auf deren Parteizentrale und entrollten dort ein Transparent. Als die Polizei eintraf, flüchteten die Teilnehmer. Mittlerweile ermittelt auch der Verfassungsschutz gegen die Identitären, weil bei der Aktion ein Transparent mit der Aufschrift "Islamisierung tötet" auf dem Dach ausgebreitet wurde. Zudem wurden laut Augenzeugen rechte Parolen vom Dach der Grünen-Zentrale gebrüllt. Offenbar um Gegendemonstranten abzuschirmen, hatten sich auch einige Identitäre vor dem Gebäude versammelt und Pyrotechnik gezündet.

Goldenes Reich mit Rockerkutten

Die rechtsextreme türkische Organisation Graue Wölfe organisiert sich neu, unter anderem in Form von Motorradclubs.

„Büdnis für Brandenburg“: Dach, Marke, Schaltstelle

Das von Regierungschef Woidke ins Leben gerufene „Bündnis für Brandenburg“ sollte eine Breite Allianz aus der Mitte des Landes für die Integration von Flüchtlingen sein. Nun entpuppt es sich als Luftnummer. Jetzt soll es richtig losgehen mit dem von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) initiierten „Bündnis für Brandenburg“, mit der Integration der Flüchtlinge im Land, mit dieser Mammutaufgabe für Gesellschaft und Politik. Woidke hat zur Pressekonferenz geladen, um die nächsten Schritte vorzustellen. Doch an diesem Mittwoch in der Staatskanzlei in Potsdam gibt es nicht einmal einen professionellen Aufsteller des neuen Bündnisses für die Kameras, vor den sich Woidke (SPD) setzen kann. Es ist nur der übliche blaue Brandenburg-Aufsteller mit dem Landes-Logo der Staatskanzlei, darauf ein mit vier weißen Böppeln befestigtes und in Folie eingeschweißtes A3-Blatt mit Logo des Bündnisses und dem Spruch: „Weil es um Menschen geht“. Dieser Aufsteller zeigt, wie es um das groß angekündigte Bündnis steht.

Kein Geld für Miete und Gehälter

Das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ fördert Projekte gegen Rassismus. Doch bei der Verteilung des Geldes hapert es immer wieder. Das Jahr 2016 ist bisher kein gutes für Klaus Weger*. Der Chef eines lokalen Projekts, das sich gegen Muslimfeindlichkeit einsetzt, konnte weder seine Mitarbeiter noch die Miete zahlen. Und er ist nicht der Einzige mit diesem Problem. Bundesweit sind Initiativen, die in Schulen, auf der Straße oder Sportplätzen gegen Islamophobie und Rassismus kämpfen, in existenzielle Krisen geraten. Eine Kollegin von Weger aus Ostdeutschland musste einen Kredit aufnehmen, um eine Pleite abzuwenden. Ein anderer Projektleiter nahm Geld aus Töpfen, die dafür nicht gedacht seien, sagt er der taz unter Zusicherung von Anonymität. Die drei haben eines gemeinsam: Sie werden von „Demokratie leben!“ unterstützt, einem Programm des Familienministeriums. Seit Anfang 2015 fördert es unter anderem rund 70 solcher „Modellprojekte“ mit jährlich jeweils mehr als 100.000 Euro. „Langfristiger und nachhaltiger als bisher“, heißt es, soll zusammengearbeitet werden im Kampf gegen Gewalt und Menschenfeindlichkeit. Doch diesen können die Projekte nur führen, wenn sie Geld haben. Und da hapert es derzeit.

„Laut gegen Nazis“ kommt nach Freital

Der Hamburger Verein plant am 2. Mai ein Konzert. Unterstützt werden sie nun von einer lokalen Initiative. Der Hamburger Verein „Laut gegen Nazis“ wird am 2. Mai auf seiner „Counter-Speech-Tournee“ in Freital haltmachen. Mit der Tour durch sieben Städte in ganz Deutschland soll ein Zeichen „gegen den Hass im Netz und auf der Straße“ gesetzt werden. Die Versammlung wird auf dem Platz des Friedens stattfinden. Von 17 bis 19 Uhr ist eine Demokratiemeile geplant, auf der sich Initiativen aus Sachsen und Menschen, die sich engagieren, vorstellen. Ab 19 Uhr findet ein Konzert statt. Auftreten werden die Sängerin Leslie Clio, die syrische Band Khebez Dawle, die Dresdner Banda Internationale und Smudo von den Fantastischen Vier. Der Eintritt ist frei, finanziert wird die Tour mit Spenden. „Wir haben uns in vielen Gesprächen mit dem Landratsamt Pirna, der Polizei und dem Oberbürgermeisterbüro Freital geeinigt“, teilt der Verein auf seiner Facebook-Seite mit.

„Rechts oben“ die Zweite

Eine wertvolle Handreichung und Aufklärung über Rechtsextremismus im nordöstlichsten Bundesland. Die Regionale Arbeitsstellung für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) in Mecklenburg-Vorpommern hat unter dem Titel „Rechts oben II“  eine Veröffentlichung zum Thema Demokratie und Rechtsextremismus vorgelegt, die als Update und Erweiterung einer ersten Broschüre zu verstehen ist. Die erste Publikation namens „Rechts oben“ Ende 2006 war quasi ein Bestseller, der es bis zur Veröffentlichung in einer 4. Auflage schaffte. Daran wird seitens der RAA nun angeknüpft. Auf 176 Seiten geht es um eine Zustandsbeschreibung rechtsextremer Aktivitäten vor dem Hintergrund von zwei Legislaturperioden mit der NPD im Schweriner Landtag, die am 4. September dieses Jahres um einen abermaligen Einzug ins Landesparlament kämpft. Blickt man auf die vielfach verbreitete fremdenfeindliche Stimmung, so wäre die Ausgangslage für die Nationaldemokraten vor dem Urnengang ungleich vielversprechender als bei den Wahlen 2006 und 2011, gäbe es da nicht die neue politische Kraft am rechten Rand, die AfD. „Rechts oben II“, das maßgeblich durch die Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung und durch die Friedrich-Ebert-Stiftung ermöglicht wurde, beschäftigt sich allerdings ausführlich mit der NPD, der Blick auf die AfD wird nur marginal gestreift.

Flüchtlinge : Lehrerverband fordert Turnhallen zurück

Flüchtlinge raus, Schüler rein: Turnhallen sollen wieder für den Sportunterricht genutzt werden, fordert der Philologenverband. In Berlin und Nordrhein-Westfalen stößt die Forderung auf Unverständnis.

Flüchtlingshilfe in Sachsen: Die guten Bürger von Hainichen

Hainichen ist anders als Dresden, Bautzen oder Clausnitz. Etwa 210 Flüchtlinge leben derzeit in der 8.600-Einwohner-Stadt - und das relativ problemlos. Was an einem weltoffenen Bürgermeister und viel ehrenamtlichem Engagement liegt.

Der Imam, der die ertrunkenen Flüchtlinge begräbt 

Imam Ahmet Altan hat wohl mehr ertrunkene Flüchtlinge als jeder andere im östlichen Mittelmeerraum beerdigt. Er hofft, dass das Sterben nun ein Ende finden wird. Ein Besuch auf dem Friedhof Dogancay.

Schluss mit dem Nachrichten-Fälschen auf Facebook

Schluss mit "Lügenpresse selbst gemacht"! Facebook will das Manipulieren von Überschriften bei journalistischen Texten in dem sozialen Netzwerk erschweren. Der jüngste und medienwirksame Fall von Manipulation liegt noch gar nicht lange zurück. Anfang März 2016 hatte die Facebook-Gruppe "AfD Nürnberg" die Überschrift eines Berichts über einen versuchten Brandanschlag auf ein Münchner Asylbewerberheim auf Facebook gefälscht. Im Original-Artikel hieß es demnach: "Jugendliche wollten Flüchtlingsheim in Brand stecken." Die AfD machte daraus: "Polizei erwischt Linksextreme bei Brandstiftung in Asylbewerberheim!" Das Abändern der Headlines auf Facebook ist quasi ein Kinderspiel. Die "Abendzeitung" München wollte daraufhin nach der veränderten Schlagzeile rechtliche Schritte gegen die rechtspopulistische AfD einleiten. Es ist ein Leichtes, beim Posten die Überschriften abzuändern. Und genau hier will Facebook nun ansetzen. Eine Funktion, die das Ändern möglich macht, solle geändert werden, sagte eine Facebook-Sprecherin "Spiegel online". Das Ziel sei, dabei zu helfen, dass Medieninhalte eben nicht verfälscht werden könnten.

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11.04.2016 ... Presseschau

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"Gegen linke Gewalt und Asylmissbrauch"– Hooligans organisieren Aufmarsch in Magdeburg +++ Pegida blockiert deutsch-tschechische Grenzübergänge +++ Sternmarsch in Aue: 600 Teilnehmer, 200 Polizisten +++ Europaparlament: AfD-Vize Gauland erwägt offenbar gemeinsame Fraktion mit Front National.

"Gegen linke Gewalt und Asylmissbrauch"– Hooligans organisieren Aufmarsch in Magdeburg

An einer von rechten Hooligans organisierten Versammlung hatten sich am Samstagnachmittag in Magdeburg zwischen 500 und 600 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligt. Die Veranstaltung stand unter dem Motto: „gegen linke Gewalt und Asylmissbrauch“ und bestand aus zwei Kundgebungen und einem Marsch durch das Zentrum der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt. Zu der Versammlung aufgerufen hatte die aus der Bewegung „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) entstandene Vereinigung „Gemeinsam Stark eV“. Entgegen dem Zusammengehörigkeit vermittelnden Anspruch im Namen der Gruppierung war die Veranstaltung aber eher ein Produkt eines sehr heterogenen Unterstützer_innenkreises. Im Wesentlichen beteiligten sich an dem Aufmarsch rechtsgesinnte Hooligans, extrem rechte PEGIDA-Ableger, neonazistisch angehauchte Bruderschaften und aktionsorientierte Neonazis aus „Freien Kräften“ und der Partei DIE.RECHTE, die in Bezug auf das Auftreten bei Veranstaltungen sehr differenzierte Ansichten vertraten. Mehrere Journalisten wurden von Demonstrationsteilnehmern angegriffen.

Pegida blockiert deutsch-tschechische Grenzübergänge

Islamgegner haben an verschiedenen Grenzübergängen zwischen Deutschland und Tschechien den Verkehr behindert. Hundert Anhänger versammelten sich, darunter auch Anhänger der Pegida-Bewegung. Islamgegner aus Tschechien und Deutschland haben am Samstag eigenmächtig den Verkehr an früheren Grenzübergängen zwischen beiden Ländern behindert. An den Übergangen Cinovec-Altenberg und Kraslice-Klingenthal versammelten sich jeweils rund Hundert Anhänger des tschechischen „Blocks gegen den Islam“ und der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung, wie örtliche Zeitungen berichteten. Auf Facebook hatte Pegida die Aktion zuvor verbreitet. Auch Lutz Bachmann ist dabei - auf Facebook postete einer seinen Aufenthaltsort: Ein Hotel an der Tschechischen Grenze. Einen weiteren Protest gab es in Ceske Velenice (Gmünd) an der Grenze zu Österreich.

Sternmarsch in Aue: 600 Teilnehmer, 200 Polizisten

Bei einem Protest gegen die Asylpolitik sind am Samstag deutlich weniger Menschen durch die Stadt gezogen als erwartet - trotz Aufrufs an die Fans des FC Erzgebirge Aue. Das rechte Bündnis Freigeist unter Federführung des NPD-Politikers Stefan Hartung hatte am Samstag zum ersten Auer Sternmarsch gerufen. Hunderte Teilnehmer versammelten sich am Nachmittag auf dem Altmarkt. Mit Deutschlandfahnen und Widerstand-Rufen protestierten sie gegen die Asylpolitik und etablierten Parteien. Etwa zur gleichen Zeit fand auf dem Postplatz ein Gegenprotest der Linksjugend Erzgebirge statt. An dem Sternmarsch beteiligten sich mehrere asylkritische Bündnisse aus ganz Sachsen, etwa "Niederdorf sagt Nein zum Heim" und die rechte Bewegung "Identitäre Erzgebirge". Angemeldet hatten die Organisatoren die Veranstaltung für 2000 Personen - es kamen deutlich weniger. Die Organisatoren selbst sprechen laut Polizei von etwa 600 Demonstranten.

Europaparlament: AfD-Vize Gauland erwägt offenbar gemeinsame Fraktion mit Front National

Flirt am rechten Rand: AfD-Vize Gauland schlägt einem Zeitungsbericht zufolge eine enge Zusammenarbeit mit Marine Le Pens Front National vor. Einen Spitzenpolitiker seiner Partei hat er bereits auf seiner Seite. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), Alexander Gauland, ist offenbar zur Kooperation seiner Partei mit dem rechtsextremen französischen Front National (FN) bereit. "Man muss den FN ja nicht lieben, aber es kann der Moment kommen, in dem man sagen muss, wir können mit dem FN zusammenwirken, auch wenn wir nicht mit allem einverstanden sind, wofür er steht", sagte Gauland der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Sollte sich in naher Zukunft eine neue Europafraktion aus EU-kritischen Parteien gründen, befürworte er den Beitritt der AfD-Abgeordneten.

AfD-Landesparteitag in Thüringen: Höcke bedankt sich bei Pegida und lobt rechtsextreme Franzosen

Thüringens AfD-Vorsitzender Björn Höcke wendet sich in bislang ungekannter Deutlichkeit in Richtung der Protest-Bürger von Pegida. Außerdem hofiert er erneut eine rechtsextreme Partei in Frankreich. Arnstadt - Thüringens AfD-Vorsitzender Björn Höcke sieht in dem Protestbündnis Pegida einen Wegbereiter für die Wahlerfolge der Alternative für Deutschland. Die AfD stehe Pegida inhaltlich nahe, ohne organisatorisch verbunden zu sein, sagte Höcke am Samstag auf einem AfD-Landesparteitag in Arnstadt. Er bezeichnete Pegida als «parlamentarische Vorfeldorganisation in Dresden». Hö >http://www.insuedthueringen.de/regional/thueringen/thuefwthuedeu/Hoecke-bedankt-sich-bei-Pegida-und-lobt-rechtsextreme-Franzosen;art83467,4774649
 

Warum ein AfD-Mann jetzt mit der größten Nazi-Jugendorganisation Europas gemeinsame Sache macht

Die "Identitäre Bewegung" findet immer mehr Anhänger in Deutschland. Ein gelber Kreis mit Haken soll Rassismus unter jungen Leuten im Netz "hip" machen. Experten attestieren der AfD Sachsen-Anhalt "Nähe" zur Jugendbewegung.

http://www.huffingtonpost.de/2016/04/08/afd-sachsen-anhalt-identitaere-bewegung-_n_9642830.html

Auch in Göttingen ist die Verbindung von AfD und Identitärer Bewegung Thema. Dort geht die Diskussionen um eine anstehende Veranstaltung der AfD-Nachwuchsorganisation "Junge Alternative" in der Kongresshalle: In einer E-Mail wird behauptet, es würden Vertreter der rechtsextremen Organisationen Identitäre Bewegung und Junge Nationaldemokraten teilnehmen. Ordnungsamt und Polizei sind alarmiert. Die "Junge Alternative" bestreitet Kontake.

"AfD ist keine rechtsextreme Partei"

Der Chef des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, spricht sich überraschend deutlich gegen eine Überwachung der Alternative für Deutschland (AfD) aus. Die Voraussetzungen dafür seien nicht erfüllt. Zwar würden an AfD-Veranstaltungen gelegentlich Mitglieder der rechtsextremen NPD teilnehmen, diese hätten jedoch keinen "steuernden Einfluss", sagte Maaßen. Seit der Jahrtausendwende sei die Zahl der Rechtsextremisten in Deutschland von 50.000 auf etwa 20.000 gesunken. Er sehe jetzt vor allem Politik und Gesellschaft in der Pflicht, sich mit der AfD auseinanderzusetzen.

Bizarres Facebook-Posting: AfD Rosenheim spricht von "Entsorgung" der Türken

Die AfD in Rosenheim hat sich in einem Facebook-Posting über die deutsch-türkische Politik gehörig im Ton vergriffen, spricht vom Entsorgen der Türken, das Aufgabe der Bundesrepublik sei. Vor fast genau einem Monat, am 12. März 2016, erschien der Eintrag auf Facebook. Darin bezieht der Rosenheimer Kreisvorsitzende der Alternative für Deutschland, Franz Bergmüller, zum EU-Türkei-Deal Stellung. Ein politischer Kuhhandel, der sicherlich kritisch betrachtet werden darf oder gar sollte. Doch dabei schießt der AfD-Politiker verbal weit übers Ziel hinaus. Bergmüller schreibt unter anderem: "[…] wir werden überschwemmt von den Türken, die der Erdogan nicht im eigenen Land haben möchte. Diese zu entsorgen ist Deutschland immer schon gut genug gewesen seit der Ankunft der ersten türkischen Gastarbeiter und in Folge des Nachzuges und der Nichtintegrierung und der Bildung von Ghettoisierung wie in Stadtvierteln von Berlin schon anschaulich geschehen." Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Berlin: Rütli-Schule mit rassistischen Schriftzügen beschmiert

Unbekannte haben die Rütli-Schule in Neukölln mit rassistischen Schriftzügen beschmiert. Ein Mitarbeiter der Einrichtung habe die beiden jeweils mehrere Meter großen Botschaften am Freitagmorgen entdeckt, teilte die Polizei in der Hauptstadt mit. Nachdem die Polizei alarmiert worden sei, habe der Hausmeister die Schmierereien wieder entfernt.

Neuss: Rassistische Schmierereien auf Auto

In der Nacht von Dienstag (5.4.), 21 Uhr, auf Mittwoch (6.4.), 7:30 Uhr, besprühten bislang unbekannte Täter in der Innenstadt das Auto einer Grevenbroicher Familie mit einem Hakenkreuz und dem Schriftzug "N****". Zeugen, die auf den beschädigten Pkw aufmerksam wurden, verständigten am Mittwochnachmittag die Polizei.

Unter Rechtsextremen wächst die Bereitschaft, mit Sprengstoff loszuschlagen

Zwei Bewaffnete bedrohen mit Kalaschnikow-Sturmgewehren Ausländer, Mitglieder einer rechten Bürgerwehr in Freital sprengen ein geplantes Flüchtlingsheim in die Luft, Unbekannte zerschießen mit Pistolen Scheiben einer Asylunterkunft – insgesamt 30 bewaffnete Angriffe auf Asylunterkünfte zählten die Behörden 2015 in Deutschland.

Brand in Bingen war keine rechtsextremer Anschlag

Nach der Brandstiftung in einem auch als Flüchtlingsunterkunft genutzten Haus in Bingen hat ein festgenommener Mann aus Syrien die Tat gestanden. Als Motiv habe der 26-Jährige die beengten Wohnverhältnisse in der Unterkunft sowie eine fehlende Zukunftsperspektive angegeben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonntag in Mainz mit. Das Amtsgericht erließ Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung. Der Mann wurde ins Gefängnis gebracht. Bei dem Brand des Gebäudes waren in der Nacht zum Donnerstag vier Bewohner und zwei Feuerwehrleute verletzt worden. In dem Mehrfamilienhaus wohnten neben Deutschen und Saisonarbeitern auch Flüchtlinge. Die Mainzer Kriminalpolizei hatte den Syrer am Samstagabend festgenommen. Von Bewohnern waren Hinweise gekommen, dass der Mann für die Brandstiftung und die Hakenkreuz-Schmierereien an dem Haus verantwortlich sei. Der Syrer stritt die Tat zunächst ab, gestand sie dann aber. Er hatte seinen Angaben zufolge den Brand allein im Keller gelegt. Auch die Hakenkreuze seien von ihm angebracht worden, um von der Tat abzulenken. Nach Polizeiangaben wohnte der Syrer etwa seit einem halben Jahr in der Unterkunft. 

Unterdessen berichtet der Spiegel, dass auch ein Brand in einem Flüchtlingsheim im Remchingen im Juli 2015 nicht rechtsextrem motiviert war, sondern von einem notorischen Brandstifter gelegt wurde.

Kopp-Verlag-Kongress in Fürther Stadthalle sorgt für Entsetzen

Rechtspopulistischer Verlag erwartet 600 Teilnehmer. Es geht um "Krisenvorsorge". Der Kopp-Verlag aus Rottenburg gibt rechtspopulistischen Autoren und Verschwörungstheoretikern eine Plattform. Für einen Kongress kommt er demnächst in die Fürther Stadthalle – zum Entsetzen des Bündnisses gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Bei der Stadthalle sieht man allerdings keine Möglichkeit, den Mieter wieder loszuwerden. Einen "Kongress der Superlative" verspricht der Kopp-Verlag auf seiner Internetseite, mehr als 600 Teilnehmer wurden der Stadthalle angekündigt. Um die "perfekte Krisenvorsorge" soll es hier am 23. April gehen – wobei damit keine persönlichen Krisen gemeint sind. Dem Unternehmen geht es um Größeres. Die Redner wollen sich unter anderem folgenden Fragen widmen: Wie kann ich mich vor der heimlichen Enteignung durch das Weltfinanzkartell schützen? Wie kann ich überleben, wenn die Zivilisation zusammenbricht? Wird es im deutschsprachigen Raum zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommen? Wo sind die „explosiven Brandherde“, in denen die Polizei die Sicherheit der Bürger "bald nicht mehr wird garantieren können"? Die Zuhörer erfahren, wie sie richtig Kräuter ziehen, Vorräte anlegen, Selbstverteidigung erlernen.

Polizei ermittelt nach rechtsextremer Demo in Warnemünde

Nach einer Demonstration auf der Warnemünder Promenade, die die Polizei der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ zuordnet, wird wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt. Am 09.04.2016 gegen 12:50 Uhr wurde über den Polizeinotruf bekannt, dass eine etwa 20-köpfige Personengruppe eine Demonstration auf der Promenade in Warnemünde durchführt. Die Versammlungsteilnehmer waren alle vollständig schwarz gekleidet und erweckten den Eindruck, als würden sie Burkas tragen. Durch die Personen wurden Flyer verteilt und eine Ansprache über ein mitgeführtes Megaphon gehalten. Durch die vor Ort befragten Zeugen wurde bekannt, dass es sich bei den Versammlungsteilnehmern nicht um Muslime, sondern um verkleidete, männliche, westeuropäische Bürger handelt. Die verteilten Flyer sind der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ zuzuordnen. Nach der kurzen Aktion zogen alle Versammlungsteilnehmer die Kutten aus und verteilten sich.

Zwickau: Besorgte und berechnende Bürger

In der Region gibt es zwei Bürgerforen, die in den vergangenen Monaten Kundgebungen und Demos organisierten. Beide gaben sich als Plattform für Kritiker unterschiedlichster Coleur - und relativ wenig Mühe, sich von stramm rechten Gruppen zu distanzieren. Spaziergänge, Sternmärsche, Kundgebungen: Der Verein "Bürgerforum für Sachsen" mobilisierte und kanalisierte in den zurückliegenden Monaten die Protestbewegung in der Region. Speziell für die Kreisstadt hat sich ein zweiter, vom Namen her leicht mit dem ersten zu verwechselnder Verein gegründet: das Bürgerforum Zwickau. Beide sehen sich als Plattform für besorgte Bürger - über Partei- und ideologische Grenzen hinweg. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit.

http://www.freiepresse.de/LOKALES/ZWICKAU/ZWICKAU/Besorgte-und-berechnende-Buerger-artikel9485054.php
 

Neonazis in Zweibrücken - Verbindungen zur Gruppe „Nationaler Widerstand“?

Der Nationale Widerstand Zweibrücken verlor zuletzt Mitglieder. Jetzt werfen aber mutmaßliche personelle Verbindungen zur verbotenen, rechtsextremen „Weisse Wölfe Terrorcrew“ Fragen auf. Die von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am 16. März verbotene Neonazi-Organisation „Weisse Wölfe Terrorcrew“ (WWT) war auch von Zweibrücken aus aktiv. Das Ministerium bestätigt, dass es am Verbotstag zwei Durchsuchungen in Zweibrücken gab. Bei den beiden Personen handele es sich „um ein Führungsmitglied der WWT sowie einen Aktivisten“, wie die Zeitung „Pfälzischer Merkur“ berichtet. Laut Ministerium „zeichnet sich die (. . .) Gruppierung durch ein erhebliches Maß an Gewaltbereitschaft und Aggressivität gegenüber politischen Gegnern, Menschen mit Migrationshintergrund und Vertretern des Staates aus“, die WWT habe „eine Diktatur nach dem Vorbild des Nationalsozialismus errichten“ wollen. Was ist bei den beiden Durchsuchungen in Zweibrücken gefunden worden? Gibt es Erkenntnisse über die Gewaltbereitschaft der Zweibrücker WWT-Mitglieder? Die Fragen beantwortet das Ministerium mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht.

Ingolstadt: Gereizte Stimmung beim Aufmarsch von Rechtsextremen 

Großeinsatz für die Polizei in Ingolstadt am Samstagnachmittag: Ab 16 Uhr trafen 80 Demonstranten der rechtsextremen Kleinstpartei „Der III. Weg“ auf 300 Gegendemonstranten, als sie durch die Innenstadt zogen. Unter diesen –  so die  Polizei – waren auch eine Vielzahl Gewaltbereiter. Das Aktionsbündnis „Ingolstadt ist bunt“ demonstrierte mit Infoständen gegen die Rechten.

Kiel: Kein Mob, nirgends - außer in der Fantasie der Polizei

In Kiel gab es keinen Mob, der Frauen gefilmt und verfolgt hat. Die Polizei aber malte das Zerrbild triebgesteuerter muslimischer Verdächtiger. Das ist skandalös. Dass die Republik seit den Silvester-Angriffen von Migranten auf Frauen eine andere geworden sei, ist ein Gemeinplatz. Wie fundamental, das zeigen die Ereignisse um den Kieler Sophienhof. Wohlgemerkt nicht die im Sophienhof. Denn die stellen sich jetzt völlig anders dar, als es zunächst schien. Von dem Mob aus bis zu 30 männlichen Migranten, die drei junge Frauen verfolgt, bedrängt und dabei fotografiert und gefilmt haben sollen, sind zwei angetrunkene Jugendliche geblieben, die sich ihrer Festnahme widersetzt haben. Ja, zuvor sind sie offenbar den Frauen so nahe gekommen, dass die sich bedroht fühlten. Aber dabei mussten sie nicht die berüchtigte „Armlänge Abstand“ verteidigen. Und keine von ihnen, das ist nun nach 36 Tagen endlich klar, wurde fotografiert oder gar gefilmt.

Stendal: Frühlingslieder und Geläut gegen Parolen

Die Bürgerbewegung Altmark demonstrierte wieder in Stendal. Das Netzwerk „Herz statt Hetze“ bot ein Gegenprogramm.

PEGIDA NRW: Duisburg gegen Rechts, Duisburger Polizei gegen Links

Am 4. April 2016 traf sich zum 54. „Spaziergang“ von PEGIDA NRW alles, was in Nordrhein-Westfalen einen Namen in der rechten Szene hat. 250 Neonazis standen 250 Gegendemonstranten gegenüber. Ein Gastbeitrag aus Duisburg zum Thema #DuisburgerZustände.

Holocaust-Leugnerin Haverbeck muss schon wieder vor Gericht

Ursula Haverbeck, die notorische Holocaust-Leugnerin, muss sich jetzt vor dem Amtsgericht Bad Oeynhausen wegen Volksverhetzung verantworten. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat die 87-Jährige aus Vlotho in Ostwestfalen angeklagt. Wie das Gericht der Deutschen Presse-Agentur am Freitag bestätigte, ist der Prozess auf den 11. Oktober terminiert. Zuvor hatte die "Neue Westfälische" darüber berichtet.

Demos türkischer Nationalisten in aufgeheizter Stimmung

Stuttgart: Eine Demonstration türkischer Nationalisten ist am Sonntagnachmittag in der Stuttgarter Innenstadt aus dem Ruder gelaufen. Demonstranten und Gegendemonstranten attackierten sich, auch Polizisten wurden in aggressiver Weise angegangen. Zwölf Beamte erlitten Verletzungen. Aus Reihen von Kurden und linker deutscher Aktivisten seien Steine, Böller und Flaschen geworfen worden, als die Gruppen nah beieinander waren, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Die Kundgebung der Türken hatte laut Polizei etwa 700 Teilnehmer, auf der Seite der Kurden und Linksaktivisten waren es etwa 600. 

Nürnberg: Das Polizeiaufgebot war groß. Kein Wunder: In der Innenstadt liefen zwei Demonstrationen, deren Teilnehmer sich besser nicht zu nahe kommen. Am Jakobsplatz startet eine Demonstration gegen den Terror der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und des islamischen Staates. Und vor der Lorenzkirche versammelten sich 450 pro-kurdische Aktivisten. Die Veranstaltung "Friedensmarsch für die Türkei" am Jakobsplatz besuchten 2500 Menschen. "Wir sind gegen jegliche Form von Terror egal ob PKK oder IS", sagt Organisator Tayfun Ünlü. Hinter der Aktion steckt die Organisation "Aytk", doch weil deren Vertreter krank seien, sei Ünlu mit vier anderen Privatleuten eingesprungen. Er betont, dass es keine Verbindung zur türkischen Regierung gebe. Das hatten andere Migrantenvereine Aytk vorgeworfen, ohne Beweise zu liefern. Die neue und noch unbekannte Gruppierung Aytk hat in mehreren deutschen Städten zu Demonstrationen aufgerufen.

Kampagnenstart in Potsdam: Muslime kämpfen gegen Vorurteile

Nicht jeder Moslem ist ein potenzieller Terrorist. Nach den Terroranschlägen von Paris und Brüssel ist die Verunsicherung in Teilen der Bevölkerung groß. Die islamische Glaubensgemeinschaft Ahmidiyya Muslim Jamaat will mit einer bundesweiten Kampagne aufklären. Auftakt war am Wochenende in Potsdam.

Debatte: Ist Googles Suchalgorithmus rassistisch?

Ein Tweet einer Studentin zu Googles Suchalgorithmus führt zurzeit zu Diskussionen auf Twitter. Der Frau fiel auf, dass eine Suche nach "unprofessional hairstyles for work" (unprofessionelle Frisuren für die Arbeit) fast nur Bilder von dunkelhäutigen Frauen ausgab. Die Studentin suchte daraufhin nach "professional hairstyles for work" (professionelle Frisuren für die Arbeit) und staunte nicht schlecht, als diese Suche ausschließlich Fotos von weißen Frauen ergab. Kurz nachdem die Twitter-Nutzerin ihre Nachricht veröffentlichte, verbreitete sich der Twitter innerhalb kürzester Zeit. Fast 12.000 Retweets hat die Mitteilung mittlerweile angesammelt. Viele Nutzer der Plattform diskutieren nun, ob der Suchalgorithmus von Google eventuell rassistisch oder einfach ein Spiegelbild der Gesellschaft ist.

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12.04.2016 ... Presseschau

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Reichsbürger machen sich in MV breit - Polizist in Rostock angefahren +++ Eberswalde: Synagogengedenkstätte beschmiert +++ Niederlage für Frauke Petry – Parteigericht lässt Saar-AfD weitermachen +++ Die Stichwortgeber der Rechten: Scheue Angstmacher des "Compact"-Magazins.
 

Reichsbürger machen sich in MV breit - Polizist in Rostock angefahren

Allein in MV gab es in den letzten fünf Jahren 24 Ermittlungsverfahren gegen Reichsbürger. Es geht um die Verunglimpfung des Staates (Paragraph 90 a Strafgesetzbuch), Verwendung von verfassungsfeindlichen Kennzeichen (86a), Nötigung (240) oder auch die Straßenverkehrsordnung. Gefährlichster und jüngster Fall: Sonntag nach Mitternacht fuhr ein 32-Jähriger in Rostock einen Polizisten an. Der Mann wurde bei einer Geschwindigkeitskontrolle gestoppt. Dann aber warf er den Beamten vor, dass ihnen die Rechtsgrundlage für die Kontrolle fehle. Er gab sich als Reichsbürger zu erkennen, der die Bundesrepublik und folglich auch ihre Gesetze nicht anerkenne. Nach der Kontrolle fuhr der Mann wutentbrannt los, obwohl noch ein Polizist vor dem Auto stand. Der Beamte wurde 25 Meter auf der Motorhaube mitgerissen. Jetzt folgt ein Ermittlungsverfahren u.a. wegen gefährlicher Körperverletzung.

Auch in Leipzig eskalierte eine Identitätsfeststellung bei einem Reichsbürger, inklusive Handegemenge mit der Polizei.

Eberswalde: Synagogengedenkstätte beschmiert

Die Synagogengedenkstätte im brandenburgischen Eberswalde ist mit antisemitischen Schmierereien beschädigt worden. An einer Mauer der 2013 eröffneten Gedenkstätte seien von unbekannten Tätern Runen und die Worte »Juden ab in die Negev« in rötlicher Farbe angesprüht worden. Das bestätigte die Polizei Eberswalde der Jüdischen Allgemeinen am Dienstag. Der Tatzeitraum soll zwischen Monatsbeginn und dem 4. April liegen.

Frankfurt: Nazi-Symbole an zwei Orten

Hakenkreuze und andere rechtsradikale Schmierereien: Das Riedberg-Gymnasium und der Kunstrasenplatz des FFC Olympia sind am Wochenende mit Graffitis verunstaltet worden. Der Fußballverein musste Spiele absagen. Die Polizei hat einen 17-Jährigen festgenommen. „Lauf Jude lauf“ steht breit auf der Laufbahn des Platzes des FFC Olympia im Ostend. Die Netze waren zerschnitten, SS-Runen und die Zahl 88 (Symbol für „Heil Hitler“, das „H“ ist der achte Buchstabe im Alphabet) und etliche andere Farbspuren auf der Spielfläche des Kunstrasenplatzes und auf der Ersatzbank: So fand der Platzwart das Sportgelände im Ostpark am Sonntagmorgen vor. Ebenfalls in der Nacht zu Sonntag ist das Gymnasium auf dem Riedberg beschmiert worden: unter anderem mit einem Hakenkreuz. 

Niederlage für Frauke Petry – Parteigericht lässt Saar-AfD weitermachen

Der Bundesvorstand hatte die Saar-AfD aufgelöst - das Bundesschiedsgericht der Partei hat diese Auflösung nun erst einmal zurückgenommen. Im stern wirft Parteichefin Petry ihrem Kontrahenten Dörr "Vetternwirtschaft" und das Prinzip "Family and friends" vor. Am 23. März hatte der Bundesvorstand der AfD entschieden, den Landesverband mit den Vorsitzenden Josef Dörr und dessen Stellvertreter Lutz Hecker zu zerschlagen. Nach stern-Informationen gab das Schiedsgericht den Verfahrensbeteiligten nun die Entscheidung bekannt, dass die Auflösung des AfD-Landesverbands Saar aufgeschoben wird. Die Entscheidung der Parteirichter fällt in eine für die AfD wegweisende Zeit: Die noch junge Partei muss sich darüber klar werden, wie weit ihre Kontakte ins rechte Lager reichen sollen. Josef Dörr und Lutz Hecker stehen für eine Politik ohne große Berührungsängste. Auf Bundesebene wurden sie bereits von Björn Höcke unterstützt. Einen Vorstoß wie den vom Bundesvize Alexander Gauland in der "FAZ", auf Europa-Ebene auch mit dem Front National zusammen zu arbeiten, würden im Saarland sicher viele Dörr-Anhänger begrüßen.

"Wie 1933": 9 AfD-Aussteiger darüber, wie es in der Partei wirklich zugeht

Die Huffington Post hat mit Dutzenden AfD-Aussteigern gesprochen. Keine Frage, sie haben die Partei mit erschaffen. Haben mit denen zusammengearbeitet, die sich da gerade radikalisieren. Wollten die Entwicklung vielleicht zunächst auch nicht sehen. Dennoch zeichnen ihre Aussagen ein spannendes Bild von einer Partei, die immer weiter nach rechts steuert. Einige fühlen sich an 1933 erinnert - das Jahr also, in dem in Deutschland die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten begann. Wieder andere Aussteiger attestieren Mitgliedern der AfD die "Weltanschauung von trotzigen Kindern". Wir zitieren nur Aussteiger, die sich mit Namen kenntlich machen. Sie liefern ein einmaliges Bild dieser Partei, die jeder ernst nehmen sollte - nicht aber als politische Alternative, sondern als Gefahr für das weltoffene und tolerante Land, das Deutschland noch immer ist.

http://www.huffingtonpost.de/2016/04/11/afdaussteiger_n_9641736.html
 

Thüringer AfD will Gleichstellungsbeauftragte abschaffen

Deutlicher geht es kaum: „Die Alternative für Deutschland fordert den Entzug sämtlicher Steuer- und Fördermittel für gender-ideologische Maßnahmen, wie beispielsweise: die Streichung aller Stellen für sog. Gleichstellungsbeauftragte (früher: ,Frauenbeauftragte‘)“ So steht es in einem Antrag des Thüringer AfD-Landesvorstandes, der am Wochenende auf dem Landesparteitag in Arnstadt von den Mitgliedern einhellig angenommen wurde.

Die Stichwortgeber der Rechten: Scheue Angstmacher des "Compact"-Magazins

Innerhalb von zwei Jahren verdoppelte sich die Auflage: Das Monatsmagazin „Compact“ ist auf Erfolgskurs – weit rechts außen. „Sie wollen also über das Böse berichten“, sagt Andreas Abu Bakr Rieger zur Begrüßung. In seinem badischen Dialekt klingt der Satz weich, ja banal – dabei geht es auch um Riegers eigenen Anteil am „Bösen“. Denn ohne ihn, den deutschen Konvertiten und Herausgeber der Islamischen Zeitung, würde es das Magazin Compact, das zum wichtigsten Medium im Milieu von AfD und Pegida wurde, vielleicht gar nicht geben. Der blaue Schal über dem grauen Anzug, den Rieger auch in dem Berliner Café nicht ablegt, der akkurat gestutzte Vollbart und die randlose Brille zeichnen das Bild eines Intellektuellen. Die Frage ist dennoch, ob er nicht naiv gewesen sei, als er vor mehr als fünf Jahren zusammen mit dem Exlinken Jürgen Elsässer und Kai Homilius, Inhaber des gleichnamigen Verlags, Gründungsgesellschafter von Compact wurde. „Vielleicht war ich das“, sagt Rieger locker. Er habe auf eine „wirkliche Debatte zwischen Linken und Rechten, Gläubigen und Nichtgläubigen“ gehofft, sagt der Konservative mit einem Faible für Geldkritik. „Es war nicht absehbar, dass das so extrem wird.“ Was Rieger meint, zeigt sich exemplarisch in der Februar-Ausgabe, in der Jürgen Elsässer die Silvestervorfälle in Köln mit Begriffen kommentiert. Er schreibt: „Im Millionenstrom der Zuwanderer kamen Zigtausende Gewalttäter nach Deutschland, die selbst im kleinsten Provinzkaff auf Beute lauern: Es geht um unsere Handys, unsere Brieftaschen, unsere Frauen, im Extremfall unser Leben.“ Der Ton findet sein Publikum: in den Reihen der AfD, deren Vorsitzende Frauke Petry in der März-Ausgabe als „bessere Kanzlerin“ betitelt wird, und bei Pegida, auf deren Bühnen Elsässer unaufhörlich zum „Widerstand“ aufruft. Mit der Radikalisierung des Magazins, das im sechsten Jahr erscheint, stieg auch seine Bedeutung. Im Fahrwasser der Flüchtlingsthematik stieg die gedruckte Compact-Auflage von 40.000 Exemplaren Ende 2014 auf nun mehr 80.000. Auch zwei Millionen Webseitenbesucher im Monat, ausverkaufte Konferenzen und Zehntausende Aufrufe des YouTube-Kanals zeugen von steigender Popularität.

Greifswald: Prof. Rechts vergibt Titel an Dr. Nazi

Ralph Weber, Professor für Zivilrecht in Greifswald, war Doktorvater vom Frontmann einer ehemaligen Neonazi-Band. Bisher fiel der studentische Protest gegenüber Ralph Weber eher verhalten aus. Das könnte sich nun aber ändern, meinte Anna-Lou Beckmann, Vorsitzende des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AStA) der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald gestern auf Nachfrage unserer Zeitung. Gegen den Jura-Professor der Rechts-Fakultät werden schwere Vorwürfe erhoben. Und das nicht zum ersten Mal. Weber soll nach Recherchen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) Ende Februar möglicherweise einen Neonazi promoviert haben. Der gebürtige Brandenburger Maik Bunzel schrieb demnach an Webers Lehrstuhl seine Doktorarbeit mit dem Titel „Der privatärztliche Vergütungsanspruch gemäß der GOÄ im Spannungsfeld des medizinischen Fortschritts“. Doch Bunzel ist längst nicht unbekannt. Der Jurist war früher unter anderem Frontmann der Neonazi-Band „Hassgesang“. Drei Tonträger der Band wurden von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf den Index gesetzt und unterliegen einem „absoluten Verbreitungsverbot“. 2004 wurde Bunzel außerdem wegen Volksverhetzung verurteilt. Nun trägt er einen Doktortitel.

"Ziegenficken"und Kunst: Böh­m­er­mann zwi­schen Straf­recht, Außen­po­litik und Ver­fas­sung

Dieser Artikel ist ein juristische Betrachtung der "Causa Böhmermann". Darin legt der Autor detailliert dar: Die Meinungsfreiheit schützt auch pubertäre, dumme oder rassistische Äußerungen, kritische, scharfe und polemische Äußerungen, gerade, wenn es um wichtige oder kontroverse Themen geht. Wenn aber Meinungsäußerungen vor allem einen anderen Menschen herabsetzen sollen, dann geht es um Schmähkritik, die nicht unter den Schutz der Meinungsfreiheit fällt. Zur Erinnerung: Im Böhmermann-Text wird Erdogan – nur unter anderem - als "Ziegenficker" bezeichnet, der "Fellatio mit 100 Schafen" betreibt. Im Ernst: Was ist das, wenn nicht eine Schmähung? Vielleicht ist der Text aber eine kunstvolle Satire. Dann stünde er unter dem Schutz der Kunstfreiheit. Denn selbstverständlich geht es dem Comedian nicht darum, Erdogan ernsthaft der Sodomie zu beschuldigen, sondern vielmehr, mit einem Schmähgedicht zu zeigen, wie harmlos die Satiren sind, die Erdogan in der Türkei verbieten lässt. Ist das Schmähgedicht "nur" drastisch, obszön und unappetitlich? Dann ist es als Kunst geschützt und Böhmermann muss den Staatsanwalt nicht fürchten. Oder verletzt es die Menschenwürde von Erdogan? Dann führen die Ermittlungen der Justiz wohl zu einer Verurteilung. Die Verfassung schützt die Kunst sehr weitgehend. Sie gibt den Künstlern einen großen Freiraum. Eines aber tut die Verfassung nicht: Sie entbindet den Künstler nicht von der Verantwortung für die Folgen seiner Kunst.

1. Mai in Berlin: 3 NPD-Kundgebungen

NPD-Chef Sebastian Schmidtke kündigte über Facebook drei kleine Kundgebungen am 1. Mai an. Unter dem Motto „Soziale Absicherung für das eigene Volk“ wollen sich jeweils 50 Personen um 10 Uhr am Antonplatz in Weißensee, um 12 Uhr am Prerower Platz in Hohenschönhausen und um 14 Uhr am S-Bahnhof Schöneweide versammeln. Zudem soll es einen kleine Demonstrationszug geben, wo steht noch nicht fest. Zuletzt hatte es 2013 eine große NPD-Demo in Schöneweide gegeben, bei der damals mehrere tausend Polizisten im Einsatz waren.

Sachsen bekommt eine neue Imagekampagne

Ja, das hat Sachsen wirklich am meisten gefehlt:  Sachsens CDU-Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat eine neue Imagekampagne für den Freistaat in Abgrenzung zum Ruf als Hort von Hass, AfD und Rechtsradikalismus angekündigt. Seiner Meinung nach sei Sachsen modern und weltoffen.  Tillich: „Sachsen darf sich seine Identität nicht vom Straßen-Mob nehmen lassen.“ Deshalb müsse Sachsen seine Werbekampagne „neu schärfen“. Am liebsten wäre es Tillich dabei, „dass wir auch mit den Sachsen werben, die sich von Anfang an auch in Bautzen und in Clausnitz für die Flüchtlinge engagieren“. Das an sich moderne und weltoffene Sachsen habe „durch Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit einen dunklen Fleck abbekommen“, meinte Tillich.
Ob sich die Engagierten vielleicht etwas anderes wünschen würden als eine Imagekampagne? Vielleicht funktionierende Polizei und Verfassungsschutz, der nicht auf dem rechten Auge blind ist, oder eine konsequente Strafverfolgung und Verurteilung rechtsextremer Gewalttäter und Schutz für Geflüchtete und Helfer_innen?

Nazis vor Gericht: „Wie ein Tier“ über das Opfer hergefallen

Kai K. und Florian I. sehen aus wie Bilderbuchnazis - und sind es auch. Sie demonstrieren mit ihren Kameraden für die Ehre der deutschen Frau, stehen aber wegen mehrfacher Vergewaltigung vor dem Landgericht. Kai K., 32, und Florian I., 26 Jahre alt, müssen sich wegen Vergewaltigung vor dem Landgericht verantworten. K. werden drei Fälle zur Last gelegt: Am 7. Juni 2015 soll er in Steinbach versucht haben, eine Frau, die auf dem Nachhauseweg von einem Volksfest war, zu vergewaltigen. Laut Anklage riss er sie an den Haaren zu Boden und hielt ihr den Mund zu – die Vergewaltigung scheiterte daran, dass K.s Saufkumpan diesen von der Frau wegzog. Am 25. Juni soll K. dann im Frankfurter Bahnhofsviertel zwei Frauen aus einer Kneipe abgeschleppt und mit in seine Wohnung genommen haben. Die eine sperrte er auf dem Balkon aus, die andere vergewaltigte er – bis diese wegen des zugehaltenen Mundes Atemprobleme bekam und ihre ausgesperrte Freundin die Balkontür mit einem Grill einschmiss, um ihrer Freundin zu Hilfe zu eilen. Den dritten Fall sollen K. und I. gemeinsam begangen haben. Laut Anklage lockten sie eine Prostituierte am 20. September mit einem lukrativen Angebot in die Wohnung, wo sie sie nicht bloß um ihren versprochenen Lohn prellten, sondern mit einer Peitsche zum Sex zwangen.

Wenn Rechtsextremistinnen Opfer von häuslicher Gewalt werden

Rechtsextremismus ist auch weiblich – dies hat sich spätestens seit dem NSU-Prozess um Beate Zschäpe gezeigt. Am Dienstagabend beschäftigen sich die Nürnberger Sozialpädagoginnen Agnes Betzler und Katrin Degen in einem Vortrag mit der Frage, wie Frauenhäuser mit rechtsextremen Bewohnerinnen umgehen. "Rechtsextreme Frauen als Opfer häuslicher Gewalt und der Umgang von Frauenhäusern mit diesen"– so lautet der Titel des Vortrages von Katrin Degen und Agnes Betzler. Bei ihrer Recherche hatten Degen und Betzler herausgefunden, dass 11 Prozent der Frauenhäuser bereits rechtsextreme Frauen beherbergt hatten. "Es ist also keineswegs ein seltenes Phänomen", konstatiert Agnes Betzler. Die rechtsextremen Frauen stellen eine besondere Herausforderung für die soziale Arbeit dar. So sei es in Frauenhäusern sowieso schwierig, wenn Bewohnerinnen mit den unterschiedlichsten Biografien auf engem Raum zusammenlebten. Kämen aber noch gewalttätige Auseinandersetzungen mit rassistischer Motivation dazu, könne dies schnell zu Eskalationen führen. "Die Frauen suchen Zuflucht in diesen Einrichtungen. Wenn sie dort jedoch auch angefeindet werden, ist das ein schlimmer Vertrauensbruch", so Agnes Betzler. Ausgehend von ihrer Untersuchung fordern die Sozialpädagoginnen, innerhalb der Frauenhäuser mehr Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. „Das Problem von rechtsextremen Frauen in den Einrichtungen muss thematisiert werden, vor allem auch mit den Betroffenen selbst. Ein Nicht-Reagieren darf es nicht geben“, ist Agnes Betzler überzeugt.

Pegida und Gepida: Kein Dialog auf Sichtweite

So nah wie lange nicht kamen sich am Montagabend die beiden Demos von Pegida und Gepida. Während die Islamgegner gerade vom Altmarkt aus auf die Wilsdruffer Straße loslaufen wollten, kam auch Gepida vom Neumarkt aus auf die Wilsdruffer Straße, so dass sich die Anhänger beider Seiten direkt vor dem Kulturpalast gegenüber standen. Bei Pegida dankte Frontmann Lutz Bachmann, dem thüringischen AfD-Politiker Björn Höcke, der auf einem AfD-Parteitag am Wochenende Pegida als „parlamentarische Vorfeldorganisation in Dresden“bezeichnete. Bachmann, der in einer Woche einmal mehr vor Gericht steht, nannte in seiner Eröffnungsrede Pegida „Teil einer Fundamentalopposition“ und kündigte abermals die Gründung einer eigenen Partei in Sachsen an. Zudem berichtete er davon, dass sich bereits am Sonntag in der Schweiz eine Pegida-Partei gegründet habe. Laut der Initiative „durchgezählt“ nahmen Montagabend etwa 2500 bis 3000 Menschen an der Kundgebung teil. Bei "Gepida" waren es 250.

Verfahren gegen Neonazi Bernd T.: 41-Jähriger schweigt zu Vorwürfen

Ob der Kasseler Neonazi Bernd T. vor einem Jahr einen 46-jährigen Mann in Kassel mehrere Tage festgehalten und mehrere Frauen und Männer aufgefordert hat, diesen zu schlagen und ihm eine Glatze zu scheren, dazu hat sich der 41-jährige Untersuchungshäftling am Montag nicht geäußert.

Boss mit Doppel-S

Thomas I. aus Oberhermsdorf soll ein Shirt mit dem Zeichen der SS getragen haben. Es stammt aus dem Versandhandel eines bekannten Neonazis. Nun steht I. vor Gericht. Die Sache mit dem T-Shirt ist kompliziert. Thomas I. wurde im September 2015 mit einem „Bossmodus“-T-Shirt erwischt – das „ss“ war eine Doppelsiegrune, darüber ein Balken: „zensiert“. Der 33-Jährige aus Oberhermsdorf bei Wilsdruff soll es offen vor dem Lokal „Essbar“ an der Dresdner Straße in Freital getragen haben, ein Polizist sah ihn und zeigte ihn an. Das Shirt wurde beschlagnahmt. I. muss sich wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vor dem Amtsgericht Dippoldiswalde verantworten. „Ein Kumpel hat mir das bestellt“, sagte der Angeklagte am ersten Verhandlungstag Ende März aus. Er habe es bei Fußballspielen von Dynamo Dresden an, weil es schwarz-gelb ist. „Es war mir nicht bewusst, dass es irgendwelche Runen sind. Ich dachte, wenn man etwas im Internet bestellt, kann es nichts Verbotenes sein.“ Das Shirt stamme aus einem Online-Versand, der einem in der Neonazi-Szene bekannten Mann gehöre, sagte Richterin Daniela Höllrich-Wirth kürzlich am zweiten Verhandlungstag. Gegen Patrick S. würden auch mehrere Verfahren laufen, wegen dem, was er im Internet vertreibe.

Verfassungsschutzbericht Bayern 2015: Aggressive Neonazis in Oberfranken

Die oberfränkische Neonazi-Szene ist nach dem Verbot des "Freien Netzes Süd" (FNS) nicht verschwunden. Das geht aus dem Verfassungsschutzbericht hervor, den Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag in München vorgelegt hat. In Bayern ist die Zahl rechts- und linksextremistisch motivierter Gewalttaten im vergangenen Jahr gestiegen. Und noch etwas bereitet Herrmann große Sorge. Herrmann warnte zugleich vor zunehmenden Gewalttaten von Rechtsextremisten. Die Zahl der Angriffe auf Asylbewerberunterkünfte habe sich in Bayern 2015 mit mehr als 60 Taten fast verdreifacht. Er betonte, die Täter werde "die volle Härte des Rechtsstaats treffen". Angesichts steigender Agitation im Internet und Übergriffen auf Flüchtlingsunterkünfte "müssen wir alle Hebel in Bewegung setzen, den braunen Sumpf auszutrocknen". Vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet werden seit Ende Dezember auch vier Ableger der Pegida-Bewegung in München, Nürnberg und Würzburg sowie der NüGIDA in Nürnberg. Alle vier hetzten gegen Muslime und Asylbewerber muslimischen Glaubens und beeinträchtigen damit das friedliche Miteinander von Nicht-Muslimen und Muslimen, sagte Herrmann. Nicht unter Beobachtung steht dagegen die Alternative für Deutschland – weil es im Moment keinen Anlass gebe, die AfD insgesamt als rechtsextremistisch einzustufen.

Nazi-Post in Neumarkter Briefkästen

Die rechtsradikale Partei „Der III. Weg“ verteilte Flyer. Es ist nicht der erste Auftritt der Gruppe, sagt die Polizei. Am Montag haben sich wohl einige Neumarkter gewundert, als sie im Briefkasten einen Flyer der Partei „Der III. Weg“ fanden und die einschlägig rechtsradikalen Parolen darauf lasen. So ist auf der DIN-A5-großen Broschüre mit dem Titel „Kinderlosigkeit führt zum Volkstod“ unter anderem von „kulturfremden Sozialtouristen“, „Zigeunerfamilien“ und „Überfremdung“ die Rede. Erst am Samstag trafen sich Anhänger der Partei „Der III. Weg“ gemeinsam mit Mitgliedern der „AfD“ und der rechtsextremen Partei „Die Rechte“ zu einer Kundgebung in Nürnberg.

Oh, eine Dummel!“ – Grußworte von Heiligenstadt und Mende zur Ausstellungseröffnung

 Heute fand die Eröffnung der Wanderausstellung „Oh eine Dummel! Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit in Karikatur und Satire“ in der Celler CD-Kaserne statt. Mit dabei unter anderem auch die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. 

40.000 Euro für Betroffene von rechtem Überfall in Leipzig-Connewitz

Nach den rechtsradikalen Ausschreitungen am 11. Januar im Leipziger Stadtteil Connewitz sind bei einer Spendenaktion 40.000 Euro für betroffene Ladeninhaber zusammengekommen. Ihre Geschäfte waren bei der Attacke in der Wolfgang-Heinze-Straße zum Teil stark beschädigt worden. Wie die Amadeu Antonio Stiftung am Montag in Berlin mitteilte, beteiligten sich an der Spendenaktion mehr als 500 Menschen aus ganz Deutschland. „Durch die Angriffe auf die belebten Geschäfte in Connewitz sind Menschen zu Schaden gekommen. Wenn auch mehrheitlich nicht körperlich, so doch finanziell. Connewitz ist alternativ geprägt, die Attacke hatte damit eine hohe Signalwirkung. Wir freuen uns mit der erfolgreichen Spendenaktion symbolisch und solidarisch darauf antworten zu können“, teilte Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung, in einer Stellungnahme mit.

Ist die Erde rund, flach oder hohl und was haben die Nazis damit zu tun? Verschwörungstheorien auf dem Prüfstand

Am Samstag gab es die erste einer geplanten Serie von Veranstaltungen, mit der die Macher hinter dem Goldenen Aluhut über Verschwörungstheorien aufklären wollen. Das wird nicht bierernst vorgetragen – auch wenn das Thema sehr ernst ist – sondern eher mit dem Ansatz der Science Busters: "Lachen hilft beim Denken."

Rechtsextremer Hass flutet das Netz - Zahl der Online-Hassdelikte verdreifacht

Die Anzahl rechter Online-Hassdelikte hat sich im vergangenen Jahre verdreifacht. Meistens ging es um Volksverhetzung. Die rechte Hasskriminalität im Internet nimmt in Deutschland weiter zu. Das belegen nun auch Zahlen aus dem Bundeskriminalamt (BKA). Im Jahr 2015 wurden laut BKA-Daten 3 084 Straftaten aus dem Bereich „Hasskriminalität mit Tatmittel Internet“ angezeigt – 2 853 davon (also 93 Prozent) mit rechtsextremem Hintergrund. Im Vergleich zum Vorjahr (1 119 Hass-Delikte, 945 davon rechtsextrem) haben sich demnach die Fälle rechter Hasskriminalität mehr als verdreifacht, im Vergleich zu 2012 (492 Hass-Delikte, 437 rechtsextrem) sogar mehr als versechsfacht. Bei einem großen Teil der rechten Hasskriminalität (2 166, also 76 Prozent) handelt es sich um Fälle von Volksverhetzung – das heißt, äußerst schwerwiegende Äußerungen, die geeignet sind, den öffentlichen Frieden zu stören. Die Daten gehen aus einer Anfrage des Landshuter Grünen-Bundestagsabgeordneten Thomas Gambke an die Bundesregierung hervor.

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Presseschau ... 13.04.2016

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Freitaler Bürgerwehr unter Terrorismus-Verdacht +++ Berlin: Rassistische Angriffe und Beleidigungen +++ Ellerau: Zwölf Meter großes Hakenkreuz auf Festplatz gebrannt +++ Wiehl: Mann zeigt schwarzen Menschen den Hitlergruß

 

Freitaler Bürgerwehr unter Terrorismus-Verdacht

Die Bundesanwaltschaft hat Ermittlungen gegen Mitglieder der rechtsradikalen Bürgerwehr »FTL/360« aus dem sächsischen Freital übernommen. Es gehe um den Verdacht der Bildung einer terroristischen Vereinigung, sagte eine Sprecherin am Dienstag in Karlsruhe. Bislang ermittelte die sächsische Justiz gegen die fünf Verdächtigen unter anderem wegen Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte. Drei der Beschuldigten sitzen seit November vergangenen Jahres in Untersuchungshaft. Die Gruppe, vier Männer und eine Frau, sollen 2015 unter anderem Asylunterkünfte in Freital sowie ein linksalternatives Wohnprojekt in Dresden angegriffen haben. Ihnen werden darüber hinaus Angriffe auf ein Parteibüro der LINKE sowie ein Sprengstoffanschlag auf das Auto eines Freitaler Stadtrats vorgeworfen.

 

Berlin: Rassistische Angriffe und Beleidigungen

In Berlin-Mitte haben Unbekannte in der Nacht zu Dienstag einen Mann nach einer rassistischen Beleidigung angegriffen. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei war der 26-Jährige gegen 23 Uhr mit zwei Begleitern unterwegs, als das Trio von drei Männern fremdenfeindlich beschimpft worden sein soll. Außerdem sollen die Männer "Heil Hitler" gerufen haben. Als der 26-Jährige die Unbekannten daraufhin zur Rede stellte, sollen sie versucht haben, ihn mit Fäusten zu schlagen. Diesen Schlägen konnte er jedoch ausweichen. Einer seiner Begleiter ergriff daraufhin die Flucht, wurde jedoch von einem Angreifer verfolgt. Dem 26-Jährigen gelang es dann, einen Angreifer mit einem Fußtritt außer Gefecht zu setzen. Der verbliebene Angreifer soll ihn daraufhin mit einem Messer bedroht haben.
Am Montagnachmittag ist außerdem in Berlin-Charlottenburg eine 17-jährige Frau von zwei Männern rassistisch beleidigt worden. Nach den Beleidigungen habe ihr einer der Männer gegen die Hüfte getreten. Obwohl sich das Opfer sofort zur Polizei begab, wurden die Täter nicht mehr gefunden.

 

Ellerau: Zwölf Meter großes Hakenkreuz auf Festplatz gebrannt

Ellerau (Schleswig-Holstein): „Als mir meine Tochter berichtete, was sie beim Spielen auf dem ehemaligen Festplatz in Ellerau entdeckt hatte, war ich fassungslos: Ein zwölf Quadratmeter großes Hakenkreuz war wahrscheinlich über Nacht auf den Asphalt zwischen den beiden Basketballkörben gebrannt worden", sagt Lars Schmidt-von Koss, Anwohner und stellvertretender Vorsitzender der Ellerauer SPD. Offensichtlich wurde das Nazi-Symbol mit Benzin auf den Asphalt gezeichnet und angezündet, sagt auch Bürgermeister Eckart Urban.

 

Wiehl: Mann zeigt schwarzen Menschen den Hitlergruß

Weil ein Mann am Montagnachmittag um 15 Uhr in Wiehl (Nordrhein-Westfalen) mehrfach den Hitlergruß zeigte, benachrichtigten Betroffene die Polizei. Die Zeugen sagten aus, dass sich zu diesem Zeitpunkt mehrere schwarze Mschen in einer nahegelegenen Bushaltestelle aufgehalten haben. Vermutlich habe die Nazi-Geste diesen Personen gegolten. Auch gegenüber den Beamten erhob der laut Polizei stark betrunkene Wiehler den rechten Arm zum Hitlergruß. Sie nahmen den 44-Jährigen mit zur Wache, wo er zusätzlich die anwesende Bereitschaftsrichterin beleidigte. Damit war die nächste Anzeige fällig.

 

Bettlaken mit rassistischen Parolen an A 7-Brücken

Im Landkreis Göttingen haben bereits zum fünften Mal seit Jahresbeginn Unbekannte an mehreren Brücken über der Autobahn 7 mit rassistischen Parolen bedruckte Bettlaken aufgehängt. Autofahrer entdeckten die großen Transparente am Montagmorgen gegen 6.40 Uhr und informierten die Polizei. Wie schon in den Fällen zuvor, waren die Stofftücher mit Kabelbindern an den Brückengeländern befestigt.

 

Einblicke in die Saar-AfD: Brüllen, beleidigen, makabre Vergleiche

Erst Neonazi-Kontakte, dann Auflösung, jetzt weiter machen: Die AfD im Saarland sorgt weiter für Schlagzeilen. Am 24. März entschied der AfD-Bundesvorstand dann, was zuletzt drei Jahrzehnte zuvor bei den Grünen in Berlin vorkam: Der Landesverband Saar wurde aufgelöst. Josef Dörr und sein Landesvorstand hatten damit nichts mehr zu sagen. Doch geschlagen gaben sich Josef Dörr, Lutz Hecker und ihr Pressesprecher Rolf Müller nicht. Sie sagten, sie fühlten sich im Recht und legten umgehend Einspruch beim Bundesschiedsgericht ein. Das tagte vergangenen Samstag, entschied Sonntag und ordnete Montag an: Die Auflösung der Saar-AfD wird aufgeschoben. Dörr, Hecker und der gesamte Landesvorstand sind ab sofort wieder im Amt.
Es geht um Listenplätze für die kommende Landtagswahl im Saarland. Es geht aber auch um den generellen Kurs einer Partei, die schnell wuchs. Leistet die AfD sich Kontakt zu Rechtsradikalen? Wie konsequent geht sie gegen Funktionäre vor, die im NPD-Milieu rekrutieren oder rekrutierten?
Im Saarland wird es derweil ziemlich ruppig, wenn Parteifreunde zusammenkommen, die nicht einer Meinung sind. Am vergangenen Donnerstag bei einem Stammtisch in St. Ingbert war man sich zwar einig, was die jungen linken Demonstranten draußen auf der Straße betraf. Ansonsten brüllte man sich an, verdächtigte und beschimpfte sich. Mit diesem Niveau stellt die AfD tatsächlich eine Alternative zu den meisten klassischen Parteien dar.

 

Neonazis vom „III. Weg“ verteilen Flugblätter auf Spielplatz

In Eggenfelden und Hebertsfelden (Landkreis Rottal-Inn, Niederbayern) landeten zahlreiche postkartengroße Zettel in Briefkästen, am Sonntag haben zwei Männer die Flyer sogar auf einem Kinderspielplatz verteilt. Darin warnt die rechtsextreme Kleinpartei „Der III. Weg“  vor Übergriffen durch Asylbewerber im Umfeld eines anstehenden Volksfestes und gibt Tipps, wobei es sich zum Teil um unverfängliche Ratschläge handelt: Man solle auf verdächtige Personen achten, für den Notfall immer ein aufgeladenes Handy bei haben und keine abgelegenen und unbeleuchteten Wege benutzen. Bei Tipps wie "Längeren Blickkontakt mit exotisch aussehenden, fremden Männern meiden!" oder "Vermeide das Passieren von Asylunterkünften oder die nähere Umgebung!" hingegen wird die rassistische Gesinnung der Urheber erkennbar.

 

„Abendlandretter“ marschieren heute in Essen

Mehr als 50 Mal organisierte der NRW-Ableger der selbst ernannten „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ in den letzten Monaten Veranstaltungen am Duisburger Hauptbahnhof. Einer der Redner dieser Aktionen will nun offenbar das Konzept auf seine Heimatstadt Essen übertragen. Holm Teichert gehört zu den Organisatoren, die für Mittwochabend zu einer Kundgebung unter dem Motto „Essen gegen Politikwahn“ aufrufen. Mit 300 Teilnehmern rechnen sie. Eine direkte Nähe ihrer Veranstaltung zu Pegida bestreiten die Veranstalter. Teichert war für die rechtspopulistische Partei „pro NRW“ in die Bezirksvertretung der Essener Innenstadt gewählt worden. Aus der Partei, die ihn allerdings auf ihrer Internetseite immer noch als Vorstandsmitglied führt, ist er offenbar ausgetreten.

 

Trotz Hitler-Geburtstag: Thügida darf am 20. April mit Fackeln durch Jena marschieren

Die Stadt Jena ist mit ihren Auflagen gegen einen für den 20. April von 18 bis 22 Uhr geplanten Aufmarsch des rechtsextremen Bündnisses „Thügida/Wir lieben Ostthüringen“ durch Jena vor dem Verwaltungsgericht Gera gescheitert. Die städtische Versammlungsbehörde hatte den Anmeldern, die unter anderem aus Kahla kommen, untersagt, ihren Fackelmarsch unter dem Motto „Dem linken Terror keine Stadt mehr“ am 20. April abzuhalten. Das Angebot, die Demo stattdessen auf den 21. April zu verlegen, lehnten die Organisatoren ab. Begründet worden war die Ablehnung der Stadt Jena unter anderem mit einer „erheblichen und unerträglichen Beeinträchtigung des sittlichen Empfindens der Bürgerinnen und Bürger, insbesondere der Opfer des Nationalsozialismus“, da vorwiegend rechtsextreme Teilnehmer an diesem Marsch zu Adolf Hitlers Geburtstag teilnehmen. Der Fackelzug orientiere sich an den Riten und am Gesamtgepräge der nationalsozialistischen Herrschaft. Das Verwaltungsgericht Gera erkennt diese Gründe für eine zeitliche Verlegung nicht an, da das Thema „Dem linken Terror keine Stadt mehr“ in keinem Zusammenhang mit dem Geburtstag Adolf Hitlers stehe. „Der Runde Tisch Jena für Demokratie“ ruft zu Gegenaktionen auf.

 

Brandenburg: 2 Jahre und 7 Monate Haft für boxenden Nazischläger

Er hat einen Stahlarbeiter brutal verprügelt, das Auschwitz-Lied gegrölt und muss nun mehr als zwei Jahre in Haft. Am Dienstag ist in Brandenburg an der Havel ein Ex-Neonazi im Rahmen eines Berufungsprozesses verurteilt worden. Patrick S. versicherte im Gerichtssaal, dass er sich von seiner rechtsradikalen Vergangenheit inzwischen distanziert habe. Der junge Mann, der Berufsboxer werden wollte, wurde von der Sportschule abgelehnt wurde und schloss sich schließlich den Hooligans von Vorwärts Frankfurt/Oder an. Vor Gericht stand er wegen seines Gewaltausbruchs beim Public Viewing des WM-Fußballspiels Deutschland-Algerien am 30. Juni 2014 in Brandenburg.
Der Angeklagte und seine sieben Kumpel skandieren Neonaziparolen, stimmen das „Auschwitzlied“ an: „Wir bauen eine U-Bahn von Algerien bis nach Auschwitz.“ Einem Zuschauer in der Reihe hinter Patrick S. platzt der Kragen. „Halt die Schnauze!“, ruft er. Der mehrfach einschlägig vorbestrafte Angeklagte lauert am Ende des Spiels dem Mann auf, der ihm Widerworte gegeben hat. Mit drei oder vier Kumpels schlägt und tritt Patrick S. auf den jungen kräftigen Stahlarbeiter ein. Patrick S. ist nicht zu bremsen, will immer weiter draufhauen. Als Ordner ihn endlich wegzerren und er abrückt, lässt er sich in der Gruppe wie einst Rocky als Sieger feiern.
Das Opfer erlitt Knochenbrüche, Gesichtsverletzungen, eine Zerrung und einen ausgeschlagenen Zahn. Bis heute leidet der junge Mann, der mutig eingeschritten war, an schweren Schlafstörungen, Angstzuständen. Er kann noch nicht wieder richtig kauen, meidet Menschenansammlungen und musste sein Hobby Fußballspielen aufgeben.

 

Wohlleben stellt wieder Befangenheitsantrag gegen Richter

Der mutmaßliche Terrorhelfer Ralf Wohlleben hat im NSU-Prozess am Dienstag einen weiteren Befangenheitsantrag gegen die Richter gestellt. Dabei ging es erneut um den Vorwurf, das Gericht halte Akten zurück und behindere damit die Verteidigung. Einen Gerichtsbeschluss, den der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Morgen verlesen hatte, bezeichnete Wohllebens Verteidigerin Nicole Schneiders als «zynisch». Das Gericht passe die Begründungen für seine Beschlüsse «je nach gewünschtem Ergebnis an», um Wohllebens Anträge «sachwidrig ablehnen zu können». Wohlleben hatte vergangene Woche verlangt, den NSU-Prozess auszusetzen und neu zu beginnen sowie das Verfahren gegen ihn abzutrennen. Das hatte das Gericht abgelehnt. Nach einem Schlagabtausch und einer «Gegenvorstellung» der Wohlleben-Verteidiger hatte das Gericht den Prozess um eine Woche bis zum Dienstag vertagt.

 

Geldstrafe für rassistisches Motiv auf T-Shirt

In Pirna stand ein 29 Jahre alter Neustädter wegen Volksverhetzung vor Gericht. Dem Mann wurde ein T-Shirt zum Verhängnis, das er auf einer von der NPD angemeldeten Kundgebung im vergangenen August – wenige Tage vor den gewalttätigen Ausschreitungen am ehemaligen Praktikerbaumarkt – getragen und im sozialen Netzwerk Facebook präsentiert hatte. Auf dem T-Shirt stand in englischer Sprache „Refugees still not welcome – we don’t like you“- deutsch: „Flüchtlinge sind noch immer nicht willkommen – wir mögen euch nicht“ – gedruckt. Zudem waren auf dem Shirt noch drei Menschen abgebildet, die vor einer weiteren Person fliehen, welche scheinbar eine Waffe auf sie richtet. Laut Staatsanwaltschaft würde dieses T-Shirt-Motiv zu Gewalt gegen eine Bevölkerungsgruppe aufrufen. Sie warf dem Angeklagten Volksverhetzung vor, was mit bis zu drei Jahren Haft zu bestrafen sei. Das Shirt werde vor allem in der rechtsextremen Szene getragen. Wegen des Tragens des selben T-Shirts bei der Kundgebung am 19. August 2015 in Heidenau musste er sich bereits verantworten. Auf die Anzeige der Polizei folgte eine Geldstrafe von 30 Tagessätzen, deren konkrete Höhe noch festzusetzen ist.

 

Neonazi-Erfolg in der Slowakei: Der Werdegang eines Hetzers

Der Aufstieg der Neonazi-Partei kam nicht überraschend, und doch hat er die Öffentlichkeit in der Slowakei überrumpelt. Bei ein bis zwei Prozent hatten Meinungsforscher die rechtsextreme "Volkspartei - Unsere Slowakei" gesehen. Dann kam der Schock: Die Partei erhielt bei der Parlamentswahl Anfang März acht Prozent und damit 14 der insgesamt 150 Sitze im Parlament. Marian Kotleba heißt der Chef der Partei, er lässt sich gern "Führer" nennen und zählt zu den radikalsten Neonazis in Europa. Kotleba, 38, mag Uniformen, die an slowakische Nazi-Paramilitärs der Zwischenkriegszeit erinnern. Roma nennt er "Zigeunerparasiten", seinen Antisemitismus verhüllt er als "Antizionismus", "sexuelle Abweichungen" aller Art will er verbieten lassen, und er verlangt einen Austritt der Slowakei aus der EU und dem „Terrorpakt“ NATO.
"Jahrelang hatte Kotleba den Spielraum, Macht zu erobern und Geld anzuhäufen", kritisiert die slowakische Bürgerrechtsaktivistin Ingrid Kosová. Sie verfolgte seine Aktivitäten seit Langem und warnte ebenso unermüdlich wie vergeblich. "Jetzt ist es zu spät. Er und seine faschistischen Anhänger wurden ins Parlament gewählt."

 

Bulgarien: Selbsternannte Patrioten auf Hetzjagd gegen Flüchtlinge

Am Montag sorgte in Bulgarien ein Amateurvideo selbst ernannter Flüchtlingsjäger für Aufsehen. Immer öfter patrouillieren diese sogenannten Patrioten an der Grenze zu Griechenland und der Türkei, um illegal Einreisende auf eigene Faust festzuhalten. Immer öfter aber tauchen seit Jahresbeginn Aufnahmen solcher selbst organisierten Flüchtlingsfestnahmen im Internet auf. Die Jägertrupps hielten die Einreisenden nicht nur fest, heißt es in Sozialen Medien, sie beraubten die Flüchtlinge auch ihrer Habseligkeiten.
Der bulgarische Grenzschutz hat die selbst ernannten Flüchtlingsjäger davor gewarnt, illegal eingereiste Migranten auf eigene Faust festzuhalten. Unterstützung bekommen die Flüchtlingsjäger allerdings aus der Bevölkerung. Eine Meinungsumfrage, des staatlichen Fernsehens BNT zeigte, dass 84 Prozent der Zuseher die Milizen in ihrem Tun unterstützen. 16 Prozent verurteilten die Patrouillen.

 

Flüchtlingsunterkünfte in NRW: Securities unter Beobachtung

Das Bild des syrischen Flüchtlings geht im September 2014 um die Welt: Er liegt gefesselt auf dem Bauch, hinter ihm drückt ein Wachmann im dunklen Overall einen Stiefel in seinen Nacken. Ein Kollege beobachtet die Szene. Burbach wird zum Synonym für menschenverachtende Zustände in Flüchtlingsunterkünften. Politiker und Behörden versprachen Besserung. „Seit Burbach hat sich nicht wirklich etwas verändert“, findet der Sicherheitsberater Stephan Leukert. Aus seiner Sicht ist das große Problem, dass die öffentliche Hand Aufträge für Sicherheitsunternehmen „in erster Linie nach dem Preis, selten nach Qualitätskriterien vergibt“. „Es ist viel leichter, ein Sicherheitsunternehmen aufzumachen als einen Friseurladen“, sagt Leukert. Mit der Auflage eines 80-Stunden-Kurses bei einer Industrie- und Handelskammer könne man eine Firma in einem höchst sensiblen Bereich leiten.

 

Rechte Hetze mit Hartz IV

Verarmte Deutsche haben, ob sie es wollen oder nicht, eine starke Lobby in rechten Bewegungen. Die Aussage „Flüchtlinge bekommen in Deutschland mehr als Hartz-IV-Bezieher“ verbreitet via Facebook zum Beispiel die rechte „Bürgerbewegung pro NRW“ – in unterschiedlichen Varianten und mit demonstrativer Empörung. Am Stammtisch, auf Bürgerversammlungen oder von Nachbar zu Nachbarin wird daraus das formelhafte „Die kriegen doch vorn und hinten alles reingeschoben“. Die Behauptung, die die rechte Propaganda mal auf das Geld für Essen, mal auf Sonderfälle wie die Eingliederungshilfe münzt, ist schlichtweg falsch.
Doch wenn’s der Propaganda nützt, lässt man sich von Fakten nicht stören. Falscher Aussagen – subtil unter die Leute gebracht – bedient sich auch die rechtsextreme Kleinpartei „Der III. Weg“, die unter der Schlagzeile „Asylanten bedrohen Wormser Tafel“ vor den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz auf ihrer Internetseite vermeintlich eine Lanze für die armen Deutschen brach, die sich ihre Lebensmittel an öffentlichen Ausgabestellen holen müssen. Der Fall ist exemplarisch dafür, wie Rechte die in Notlage geratenen Einheimischen gegen Asylbewerber ausspielen.
Doch an der Stimmungsmache haben nicht nur die Rechtsextremisten schuld, auch urdemokratische Parteien vergiften das Klima. Wenn etwa SPD-Chef Sigmar Gabriel mehr Geld „für unsere eigene Bevölkerung“ ausgeben will, befördert er ein Denken, das das Land in „uns“ und „die“ spaltet.

 

Thüringens MP Ramelow erntet Widerspruch für Nazi-Vergleich

Der Ministerpräsident fragt: „Warum begeben sich diese Leute auf das Niveau von Rassisten?“ Zuvor hatte er geschrieben, dass das „Nazi-Methoden“ seien. Bodo Ramelows (Linke) Mitteilung bei Twitter hat ihm harten Gegenwind eingebracht. Mit „diese Leute“ meint Ramelow Antifa-Demonstranten, die am Donnerstag, 5. Mai, in Bornhagen gegen den AfD-Landeschef Björn Höcke protestieren wollen, der in dem Dorf wohnt. Ramelow hatte den Plan der Antifa mit dem Vorgehen der NSDAP verglichen. „Das gehört sich nicht!“, erklärte er im sozialen Netzwerk Twitter. „Vor Privathäusern von Politikern zu demonstrieren geht gar nicht. Egal, von wem und gegen wen!“ Der Zweck heilige nicht die Mittel.
Der stellvertretende Landesvorsitzende von Ramelows Partei Die Linke, Steffen Dittes, distanzierte sich von Ministerpräsident Bodo Ramelow. Die Kritik an der Demonstration könne er teilweise nachvollziehen, sagte der Landesvize unserer Zeitung. Allerdings halte er die Wortwahl für „ungeeignet.“ Der Begriff „Nazi-Methoden“ stehe heute für die Verbrechen der NS-Herrschaft insgesamt und könne nicht in diesem Kontext vergleichend verwendet werden. Zustimmung bekam der Thüringer Ministerpräsident über Twitter von Beatrix von Storch : „Bodo #Ramelow hat Recht: die #Antifa hat Demokratie nicht verstanden“, schreibt die stellvertretende Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD).

http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/politik/detail/-/specific/Nazi-Vergleich-Thueringer-Linke-distanziert-sich-von-Ramelow-478660480

http://www.tlz.de/web/zgt/politik/detail/-/specific/42-Stimmen-fuer-die-AfD-Antifa-sieht-in-Eichfelder-Bornhagen-AfD-Hochburg-81276167

 

Dresden im Pegida-Getöse: Eine Ehrenrettung

Es wird wohl noch lange dauern, bis sich das Image der sächsischen Großstadt von den turbulenten vergangenen Monaten erholt. Zu viel Gift. Zu viele Schreihälse. Zu wenig Dialog. Und doch wäre es falsch, Dresden abzuschreiben. Denn viele Großstadt-Sachsen wollen sich nicht abfinden mit dem Status quo und verändern mit viel Kreativität, eigenen Ideen und Kampfgeist das Stadtbild. Vor allem in der Neustadt blüht die Subkultur und mit ihr ein anderes Dresden, das manchmal untergeht im Pegida-Getöse.

 

Sänger einer Punkrock-Band tritt Frau von der Bühne, die Selfie machen wollte

Bei einem Konzert seiner Band „The Story so Far“ in Torontos „Mod Club Theatre“ war Sänger Parker Cannon offenbar genervt von einem jungen Mädchen, dass  auf die Bühne kam, um ein Selfie mit der Band zu machen. Cannon sprang dem Fan kurzerhand so heftig von hinten in den Rücken, dass sie kopfüber zurück ins Publikum fiel. Der Vorfall hat eine Diskussion über Männlichkeitsriten, Frauenfeindlichkeit auf Konzerten und Sexismus innerhalb der Punkrockszene ausgelöst. Und über Stagediving generell.

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Presseschau ... 14.04.2016

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+++ Überfall auf Geflüchteten in Bautzen +++ Hannover: Schüsse auf Flüchtlingsheim +++ „Identitäre“ plakatieren illegal in Gießen +++ Bayern: Schulterschluss dank Flüchtlingsfeindlichkeit +++ 

 

Überfall auf Geflüchteten in Bautzen

Ein Asylsuchender soll am Dienstag im ostsächsischen Bautzen von drei Männern überfallen und ausgeraubt worden sein. Die Unbekannten hätten den 22-Jährigen am frühen Abend mit rassistischen Sprüchen beleidigt und ihm anschließend ins Gesicht geschlagen, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Danach hätten sie noch einen zweistelligen Geldbetrag aus seiner Geldbörse gestohlen. Der Polizei zufolge wurde der Mann leicht verletzt, er lehnte eine medizinische Versorgung aber ab. Eine Suche nach den Tätern blieb zunächst erfolglos

http://www.neues-deutschland.de/artikel/1008430.rechter-angriff-auf-asylbewerber-in-bautzen.html

 

Hannover: Schüsse auf Flüchtlingsheim

Unbekannte haben auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Ronnenberg bei Hannover geschossen. Ein Mitarbeiter der Stadt habe sich an die Polizei gewandt, nachdem er in der noch unbewohnten Flüchtlingsunterkunft Einschusslöcher entdeckt habe, teilte die Behörde in Hannover am Mittwoch mit. Ende Februar sei mit dem Aufstellen der Module begonnen worden, für diesen Donnerstag sei der Bezug der ersten von fünf Wohneinheiten geplant gewesen. Die Kripo habe mehrere Einschusslöcher an den Außenwänden der Container festgestellt und Patronenhülsen sichergestellt. Diese gehörten zu einer scharfen Schusswaffe.

 

„Identitäre“ plakatieren illegal in Gießen

Die „Identitäre Bewegung“ ist eine klar rechtsextreme Organisation. In Gießen hat sie nun großflächig plakatiert. Auch vom  Landesamt für Verfassungsschutz wird die IB Hessen mittlerweile als rechtsextrem eingestuft und beobachtet. Dies schließt auch die Gruppe der IB ein, die sich in Gießen gebildet hat und schätzungsweise bis zu zehn Personen umfasst. Auf den Plakaten geht es um ein Szenario namens »Der große Austausch«, in dem beschrieben wird, wie die deutsche Bevölkerung durch »kulturfremde Zuwanderer« ersetzt wird. Die Plakate wurden entlang einer Buslinie verklebt, die intensiv von ausländischen Gaststudenten genutzt wird.

 

Bayern: Schulterschluss dank Flüchtlingsfeindlichkeit

Das Flüchtlingsthema bringt Neonazis unterschiedlicher Parteien und Organisationen zusammen, stellt der Verfassungsschutz Bayern fest. Neu auf ihrem Radar haben die Geheimdienstler vier regionale „Pegida“-Ableger. Rechtsextreme Straf- und Gewalttaten haben zugenommen. Die behördlich dem Bereich Rechtsextremismus zugeordnete Personenzahl im Freistaat ist mit 2200 gleich geblieben, darunter gelten 1000 als gewaltorientiert. Bis auf die Deliktfelder Erpressung und Landfriedensbruch ist die Zahl der rechtsextremen Straf- und Gewalttaten deutlich nach oben geschnellt. Im Berichtsjahr wurden 91 Vorfälle gezählt, 66 waren es im Jahr 2014. 2015 wurden im Freistaat allein 66 Übergriffe auf bewohnte, im Bau befindliche oder geplante Flüchtlingsunterkünfte registriert, ein Jahr zuvor waren es 22. Hinweise auf eine organisierte Koordinierung von Anschlägen liegen den Behörden bislang nicht vor.

 

Sachsen: Hinter mehr Anti-Asyl-Aktionen steht rechtsextremes Netzwerk

„Anhand einer Großen Anfrage der Fraktion Die Linke zeigt sich nun, welche Tragweite der rechte und rassistische Anti-Asyl-‚Protest‘ im Freistaat inzwischen angenommen hat“, kommentiert Kerstin Köditz, Sprecherin für antifaschistische Politik der Linksfraktion im Landtag. Exakt 595 demonstrative Aktionen zählte die Staatsregierung im Jahr 2015. In die Zählung gingen Pegida-Märsche in Dresden, Leipzig und Chemnitz ein (110), dazu klar rechtsextremistische Veranstaltungen (210) und Versammlungen verschiedener „Bürgerinitiativen“, die sich vor Asylunterkünften abspielten (275). Die Gesamtzahl hat sich gegenüber dem Jahr 2014 mehr als verdoppelt, damals waren es rund 260 gewesen, listet Kerstin Köditz nun auf.
„Die Warnungen des sächsischen ‚Verfassungsschutzes‘, Rechtsextreme könnten die ‚Protest‘-Bewegung unterwandern, sind eine glatte Verharmlosung. Tatsächlich nehmen an der Mehrzahl der Veranstaltungen Anhänger der extremen Rechten teil. Namentlich bei Pegida sei ‚regelmäßig‘ mit deren Beteiligung zu rechnen, so die Staatsregierung“, zieht sie Bilanz aus dem ganzen Zahlenmaterial. „Der Fisch stinkt natürlich auch hier vom Kopf her. Völlig weltfremd ist, dass nach überfallartigen Aktionen wie Freital, Heidenau, Dresden-Neustadt und Leipzig-Connewitz das Innenministerium noch immer kein Lagebild erstellt hat. Von einem Gesamtkonzept, die rechte Eskalation auf der Straße zurückzudrängen, einmal ganz zu schweigen“, benennt die linke Abgeordnete das Grundversäumnis.

 

EU-Parlament: Konservative werfen AfD raus

Die AfD hat ihre bisherige politische Heimat im Europaparlament verloren. Nachdem Bundes-Vize Beatrix von Storch bereits freiwillig gegangen war, setzten die Konservativen den noch verbliebenen NRW-Landeschef Marcus Pretzell vor die Tür. Erwartet wird nun, dass sich die AfD der Fraktion um den französischen Front National anschließt. Es war das erste Mal, dass Europas Konservative einen ihrer bisherigen Kollegen rausgeschmissen haben - und zwar mehr als deutlich: 45 Stimmen in geheimer etwa gegen Marcus Pretzell, 13 für seinen Verbleib in der Fraktion.
Wie es mit ihm weitergeht, Etwa nach ganz Rechtsaußen - in die Fraktion des Front National von Marine LePen, wie Vertreter der AfD-Bundesspitze bereits empfehlen? Der 42-Jährige betont nur, der Front National sei eine demokratische Partei in Frankreich, denn ansonsten wäre er ja verboten. Bereits am vergangenen Freitag hatte Beatrix von Storch, das andere noch verbliebene AfD-Mitglied, die konservative ECR-Fraktion verlassen, gerade noch rechtzeitig vor dem drohenden Rauswurf. Frau von Storch trat der Fraktion des Europagegners und EU-Austrittsbefürworters Nigel Farage bei.

 

Erst AfD, dann SPD: Der erstaunliche Sinneswandel des Oskar Helmerich

Oskar Helmerich hat die AFD in Thüringen mit aufgebaut und wurde auf der AfD-Liste in Stadtrat und Landtag gewählt. Jetzt ist er frischgewähltes Mitglied der SPD-Fraktion im Stadtrat und scheint sich an dem Anti-AfD Plakat "Affen für Deutschland" im Büro seines neuen Fraktionsvorsitzenden nicht zu stören. Sein Positionswechsel führt in der SPD zu Diskussionen. Während einige SPD-Leute in seinem Beitritt zur Fraktion nur eine Formsache sehen, gibt es auch Protest. Der Stellvertretende Fraktionsvorsitzende warf aus Protest das Handtuch.
 Der Ex-AfD-Mann Helmerich aber zeigte sich dankbar: "Ich kann nur sagen: Die SPD bietet eigentlich für einen Demokraten alles, was man sich wünscht." Vor einem guten Jahr sagte er noch: "Ich bin konservativ; ich verfolge auch konservative Ziele." Die Landtagsabgeordnete Diana Lehmann bleibt dagegen skeptisch. "Er müsste schon sehr gute Argumente bringen, weil es aus meiner Perspektive nicht plausibel ist, wie man sich in einem so kurzen Zeitraum aus einer so radikalen Position zu einer solidarischen, sozialdemokratischen Position entwickeln sollte."

 

Pegida München – Sammelbecken der Extremisten

Pegida München marschierte in dieser Woche mit knapp über hundert Teilnehmer*innen lediglich die Ludwigstraße entlang. Dennoch kam es zu mehreren Blockaden durch Gegendemonstrant*innen, die von der Polizei geräumt wurden. Unter den Demonstranten befanden sich auch Funktionäre von „Der III. Weg“, „Die Rechte“ sowie Anhänger der rechtsextremen ungarischen Partei Jobbik. In einer Rede wurden Flüchtlinge als „Abschaum und Müll Afrikas“ beschimpft. Anhänger von Pegida suchten am Rande der Kundgebung außerdem die Konfrontation mit Gegendemonstranten.

 

Rassismus kommt einem Futher Rentner teuer

Ein 62-Jähriger aus Furth im Wald hetzt im Netz gegen Flüchtlinge. Die Staatsanwaltschaft sieht darin Volksverhetzung. „Zwei bis drei erschießen und schon kommt keiner mehr, nur so bekommt ihr sie los.“ So kommentierte ein Further Rentner im Juli öffentlich eine Meldung auf Facebook über Ungarns Flüchtlingspolitik. Kein einzelner Ausfall des Mannes: Im September kommentierte er erneut auf einer für jedermann einsehbaren Internetseite der „Chemnitzer Nachrichten“ zu einem Artikel über Verletzte bei einer „Messerstecherei zwischen Asylbewerbern“: „Die Ausländer können sich so viel Gewalt antun, wie sie wollen, je mehr um so besser. Gebt ihnen Messer und Pistolen, da geht es schneller.“ Die Staatsanwaltschaft Regensburg hat gegen den 62-jährigen Rentner aus Furth im Wald einen Strafbefehl erwirkt.

 

Prozess um rassistische Hetze auf Facebook: „Es sind nicht meine Sätze“

Am 19. November 2014 verbreitete die dem rechtsextremen Spektrum nahestehende Facebookseite "Nein zum Heim in Oranienburg" die Nachricht, dass in Bärenklau im Kreis Oberhavel ein Flüchtlingsheim eröffnen solle. Kurz darauf meldete sich ein Leser mit dem Fantasienamen "Gelber Kadett B.": "Es wird Zeit, dass die Öfen in Sachsenhausen angemacht werden, der Winter steht vor der Tür", hieß es da. "Sollen sie da einwandern. Ich bewerbe mich als Heizer." Es gebe inzwischen "Slums in Deutschland" und man könne in Hennigsdorf "nicht mehr alleine rausgehen, ohne dass überall Kanaken rumrennen und mit dem Finger auf einen zeigen und hinterherlaufen. Es reicht." Der anonyme Verfasser fragte sich, warum noch Geld ausgegeben werde "für solches Pack". Es kämen immer mehr, "bis die Straßenschlachten losgehen."
Ein Polizist las mit, schrieb eine Anzeige und die zuständige Staatsanwaltschaft Cottbus klagte den heute 26 Jahre alten Kraftfahrer Romano B. an – wegen Volksverhetzung. Der Angeklagte bestreitet jedoch, der Verfasser zu sein. "Es sind nicht meine Sätze", sagt Romano B. im Gericht. Und, dass er täglich mit Migranten zusammenarbeite. Das für Mittwoch erwartete Urteil fiel nicht. Für den nächsten Prozesstag kündigt Verteidiger Christian Seifert mehrere Beweisanträge an.

 

 Prozess gegen Nazi-Terrorgruppe „Oldschool Society“ beginnt

„Ich wehre mich jetzt, mit meinen Freunden der OSS. Wer das ist, ihr werdet es sehen“, ließ Andreas H. laut dem Spiegel im September 2014 wissen. Im Oktober soll er dann laut Anklage als Präsident die „Oldschool Society“ (OSS) gegründet haben, Markus W., Denise Vanessa G. und Olaf O. übernahmen die Posten der Führungsriege – und organisierten sich über die Chatgruppe „OSS Geheimrat“. Ihr öffentlicher Facebook-Auftritt verzeichnete über 3000 Likes. Vor dem Oberlandesgericht München müssen die vier sich dafür nun verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft ihnen als Ziel vor, ihre neonazistische „Ideologie durch terroristische Anschläge, insbesondere in Form von Brand- und Nagelbomben, umzusetzen.“
Der Prozess gegen die mutmaßliche Führungsebene der OSS wird am 27. April um 10 Uhr vor dem Staatsschutzsenat am Oberlandesgericht München. Das Netzwerk der OSS besteht allerdings nicht lediglich aus den vier nun Angeklagten. Mitte November 2014 trafen sie sich mit Gleichgesinnten im sächsischen Frohburg und diskutierten Anschläge auf Asylsuchende, Salafisten und Moscheen sowie die Herstellung von Sprengstoff – und stellten ein zehnköpfiges Gruppenfoto auf Facebook. Im am Montag veröffentlichten Bayerischen Verfassungsschutzbericht 2015 heißt es: „In der Hauptchatgruppe waren bis zu zwanzig Personen aktiv.“

 

NSU-Prozess: Herkunft der Waffen bleibt verborgen

Ein früheres Bandenmitglied aus Jena gab sich als Zeuge im NSU-Prozess zwar letztlich ziemlich wortkarg. Der Mann bestärkte aber dennoch den Verdacht, dass die Neonazi-Szene um die mutmaßlichen NSU-Terroristen mit Rotlicht- und Drogengangstern kooperierte. Das ehemalige Mitglied einer Jenaer Unterweltbande hat im NSU-Prozess nach anfänglicher Aussagebereitschaft jede weitere Antwort verweigert. Der Mann, der in Begleitung eines Anwalts vor dem Oberlandesgericht München erschienen war, berief sich am Mittwoch auf das Recht, sich nicht selbst belasten zu müssen. Bei der Vernehmung ging es um die Beschaffung von Waffen für die mutmaßlichen Terroristen des "Nationalsozialistischen Untergrunds".
Der Zeuge hatte in einer früheren Vernehmung ausgesagt, seine Bande habe Neonazis mit Waffen ausgestattet. Sie habe sich davon Unterstützung beim Zurückdrängen ausländischer Krimineller im Rotlicht- und Drogengeschäft versprochen. Am Mittwoch ergänzte er, er kenne mehrere Männer aus dem Umfeld der Jenaer Neonazi-Szene, zu der auch das NSU-Trio gehörte. Mit einem dieser Männer sei er bis heute befreundet. Dieser Mann gilt der Anklage als Mitbeschaffer der Mordwaffe vom Typ "Ceska".

 

Zschäpe entschuldigt sich für Verhalten ihrer Anwälte

Ebenfalls wurde am Rande des NSU-Prozesses in München bekannt, dass die Hauptangeklagte, Beate Zschäpe, erneut ihre Pflichtverteidiger attackierte. Ihre Anwälte hätten sich einem Zeugen gegenüber "unpassend" verhalten, schreibt sie in einem handschriftlichen Brief an den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl. Bei dem Zeugen handelt es sich um den Mitarbeiter einer Chemnitzer Sparkassenfiliale, die am 14. Mai 2004 mutmaßlich von Zschäpes Freunden Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt überfallen worden war. Am Ende seiner Vernehmung bat der Zeuge den Richter noch einmal ums Wort. Es gehe ihm "um eine Entschuldigung für die Opfer, die überlebt haben". Staatliche Stellen hätten sich für Versäumnisse der Ermittler immer nur bei den Hinterbliebenen der ermordeten NSU-Opfer entschuldigt.
Daraufhin hatten sich die Anwälte Heer und Stahl eingeschaltet und versucht, den Mann zu stoppen. Es sei "keine Aufgabe des Zeugen, zu sinnieren". Zschäpe schrieb dazu, eine derart "formaljuristische Vorgehensweise" sei mit ihr nicht abgesprochen gewesen und entspreche nicht ihrem Verständnis, "wie man einem Opfer eines Raubüberfalls gegenüber auftritt". Es spricht schon Bände, dass die mutmaßliche Rechtsterroristin für Verständnis und Behutsamkeit mit diesem Zufallsopfer des NSU wirbt. Denn für diejenigen Opfer des NSU und ihre Angehörigen, die aus rassistischen Motiven getötet oder bei Sprengstoffanschlägen verletzt wurden, soll das offenbar nicht gelten.

 

Brandenburg: Intro für den Untersuchungsausschuss

Es war zwar ein Novum, denn erstmals tagte die Parlamentarische Kontrollkommission (PKK), zuständig für den Verfassungsschutz, nicht geheim, sondern öffentlich. Doch das hätte sie sich auch sparen können – so zumindest sahen es CDU, Linke und Grüne. Denn der Anlass für die öffentliche Sitzung – Vorwürfe gegen den Verfassungsschutz zu möglichen Verfehlungen in die Mordserie des rechtsextremistischen NSU – hat sich selbst erledigt: Rot-Rot sowie CDU und Grüne wollen Ende April, mehr als vier Jahre nach Bekanntwerden der Neonazi-Mordserie, im Landtag einen NSU-Untersuchungsausschuss einsetzen. Und der hat im Gegensatz zur PKK weitreichende Rechte zur Beweisaufnahme.
Was dann kam, war Wiederholung des Bekannten, was vor allem im Sinne der SPD war, die jegliche Verfehlungen des Verfassungsschutzes stets bestritt und bis zuletzt einen Untersuchungsausschuss abgelehnt hatte. Es geht um Carsten Sz., ein wegen versuchten Mordes an einem Nigerianer verurteilter Neonazi. Unter dem Decknamen „Piatto“ als hatte er als V-Mann 1998 einen der wenigen Hinweise auf das untergetauchte NSU-Trio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe gegeben, bevor dieses im Jahr 2000 seine Serie von Morden an neun Migranten und einer Polizisten startete. Strittig ist, ob Brandenburg mit dem damaligen Hinweis aus dem direkten NSU-Unterstützerkreis in Chemnitz auf drei „Skinheads aus Sachsen“, die sich Waffen für Banküberfälle besorgen und nach Südafrika fliehen wollten, die Morde hätte verhindern können.

 

Slowakei: Rechtsextremist schickt "Bürgerwehren" in Züge

Der slowakische Rechtsextremist Marian Kotleba will private Patrouillen in Zügen mitreisen lassen. Bei der Parlamentswahl Anfang März hatten die Rechtsextremisten rund acht Prozent der Stimmen bekommen und damit 14 von 150 Mandaten errungen. Auslöser der Aktion sei der Angriff auf eine junge Frau in einem Regionalzug Mitte vergangener Woche. Ein Jugendlicher hatte die 21-Jährige brutal überfallen und ausgeraubt. Der Vorfall sorgte in den Medien für dicke Schlagzeilen. Die rechtsextremen Volksvertreter nutzen die Gelegenheit sich als Hüter von Recht und Ordnung zu präsentieren. Der Rechtsstaat dürfe nicht vor den Bürgerwehren kapitulieren, so der liberale Oppositionsabgeordnete Martin Poliacik: "Es ist ein deutliches Signal, dass sich die Faschisten bei uns in der Öffentlichkeit breitmachen. Es wird jetzt darauf ankommen wie die Gesellschaft reagiert."

 

Neues Pamphlet „Umvolkung“: Akif Pirinçci findet neuen Verlag

Nach der KZ-Formulierung in seiner Dresdner Pegida-Rede verlor der rechtspopulistische Publizist Akif Pirinçci seine Buchverträge. Seine neue Tirade „Umvolkung. Wie die Deutschen ausgetauscht werden“ erscheint jetzt im neorechten Antaios-Verlag. Nachdem der türkisch-deutsche Autor im Oktober als Pegida-Redner in Dresden den Satz gesagt hatte: „Die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb“ war er wegen Volksverhetzung angezeigt worden. Daraufhin kündigte die Buchverlagstochter von Bertelsmann, bei dem seine Felidae-Bestseller um einen Detektiv-Kater herausgekommen waren, die Verträge mit ihm. Der Manuscriptum-Verlag, der seine Pamphlete „Deutschland von Sinnen“ und „Die große Verschwulung“ publizierte, hatte sich schon vorher von Pirinçci getrennt.
Der Antaios-Verlag, beheimatet auf dem Rittergut Schnellroda in Sachsen-Anhalt, wird von Götz Kubitschek geleitet, einer Zentralfigur der Neuen Rechten. Kubitschek trat mehrmals als Hauptredner bei Pegida-Demonstrationen auf und gilt als Freund des Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke. Der Verlag sieht sein neues Zugpferd gleichzeitig als Opfer und Helden: „Pirinçci ist der bisher letzte Autor, dessen Werk in Deutschland vollständig vernichtet werden sollte“, heißt es in einer Mitteilung. Pirinçci wettert in „Umvolkung“ gegen Politiker, Journalisten und „Flüchtilanten“ und fordert: „Ein Staat, der noch diesen Namen verdient, darf sich nicht durch Erpressung von Medienhippies zum Vollstrecker eines realitätsfernen Humanismus aufschwingen.“

 

Mehr als Hashtags: Wie digitaler Aktivismus die Gesellschaft verändert

Digitaler Aktivismus hat den politischen Protest in den letzten zwei Jahrzehnten verwandelt. Smartphones und das Internet haben die Art und Weise, wie politische Events, Demonstrationen und Protestbewegungen organisiert werden, verändert. Wir haben uns daran gewöhnt, dass digitaler Aktivismus und soziale Medien dafür genutzt werden, um politische Bewegungen öffentlich und einer großen Gruppe zugänglich zu machen, so wie beispielsweise die Aufstände im Rahmen des arabischen Frühlings im Mittleren Osten und die Protestbewegung Occupy. Grundlage hierfür waren stets technologische Neuerungen und die ungewöhnliche Anwendung bestehender Technologien. Was diese neuen Formen des digitalen Aktivismus verbindet, ist der Anspruch, digitale Plattformen demokratischer zu machen.

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Presseschau ... 15.04.2016

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+++ Herford: Feuer in Flüchtlingsheim, zwei Verletzte +++ Wien: „Identitäre“ stürmen Theateraufführung an der Uni +++ Bad Oldesloe wappnet sich gegen Neonazi-Demo

 

Herford: Feuer in Flüchtlingsheim, zwei Verletzte

Bei einer Brandstiftung in einer Flüchtlingsunterkunft in Herford haben eine Frau und ein Kind leichte Rauchvergiftungen erlitten. Polizei und Staatsanwaltschaft werten die Tat als versuchtes Tötungsdelikt, wie sie am Donnerstag mitteilten. Das Feuer war in der Nacht zu Donnerstag im Keller eines Hauses gelegt worden, das von Flüchtlingen bewohnt wird. Der Täter soll Brandbeschleuniger benutzt haben.
In der Nähe des Tatortes nahm die Polizei noch in der Nacht einen 37-jährigen Mann aus Herford fest. Er sei in der Vergangenheit mit einem Brandstiftungsdelikt aufgefallen, sagte Staatsanwalt Christoph Mackel. Damals habe es sich allerdings nicht um eine politisch motivierte Tat gehandelt. Ob sich der Verdacht gegen den Mann erhärte, müssten die weiteren Ermittlungen zeigen, sagte Mackel. Der Mann soll nach Angaben der Ermittler versucht haben, mit den Bewohnern das Feuer zu löschen. Anschließend habe er den Notruf betätigt. Der Staatsschutz ist eingeschaltet und prüft, ob das Feuer aus rassistischen Motiven gelegt wurde. "Wir ermitteln weiter in alle Richtungen", betonte eine Polizeisprecherin.

 

Wien: „Identitäre“ stürmen Theateraufführung an der Uni

Eine Aufführung des Theaterstücks „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek im Audimax der Universität Wien wurde gestern von 20 bis 30 Rechtsextremen gestürmt. Laut Augenzeugen entrollten sie auf der Bühne eine Fahne der rechtsextremen "Identitären", verteilten Flugblätter mit der Aufschrift „Multikulti tötet“ und verspritzten Kunstblut. Die Darsteller der Aufführung des mit dem Nestroy-Preis ausgezeichneten Stücks waren Schutzsuchende aus Syrien, Afghanistan und dem Irak.
Das Audimax war mit etwa 700 Personen voll besetzt. Nach einem Handgemenge und Gerangel gelang es Teilen des Publikums, die Rechtsextremen hinauszudrängen. In acht Fällen wurden Anzeigen wegen Körperverletzung gegen die Neonazis erstattet.

 

Bad Oldesloe wappnet sich gegen Neonazi-Demo

Bad Oldesloe erwartet am Samstag den Ansturm von Neo-Nazis und eine große Gegenkundgebung. Unter dem unscheinbaren Motto „Gemeinsam für Deutschland“ hat der NPD-Funktionär Mark Proch für Sonnabend, 16. April, eine Neonazi-Demo in Bad Oldesloe angemeldet. Das Bündnis gegen rechts setzt mit "Bad Oldesloe bleibt bunt" dagegen und rechnet mit mindestens 1000 Protestlern. Bürgerliche Parteien, Vereine, Gewerkschaften, der Bürgermeister und Pastoren unterstützen den Aufruf ebenso wie linke Antifa-Gruppen von Flensburg über Lübeck und Hamburg bis Bremen.

 

Neubrandenburg: Gewerkschaft erteilt der AfD eine Absage

Best Practice aus Mecklenburg-Vorpommern: Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Neubrandenburg hat für das 7. Demokratiefest am 1. Mai die Alternative für Deutschland (AfD) von der Teilnahme ausgeschlossen. Das sagte die DGB-Regional-Chefin Gisela Ohlemacher am Donnerstag auf Nordkurier-Anfrage. Die Ziele der Partei würden nicht mit dem Anliegen des Demokratiefestes - "Zeit für mehr Solidarität" - übereinstimmen, so die Gewerkschaftsfunktionärin. Die AfD hätte darum gebeten, sich wie andere Parteien mit einem Info-Stand am Demokratiefest zu beteiligen. "Unsere abschlägige Antwort wird am Donnerstag abgeschickt".

 

"Über die AfD gehen rechte Burschenschafter den Marsch durch die Institutionen an"

Christian Becker war selbst Burschenschafter, bei den Raczeks in Bonn. Seit Juli 2012 betreibt er mit einigen Mitstreitern den Blog "Burschenschafter packt aus", in dem er über rechte Umtriebe in der Szene berichtet. Im Jahr 2012 wurde er von den Raczeks ausgeschlossen. Welche Rolle spielt die Münchner Verbindung Danubia im rechten Lager?

Was macht die Burschenschaft Danubia aus Ihrer Sicht gefährlich?
„Sie versucht, die rechte Szene zu verbinden. Bei Veranstaltungsreihen wie den ‚Bogenhauser Gesprächen‘ sind diverse Vertreter der Neuen Rechten aufgetreten. Solche Veranstaltungen richten sich an schlipstragende Akademiker. Aber es gab bei der Danubia auch den Kameradschafter Pierre P.: Er wurde von der Danubia erst rausgeworfen, nachdem er im Verfassungsschutzbericht erwähnt worden war. Er ist inzwischen bei der Partei ‚Der Dritte Weg‘ aktiv und gilt für die Staatsregierung als Führungskader der rechtsextremistischen Szene in Bayern.“

 

Taktischer Schachzug? NPD-„Karriere“ von Nils Matischent beendet

Er war einer der radikalsten Vertreter der NPD Mecklenburg-Vorpommern und setzte den Landesverband mit seinen Verurteilungen und Eskapaden immer wieder unter Druck. Sogar im Verbotsverfahren wird Nils Matischent mehrfach erwähnt. Nun gehen der Neonazi und die NPD offiziell getrennte Wege – und die Partei verliert ein weiteres Kommunalmandat.
Es liegt nahe, dass sich die rechtsextreme Partei des Kleinkriminellen vor allem aufgrund der derzeitigen Situation entledigen möchte. Der Vorgang wirkt wie ein taktischer Schachzug – eine öffentliche Stellungnahme oder Distanzierung sucht man vergeblich. Erst vor Kurzem setzte Matischent dann auch seinen Aktionismus fort – und verteilte Flyer. Flyer der NPD.

 

Viele heiße V-Mann-Spuren

Die Frage, ob Deutschlands Geheimdienst seine Neonazis eher in Schach hält oder päppelt, ist mindestens so alt wie die Enttarnung des terroristischen Zwickauer Trios. Fast genauso alt ist die verschwörungstheroretisch angehauchte Frage, ob der Verfassungsschutz gar als heimlicher Auftraggeber tätig war.
Dass sie immer wieder gestellt wird, ist kein Wunder angesichts von Enthüllungen wie der aus der vergangenen Woche: Demnach hatte das NSU-Mitglied Uwe Mundlos in den Jahren 2000 und 2001 als Bauleiter in der Zwickauer Firma von Ralf M. gearbeitet, einem V-Mann des Bundesverfassungsschutzes. In derselben Zeit erschoss der NSU vier Menschen.

 

Dortmunder Verfassungsschützer: "Kann mich nicht erinnern, kenn ich nicht, sagt mir nichts."

Er war von 1998 bis 2001 in leitender Position für die rechte Szene zuständig. "Kann mich nicht erinnern, kenn ich nicht, sagt mir nichts." Mit seiner Aussage trieb der ehemalige Dortmunder Staatsschützer die NSU-Ausschussmitglieder buchständlich in den Wahnsinn, sie glaubten ihm kein Wort. Den Polizistenmörder Michael Berger habe er vor der Tat nicht gekannt, sagte der Zeuge. Obwohl Berger da schon tief in der Dortmunder Rechten Szene drin war. Selbst bekannte Gruppierungen wie der „Nationale Widerstand Ruhrgebiet“ sagten dem Zeugen angeblich nichts. Er sollte am Donnerstag (14.04.2016) dem NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags helfen, Verbindungen des dreifachen Polizistenmörders Michael Berger zur Terrorgruppe NSU zu suchen.

 

2.700 Euro für „Hitler hat das einzig richtige getan“

Die deutsche Justiz hat durchaus ihre großzügigen Seiten: Sie genehmigte am Donnerstag einem 31-jährigen Libanesen vor Gericht einen Rückzieher und half ihm auf diese Weise, knapp 1 000 Euro zu sparen. Der 31-jährige Wickeder sollte sich vor dem Amtsgericht Werl wegen Volksverhetzung verantworten. Der Vorwurf: In einer öffentlichen Facebook-Gruppe war der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu thematisiert worden. Dazu habe der 1985 geborene Angeklagte als Kommentar u.a. veröffentlicht: „Hitler hat das einzig Richtige getan“. Sein einziger Fehler sei gewesen, „dass er welche am Leben gelassen hat, dieser Spacken“.
Für diesen Spruch handelte sich der Mann einen Strafbefehl über 2.700€ ein, gegen den er Widerspruch einlegte. Nachdem der Richter ihn darauf hinwies, dass er mit seinem Einkommen von 1200 Euro sogar eine Geldstrafe von 3600 Euro (90 Tagessätze a 40 Euro) zu erwarten habe, wenn es tatsächlich zu dieser Hauptverhandlung komme zog er seinen Widerspruch zurück.

 

Angst, Zorn und Vorurteile: Eine Ankunft von Geflüchteten in Meerane

Als die ersten Flüchtlinge am Dienstag ins Erstaufnahmeheim Meerane (Sachsen) gebracht werden, gibt es Protest. Wieso eigentlich? Ein Gespräch mit Asylgegnern. "Was sind die Flüchtlinge", fragt ihn sein Vater. "Viehzeug", sagt der Junge leise und lächelt Papa an. "Und was machen die", fragt der Vater. "Die spucken und kratzen", sagt der Junge. "Traust du dich noch auf die Straße gehen?" Der Junge schüttelt den Kopf. Ich gehe neben ihm in die Hocke und frage: "Hast du Ausländer in deiner Klasse?" Er schüttelt den Kopf. "Haben sie dich auf der Straße schon einmal geärgert oder dir was getan?" Er schüttelt wieder den Kopf. "Kennst du überhaupt Ausländer hier in Meerane?" Nochmal Kopfschütteln. Ich wende mich wieder zu dem Schnauzbartträger. "Das hat er vom Vater", sage ich. "Von mir? Nein, von mir hat er das nicht", sagt der Mann. "Er kuckt selber Nachrichten. Sag, dass du selber Nachrichten kuckst."
Es ist Dienstag, früher Vormittag. Ein Reisebus hat gerade 41 Asylbewerber in die Unterkunft gebracht. Die ersten Bewohner der neuen Erstaufnahmeeinrichtung. Die Ansammlung auf der anderen Straßenseite lehnt das Heim ab. Mal sind zehn Leute da, mal dreißig, es herrscht ein Kommen und Gehen. Mehrere Aktive der Facebookgruppe "Meerane unzensiert" sind unter ihnen, manche tragen das Gruppenlogo auf ihrer Kleidung. Die Gruppe sei weder gewalttätig noch rechts, sagt ein kahlköpfiger Mann. In der Presse würden nichts als Lügen stehen.

 

Rechte Stadtguerilla im Havelland

Wann wird Terror als Terror verfolgt? Im sächsischen Freital hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen zu einer rechtsextremen Bürgerwehr übernommen. In Nauen nicht. Wo liegen die Unterschiede? Und wie geht es in Nauen weiter?
Im März wurden drei Verdächtige festgenommen, die hinter einer Anschlagsserie in der Stadt stecken sollen. Kopf der Gruppe: der NPD-Stadtverordnete Maik Schneider (28). Schnell waren sie als „Nauener Zelle“ bekannt. Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter nannte sie eine „rechte Stadtguerilla“. Nauens Bürgermeister Detlef Fleischmann, ebenfalls Sozialdemokrat, bezeichnet sie als „Terroristen, die dieser Stadt mehr geschadet haben als es ganze marodierende Völkerscharen tun könnten.“

 

Schweiz: "Gad abfahre mit dene huere Moslems"

Sie sind anonym, stolz auf die Schweiz und wollen eine angebliche Islamisierung des Landes verhindern: die rechtsnationalen Helvetic Brothers, deren Facebook-Seite über 11'000 Menschen gefällt. Nun haben sie einen Ableger in der Ostschweiz gegründet. "Multikulti-Scheiss", "Gad abfahre mit dene huere Moslems", "Gottverdammti Guetmensche". Kein Zweifel: Wer auf der Facebook-Seite der Helvetic Brothers Kommentare abgibt, mag Ausländer, insbesondere Moslems, nicht.
Die Helvetic Brothers sind eine anonyme Gruppierung, die im vergangenen Sommer erstmals mit einer Aktion in der Öffentlichkeit für Aufruhr sorgte. Im Aargau, aber auch in Olten oder Sursee hatte sie Plakate mit Botschaften wie "Islamisierung stoppen" oder "Nein zum schleichenden EU-Beitritt" angebracht.

 

Kunstaktion am Landtagsschloss in Potsdam: Wolfsmenschen gegen Rechtsextremismus und Gewalt

Mit 63 Skulpturen von bis zu zwei Meter großen Wolfsmenschen ruft der Brandenburger Künstler Rainer Opolka zum Widerstand gegen Rechtsextremismus und Gewalt auf. Die Skulpturen sind von Donnerstag an bis zum 1. Mai auf dem Alten Markt am Landtagsschloss in Potsdam zu erleben. Opolka ist dann jeden Tag auf dem Alten Markt, um mit Besuchern der Freiluftausstellung über rechtsextremistische Gewalt und den Widerstand dagegen in der Zivilgesellschaft zu sprechen.
"Anlässe für die Schaffung der Skulpturen waren die Mordserie des NSU und dann die ersten brennenden Flüchtlingsheime", sagte Opolka am Mittwoch beim Aufbau der Skulpturen. "Ich hatte einen Aufschrei der Kunst- und Kulturschaffenden erwartet, aber außer ein paar Theateraufführungen passierte wenig."

 

 

„Drecksband“? Frei.Wild mahnt die Ruhrbarone ab, die ziehen vor Gericht

In einem Artikel mit der Überschrift „Der Echo braucht Frei.Wild“ hat der nordrhein-westfälische Blog „Ruhrbarone“ die Band „Frei.Wild“ als  „Drecksband“ bezeichnet, die „hässlicher als Pur“ sei und eine „Spackenband“ obenrdrein. Das wollten die Südtiroler, die selbst nicht gerade für ihre harmlose Sprache, dafür aber umso mehr für rechtsoffenheit und nationalistische Aussagen bekannt sind, natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Die von Frei.Wild beauftragten K&E Rechtsanwälte für Kultur & Entertainment fordern die „Ruhrbarone nun auf, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen, in der wir uns verpflichten, die angemahnten Äußerungen zu löschen und künftig zu unterlassen.
Die Antwort auf das Unterlassungsschreiben der Rechtsanwälte ist bemerkenswert:
Ich bin der Überzeugung, dass die Bezeichnung der Gruppe Frei.Wild als „Drecksband“ keine persönliche Beleidigung der einzelnen Musiker ist, sondern dass es mein Recht ist, auch eine abwertende Meinung über diese Gruppe zum Ausdruck zu bringen. Dies gilt umso mehr als auch Ihr Mandant, die ‚Frei.Wild GbR Burger Forer Gargitter Notdurfter‘, sich gerne einer sehr deutlichen Sprache bedient. So werden in dem Stück „Das Land der Vollidioten“ große Teile der Bevölkerung Deutschlands, Italiens oder beider Länder als Vollidioten bezeichnet (…)Dass der ‚Frei.Wild GbR Burger Forer Gargitter Notdurfter‘ die Aussage sie sei „hässlicher als Pur“ nicht gefallen hat, kann ich persönlich gut nachvollziehen, allerdings halte ich ästhetische Urteile durch die Meinungsfreiheit für gedeckt“.

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18.04.2016 ... Presseschau

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Asylbewerber nach Messerangriff in Seelze in Lebensgefahr +++ Grundsatzprogramm für Wahlkampf: AfD sieht Islam als Widerspruch zum Grundgesetz +++ Saar-AfD spricht Dörr und Hecker Vertrauen aus +++ LKA-Chef: Rassismus auf dem Land in Bayern nimmt zu.
 

Asylbewerber nach Messerangriff in Seelze in Lebensgefahr

Nach einem Messerangriff in Seelze bei Hannover schwebt ein 27 Jahre alter Asylbewerber weiter in Lebensgefahr. Der Zustand des Mannes sei unverändert, sagte ein Polizeisprecher in Hannover am Montag. Zu den Hintergründen des Vorfalls gebe es keine neuen Erkenntnisse. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts. Zeugen hatten den blutenden 27-Jährigen am Samstag auf einer Bank an einer Bushaltestelle entdeckt. Blutspuren führten von dort zu einem Haus, in dem Asylbewerber und wohnungslose Männer untergebracht seien. Die Bewohner des Hauses wurden am Sonntag von der Polizei befragt. Motiv und Täter sind noch unklar.

Grundsatzprogramm für Wahlkampf: AfD sieht Islam als Widerspruch zum Grundgesetz

Führende Politiker der Alternative für Deutschland wollen eine islamkritische Politik zu einem Schwerpunkt ihres Parteiprogramms machen. Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) will in ihrem Parteiprogramm den Islam als unvereinbar mit der Verfassung einstufen. „Der Islam ist an sich eine politische Ideologie, die mit dem Grundgesetz nicht vereinbar ist“, sagte die stellvertretende Vorsitzende Beatrix von Storch der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Auch Alexander Gauland, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender, sagte: „Der Islam ist keine Religion wie das katholische oder protestantische Christentum, sondern intellektuell immer mit der Übernahme des Staates verbunden. Deswegen ist die Islamisierung Deutschlands eine Gefahr.“

Kommentare: 

Saar-AfD spricht Dörr und Hecker Vertrauen aus

Im Konflikt mit der Bundesspitze hat sich der Landesparteitag der saarländischen AfD hinter den umstrittenen Vorsitzenden Josef Dörr und dessen Stellvertreter Lutz Hecker gestellt. Die Delegierten sprachen ihnen das Vertrauen aus. Die Bundesspitze will den Landesverband aber weiterhin auflösen.

Schleswig-Holstein: Eklat beim AfD-Parteitag

Schleswig-Holsteins Landesvorsitzender verlässt vorzeitig den Saal. Neue Doppelspitze gewählt. Forsa-Wahlumfrage: neun Prozent möglich. Immer wieder geht ein Aufstöhnen durch den Saal beim AfD-Landesparteitag im Bürgerhaus Henstedt-Ulzburg. "Jetzt reicht es aber!", "Aufhören!", "Lügner!" rufen einige der 224 stimmberechtigten Parteimitglieder, wenn am Podium mal wieder verbale Giftpfeile gegen innerparteiliche Gegner abgeschossen werden. Die Parteibasis der Rechtspopulisten hat bei dem Landesparteitag am Sonnabend Schlammschlachten spürbar satt und will endlich einen neuen Landesvorstand wählen. Am Ende sind Bruno Hollnagel, 68, und Jörg Nobis, 40, die strahlenden Sieger als neugewählte Doppelspitze.

http://www.abendblatt.de/region/article207436407/Eklat-beim-AfD-Parteitag.html
 

LKA-Chef: Rassismus auf dem Land in Bayern nimmt zu

Dem Bayerischen Landeskriminalamt zufolge radikalisieren sich Teile der Bevölkerung auf den Dörfern, auch dort, wo es bislang keine Auffälligkeiten gab. Bei rassistischen Taten liegt Aufklärungsquote bei etwa 15 Prozent. Der Präsident des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA), Robert Heimberger, sieht einen zunehmenden Rassismus in Teilen der Bevölkerung in ländlichen Gebieten. "Wir stellen in allen Bereichen eine Radikalisierung fest - auch in Bereichen, die bisher überhaupt nicht auffällig waren", sagte Heimberger. Die Taten reichten von Schmierereien bis hin zu Molotowcocktails auf geplante Asylbewerberunterkünfte. Gerade hier tappten die Ermittler oft im Dunkeln. Die Aufklärungsquote liege nur bei etwa 15 Prozent. Die Spurenlage bei fremdenfeindlichen Straftaten sei oft dünn, sagte Heimberger. Die Ansätze für die Ermittlungen beschränkten sich etwa auf Farbe, wie es sie in jedem Baumarkt gebe. Und die Täter seien teilweise Menschen, die vorher noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen seien. "Letztlich haben wir keine Beziehung von Tatobjekt und Täter", erklärte der LKA-Chef. "Hier tun wir uns sehr schwer."

Götz Kubitschek: Die rechten Fäden in der Hand

Bernd Lucke hatte noch vor ihm gewarnt, doch nun ist Götz Kubitschek der geistige Führer der neuen Rechten in der AfD. Sein Rittergut in Sachsen-Anhalt sieht er als Zentrum für die Veränderung Deutschlands. Ein Ortsbesuch. Bernd Lucke war entsetzt. Als Götz Kubitschek und seine Frau Ellen Kositza im Januar 2015 der AfD beitreten wollten, schrieb der damalige AfD-Vorsitzende eine E-Mail an seine Vorstandskollegen. „Bei Pegida und bei Legida ist Kubitschek im schwarzen Hemd und offener brauner Uniformjacke aufgetreten. Ein Narr, wer darin nicht eine bewusste Anspielung auf die faschistischen Bewegungen im Europa der zwanziger und dreißiger Jahre sieht“, schrieb Lucke. Die AfD dürfe „Leuten wie ihm keine Plattform geben“. Damals wurden die Mitgliedsanträge der beiden abgelehnt. Heute gehört Lucke der AfD nicht mehr an, während die Kubitscheks mehr Einfluss haben als je zuvor. hr Rittergut im sachsen-anhaltischen Schnellroda ist zu einer Chiffre für den Rechtsruck der Partei geworden, zu einer Art geistigem Zentrum. Während Navigationssysteme das Dorf für so unbedeutend halten, dass sie nur das benachbarte Albersroda anzeigen, hat es auf der geistigen Landkarte von Nationalrevolutionären einen hohen Rang. „Schnellroda“ ist für sie mehr als ein Ortsname. Schnellroda steht für ein anderes Deutschland. Für ein Milieu, in dem die Lebensart von Kubitschek mindestens so wichtig ist wie seine Worte.

Jetzt wird es ernst für Bachmann

Der Pegida-Chef steht wegen Volksverhetzung vor Gericht. Seine Vorgeschichte könnte zum Problem für ihn werden. Für die einen ist es eine längst überfällige Reaktion des Rechtsstaates auf die pauschale Hetze gegen Flüchtlinge und Asylbewerber unter dem Pegida-Banner – für die anderen ist es ein politischer Schauprozess, eines Rechtsstaats unwürdig. Fakt ist: Lutz Bachmann, der 43-jährige Gründer und Anführer der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida), muss sich ab Dienstag wegen Volksverhetzung vor dem Amtsgericht Dresden verantworten.

Warum Beate Zschäpe womöglich die Wahrheit sagt

Gericht prüft schriftliche Aussage der Angeklagten im NSU-Prozess. Bundeskriminalamt muss bisherige Erkenntnisse zumindest in zwei Punkten korrigieren: So gehen die Ermittlern nun offenbar davon aus, dass sie tatsächlich nicht mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt um den Schnitt der "Paulchen-Panther"-Bekennervideos wettete, sondern darum, Werbeblöcke aus aufgenommenen Videofilmen zu schneiden. Außerdem stimmt entgegen bisheriger Annahme offenbar, dass Beate Zschäpe schon vor 15 Uhr im Radio vom Doppelmord der beiden Uwes gehört haben konnte.

NSU: Protokolle? Unter Verschluss. Ergebnisse? Geheim.

Die Bundesanwaltschaft hält Ermittlungsergebnisse zu V-Mann Marschner geheim. Hat er Mundlos und Zschäpe in seiner Firma beschäftigt? Die Verschleierung der Untersuchung erscheint systematisch.

Polizei ermittelt 21 Tatverdächtige nach Neonazi-Angriff in Saalfeld

Das Landeskriminalamt (LKA) hat nach einem Neonazi-Angriff am 1. Mai 2015 in Saalfeld bislang 21 Tatverdächtige ermitteln können. Die tatverdächtigen Neonazis stammten aus Sachsen und Sachsen-Anhalt, sagte eine LKA-Sprecherin. Die 21 Tatverdächtigen seien alle in einer Straße festgestellt worden. Bei dem Angriff vor fast einem Jahr von rund 80 Neonazis auf eine Gruppe junger Punks am Rande eines Neonazi-Aufmarschs waren drei Jugendliche zum Teil schwer verletzt worden.

Wagenknecht über Rechtspopulisten: „Dämonisierung nutzt der AfD“

Die Regierung treibt der AfD die Stimmen zu, sagt Sahra Wagenknecht. Die Linken-Politikerin will die Sorgen der Bürger ernst nehmen. Dass Deutschland genug Flüchtlinge aufgenommen habe und die Stimmung kippe, will sie dagegen nicht gesagt haben.

Verschwörungstheorien: Wozu finstere Mächte herhalten müssen

Verschwörungstheorien sind Konstrukte einer psychologischen Vereinfachung. Sie unterstellen Plan und Absicht, wo Komplexität den Seelenfrieden stört, meint der Psychologe Martin Tschechne. Doch: "Die Reduktion der Wirklichkeit auf ein Muster aus Absicht und Ausgeliefertsein verrät eine postdemokratische Haltung".

Neonazi-Hetze im Internet: Ermittlungen gegen NPD-Chef Schmidtke

Die Neonazi-Homepage www.nw-berlin.net hetzte jahrelang gegen Linke, Ausländer und Homosexuelle. Gegen fünf Beschuldigte wurde das Verfahren jetzt mangels „tauglicher Beweismittel“ eingestellt. Doch nach BILD-Informationen wird gegen Sebastian Schmidtke, den Berliner NPD-Chef, weiterhin in gleicher Sache ermittelt. Gegen Schmidtke sei „in dem Verfahren 231 Js 226/12 wegen des identischen Tatvorwurfs Anklage zum Schöffengericht erhoben“ worden, wie es in einem Schreiben der Staatsanwaltschaft heißt.

 

Integrationskonferenz in Dresden: Diskutieren und demonstrieren

Über 200 Integrationsbeauftragte aus ganz Deutschland versammeln sich in Dresden: Die Integrationsbeauftragte des Bundes hat zur jährlichen Konferenz eingeladen. Neben vielen Fachvorträgen und Workshops wird es dabei auch um das geplante Integrationsgesetz gehen, dessen Eckpunkte die Koalition vergangene Woche vorgelegt hat. Ein weiterer, etwas ungewöhnlicher, aber ausdrücklich freiwilliger Punkt auf der Tagesordnung: Demonstrieren gegen Pegida.

71. Jahrestag der Befreiung des KZ: Sachsenhausen: Zehn Überlebende waren dabei

Vor 71 Jahren befreiten am 22./23. April sowjetische und polnische Soldaten das Konzentrationslager Sachsenhausen. Mit einer Gedenkveranstaltung erinnerten am Sonntag Politiker und Bürger an das Leid im KZ – im Beisein von zehn überlebenden Häftlingen.

Bad Oldesloe: Gegner verhindern NPD-Demo

"Bad Oldesloe ist bunt - und das ist gut so" - unter diesem Motto haben etwa 1.200 Menschen in der Kreisstadt von Stormarn gegen eine Kundgebung von Rechtsextremen protestiert. Rund 300 Demonstranten, vor allem Linksautonome, harrten den ganzen Tag über am Bahnhof aus und verhinderten am Ende einen geplanten Zug der rund 90 NPD-Anhänger durch die Stadt. Diese mussten eine verkürzte Strecke laufen. 

Deutsche Schicksale erstaunen Syrerin

Wenn Souad Rezek über ihre ehrenamtliche Arbeit in der Bahnhofsmission am Oldenburger Hauptbahnhof spricht, ist sie sichtlich berührt. Zum einen, weil der Job ihr in einer sehr schwierigen Phase ihres Lebens viel Kraft gibt, zum anderen aber auch wegen der Schicksale, die ihr hier begegnen. "Ich hätte niemals gedacht, dass es in Deutschland so viele arme und obdachlose Menschen gibt", sagt die 53-jährige Syrerin in erstaunlich gutem Deutsch - sie ist noch nicht einmal ein Jahr hier. "Viele kommen mehrmals am Tag zu uns, um etwas essen oder trinken zu können. Das ist schon sehr traurig."

Lesbos: Papst Franziskus nimmt Flüchtlinge in den Vatikan mit 

Papst Franziskus hat nach einem fünfstündigen, symbolträchtigen Besuch auf der griechischen Insel Lesbos eine Gruppe von zwölf syrischen Flüchtlingen – drei Familien, darunter sechs Kinder – mit in den Vatikan genommen. Sie werden vorerst von der Gemeinde Sant'Egidio in Rom betreut. Es handle sich um eine "Geste des Willkommens für Flüchtlinge", erklärte der Vatikan. Den Angaben zufolge handelt es sich bei den Menschen um Muslime. Die Familien aus Damaskus und Deir al-Zor seien vor dem Inkrafttreten des umstrittenen Flüchtlingsabkommens zwischen der Europäischen Union und der Türkei auf Lesbos angekommen. Plätze verlost Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurden die Plätze verlost.

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Presseschau ... 19.04.2016

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+++ Freital: GSG 9 nimmt fünf mutmaßliche Rechtsterroristen fest +++ Unbekannte werfen mit Steinen Fenster von Flüchtlingsheim ein +++ Chemnitz: Naziparolen gesprüht +++ Österreich: Zahl rechtsextremer Straftaten deutlich gestiegen

 

Freital: GSG 9 nimmt fünf mutmaßliche Rechtsterroristen fest

Die Eliteeinheit GSG 9 hat am frühen Morgen fünf mutmaßliche Rechtsterroristen im sächsischen Freital gefasst. Die Verdächtigen sollen Asylbewerberheime angegriffen haben. Mit einem Großaufgebot haben am Dienstagmorgen Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt Wohnungen und Häuser im sächsischen Freital durchsucht. Ihnen wird unter anderem die Bildung der rechtsterroristischen Vereinigung, schwere Körperverletzung und versuchter Mord vorgeworfen.
Bei den Festgenommenen handelt es sich um Justin S., 18, Rico K., 39, Maria K., 27, Sebastian W., 26, und Mike S., 26. Die mutmaßlichen Rädelsführer der Bande sind nach Erkenntnissen der Ermittler Timo S. und Patrick F., die schon seit einiger Zeit in Untersuchungshaft sitzen. Die Gruppe soll unter anderem im vergangenen Herbst Asylbewerberheime in Freital und ein alternatives Wohnprojekt in Dresden mit Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen haben. Den mutmaßlichen Rechtsterroristen stehen darüber hinaus im Verdacht, Attacken auf ein Parteibüro der Linken sowie ein Sprengstoffanschlag auf das Auto eines Freitaler Stadtrats verübt zu haben. Bei den Durchsuchungen fanden Beamte eine dreistellige Anzahl von Feuerwerkskörpern aus Tschechien. Diese sogenannten "Polenböller" der Typen "La Bomba" und "Viper" hatte auch die mutmaßliche Neonazi-Terrortruppe "Oldschool Society" (OSS) für Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte verwenden wollen.

 

Unbekannte werfen mit Steinen Fenster von Flüchtlingsheim ein

Unbekannte Täter haben in der Nacht zum Samstag in Guben (Spree-Neiße, Brandenburg) drei Fenster eines Flüchtlingsheims mit Steinen eingeworfen. Weitere Fenster und Teile der Außenfassade seien beschädigt worden, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Menschen wurden nicht verletzt. Die Kriminalpolizei hat die Fahndung nach den Tätern aufgenommen.

 

Chemnitz: Naziparolen gesprüht

Nach einer Reihe von rechten Schmierereien auf dem Sonnenberg ermittelt jetzt der Staatsschutz. In den vergangenen Tagen waren mehrere Nazi-Symbole aufgetaucht. Bei der Polizei gingen daraufhin insgesamt vier Anzeigen ein. Auch dem Stadtteilmanagement ist die Problematik bekannt. Anwohner berichten zudem vermehrt von rechten Übergriffen. Der Polizei liegen dazu derzeit keine Erkenntnisse vor.

 

Österreich: Zahl rechtsextremer Straftaten deutlich gestiegen

Zahl rechtsextremer Straftaten deutlich gestiegen. Insgesamt wurden 1.156 Fälle registriert, 54 Prozent mehr als noch 2014. Das geht laut den Grünen aus einer Antwort des Innenministeriums hervor. Demnach haben sich allein die fremdenfeindlichen Übergriffe von 111 auf 323 verdreifacht. Viele Anzeigen seien wegen Verherrlichung des Nationalsozialismus und wegen Volksverhetzung eingegangen. Der justizpolitische Sprecher der Grünen, Albert Steinhauser, nannte die Zahlen eine "besorgniserregende und beschämende Entwicklung". Sie zeigten "die kriminelle Spitze des gesellschaftlichen Rechtsrucks, ausgelöst durch die Flüchtlingsdebatte".

 

AfD-Vize Storch legt nach: "Islam ist die größte Bedrohung"

Die AfD legt ungeachtet der vehementen Kritik an ihrem strikten Anti-Islam-Kurs weiter nach. "Die größte Bedrohung für Demokratie und Freiheit geht heute vom politischen Islam aus", sagte die AfD-Vizevorsitzende Beatrix von Storch der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Auch antisemitische Übergriffe hätten heutzutage überwiegend einen islamistischen Hintergrund. Für diese Thesen ernteten sie scharfe Kritik und entschiedenen Widerspruch. So stellte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) klar: "Die Praxis hat gezeigt, dass die übergroße Mehrzahl der Muslime hier im Rahmen des Grundgesetzes ihre Religion ausübt." Merkel verwies zudem auf die grundgesetzlich garantierte Freiheit der Religionsausübung, "und das gilt natürlich auch für Muslime in unserem Land".

 

Kommentar: „Es ist falsch zu sagen, Höcke sei kein Nazi“

Alle Indizien sprechen dafür, dass Björn Höcke 2011/2012 den Nationalsozialismus verherrlichte, eine nationale Revolution befürwortete und zur NPD-Wahl aufrief. Es ist falsch, Menschen, die sich irgendwie ungewöhnlich rechts äußern, als Nazis zu bezeichnen. Mit dem Nazi-Vorwurf muss sehr vorsichtig umgegangen werden.
Allerdings wäre es auch falsch, Neonazis nicht als Neonazis zu bezeichnen, nur weil Neonazis sich aktuell auch der Rhetorik der Neuen Rechten bedienen. Bei Björn Höcke ist es nicht klar, dass er kein Neonazi ist. Etliche Indizien weisen darauf hin, dass Björn Höcke 2011 und 2012 unter dem Pseudonym "Landolf Ladig" NS-verherrlichende Texte geschrieben hat.

 

Thügida-Fackelmarsch morgen in Jena: Gemeinsam sitzen bleiben

Am morgigen Mittwoch wollen Neonazis am Tag von Hitlers Geburtstag mit Fackeln durch Jena marschieren. Bei den Gegenaktionen wird auch der zivile Ungehorsam eine entscheidende Rolle spielen. Damit wird das Gesetz bewusst übertreten. Wieso muss zu diesem Mittel gegriffen werden? „Häufig ist es so, dass man neben der angemeldeten Demonstration eine Parallelveranstaltung als Gegendemonstration hat. Beide Parteien bekommen so kaum etwas voneinander mit. Das hat auch seine Berechtigung“, sagt Eckard Hesse vom Aktionsnetzwerk Jena. „Doch solche entkoppelten Veranstaltungen reichen nicht – der Protest soll von denen gesehen werden, gegen die er sich richtet.“ Dass ein Fackelmarsch an Hitlers Geburtstag von der Justiz genehmigt werde, sei eine große Enttäuschung. So wachse das Gefühl der Ohnmacht. Es brauche eine Regelverletzung, um sich den Neonazis entgegenstellen zu können.

 

Dresden: Pegida marschiert und will Özoguz »abschieben, abschieben«

Vor Beginn seines Volksverhetzungsprozesses ist Pegida-Chef Lutz Bachmann am Dienstagmorgen vor dem Dresdner Amtsgericht von Anhängern und Gegnern empfangen worden. Auf Transparenten forderten Pegida-Anhänger einen „Freispruch für Lutz Bachmann“, Dutzende Gegendemonstranten skandierten „Bachmann in den Knast“.
Indessen geht der Pegida-Spuk Dresden weiter - am Montagabend marschierten rund 3000 Anhänger der antimuslimischen und rassistischen Bewegung auf. Dagegen protestierten mehrere hundert Menschen. Als bei der Rede von Pegida-Mitorganisator Siegfried Däbritz der Name der in Dresden bei einer Tagung anwesenden Integrationsbeauftragten der Bundesregierung Aydan Özoguz fällt, skandierten die Pegida-Mitläufer »abschieben, abschieben«. Pegida-Mitgründer Lutz Bachmann warb bei seiner Rede für den FPÖ-Kandidaten bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich, Norbert Hofer. Bachmann diffamierte außerdem Flüchtlinge als »testosterongesteuerte Afrikaner«, gegen die man sich verteidigen müsse.

 

Rechtsextreme diffamieren politische Gegner bei deren Arbeitgebern

Einem Bericht des Bayerischen Rundfunks zufolge haben Unternehmen in Mittelfranken E-Mails über angeblich verfassungsfeindliche Mitarbeiter erhalten. Auf den ersten Blick kommen die E-Mails von der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE). Sie warnen die Empfänger, Arbeitgeber in Mittelfranken, vor angeblich kriminellen Angestellten: "Bei ihrem Mitarbeiter handelt es sich um einen vorbestraften Linksextremisten." Empfänger waren die Arbeitgeber von Personen, die sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus engagieren.
Wie der BR berichtet, seien die Inhalte der E-Mails denunziatorisch und in Verwaltungssprache formuliert. Genannt werden demnach angebliche Vorstrafen, oder dass sich der betroffene Mitarbeiter für "Sex mit Kindern" einsetze. Die Verfasser fordern in ihren Schreiben arbeitsrechtliche Konsequenzen. Rechtsextremisten aus Franken versuchen seit Jahren politische Gegner gezielt zu diffamieren. Sie treten dabei unter dem Namen "Anti-Antifa" auf und schrecken auch nicht davor zurück, Menschen zu bedrohen oder anzugreifen.

 

Potsdamer Discounter prüft Vorwürfe: Mitarbeiter ist Naziaktivist

Ein aktiver Neonazi arbeitet laut Antifa-Recherchen in einem Potsdamer Discounter nahe einer Flüchtlingsunterkunft. Die Antifa fordert seinen Rauswurf. Aber: Können Arbeitgeber tatsächlich rechtsextreme Aktivisten kündigen? Es geht um einen aktiven Neonazi in Potsdam, noch dazu Sänger bei der in Szenekreisen bekannten rechtsextremen Band Preussenstolz – der sein Geld in einem „Netto“-Supermarkt in der Flotowstraße am Rande des Wohngebiets Am Stern verdient. Dies haben nun auch die Antifa-Aktivisten des Verbunds „Antifaschistische Recherche Potsdam-Umland“ herausgefunden. In einer aktuellen Mitteilung fordern sie, jegliches Arbeitsverhältnis mit Patrick D. zu beenden – zumal sich die „Netto“-Filiale nahe einer Flüchtlingsunterkunft befinde.
Das Unternehmen „Netto“ jedenfalls will nun den Hinweisen nachgehen. „Wir nehmen das zum Anlass, mit dem Mitarbeiter ein Gespräch zu führen und ihn zu den Vorwürfen konkret zu befragen“, sagte eine Unternehmenssprecherin auf PNN-Anfrage. Zu möglichen Konsequenzen machte sie keine Angaben.
Allerdings: Können Arbeitgeber tatsächlich rechtsextreme Aktivisten kündigen? In so einem Fall geht es auch um die Frage, ob der Mitarbeiter durch rechtsradikale Äußerungen auffällt. Wie der Arbeitsrechtler Ulf Weigelt aus Berlin in einem Beitrag zu dem Thema erklärt, muss für eine Kündigung eine „konkrete Störung des Arbeitsverhältnisses vorliegen“. Das müsse im Einzelfall entschieden werden.

 

Zeitzeugen-Vorträge glorifizieren Wehrmacht

Vortragsveranstaltungen mit Erlebnisberichten von Wehrmachtssoldaten bleiben in der rechten Szene bei Ewiggestrigen wie bei der jungen Generation beliebt. Gleich zwei davon werden im Internet angekündigt. Zum einen wird für den 21. Mai im Großraum Leipzig die Werbetrommel gerührt. Dort will ein damaliger SS-Untersturmführer über seinen Einsatz an der „Nordfront“ in Finnland erzählen. Außerdem will nur eine Woche später am 28. Mai im Großraum Magdeburg ein Angehöriger des Deutschen Afrika-Korps seine Darstellung des Afrika-Feldzuges abgeben.

 

Brandanschlag war Mordversuch: Neonazi-Quartett muss in den Knast

Ihr Motiv: Sie wollten den Linken in Bitterfeld mal einen Denkzettel verpassen. Den bekam das Neonazi-Quartett am Montag selbst vom Landgericht Dessau. Die vier Männer (25-30 Jahre) wurden wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit schwerer Brandstiftung zu Haftstrafen zwischen 14 und 45 Monaten verurteilt. Im November begann der Prozess gegen die vier Rechten. Staatsanwalt Jörg Blasczyk (51) warf ihnen zu Prozessbeginn vor: „Sie schleuderten im April nachts Molotow-Cocktails auf das Gelände des Alternativen Kulturwerkes Bitterfeld (AKW). Ein Wohnwagen ging in Flammen auf.“ Die Angeklagten legten Geständnisse ab. Sven K. (30) räumte ein: „Wir haben Scheisse gebaut. In der Garage seiner Eltern hatten die Angeklagten die Brandsätze gebastelt.“
Ein Molotow-Cocktail blieb im Gras liegen, der andere zerstörte den Wohnwagen der Nebenklägerin (Schaden: knapp 15 000 Euro). Die Richterin: „Die Tat weist gleich mehrere Mordmerkmale auf. So handelten sie aus Heimtücke und aus niederen Beweggründen.“ Deshalb wurden die Neonazis, die sich vor dem Anschlag mit Alkohol in Stimmung gebracht hatten, wegen versuchten Mordes verurteilt. Die Richterin: „Ihnen kam es ganz allgemein darauf an, Personen des linken Spektrums zu schädigen. Dabei nahmen sie auch den Tod von Menschen in Kauf. Es ist ein großes Glück, dass letztlich keine Personen zu Schaden kamen.“ Das Quartett war aufgeflogen, weil Sven K. bei einem späteren Versuch, die Kennzeichen von seinem Auto abschraubte. Einer Polizeistreife war das Fahrzeug deshalb in der Nähe des Alternativen Kulturwerkes aufgefallen.

 

Leichlingen (NRW): CDU-Ratsherr wegen Volksverhetzung angezeigt

Bei einem Streit zwischen AfD und linken Aktivisten soll Achim Kötting, CDU-Ratsmitglied aus Leichlingen, eingegriffen und syrische Flüchtlinge verunglimpft haben. Die Polizei leitete die Anzeige - wie in solchen Fällen üblich - weiter. Jetzt befasst sich der Staatsschutz mit dem CDU-Stadtratsmitglied.
Aktivisten hatten einen AfD-Stand mit Flatterband „abgesperrt“ und mit Kreide „Tatort: Rassismus“ auf den Boden geschrieben. Es entstand ein heftiges Wortgefecht. Ein AfD-Mann ruft schließlich die Polizei, die mit vier Streifenbeamten auftaucht und die Emotionen beruhigt. Dabei werden diverse Strafanzeigen aufgenommen - meist wegen Beleidigung. Die Aufarbeitung der Ereignisse bringt am Folgetag jedoch eine überraschende Erkenntnis. Die weitestgehende Strafanzeige betrifft weder AfD noch Linke, sondern den Leichlinger CDU-Ratsherren Achim Kötting.
Der soll, so bestätigten gestern mehrere Augenzeugen unabhängig voneinander, plötzlich am Ort der Auseinandersetzung aufgetaucht sein und die linken Aktivisten ansatzlos beschimpft haben. Dabei soll er behauptet haben, die syrischen Flüchtlinge hätten "ihre Behausungen alle selber angesteckt". Gegen ihn wird nun wegen Volksverhetzung ermittelt.

 

Wohnungsdurchsuchung wegen Hass-CDs - Verdacht auf Volksverhetzung

In Ronneburg (Kreis Greiz, Thüringen) haben Polizisten am vergangenen Freitag die Wohnung eines 25-Jährigen in Ronneburg (Kreis Greiz) durchsucht, weil er CDs mit volksverhetzendem Inhalt besitzen soll. Darin soll unter anderem zum Hass gegen Teile der Bevölkerung aufgerufen worden sein, wie das Landeskriminalamt am Montag in Erfurt mitteilte. Der 25-Jährige sei ihr bereits wegen politischer Straftaten bekannt. Bei der Durchsuchung entdeckten die Ermittler außerdem als Taschenlampen getarnte Elektroschocker, ein Messer und verbotene Feuerwerkskörper. Deshalb wurden gegen den jungen Mann nun auch Verfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Waffengesetz und gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet.

 

Prozess gegen Maik Eminger wegen Volksverhetzung: Von Beruf Propagandist

Maik Eminger ist einer der bekanntesten Rechtsextremisten in Brandenburg. Im Verfassungsschutzbericht taucht er schon seit Jahren mit vollem Namen auf. Im September hat ihn ein Amtsgericht wegen Volksverhetzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Im Februar 2014 trat Maik Eminger als Gastredner bei einer so genannten "NPD-Mahnwache" auf. Dabei soll er gesagt haben, ein "artfremder Ausländer" könne niemals Deutscher sein, ganz gleich, ob er womöglich hier geboren sei und was in seinem Pass stehe. Doch der nunmehr 36-Jährige bestreitet, dies so gesagt zu haben, und ging in Berufung.
Der Verfassungsschutz nennt den gebürtigen Sachsen einen "Nationalsozialisten". Im November 2011 flimmerten Bilder von seinem Gehöft in Grabow (Potsdam-Mittelmark) bundesweit über die Bildschirme: Ein GSG 9-Kommando hatte seinen Zwillingsbruder André dort festgenommen. Er ist derzeit im NSU-Verfahren vor dem Münchner Oberlandesgericht mitangeklagt. Die Vorwürfe lauten unter anderem Beihilfe zum Mord und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Er soll beispielsweise den berüchtigten "Paulchen-Panther-Film" angefertigt haben, in dem sich der NSU mit mehreren Morden brüstet.

 

Wurfstern im Nachttisch: „Die Rechte“-Politiker Alexander Kurth vor Gericht

Der ehemalige Leipziger NPD-Stadtratskandidat und heutige „Die Rechte“-Landesvorsitzende Alexander Kurth (36) muss sich wegen unerlaubten Waffenbesitzes vor dem Amtsgericht verantworten. Bei einer Wohnungsdurchsuchung im Juli 2013 waren ein Wurfstern und zwei Schlagringe gefunden worden. Unklar ist, ob diese Kurth oder seinem damaligen Mitbewohner gehörten. Als die Polizei am 2. Juli 2013 eine Wohnung in der Georg-Schumann-Straße durchsuchte, war sie eigentlich auf der Suche nach einer Pistole und einem sogenannten „Totschläger“. Die beiden illegalen Waffen wollte ein anonymer Informant im August 2012 in Kurths ehemaliger Wohnung gesehen haben. Stattdessen fanden die Polizisten fünf illegale Böller sowie einen Wurfstern und zwei Schlagringe. Der dem Legida-Unterstützerbündnis „Wir lieben Sachsen/Thügida“ angehörende Kurth ist nun wegen des vorsätzlichen Besitzes dreier verbotener Waffen angeklagt. Der Prozess wird Anfang Mai fortgesetzt.

 

Dügida-Dittmer wegen Volksverhetzung vor Gericht

Sie war die Leiterin der rechten „Dügida“-Demos: Melanie Dittmer (37). Am 28. April steht sie wegen Volksverhetzung und Beleidigung vor dem Amtsgericht Düsseldorf. Laut Anklage hat Dittmer bei einer Versammlung am 23. Februar 2015 vor einer Moschee in Düsseldorf „Wir wollen keine Salafistenschweine“ gebrüllt. Damit seien Moschee-Besucher als religiöse Extremisten und Tiere herab gewürdigt worden. Später habe sie einen Polizisten gefilmt und dieses Video danach auf einer Internet-Plattform und ihrer Facebook-Seite gezeigt. Damit habe sie sich eines Verstoßes gegen das Kunsturhebergesetz schuldig gemacht. Eine weitere Straftat soll Dittmer am 2. März 2015 begangen haben, als sie in Höhe der Moschee wieder „Wir wollen keine Salafistenschweine“ und „Wir wollen keine pädophilen Muslime“ brüllte. Wenig später soll sie dann vier Polizisten als „Sie Arschlöcher“ beleidigt haben.

 

PEGIDA-Gründer verurteilt als „Sozialschmarotzer“

Mit ihren Parolen schürt Pegida gerne Ängste, Zuwanderer würden dem deutschen Steuerzahler auf der Tasche liegen. Doch persönlich nimmt es nicht jeder der Rechtspopulisten so genau damit. Am Montag verurteilte das Dresdner Amtsgericht Tom Balazs (44) als „Sozialschmarotzer“. Der Sachse ist Gründungsmitglied der Pegida-Truppe, gehört zum Freundeskreis von Frontmann Lutz Bachmann (43). „Ich wollte ja immer arbeiten, nicht auf Kosten des Staates leben“, sagte Balazs vor dem Amtsgericht. Doch in Wirklichkeit tat er beides: Arbeitslosengeld kassieren und schwarz arbeiten. Was war passiert? Der gelernte Hotelfachmann meldet sich am 30. Oktober 2014 arbeitslos, kassiert rund 420 Euro monatlich vom Amt. Gleichzeitig jobbt er bis Ende Dezember im berühmten Lingnerschloss in Dresden – ohne die Tätigkeit anzumelden. Das Pegida-Mitglied ist für die Justiz kein Unbekannter.

 

Fälle von Volksverhetzung nehmen in Sachsen stark zu

Hassattacken im Internet, besonders in den sozialen Netzwerken werden in Sachsen zunehmend ein Fall für die Gerichte. Nach einer Statistik der Generalstaatsanwaltschaft im Freistaat gab es im vergangenen Jahr 36 Anklagen sowie 80 Strafbefehle wegen Volksverhetzung. Die Fälle betreffen überwiegend Aussagen zur Asylpolitik des Bundes und zu Flüchtlinge selbst. Die Formulierungen überstiegen zum Teil erheblich den vom Grundrecht auf Meinungsfreiheit gesteckten Rahmen. Für Hetze und Gewaltaufrufe vor allem auf Facebook verhängten Gerichte Freiheitsstrafen sowie zum Teil hohe Geldstrafen. Die Polizei hat 2015 insgesamt 367 Fälle von Volksverhetzung ermittelt. Das sind nahezu dreimal so viele wie 2014 (129). Die Aufklärungsquote betrug nach offiziellen Angaben zuletzt über 80 Prozent.

 

Finnlands Rechtspopulisten verprellen ihre Wähler

Vor einem Jahr, am 19. April 2015, wählten eine halbe Million Finnen die rechtspopulistische Partei Die Finnen (die man auf Deutsch eher unter dem Namen "Wahre Finnen" kennt). Die Partei erhielt 17,7 Prozent der Stimmen und wurde zweitstärkste Kraft im Parlament. Ein Jahr später haben sie schon zwei Drittel ihrer Wähler verloren. Kann es sein, dass sie an echter Politik scheitern?
Der Vorsitzende Timo Soini wollte mit seiner Partei an die Macht – "auf den Rücksitz des Minister-Audis", wie man in Finnland sagt. Und die übrigen im Parlament vertretenen Parteien waren willens, mit den Populisten zusammenzuarbeiten. Im Gegensatz zum Nachbarland Schweden, wo andere Parteien die rechtspopulistischen Schwedendemokraten isoliert haben.

 

Wie Nazi-Lehrer nach dem Krieg Karriere machten

Hamburg, im Februar 1960: Ein wütender Vater schreibt einen Beschwerdebrief an die Schulbehörde: Wegen "geringfügigem Ungehorsam" sei seine Tochter Gabriele, Klasse 4b der Volksschule Christian-Förster-Straße, von ihrem Turnlehrer Rudolf Fehling körperlich misshandelt worden. Der 62-Jährige habe einen Tamburinstock "auf der Vorderseite des rechten Oberschenkels" zerschlagen, zudem "das Kind derart derb in die eine Backe gekniffen, daß diese Seite heute noch geschwollen ist". Auch sonst würde der Lehrer die Schüler regelmäßig mit Hanfseilen züchtigen. Lehrer Fehling verteidigt sich: Die Schüler seien ohne Erlaubnis an die Turngeräte gegangen.
Hamburg, 9. November 1938: Am Morgen nach der Reichspogromnacht erscheint Fehling, zu diesem Zeitpunkt Lehrer an der Jahnschule in Harvestehude, in verschmutzter NSDAP-Uniform und strahlender Laune zum Unterricht. Der muskulöse Mann mit den abstehenden Ohren prahlt vor den Kollegen damit, die Synagoge in der Straße Rutschbahn angezündet zu haben. "Und er brüstet sich auch noch mit seiner 'Heldentat'. Tut sich damit dicke, daß sie die Juden rudelweise aus den Häusern raus geprügelt haben, mitten in der Nacht! Und lacht sich halbtot darüber, dass einer von den Geprügelten 'Hilfe, Polizei' gerufen hat", erinnert sich ein Zeitzeuge. Die Geschichte des Gewalttäters und überzeugten Nationalsozialisten Fehling, der nach Kriegsende als Sportlehrer Kinder schlägt, ist eine von vielen. "Tausende Hamburger Lehrer waren mit den Nazis verstrickt. Wer beruflich erfolgreich sein wollte, machte mit."

 

Achtung, Aluhüte aufsetzen! Ein Reichsbürger beschimpft Polizisten

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20.04.2016 ... Presseschau

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Rechtsterroristen in Freital: "Homegrown Terror von rechts" +++ Angriff in Elsterwerda: 18-Jähriger zückt Elektroschocker +++ Zwei Verdächtige nach Brandanschlag auf Flüchtlingsheim in Herxheim festgenommen +++ Prozess wegen Volksverhetzung: Anwältin behauptet, Bachmanns Profil wurde gehackt.
 

Rechtsterroristen in Freital: "Homegrown Terror von rechts"

Als "Homegrown Terror von rechts" bezeichnet Holger Schmidt die Festnahmen von mutmaßlichen Terroristen im sächsischen Freital. Sachsen habe weiterhin ein Problem und man müsse sich fragen, wer in diesem Land wie genau bei rechter Gewalt hinsehe, kommentiert der ARD-Terrorismusexperte. Da ist sie also: Eine weitere rechte Terrorgruppe in Sachsen, die sich Angriffe auf Flüchtlinge und politisch Andersdenkende zum Ziel gesetzt haben soll - und die nach den Ermittlungen von Bundeskriminalamt und Generalbundesanwalt planmäßig Angriffe auf Flüchtlinge durchgeführt hat. Terror mit System, eine Befürchtung, die man seit vielen Monaten haben musste, wenn man sich eine Landkarte der Übergriffe angesehen hat. Die Häufung rund um Dresden, Freital und Heidenau war unübersehbar und die Entdeckung der "Oldschool Society" im Frühjahr 2015, einer mutmaßlichen Terrorgruppe, die wohl vom sächsischen Borna aus Angriffe plante, ließ Schlimmeres befürchten. Nun sind insgesamt acht Terrorverdächtige festgenommen worden. Sieben Männer und eine Frau, zwischen 18 und 39 Jahre alt, fast alle sind in Freital geboren worden oder haben dort gelebt. "Homegrown Terror von rechts" muss man das wohl nennen. Und auch wenn der Aufschrei nun groß ist: Das ist ein sächsisches Problem. Es liegt an Personen, die sich dort offenkundig mit Gleichgesinnten zu Terrorzellen zusammenfinden - oder wie Beate Zschäpe und der sogenannte NSU sich dort verstecken. Es liegt aber auch an Strukturen. An Ermittlungsbehörden, die das Problem nicht sehen oder nicht sehen wollen. Auch das wird offenkundig.

Der Großeinsatz in Freital samt GSG 9 sollte auch ein Signal gegen militante Flüchtlingsfeinde sein. Im Falle von Freital war dem Einschreiten des Bundes aber offenbar ein längeres Gezerre mit den sächsischen Landesbehörden um Zuständigkeiten vorausgegangen. Aus Berliner Justizkreisen verlautete, Karlsruhe habe die Ermittlungen mühsam an sich ziehen müssen, die Sache sei aus Dresden nicht aktiv als Terrorverfahren angeboten worden. Die Bundesanwaltschaft wirft acht Beschuldigten unter anderem versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung sowie Mitgliedschaft in der rechtsterroristischen Vereinigung "Gruppe Freital" vor. Sie sollen sich im Juli 2015 zusammengeschlossen haben, um unter der Führung von Timo S., 27, und Patrick F., 24, Anschläge auf Flüchtlinge und politische Gegner zu verüben.

Nach Recherchen der Berliner Morgenpost und anderer Medien hat sich die Gruppe um die selbsternannte "Bürgerwehr Freital/ FTL 360" formiert. Auf ihrer Facebook-Seite heißt es: "Im Osten ist es Tradition da knallt es vor Silvester schon." Auch Fotos von den Anschlagsorten sowie von weiteren Taten sind auf der Seite verlinkt, etwa der Sprengstoffanschlag auf das Auto eines Linken-Abgeordneten. Die Facebook-Seite wurde zuletzt am 5. November aktualisiert – am Tag der Verhaftungen der mutmaßlichen Terror-Anführer Timo S. und Patrick F. "Der Ermittlungskomplex ist durchaus größer, und weitere Aktivitäten laufen derzeit", sagte nun Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) auf die Frage, ob gegen weitere Personen ermittelt werde. Details nannte er nicht.

Ich habe das auch kommentiert:

"Die rechtsextremistischen Übergriffe haben im vergangene Jahr an Anzahl und Brutalität deutlich zugenommen", sagt Simone Rafael von der Amadeu-Antonio-Stiftung in Berlin. Nach ihrer Ansicht nehmen die Täter bei ihren Brandanschlägen Tote nicht nur billigend in Kauf, sondern: "Sie wollen morden." Ihr Ziel sei es tatsächlich, Flüchtlinge und deren Unterstützer umzubringen. Erschrecken wollten sie natürlich auch. "Diese Tätergruppe ist von ihrer politischen Ideologie her eher unempathisch," so Rafael weiter. "Und wenn sie an scharfe Waffen herankommen, werden sie sie auch einsetzen," warnt die Journalistin. Dabei spreche sie nicht vom "rassistischen Normalbürger mit seinem Benzinkanister", sondern von in rechtsextremen Gruppierungen organisierten Straftätern. Wie König wirft sie Polizei und Justiz bislang "traurige Ermittlungen" vor. Schon lange seien rechtsextreme potentielle Täter in sozialen Netzwerken aktiv, "da muss es Methoden geben, an sie heran zu kommen". Es müsse "Priorität der Polizei" sein, die Täter zu bestrafen. Die vom Generalbundesanwalt angeordnete Razzia nennt Rafael einen "großen Erfolg". 

Angriff in Elsterwerda: 18-Jähriger zückt Elektroschocker

Gefährliche Körperverletzung vor dem Asylbewerberheim in Elsterwerda (Elbe-Elster): Drei Jugendliche legen sich am Montagabend mit einem jungen Flüchtling an. Plötzlich setzt einer der Jugendlichen einen Elektroschocker ein. Die Polizei muss zum Einsatz kommen. Die Polizei wurde am Montagabend kurz vor 21 Uhr zu einer gefährlichen Körperverletzung in die Elsterstraße nach Elsterwerda gerufen. Nach ersten Aussagen kam es vor dem dortigen Asylbewerberheim, in dem auch die Asyl-Clearingstelle untergebracht ist, zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen drei deutschen Jugendlichen im Alter von 17, 18 und 26 Jahren und einem 15-jährigen Afghanen. In weiterer Folge wandte der 18-Jährige einen Elektroschocker gegen den Jugendlichen aus Afghanistan an und verletzte ihn leicht. Weitere dazugekommene Asylbewerber trennten die Parteien und übergaben den Elektroschocker den eintreffenden Beamten.

Zwei Verdächtige nach Brandanschlag auf Flüchtlingsheim in Herxheim festgenommen

Gut vier Monate nach einem Brandanschlag auf ein geplantes Flüchtlingsheim im südpfälzischen Herxheim hat die Polizei zwei mutmaßliche Täter festgenommen. Die 23 und 32 Jahre alten Männer aus dem Kreis Südliche Weinstraße stünden unter konkretem Tatverdacht. Eine Sprecherin sagte, es gebe bislang keine polizeilichen Erkenntnisse, dass sie der rechten Szene angehörten. Allerdings wurde auch keine andere Begründung präsentiert.

„Identitäre Bewegung“: Schmierereien an EZB-Gedenkstätte

Die Gedenkstätte für die Frankfurter Opfer des Nazi-Terrors wurde mit Schmierereien beschmutzt. Im Verdacht steht die rechtsextreme „Identitäre Bewegung“. An der Gedenkstätte der Europäischen Zentralbank (EZB) sind Schmierereien offenbar rechtsradikaler Täter aufgetaucht. Wie die Polizei gestern auf Anfrage mitteilte, handelt es sich um ein rundes Symbol, das für die „Identitäre Bewegung“ steht. Auch die Buchstaben „ID“ wurden an die Fassade gesprüht. Die Bewegung wird von Staatsschützern schon länger beobachtet und gilt als loser Verbund rechtsextremer Gruppen.

Prozess wegen Volksverhetzung: Anwältin behauptet, Bachmanns Profil wurde gehackt

Es ist die klassische, wenn auch in der Regel erfolglose Verteidigungsstrategie von Menschen, die wegen Hasskommentaren vor Gericht stehen - lächerlich, dass auch Bachmann es jetzt auch versucht mit "Profil gehackt". "Gelumpe", "Viehzeug", "Dreckspack" - all das will Lutz Bachmann nie bei Facebook geschrieben haben, sagt seine Anwältin vor Gericht. Jemand habe sein Profil gehackt, behauptet die Verteidigung. Ein Video lässt an der Glaubwürdigkeit zweifeln. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 43-Jährigen Volksverhetzung vor. Nach Auffassung der Verteidigung stammen die Einträge hingegen von einer anderen, unbekannten Person. Es gebe keinen Nachweis dafür, dass Bachmann der Urheber sei. Es sei möglich, "sich auf Facebook-Seiten einzuhacken", sagte Reichel. Darüber hinaus sieht die Verteidigung den Straftatbestand der Volksverhetzung nicht erfüllt. Solche Äußerungen seien durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Als Beweismittel wurde im Prozess ein Video von einer Rede Bachmanns auf einer Pegida-Kundgebung im Februar 2015 gezeigt, in dem dieser auf die umstrittenen Facebook-Einträge einging. Er habe "ein paar Worte benutzt, wie jeder von uns", sagte Bachmann dort.

Facebook sperrt Lutz Bachmann

Das soziale Netzwerk hat eine der vielen Seiten des Pegida-Gründers vom Netz genommen. Offenbar gibt es ein Problem mit Bachmanns veröffentlichten Kommentaren.  Lutz Bachmann ist offline - zumindest sein von mehreren Zehntausenden Menschen mit „Gefällt mir“ markiertes Facebook-Profil. Damit kann die Seite nicht mehr aufgerufen werden. Die Seite entspreche nicht den Nutzungsbedingungen von Facebook sowie den Gemeinschaftsstandards, schreiben Verantwortliche des sozialen Netzwerks in ihrer Begründung an Bachmann. Offenbar hat Facebook Bachmanns Kommentare auf dem Profil als problematisch eingeschätzt. „Die Bedingungen und Standards sollen sicherstellen, dass Facebook auch weiterhin eine sichere und respektvolle Umgebung bleibt“, so die Begründung.

Die Sprachstrategien von Pegida

Beleidigend und hetzerisch: Die Sprache auf Pegida-Demos verschärft sich. Zugleich versucht die Neue Rechte in "politischer Mimikry", anschlussfähig zu reden - und zum Beispiel den Begriff der Rasse durch den der Kultur zu ersetzen.

THÜGIDA: Fackelmarsch an Hitlers Geburtstag

Das rechtsextreme Bündnis Thügida darf am heutigen 20. April einen Fackelmarsch gegen den „linken Terror“ durch die Innenstadt Jenas abhalten. Das Verwaltungsgericht sieht keinen Zusammenhang zu Hitlers Geburtstag.

AfD-Vorstand wird Berlins Leitender Oberstaatsanwalt

Mit Thesen zur Jugend- und Ausländerkriminalität löste Roman Reusch einst einen Eklat aus. Jetzt wird er Leiter der Abteilung "Auslieferung ausländischer Straftäter". Staatsanwalt Roman Reusch hatte früher hoch umstrittene Thesen zur Ausländerkriminalität vertreten. Jetzt ist er zum Leitenden Oberstaatsanwalt befördert worden und hat bei der Generalstaatsanwaltschaft Berlin die Abteilung „Auslieferung ausländischer Straftäter, Internationale Rechtshilfe“ als Chef übernommen. Reusch, der im Vorstand des AfD-Landesverbands Brandenburg sitzt, hatte früher die Intensivtäter-Abteilung der Staatsanwaltschaft geleitet und war im Januar 2008 von der damaligen Justizsenatorin Gisela von der Aue zur Generalstaatsanwaltschaft versetzt worden.

Urteil: Drei Jahre Bewährung für Maik Eminger

Die Berufung ging nach hinten los: Das Landgericht Potsdam hat den Bewährungsbeschluss gegen den Neonazi Maik Eminger sogar verschärft. Die Bewährungsstrafe wurde um ein ganzes Jahr verlängert. Das hatten sich der Rechtsextremist und sein Verteidiger anders vorgestellt: Maik Eminger, eine Szene-Größe in Brandenburg, ist am gestrigen Dienstag vom Landgericht in Potsdam zu einer Bewährungsstrafe von drei Jahren verurteilt worden, wegen Volksverhetzung. Außerdem muss der Hartz-IV-Empfänger 150 Euro an die Flüchtlingsinitiative „pro Asyl“ zahlen und 150 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Damit ging die Berufung, die Emingers Verteidiger Uwe Schadt gegen das erstinstanzliche Urteil eingelegt hatte, kräftig nach hinten los. Denn die Freiheitsstrafe von sechs Monaten war vom Amtsgericht Brandenburg/Havel zu nur zwei Jahren auf Bewährung ausgesetzt worden. Die Bewährungsstrafe ist jetzt also um ein Jahr verlängert worden.

Rund 12.000 Personen in Neonazi-Datei gespeichert

Laut dem Evaluierungsbericht der "Verbunddatei Rechtsextremismus" sind darin über 9000 hauptsächliche Gefährder und gut 2300 Kontaktpersonen erfasst. Grundsätzlich sei die Datenbank verfassungskonform. Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder hatten mit Stichtag 1. Oktober 2014 Daten von genau 11.336 Verdächtigen und Straftätern in die noch vergleichsweise jungeRechtsextremismus-Datei (RED) eingespeist. Dazu kamen 599 einschlägige Gruppierungen und Vereinigungen. Dies geht aus dem jetzt veröffentlichten Evaluierungsbericht der Datenbank hervor, den das Speyerer Institut für Gesetzesfolgenabschätzung und Evaluation (Ingfa) schon im November an die Bundesregierung übergeben hatte. Zum Vergleich: Die Zahl der Verdächtigen, die im "großen Bruder" der RED – der Anti-Terror-Datei – verzeichnet sind, schwankte 2012 und 2013 zwischen 20.000 und 18.000 Individuen.

Rechtsextremer Liedermacher: Wenn Lieder töten könnten

Ein Neonazi aus Nordhessen singt Lieder darüber, wie es sich als „brauner Terrorist“ wohl so lebt. In Wiesbaden rechtfertigt er derartige Lieder als bloße „Unterhaltung“.  "Kaffer müssen um ihr Leben rennen, denn trotz der hohen Spritpreise sind ihre Häuser am Brennen.“ Das musikalische Machwerk, aus dem diese Zeilen stammen, trägt den Titel „Brauner Terrorist“. Aber was ist das für ein Wesen, das derart Menschenverachtendes komponiert, textet und singt? „Ich bin ein Attentäter, bestrafe all die Volksverräter, ich bin ein Rassist, so ein richtig brauner Terrorist“, heißt es in dem Lied. Genau das sei er aber keineswegs, behauptet Philip Tschentscher, der als rechtsextremer Liedermacher unter dem Künstlernamen „Reichstrunkenbold“ auftritt und der in Österreich eine Haftstrafe wegen Waffenhandels und Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts verbüßen musste. Der 34 Jahre alte Nordhesse, der sich als Zeuge im NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags präsentieren durfte, sieht sich als „Patriot“ und „Nationalist“, der lediglich versuche, seinem Publikum mit „nationalen Liedern“ Heimatliebe und Stolz auf ihr Vaterland zu vermitteln.

Heirat zum Hitler-Geburtstag

Einer der festen Szene-Termine ist der 20. April, der Hitlers-Geburtstag – alljährlich nehmen ihn Rechtsextremisten zum willkommenen Anlass, ihre Gesinnung zu demonstrieren. Ramona Covington, die wegen Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen verurteilte ehemalige Kaiserslauterer NPD-Stadtratskandidatin, nutzt den Termin, um im rheinhessischen Heidesheim zu heiraten. Die Szene-Aktivistin im Renee-Look mit Verbindungen zu militanten Neonazi-Strukturen nahm im Vorjahr an mehreren Neonazi-Demos teil, darunter an der HoGeSa-Demo („Hooligans gegen Salafisten“) am 25. Oktober vergangenen Jahres in Köln. Ein Bild von ihr, aufgenommen nach der Polizeikontrolle, das sie im „HKNKRZ“-Shirt zeigt, wurde viral. Sie zählt zur Hooligan-Szene des 1. FC Kaiserslautern, ihr Partner aus vergleichbaren Zusammenhängen zur Eintracht Frankfurt. Ein aktuelles gemeinsames Bild zeigt die beiden als Teilnehmer der obskuren Neonazi- Kampagne „Halal Challenge“, die in Supermärkten koschere und Halal-Produkte mit Schweinefleisch-Produkten „kontaminieren“ wollen. Ein entsprechendes Foto ihrer Beteiligung an der fremdenfeindlichen Aktion haben sie auf Facebook gepostet.

Antisemitismus: Staatsministerin zieht Nominierung für Flüchtlingsprojekt zurück

Die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), hat die Nominierung des Theaterprojekts "Refugee Club Impulse" (RCI) für den Sonderpreis für kulturelle Projekte mit Flüchtlingen – die durch eine Jury empfohlen wurde – zurückgenommen. Damit reagierte Grütters auf einen Bericht der Berliner Zeitung. Demnach haben Mitarbeiterinnen des Projekts an Veranstaltungen von Anhängern der schiitischen Terrormiliz Hisbollah sowie an israelfeindlichen Al-Kuds-Demonstrationen für die „Befreiung von Jerusalem“ aktiv teilgenommen. Das belegen Fotos und Videos. So ist auf einem Foto eine der Frauen mit Ohrringen zu sehen, auf denen das Hisbollah-Logo prangt.

 

Kampagne auf YouTube: Hassclip gesucht, Flüchtling gefunden

Eine Berliner Flüchtlingsinitiative hat gezielt die YouTube-Werbeplätze vor Hassvideos gebucht. Wer nun rechte Hetze sehen will, bekommt zuerst Videos mit Flüchtlingen gezeigt. Wer auf YouTube nach rechten Videos sucht und zum Beispiel "Pegida live vom Altmarkt Dresden" eintippt, der könnte künftig Firas zu sehen bekommen. Firas ist 26 Jahre alt und aus Syrien geflohen. In einem kurzen Video-Einspieler erzählt er auf Deutsch, warum er glaubt, dass Deutsche und Flüchtlinge sehr wohl zusammenleben können - anders als im Pegida-Clip behauptet wird. Das Video von Firas ist Teil einer Kampagne unter dem Motto "Search Racism, Find Truth". Rassismus suchen und die Wahrheit finden, heißt das und es beschreibt das Prinzip der Aktion schon ziemlich gut: Wer auf YouTube nach bestimmten Videos mit rechten Inhalten sucht, bekommt nun in bestimmten Fällen einen vorgeschalteten Clip wie den mit Firas zu sehen. Zum Beginn der Aktion wurden am Dienstag insgesamt neun verschiedene Clips vor rund 100 Hassvideos geschaltet - hier kann man alle sehen . Demnächst sollen neue dazu kommen.

Neco Çelik: "Wir Muslime werden krank im Kopf durch die Taten einzelner"

Der Düsseldorfer Regisseur Neco Çelik über sein Tanztheaterstück "Basmala", das er ausschließlich mit muslimischen Männern besetzt hat. Neco Çelik ist gerade erst zurück in Deutschland. Er war in Istanbul, erzählt er, er habe dort ein Stipendium. Nun kommt der gefragte Theatermacher für ein Gastspiel ans Tanzhaus NRW, um das Verhältnis zwischen HipHop und Islam auszuloten.

Diese Fotos der Flüchtlingskrise haben den Pulitzer-Preis gewonnen

Ergreifende Fotos der europäischen Flüchtlingskrise gewann die 2016 den Pulitzer-Preis für News-Fotografie am Montag. Die Jury befand, dass der erste Platz gemeinsam an Mauricio Lima, Sergey Ponomarev , Tyler Hicks und Daniel Etter gehe, für ihre Bilder in der New York Times und für die Nachrichtenagentur Reuters, die eingefangen hätten, wie entschlossen die Geflüchteten die schwierige Reise antreten, in welche Gefahren sie sich begeben und wie sie darum kämpfen, in ihren Gastländern aufgenommen zu werden. 

Landespräventionsrat initiiert Bündnis zur Etablierung einer Beratungsstruktur für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt

Gestern fand im Rahmen eines Fachsymposiums die konstituierende Sitzung des „zivilgesellschaftlichen Bündnisses zur Etablierung einer Beratungsstruktur für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt" in Hannover statt. Eingeladen hatte der Landespräventionsrat Niedersachsen. Ziel des Bündnisses ist die Verständigung über und die Empfehlung eines Modells zur Einrichtung einer landesweiten Beratungsstruktur für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Rund 60 Akteurinnen und Akteure aus kommunalen und landesweiten Strukturen nahmen an der Veranstaltung teil. Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz: „Ich freue mich über die Vielfalt der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der unterschiedlichen Institutionen. Ihnen allen möchte ich für Ihr Kommen und Ihr Engagement danken." Es sei sehr wichtig für den Erfolg der Betroffenenberatung, so die Ministerin, dass die Vertreter und Vertreterinnen der verschiedenen Gruppen „ihre Expertise, ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen". 

Was wir aus 70 Millionen Leserkommentaren lernen können

Mehr als 70 Millionen Kommentare haben unsere Kollegen vom Guardian einer umfassenden Datenanalyse unterzogen, um etwas über Hate Speech zu lernen. Welche Artikel werden besonders schlecht kommentiert? Welche Autoren besonders häufig beschimpft? Darauf gibt die britische Tageszeitung in einer Reihe von Infografiken Antwort. Vorrangig sind es demnach Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund, die Ziel von Hasskommentaren werden. Unter den zehn am häufigsten angefeindeten Autoren sind acht Frauen, davon vier nichtweiße, und zwei schwarze Männer. Die zehn am seltensten angefeindeten Autoren sind dagegen allesamt männlich und weiß.

Aktion des Schauspielhauses gegen Neonaziaufmarsch: Mit Spiegelbarrikaden gegen den sog. „Tag der deutschen Zukunft“

Neonazis aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland wollen am 4. Juni 2016  in Dortmund demonstrieren. Sie rufen zum sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“ auf. Dagegen wird es vielfältige Proteste geben. Eine ganz besondere Aktion organisiert das Schauspiel Dortmund im Zusammenspiel mit vielen zivilgesellschaftlichen Gruppen. Gemeinsam mit dem Künstlerkollektiv Tools for Action planen sie eine „Spiegelbarrikade“. Erste Einblicke gab es jetzt. Sie wollen so in der Stadt ein deutliches Zeichen des Widerspruchs gegen Rassismus und Antisemitismus setzen – mit Hilfe von aufblasbaren Barrikaden, die künstlerisch irgendwo in der Tradition von Andy Warhols Silver Clouds und Christos „Land-Art-Projekten“ liegen.

AfD: Mit "Elitenbashing" auf Stimmenjagd  

Auf die Anti-Euro-Pläne von Bernd Lucke folgte die große Flüchtlingskritik - und jetzt das neue Aufregerthema der AfD: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland." Experten sind sich einig: Der umstrittenen Partei geht es nicht um Inhalte, ihr geht es um Stimmungen und "Elitenbashing".

AFD und Religion: Was ist dran an der Islamkritik?

Kurz: Nix. Aber hier noch mal mit Argumenten: Die Alternative für Deutschland hält den Islam für „nicht integrierbar“ und den „politischen Islam“ für eine Bedrohung. Doch was ist dran an den Behauptungen der Rechtspopulisten? Der Anti-Islam-Kurs im Faktencheck.

Türkische Gemeinde in Deutschland: "AfD ist Fremdkörper für unsere Demokratie“

Die AfD hat dem Islam den Kampf angesagt: Auf ihrem kommenden Parteitag will die AfD einen strikten Anti-Islam-Kurs zu ihrem Programm machen. Diese Ankündigung ist in weiten Teilen der Gesellschaft auf Kritik gestoßen. So auch bei dem Bundesvorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu. Ein Interview.

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Presseschau ... 21.04.2016

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+++ Chemnitz: Brandanschlag auf das Flüchtlingsheim Einsiedel +++ München: Sicherheitsmitarbeiter sollen Flüchtlinge erpresst haben +++ Gewalt gegen Flüchtlinge: Kaum ein Täter kommt ins Gefängnis

 

Chemnitz: Brandanschlag auf das Flüchtlingsheim Einsiedel

Das Deutsche Rote Kreuz spricht von einer "verabscheuungswürdigen Tat": Unbekannte haben Brandsätze auf Wohnhäuser geschleudert. In den Gebäuden wohnen viele Familien. Unbekannte haben in der Nacht zum Mittwoch einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Chemnitz-Einsiedel in Sachsen verübt. Wie das für Extremismus zuständige Operative Abwehrzentrum (OAZ) in Leipzig mitteilte, wurden drei Brandsätze geworfen. Es werde wegen versuchter schwerer Brandstiftung ermittelt.
Die Unbekannten hätten sich dem Gelände von der Waldseite genähert und "brennende Behältnisse"über den Zaun in Richtung zweier Wohnhäuser geworfen, sagte eine Sprecherin des OAZ. Die Brandsätze seien drei bis vier Meter vor den Gebäuden auf einer Grünfläche gelandet. Ein Wachmann habe das Feuer sofort löschen können. Die 21 Bewohner in den beiden Häusern seien unverletzt geblieben.
Es dauerte nicht lange, da meldeten sich auf der Facebook-Seite von „Einsiedel sagt nein zur EAE“, die ersten Anhänger bekannter Verschwörungstheorien zu Wort. Vermutlich handele es sich bei dem vermeintlichen Anschlag aus der letzten Nacht um eine „False Flag-Aktion“. Ziel sei es, „den Einsiedlern den Mund zu verbieten“, vermutet eine Kommentatorin. Denn, so schreibt die junge Frau, die als Titelbild ein Foto von Wladimir Putin verwendet, „wer Brandsätze wirft, trifft in der Regel auch“.

 

München: Sicherheitsmitarbeiter sollen Flüchtlinge erpresst haben

Über Monate hinweg sollen Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma Flüchtlinge erpresst haben. Tatort: Ankunftsstelle für Asylbewerber im Münchner Euroindustriepark. Diese wurde gestern von einem Großaufgebot von Polizei und Staatsanwaltschaft durchsucht. Offensichtlich werden jetzt schon sechs Sicherheitsangestellte beschuldigt, von ankommenden Flüchtlingen in der Ankunftsstelle in München Geld gefordert und auch erhalten haben. Diesen ist es nach Rechtslage erlaubt 750 Euro zu behalten. Höhere Geldsummen werden von der Regierung von Oberbayern einbehalten und mit Unterkunft und Verpflegung der Asylbewerber verrechnet.
Aus den Anzeigen von mindestens sechs Flüchtlingen, die der Staatsanwaltschaft vorliegen, geht hervor, dass bei dieser Deklarierung von den eingesetzten Sicherheitsmitarbeitern jeweils Geldbeträge in Höhe von mehreren hundert Euro verlangt worden seien. Waren die betroffenen Flüchtlinge bereit zu zahlen, hätten die Mitarbeiter des Security-Unternehmens darauf verzichtet, die 750 Euro übersteigenden Beträge schriftlich festzuhalten und den Menschen das Geld abzunehmen. Weigerten sich die Betroffenen, so sei ihnen mit einer schnellen Abschiebung gedroht worden. Dies wertet die die Staatsanwaltschaft als Erpressung.

 

Gewalt gegen Flüchtlinge: Kaum ein Täter kommt ins Gefängnis

Wenn Flüchtlinge Opfer von rassistischer Gewalt werden, soll die Täter angeblich die volle Härte des Gesetzes treffen. Aber stimmen solche vollmundigen Aussagen von Politikern wirklich? ur jede vierte Gewalttat gegen Flüchtlinge und ihre Unterkünfte wird derzeit von deutschen Strafverfolgungsbehörden aufgeklärt. Wie ermittelte Täter schließlich verurteilt werden, ist aber selbst dem Bundesjustizministerium nicht bekannt, denn es führt keine Statistik über den Ausgang von Verfahren wegen fremdenfeindlicher Straftaten.
Ausgewertet wurden sämtliche Körperverletzungen, Brandstiftungen und Sprengstoffanschläge in 2013 und 2014: insgesamt 87 Übergriffe. Kriminologen und Ermittler wissen, dass solche Angriffe fast immer von mehreren Tätern begangen werden – im Durchschnitt sind sie zu dritt. Bei den 87 Fällen muss also von rund 260 Tätern ausgegangen werden. Von den 260 Tätern konnten 43 ermittelt werden. Davon wurden 17 verurteilt, vor allem zu Bewährungs- oder Geldstrafen sowie Arbeitsauflagen. In Haft kamen davon insgesamt nur sechs. Das entspricht zwei Prozent.

 

Hessen: Schüsse auf Asylbewerber vermutlich nicht rassistisch motiviert

Schüsse auf eine Flüchtlingsunterkunft in Hessen hatten zu Jahresbeginn für Entsetzen gesorgt. Die Ermittlungen ergaben: Vermutlich hatte der Angriff keinen fremdenfeindlichen Hintergrund. Möglicherweise war ein missglückter Drogendeal der Auslöser. Nach der Festnahme eines 27-jährigen Tatverdächtigen mehren sich die Hinweise, dass hinter den Schüssen auf eine Flüchtlingsunterkunft im südhessischen Dreieich kein rassistisches Motiv steckt. Möglicherweise war ein missglücktes Drogengeschäft Auslöser für die Tat. Bei den Schüssen war in der Nacht zum 4. Januar ein schlafender syrischer Asylbewerber leicht am Bein verletzt worden. Kirchliche Flüchtlingshelfer äußerten sich erleichtert, dass die Tat vor der Aufklärung steht.

 

Der AfD darf weiter Antisemitismus vorgeworfen werden

Im Zweifel für die Meinungsfreiheit: Das Landgericht Mainz weist eine Unterlassungsforderung der AfD zurück. In dem Streit ging es um den Vorwurf der Judenhetze und der Holocaust-Leugnung im Landtagswahlkampf. Der Grünen-Politiker Daniel Köbler hatte der „Rhein-Zeitung“ gesagt: „Es gibt in der AfD Menschen, die gegen Juden hetzen und den Holocaust leugnen. Sie sind nicht ausgeschlossen worden.“
In der Begründung ihrer Entscheidung sagte Richterin Susanne Gast, Köblers Äußerung in einem Zeitungsinterview, dass es in der AfD Fälle von Judenhetze gebe, sei eine wahre Tatsachenbehauptung. Der Wahrheitsgehalt der zweiten Äußerung, wonach AfD-Mitglieder den Holocaust geleugnet hätten, sei in der Schwebe. Zwar seien zwei Personen mit solchen Äußerungen zum Holocaust seit 2014 nicht mehr in der AfD. Köbler habe diese Behauptung aber «nicht ohne jegliche Anhaltspunkte» aufgestellt. So sei in seriösen Medien über Äußerungen von AfD-Mitgliedern berichtet worden, die sich zumindest als Billigung des Holocausts verstehen ließen, führte Gast aus. Zum politischen Meinungsstreit gehöre es außerdem, dass auch «vereinfachte Darstellungen und polemische Überzeichnungen» hingenommen werden müssten.

 

Jena: Mehr als 3.000 gegen Nazi-Fackelmarsch an Hitlers Geburtstag

Die Jenaer Zivilgesellschaft konnte gestern zwar den ­Neonazi-Aufmarsch von Thügida nicht ­verhindern, aber ein starkes Zeichen gegen Rechts setzen. 200 Neonazis waren dem Aufruf des rechtsextremen Thüringer Netzwerkes „Thügida“ gefolgt. Mehr als 4000 Protestierende stellten sich den Nazis entlang der Marschstrecke lautstark in den Weg, ohne allerdings den Aufzug aufhalten zu können. Etwa 800 Mann starke Polizeikräfte aus mehreren Bundesländern, ausgerüstet mit drei Wasserwerfern, einem Räumpanzer, Hundestaffel und zwei Hubschraubern, hatten an der komplett gegitterten Strecke für eine strikte Trennung beider Seiten gesorgt. Am Rande des Aufmarsches kam es zu Stein-, Flaschen- und Kartoffelwürfen, die teils Personen, aber auch Fahrzeuge trafen. Unbekannte setzten am Nachmittag im Raum Jena Kabelanlagen der Deutschen Bahn in Brand, wodurch Regionalzüge nicht in Jena Paradies einfahren konnten. So auch einer mit einer 150 Mann starken Gruppe Neonazis. Sie mussten die Straßenbahn in Richtung Stadt benutzen und weite Strecken laufen.

 

Thügida-Anmelder hatte Verbindungen zur „Gruppe Freital“

Während in Sachsen der Generalbundesanwalt ein Ermittlungsverfahren wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung gegen die mutmaßlich rechtsterroristische „Gruppe Freital“ führt, organisieren Personen aus deren Umfeld in Thüringen Fackelmärsche am Hitlergeburtstag.
„Die Verbindungen zwischen der mutmaßlich rechtsterroristischen ‚Gruppe Freital‘ zu Thüringer Nazis hatten AntifaschistInnen bereits vor neun Monaten öffentlich gemacht“, erklärt die Landtagsabgeordnete Katharina König. „Nach meiner Kenntnis gehört zu diesem Umfeld der Anmelder des heutigen Neonazi-Fackelmarschs in Jena.“ König verweist auf eine antirassistische Demonstration am 31. Juli 2015 in Freital, an der sie selber teilnahm und bei welcher es durch Neonazis, welche dem Umfeld der „Gruppe Freital“ zuzurechnen sind, zu Angriffen und versuchten Störaktionen auf die antirassistische Demonstration kam. „Robert K., der Anmelder des heutigen Fackelmarsches – am Geburtstag von Adolf Hitler – in Jena, war Teil dieser Gruppe“, so König, die auf veröffentlichte Bilder verweist.
Robert K. sei ein seit langem bekannter, gewalttätiger Neonazi aus Kahla, der offiziell als Redner und Sprecher des Thügida-Ablegers „Wir lieben Ostthüringen“ auftritt. „K. hat in den letzten Monaten immer wieder Neonazi-Aufmärsche in Thüringen organisiert, er steht in wenigen Wochen als Angeklagter wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht, da er einen gewalttätigen Angriff auf Gegendemonstranten einer Legida-Demo im letzten Jahr zu verantworten hat“, so die Abgeordnete.

 

Wie die Stasi deutschen Rechtsterroristen half

Die DDR bezeichnete sich als antifaschistisch. Das hinderte die Stasi nicht daran, mit Rechtsterroristen zu kooperieren. Dabei ging es nicht nur darum, Informationen abzuschöpfen, sondern auch um konkrete Unterstützung. Neue Forschungen zeigen, dass die Stasi sogar mit Neonazis sympathisierte. Die "Deutschen Aktionsgruppen", die "Wehrsportgruppe Hoffmann" oder die "Hepp-Kexel-Gruppe" waren nur die bekanntesten militanten Nazi-Gruppierungen der Bundesrepublik in den 1970er- und 1980er-Jahren.
Insgesamt seien nach gegenwärtigem Kenntnisstand 42 Inoffizielle Mitarbeiter (IM) des MfS aus der rechtsextremen Szene der Bundesrepublik bekannt, rund 30 weitere wurden vom MfS als IM-Vorläufer registriert, so Politikwissenschaftler Salzborn. Ziele seien einerseits Selbstschutz gewesen und andererseits durch Informationen über mangelndes Vorgehen der Bundesrepublik gegen Neonazis die BRD als quasi-faschistisch diskreditieren zu können.
 Neben diesen Motiven stellte Salzborn aber auch fest, dass es bei der Stasi offenkundig Sympathien für westdeutsche Neonazis gegeben habe, die auf einem gemeinsamen anti-imperialistischen Weltbild basierten. Der Fall des Rechtsterroristen Odfried Hepp dokumentiere "das ganze Ausmaß der ideologischen Korruptheit des DDR-Regimes", so Salzborn.
Die Stasi habe Hepp hoch geachtet - einen Mann, der Anfang der 1980er Jahre mit seiner "Hepp-Kexel-Gruppe" zahlreiche Anschläge auf US-Einrichtungen vor allem in Mittelhessen verübt hatte. Während er in der Bundesrepublik polizeilich gesucht wurde, verhalf die Stasi ihm über die DDR zur Flucht nach Syrien, verschaffte ihm gefälschte Papiere und unterstützte fortlaufend Hepps Kontakte zur PLO (Palestine Liberation Organization) und PLF (Palestine Liberation Front).

 

Funke zur Freital-Gruppe: „Sie hätte gefährlich wie der NSU werden können“

Funke spricht von einer «immensen Radikalisierung» in der rechtsextremen Szene, die insbesondere in Sachsen aktiv ist. Er beobachtet eine Entfesselung der Ressentiments gegenüber Flüchtlingen und Fremden, ausgelöst auch durch die Protestbewegung Pegida und Bürgerwehren. «Und darauf bezogen», so Funke, «gibt es eine starke Radikalisierung von aggressiven, terrorfähigen Gruppen.» Im Fall der Gruppe Freital habe man beispielhaft die Radikalisierung ihrer Mitglieder im Kontext der Freitaler Anti-Flüchtlinge-Demonstrationen im letzten Jahr beobachten können.
Dass eine rassistische Haltung in gewalttätiges Handeln umschlägt, ist laut Funke umso wahrscheinlicher, je stärker die potenziellen Täter auf die Zustimmung in ihrem gesellschaftlichen Umfeld zählen können. In diesem Zusammenhang würden sich Rechtsterroristen oft als militärischer Arm einer breiten Bewegung verstehen.

Wieso sind es meist kleinere ostdeutsche Städte wie Freital, in denen sich rechte Gewalttäter organisieren können? Ein Gespräch mit dem Soziologen Raj Kollmorgen.

In Freital sind die Behörden erstmals wegen Rechtsterrorismus-Verdacht gegen eine Bürgerwehr vorgegangen. Wie militant sind die Flüchtlingshasser? Eine Analyse zur Gefahr, die von Flüchtlingsfeinden ausgeht.

 

Neues Verfassungsschutzgesetz in MV: V-Leute-Einsatz umstritten

Mit den Stimmen der Regierungsparteien SPD und CDU hat der Schweriner Landtag am Mittwoch nach erneut kontroverser Debatte ein neues Verfassungsschutzgesetz beschlossen. Es soll die Zusammenarbeit der Verfassungsschützer mit der Polizei im Kampf gegen extremistische Gewalt und Terror verbessern. Das Land reagierte damit nach Angaben von Innenminister Lorenz Caffier (CDU) unter anderem auf die gravierenden Ermittlungspannen im Zusammenhang mit der Mordserie der rechtsextremen Terrorgruppe NSU und Änderungen im Bundesgesetz.
Kritik kam von der Opposition. Peter Ritter von der Linksfraktion sprach von einem „V-Mann-Verstärkungsgesetz“. Statt als Reaktion auf das Versagen der V-Leute beim NSU gänzlich auf bezahlte Informanten zu verzichten, wolle sich das Land auch dann noch solcher V-Leute aus der Szene bedienen, wenn diese straffällig wurden. Michael Silkeit (CDU) verteidigte das Gesetz: Damit würden die Kommunikation zwischen Landes- und Bundesbehörden verbessert und die Regelung zum V-Leute-Einsatz präzisiert. „Die Teilnahme an strafrechtlichen Handlungen ist nur in engem Rahmen zulässig, also nur, wenn sie für die Durchführung der Aufklärung erforderlich, für die Akzeptanz im aufzuklärenden Umfeld unerlässlich und nicht unverhältnismäßig ist“, erklärte Silkeit. Zudem dürfe keine finanzielle Abhängigkeit der Informanten bestehen.

 

Cottbuser Neonazi als Anwalt für den NSU

Maik Bunzel steht seit Jahren wegen seiner Umtriebe in der Neonazi-Szene im Visier der Sicherheitsbehörden in Brandenburg. Dennoch konnte er in Bayern ein Jahr lang Familienrichter auf Probe werden – obwohl der Verfassungsschutz dort umfassend von den Brandenburger Behörden gewarnt worden war. Nachdem er nach einem Personalgespräch selbst seine Entlassung aus dem Justizdienst beantragt hatte, macht er nun anders Karriere: Bunzel, Jahrgang 1984, trat am Dienstag zum ersten Mal im Münchner NSU-Prozess als Verteidiger auf. Er vertrat einen der Stamm-Verteidiger des mutmaßlichen Terrorhelfers Ralf Wohlleben.
Dem Verfassungsschutz fiel Bunzel vor allem mit Neonazi-Musik und als Hintermann des 2012 verbotenen Netzwerks „Widerstand Südbrandenburg“ auf. Bei der Verbotsrazzia war auch seine Wohnung in Teltow durchsucht worden. Zudem war er Kopf einer Band mit dem Namen „Hassgesang“, einige Tonträger der Band landeten in Deutschland auf dem Index.

 

Attacken auf Flüchtlinge: „HJ Wassenberg“ vor Gericht

Fünf junge Neonazis und der Vater eines Angeklagten müssen sich nach Attacken auf Flüchtlingen vor dem Amtsgericht Heinsberg verantworten. Der Prozess gegen fünf Jugendliche und Heranwachsende aus Wassenberg und Hückelhoven sowie den Vater begann Mitte Februar. Den jungen Männer wird vorgeworfen, bei unterschiedlichen Gelegenheiten und mit variierender Beteiligung in der Gemeinde Wassenberg (Kreis Heinsberg) von Dezember 2014 bis Januar 2015 mehrfach Asylbewerber und Migranten provoziert und beleidigt sowie teils bewaffnet attackiert zu haben. Die schwerste Tat ereignete sich am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, wobei ein Asylbewerber schwer verletzt wurde.
Die Angeklagten sollen zum Tatzeitpunkt einer Clique junger Neonazis angehört haben, die zum Teil Kontakte zu ehemaligen Mitgliedern der verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) und der Parteien NPD und „Die Rechte“ unterhielten. Man tauschte sich auch über soziale Netzwerke und Chats aus. Einer der Chats soll den Namen „HJ-Wassenberg“ getragen haben. Der Angeklagte B. gab nach bnr.de-Recherchen noch im Oktober 2015 auf seinem Facebook-Profil als Beruf an, er sei „Sturm-Führer bei der SS bei Adolf Hitler“.

 

Attentat auf Kölner OB Reker: Der wertkonservative Messerstecher

Am 17. Oktober, einen Tag vor der Oberbürgermeisterwahl in Köln, stach Frank S. der Kandidatin Henriette Reker ein Messer in den Hals. Freitag begann der Prozess. Der Angeklagte will kein Nazi gewesen sein.  Schon kurz nach der Tat wurde klar, dass Frank S. politische Motive hatte. Am Tatort rief er den Umstehenden zu, er habe die Tat für sie und ihre Kinder begangen. In einer polizeilichen Vernehmung soll er gesagt haben: »Ich wollte sie töten, um Deutschland und auch der Polizei einen Gefallen zu tun.« Er berief sich auf eine verfehlte Flüchtlingspolitik in Deutschland und Köln, für die Reker in der Domstadt die Verantwortung trage. Vor ihrer Wahl zur Oberbürgermeisterin war sie als Sozialdezernentin für die Aufnahme von Flüchtlingen in Köln zuständig.
„Wenn einer pünktlich zur Arbeit geht, ist er direkt ein Nazi“, lamentiert S. Dabei sei seine politische Einstellung komplex – er sei freiheitsliebend, gehe offen auf andere Menschen zu, interessiere sich für politische Themen, habe auch schon mal die Taz gelesen. S. bezeichnet sich als „wertkonservativen Rebell“. Auf eine Anfrage des fraktionslosen Landtagsabgeordneten Daniel Schwerd, ob S. ein V-Mann sei, antwortet das nordrhein-westfälische ­Innenministerium, dies könne »aus Gründen des Geheimschutzes weder bestätigt noch verneint« werden. Der Prozess birgt also Potential für Überraschungen. Auch was der Angeklagte zur Tat selbst sagen wird, könnte interessant werden: S. kündigte an, sich gewissenhaft vorzubereiten – es werde um »millionenfachen Rechtsbruch« in der Flüchtlingspolitik gehen. Seine Aussage wird am Freitag erwartet.

 

Reichsbürger: Ein Volk, viele Reiche, noch mehr Führer

Die Reichsbürger – ein Sammelbecken harmloser Spinner? Verfassungsschützer fürchten terroristische Einzeltäter aus der von Verschwörungstheorien geprägten Szene. Am 21. Januar 2014 stoppt eine Streife des Zolls auf der Autobahn A9 bei Dessau-Roßlau ein Auto. Das Nummernschild kommt den Beamten seltsam vor. Statt der vorgeschriebenen Zahlenkombination steht lediglich "RD-Ingo" darauf. Als die Beamten in den Wagen schauen, wird aus ihrer Verwunderung schnell Sorge. Im Auto liegen eine Pistole des Typs Browning Hi-Power, geladen mit neun Schuss scharfer Munition, eine Walther PPK, ebenfalls geladen mit sieben Schuss, außerdem diverse Munition verschiedener Kaliber, ein Messer, zwei Schreckschusswaffen und rechte Propaganda.
Der Fahrer, Ingo K., hat bei den Behörden schon häufiger arbeiten lassen. Er gehört zur Szene der sogenannten Reichsbürger, die sich gern mit dem Staat anlegen. Sein Fall zeigt, warum Polizisten und Verfassungsschützer die Reichsbürgerbewegung inzwischen nicht mehr als Sammelbecken harmloser Spinner abtun. In dieser von Verschwörungstheorien, Größenwahn und esoterischem Unsinn getriebenen Szene finden sich zunehmend Menschen, die zu Terroristen werden könnten.

 

Österreich: Der Angriff der Identitären

In Wien präsentierte sich die »Identitäre Bewegung« mit einer symbolträchtigen Aktion erneut als tonangebende Kraft der rechtsextremen Szene Österreichs. Immer offener treten dabei ihre völkisch-nationale Ideologie und ihre Militanz zu Tage. Ihr jüngster Überfall auf ein Theaterstück an der Uni Wien, das größtenteils von Darsteller_innen mit Fluchterfahrung aufgeführt wurde, sorgte für Schlagzeilen. „An euren Händen klebt das Blut der Opfer von Brüssel und Bataclan“, keift eine Stimme durch ein Megaphon. Eine wie Blut aussehende Flüssigkeit wird großzügig verspritzt. Der Mann am Megaphon ist Martin Sellner. Er ist Philosophiestudent, Wiener Vorsitzender und Chefideologe der IB sowie geistiger Ziehsohn des wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung inhaftierten Holocaustleugners Gottfried Küssel.
Dass sich die Identitären nicht auf Demonstrationen beschränken, zeigten sie mit der Kampagne »Grenzhelfer«, in deren Rahmen sie Zäune im Grenzgebiet installierten. In Wien verteilten sie Pfefferspray zum »Schutz europäischer Frauen« und spielten islamistische Attentate nach. Besonders medienwirksam war die Besetzung der Parteizentrale der Grünen in Graz. Die IB versucht also nicht nur mit diskursiven Mitteln, eine vermeintlich unbelastete rechtsextreme Bewegung zu etablieren, sondern auch unter Zuhilfenahme von Symbolik und Aktionsformen, die für die Rechte unkonventionell sind. Referenzen an linken Aktivismus und popkulturelle Entlehnungen sind zentrale Elemente dieser Modernisierung des Rechtsextremismus.

 

Nazimusik: Beim „Perfekten Dinner“ läuft Frank Rennicke zum Abendbrot

Die Sendung sahen 1,51 Millionen Menschen: In der Kochsendung “Das perfekte Dinner” war in der Ausgabe vom Dienstag auf dem Sender „VOX“ ein Lied des rechten Liedermachers Frank Rennicke zu hören. Die Folge war bis Dienstagvormittag in der Mediathek zu sehen, ist dort aber nicht mehr abrufbar. Vox gab am Nachmittag bekannt, dass die Folge bei TV Now nicht mehr verfügbar sei. „Völlig zu Recht hat uns von verschiedenen Seiten die Kritik erreicht, dass im Hintergrund der "Das perfekte Dinner"-Folge vom 19.4.2016 ein Lied von Liedermacher Frank Rennicke zu hören war, der der rechten Szene zugeordnet wird. Den Kollegen war dieser Hintergrund leider nicht bekannt, als sie diesen Titel bei ihrer Musikrecherche in einem bekannten Online-Musikstore gefunden haben. Rechtsextreme Inhalte haben beim "perfekten Dinner" definitiv keinen Platz!“
Rennicke wurde von einem ehemaligen Landtagsabgeordneten in Sachsen als „nationaler Reinhard Mey” gefeiert. 2009 kandidierte er für die Wahl des Bundespräsidenten als gemeinsamer Kandidat der NPD und DVU und kam auf vier Stimmen. Ein Jahr später wollte er sich erneut zum Bundespräsidenten wählen lassen. Der 51-Jährige ist wegen Volksverhetzung verurteilt, einige seiner Lieder sind indiziert. Rennickes Name taucht auch im Zuge der NSU-Ermittlungen auf, da auf mindestens einem seiner Konzerte Spenden für die untergetauchten Rechtsterroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe gesammelt wurden.

 

Nazi-Schnitzel: An Führers Geburtstag im Sonderangebot für 8,88 Euro

Puh, da vergeht einem ja der Appetit. Ein Gastwirt  hat mit seinen Sonderangeboten einen wahren Shitstorm ausgelöst. In seinem Gasthaus „Goldener Löwe" im tiefsten Thüringen bietet er Burger und Schnitzel für 8.88 Euro an. Das Pikante daran: Das Special ist nur am 20. April, dem Geburtstag von Adolf Hitler, gültig, wie es auf der Facebook-Seite des Lokals heißt. Die Zahl 88 wird in der rechten und rechtsextremen Szene ein häufig als getarnter Hitlergruß verwendet. Das „H" ist der achte Buchstabe im Alphabet. 88 steht demnach für HH, „Heil Hitler". Betrieben wird das Gasthaus von dem äußerst umtriebigen Neonazis Tommy Frenck.

Darüber, wie Frenck das Gasthaus im Dezember erworben hat und seitdem systematisch zum Treffpunkt der rechtsextremen Szene umbaut und welche Auswirkungen das auf das Dorf Kloster Veßra in Südthüringen hat, hat das Deutschlandradio bereits vor einem Jahr sehr lesens-und und hörenswert berichtet.

 

Oldenburg: Schüler fordern Gedenktafel für „Euthanasie“-Opfer

„Die Hungertoten von Blankenburg sind noch nicht so tief im Gedächtnis der Stadt verankert“, sagte Waldorf-Schüler Rasmus Helwig am Dienstagabend während der Sitzung des Kulturausschusses der Stadt Oldenburg. Gemeinsam mit Klassenkameradin Charlotte-Luise Gott gelang ihm ein für alle beeindruckender Vortrag über eines der dunklen Kapitel in der Stadtgeschichte: über die Krankenmorde in der sogenannten Pflegeanstalt von Blankenburg in der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1937 und 1941.  
Die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen recherchierten 95 Namen von Menschen, darunter vor allem behinderte Kinder und Jugendliche, die in Blankenburg systematisch gequält und getötet worden waren. Nach der unmenschlichen Rassenlehre der Nazis galten sie als unwertes Leben. Vor allem erschreckend sei die bis heute unwürdige Bestattung der Toten. Die Schüler forderten abschließend: „Es muss auf dem Gelände eine Gedenktafel aufgestellt werden, damit alle wissen, was dort passiert ist.“

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25.04.2016 ... Presseschau

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Präsidentenwahl in Österreich: Triumph für die FPÖ - und nun? +++ Identitäre Bewegung: Kunstblut und Boden +++ Neonazis überfallen linke WG in Halle +++ Prozess gegen "Oldschool Society": Terror von rechts im Visier der Justiz +++ Die Anwälte versuchten Frank S. noch zu bremsen +++ 
 

Präsidentenwahl in Österreich: Triumph für die FPÖ - und nun?

Nach dem Sieg der FPÖ bei der Präsidentenwahl scheint in Österreich politisch alles möglich. FPÖ-Kandidat Hofer spielt bereits mit dem Gedanken, die amtierende Regierung zu entlassen. In der Stichwahl trifft der Rechtspopulist auf einen Grünen. Dass die FPÖ so deutlich die erste Runde der Präsidentenwahl gewinnt, damit hatte niemand gerechnet. "Erdrutschsieg", "ein neues politisches Zeitalter" - so lauten die Schlagzeilen in österreichischen Medien am Morgen nach der Wahl. Norbert Hofer geht als klarer Favorit in die Stichwahl am 22. Mai. Glaubt er an den Sieg? "Es ist nicht unwahrscheinlich", sagt er. "Ich habe auch gesagt, ich werde meine Linie nicht ändern. Ich werde in den nächsten vier Wochen genauso weiter machen wie bisher, meine Inhalte klar legen, ich werde TTIP nicht unterzeichnen, für mehr direkte Demokratie, und hoffe, dass das auch zum Erfolg führt." Vorläufiges Endergebnis der Präsidentenwahl in Österreich: Die rechtspopulistische FPÖ hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Österreich gewonnen und den Volksparteien eine klare Niederlage bereitet. Laut vorläufigem Ergebnis kam FPÖ-Kandidat Norbert Hofer auf rund 35 Prozent der Stimmen. Der frühere Universitätsprofessor Alexander van der Bellen trat als Unabhängiger an, wurde aber von den Grünen unterstützt, deren Vorsitz er lange innehatte. Er kam auf etwa 21 Prozent. Die ehemalige Verfassungsgerichtspräsidentin Irmgard Griss kam als unabhängige Bewerberin mit 19 Prozent auf den dritten Platz. Die Kandidaten der beiden Volksparteien SPÖ und ÖVP waren spektakulär gescheitert und schafften es erstmals seit 1945 nicht in die Stichwahl. ÖVP-Kandidat Andreas Khol und SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer erhielten jeweils rund elf Prozent der Stimmen. Die Stichwahl zwischen Hofer und Van der Bellen findet am 22. Mai statt.

Identitäre Bewegung: Kunstblut und Boden

In Österreich ist gerade Wahlkampf. Und welcher Kandidat wagt es, sich gegen die rechte Identitäre Bewegung zu stellen, die eine Jelinek-Theateraufführung stürmte? Elfriede Jelineks Schutzbefohlene wurden in Tina Leischs und Bernhard Dechants nestroypreisgekrönterInszenierung überwiegend mit Geflüchteten besetzt, darunter auch Kinder. Auch im Publikum saßen viele Schicksalsgenossen. Der Angriff erfolgte im verdunkelten Saal, die Bühne nur von einem Lichtkegel erleuchtet. Kriegsüberlebende, Kinder im Dunkeln anzugreifen – dazu gehört schon eine besondere Portion Perfidie und Feigheit. Was für eine Wirkung ein solcher Tumult, das Handgemenge und das Verspritzen von Kunstblut auf Kriegsüberlebende haben, sollte man sich leicht ausmalen können. Bei manchen Traumatisierten reichen schon Geräusche und Gerüche aus, um Flashbacks auszulösen. Die Angreifer warfen Flugblätter ins Publikum: "Multikulti tötet!" Der Flugblatttext stellte eine Verknüpfung zwischen Geflüchteten, den Helfenden und dem Massaker im Pariser Bataclan her. Nach dem Überfall drohten die Identitären, dass "Multikultis" in Österreich "kein sicheres Hinterland mehr" finden würden.

Neonazis überfallen linke WG in Halle

In Halle haben mutmaßliche Rechtsradikale eine linke Wohngemeinschaft überfallen und drei Männer zusammengeschlagen. Die Täter überraschten ihre Opfer mitten in der Nacht im Schlaf. Die Attackierten mussten ärztlich versorgt werden. Ein Polizeisprecher wird mit den Worten zitiert: „Das ist ein massiver Angriff.“ Die Sicherheitsbehörden gehen von einem rechtsradikalen Hintergrund aus.

 

Bewohner mit Messer bedroht: Unbekannte attackieren Flüchtlingsheim

Vier Unbekannte sind im südhessischen Lampertheim nachts in eine Flüchtlingsunterkunft eingedrungen. Sie randalierten und zückten ein Messer. In einer Flüchtlingsunterkunft in Lampertheim (Bergstraße) ist es in der Nacht zum Sonntag zu einem Überfall gekommen. An dem Übergriff waren nach Angaben der Polizei drei Männer und eine Frau beteiligt. Nachdem sie das Eingangstor der Einrichtung aufgetreten und im Hof randaliert hatten, seien sie über eine Balkontür in die Gemeinschaftsküche der Unterkunft eingedrungen. Dort bedrohten sie laut Polizei einen 20 Jahre alten Bewohner mit einem Messer und zerstörten Teile der Kücheneinrichtung. Der Bewohner sei dabei leicht verletzt worden. Nachdem andere Bewohner dem Opfer zu Hilfe kamen, flüchteten die Unbekannten zu Fuß.

 

Unbewohntes Flüchtlingsheim in Lingen mit Farbe beschmiert

Unbekannte Täter haben am Langschmidtsweg in Lingen die Außenfassade und Fenster einer noch unbewohnten Flüchtlingsunterkunft mit Farbe beschmiert. Dies teilte die Polizei am Sonntag mit.

Berlin-Marzahn: Unbekannte attackieren Flüchtlingsheim

Mit einem Stein haben Unbekannte in der Nacht zum Sonntag ein Fenster einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Marzahn eingeworfen. Das Wurfgeschoss landete in einem Zimmer, in dem sich vier Menschen aufhielten. Verletzt wurde niemand, wie die Polizei mitteilte. 

 

Prozess gegen "Oldschool Society": Terror von rechts im Visier der Justiz

Die Gruppe "Oldschool Society" plante Attentate auf Flüchtlinge und Salafisten. Ab Mittwoch stehen drei Männer und eine Frau in München vor Gericht. Es geht Schlag auf Schlag. Mitte April begann in Düsseldorf der Prozess gegen Frank S., der die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker wegen ihres Engagements für Flüchtlinge niedergestochen hatte. Vier Tage später nahm die Polizei im sächsischen Freital vier Männer und eine Frau fest, die als Mitglieder einer rechtsterroristischen Vereinigung Anschläge auf Flüchtlingsheime begangen haben sollen. Nun startet diesen Mittwoch in München der Prozess gegen eine ebenfalls mutmaßlich rechtsterroristische Bande von Flüchtlingsfeinden. Die drei Männer und eine Frau sollen die Gruppierung "Oldschool Society (OSS)" gegründet und Anschläge auf Asylbewerber und Salafisten geplant haben.

Die Anwälte versuchten Frank S. noch zu bremsen

Der Mann, der Henriette Reker fast tötete, will sein Motiv erklären. Seine Anwälte bremsen Frank S. Doch dann kann der Mann nicht mehr an sich halten – und offenbart ein erschreckendes Weltbild. Der Angeklagte steht auf und zeigt im Gerichtssaal, wie er auf Henriette Reker mit dem Messer eingestochen hat. Frank S. streckt den rechten Arm nach vorn zum imaginären Stich, schwenkt ihn dann zur Seite, so als werfe er die Waffe weg. "Reker, zack, Messer weg", sagt der 44-jährige Kölner markig. Er will demonstrieren, dass er am 17. Oktober 2015 "nur" einmal zugestochen hat. "Für mich war dann die Tat umgesetzt. Das Zeichen war gesetzt." Immer wieder betont Frank S., dass er nicht die Absicht gehabt habe, die damalige Spitzenkandidatin für den Oberbürgermeisterposten in Köln zu töten. "Wenn ich den Willen gehabt hätte, sie umzubringen, hätte ich sie umgebracht", sagt der Angeklagte. Sie habe ja wehrlos vor ihm gelegen. "Ich hätte sie locker töten können, aber ich habe es nicht getan", sagt Frank S. Er habe in Kauf genommen, dass Reker verletzt werde – aber nicht, dass sie sterbe.

"Ich bin ein Nazi! Ich mach dich fertig!" - Rechtsextremer S-Bahn-Pöbler legt Teilgeständnis ab

Als der Vorfall bekannt wurde, gab es einen Aufschrei: Ein 33-jähriger, mehrfach vorbestrafter Rechtsextremist, soll in der S-Bahn eine ausländisch aussehende Familie rassistisch beleidigt und vor ihr uriniert haben. Zum Prozessauftakt hat der Angklagte ein Teilgeständnis abgelegt. 

Skurrile "Demo" in Frankfurt: Nazis rufen "Nazis raus"

Groteske Situation am Samstagabend vor dem DGB-Haus: drei Mitglieder der "Jungen Alternative", eine Jugendorganisation der rechtspopulistischen AfD, brüllen "Nazis raus!", um gegen die Initiative "Aufstehen gegen Rassismus" zu demonstrieren, die dort ihre Aktionskonferenz abhält.

Dort wurde diskutiert: Gegen die Rechtspopulisten muss vorgegangen werden - über das Wie herrscht noch keine Einigkeit. Das Bündnis »Aufstehen gegen Rassismus« sieht die AfD als Hauptschwerpunkt antifaschistischer Kämpfe - auf seiner Aktionskonferenz zeigte sich jedoch noch viel Klärungsbedarf im Umgang mit der Rechtspartei.

Sachsen-Anhalt: Starker Anstieg von rechten Straftaten

Die Anzahl rechtsextremer Straftaten in Magdeburg ist gestiegen. Die Anzahl linksextremer Delikte hat sich 2015 nahezu halbiert. Im vergangenen Jahr ist die Zahl rechter Straftaten in Magdeburg von 122 (2014) auf 186 erfasster Fälle gestiegen. Zeitgleich sank die Zahl von linken Straftaten im vergangenen Jahr von 122 (2014) auf 71. Das geht aus dem Lagebericht zur politisch motivierten Kriminalität (PMK) des Polizeireviers Magdeburg hervor. Einen Schwerpunkt mit 53 erfassten Taten bilden dabei Delikte im Internet. Dazu zählen etwa Volksverhetzung (23 Fälle) oder das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (10 Fälle). 

P.S.: Die LVZ berichtet heute über den kommenden Verfassungsschutzbericht in Sachsen (wird Dienstag veröffentlicht). Dass sie dabei mit "Linksextremismus" aufmacht, ist angesichts der Entwicklung 2015 in Sachsen der blanke Hohn und zeigt, dass die Presse dort teilweise Teil des Problems und nicht der Lösung ist.

EU fördert rechtsextreme Propaganda - auch in Berlin

Die EU finanziert rechtsextreme Plattformen - auch eine Stiftung in Berlin, die mit der NPD vernetzt ist. Parlamentarier sprechen von einer Schande. Die Adresse ist kein Zufall: In der Seelenbinderstraße 22 in Berlin-Köpenick, nicht weit vom S-Bahnhof, residiert der Verein "Europa Terra Nostra" (ETN) - also im Haus der Bundeszentrale der rechtsextremen NPD. ETN, italienisch für "Europa unser Boden" versteht sich laut Satzung als "politische Stiftung". Sie "fühlt sich der europäischen Partei ,Alliance for Peace and Freedom' (APF) verbunden". Nun wurde bekannt, dass der im Juli vergangenen Jahres gegründete rechtsextreme Verein ETN aus EU-Mitteln gefördert werden soll, ebenso wie die Mutterpartei APF. Exakt 197.625 Euro sind im Haushaltsplan für 2016 veranschlagt. 400.000 Euro gehen laut Haushaltsplan an die APF selbst, die von dem bekannten italienischen Rechtsextremisten Roberto Fiore geführt wird. Generalsekretär ist Stefan Jacobsson, Ex-Chef der inzwischen aufgelösten schwedischen Neonazi-Partei "Svenskarnas Parti" (Partei der Schweden). EU-Mittel für Rechtsextremisten? Erklärbar ist das mit den Richtlinien des EU-Parlaments, laut denen Finanzhilfen zur Deckung der Ausgaben ausgereicht werden, "die unmittelbar mit den Zielen zusammenhängen, die im politischen Programm der Partei beschrieben sind".

AfD-Mann mit rechtsextremen Kontakten

Recherchen der FR haben ergeben, dass Patrick Andreas Bauer, Vorstandsmitglied der AfD-Jugend, Kontakte zu der neurechten „Identitären Bewegung“ hatte.

Das Nazi-Netzwerk der AfD Sachsen-Anhalt – Ein Überblick

Die Magdeburger Volksstimme gibt mit Datum vom 22.04.2016 eine weitere Personalie der AfD-Landtagsfraktion bekannt. Der Landtagsabgeordnete Jan Wenzel Schmidt beschäftigt mit Stefan Träger einen ehemaligen NPD-Bundestagskandidaten als Wahlkreismitarbeiter [1]. Tatsächlich ist Träger nicht die einzige Personalie im neonazistischen Umfeld der AfD Sachsen-Anhalt. Wir versuchen im Folgenden einer Überblick der bisherigen Erkenntnisse.

Zukunft der Rechtspopulisten: AfD will nicht regieren - jedenfalls Teile von ihr jetzt noch nicht

"Zu klein und zu jung": Die AfD will sich bei der Regierungsbeteiligung zurückhalten, das sagten jedenfalls Teile der Parteispitze zur "FAZ". Finanzpolitisch strebe die Partei einen "Währungsraum ohne Frankreich" an. Die Stimme der Alternative für Deutschland (AfD) ist laut geworden in den vergangenen Monaten, das haben zuletzt die Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt oder Rheinland-Pfalz gezeigt. Eine Regierungsbeteiligung auf Bundesebene strebt die Partei allerdings noch nicht an - in dieser Hinsicht will man sich zurückhalten. Das machten sowohl der Bundesvorsitzende Jörg Meuthen als auch der stellvertretende Bundesvorsitzende Alexander Gauland in einem gemeinsamen Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montagsausgabe) klar. "Ich kann in der Regierung mit anderen, weit stärkeren natürlich nicht das umsetzen, was ich in der Opposition fordere", sagte Gauland. Deswegen wolle er nicht in eine Regierung.

Ramelow rastet aus: „Es kotzt mich an, wie arrogant ihr seid“

Der linke Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow, läuft gegen Linksaußen zu rhetorischer Angriffsform auf. Zuletzt wirkte es fast so, als habe Bodo Ramelow zu einer gewissen inneren Ruhe gefunden. Das erste Jahr als Ministerpräsident war anständig absolviert und auch der 60. Geburtstag gut überstanden: Der Linke, dessen jähes Temperament bei Kollegen und Journalisten berüchtigt ist, schien bei sich angekommen zu sein. Nur im Internet tobte sich Ramelow immer noch ein wenig aus. An den Abenden, nach vollbrachtem Regierungstagwerk, gönnte sich der Regierungschef auf Twitter oder Facebook einige Streitereien mit Verschwörungstheoretikern oder AfD-lern, wobei ihn die linken Netzkommunarden eifrig teilten. Nun allerdings hat sich der Linke Ramelow mit den einer Antifa-Gruppierung angelegt. Seit er bei Twitter den geplanten Antifa-Aufmarsch im Dorf des AfD-Vorstehers Björn Höcke mit „Nazi-Methoden“ verglich, ist der Ministerpräsident selbst zum Ziel linksautonomer Attacken geworden.

Buch „Wunschdenken“ Thilo Sarrazin erklärt fehlende Intelligenz für vererbbar

Das neue Buch ist das alte Buch. Der Klappentext verspricht Sarrazins Auffassungen zu Europa, Währung, Bildung und Einwanderung. Das ist nicht falsch. Aber schon ein Blick ins Register macht klar: Sarrazins wichtigstes Thema ist die Einwanderung. „Bildung“ mit all seinen Substichwörtern wie „Bildungspolitik“, „Bildungssysteme“ usw. kommt 35 mal vor und nur an einer Stelle etwas ausführlicher. „Einwanderung“ ebenfalls 35 mal, aber mit vielen Stellen, an denen sie ausführlich – bis zu 10 Seiten lang – erörtert wird. Daneben aber gibt es noch die Stichwörter „Illegale Einwanderer“, „Einwanderungspolitik“, „Migration“, „Zuwanderung“ usw.

​Unna: Ich wurde von einem AfD-Demonstranten beraubt

Tausend Teilnehmer hatte die AfD für ihre Demonstration in der kleinen Nachbarstadt Dortmunds Unna angekündigt. Auf dem Lindenplatz am Rande der Altstadt sind am Freitagabend aber nur etwa 120 von ihnen versammelt. Um sie herum stehen mehrere hundert Gegendemonstranten—von jungen Antifas im schwarzen Klischee-Outfit über Schülergruppen bis hin zu Rentnerinnen. Als Michael Schild, der Kreisvorsitzende der AfD, seine Rede beginnt, versteht man die Worte fast nicht. Von drei Seiten des Platzes schallen ihm laute Buhrufe entgegen, die zum Teil nur von den Trillerpfeifen übertönt werden.

Das Phänomen Netzfrauen – Warum "Hetzfrauen" der vielleicht passendere Name wäre

Das alarmistische Blog "Netzfrauen", das schlecht bis gar nicht recherchiert, fremde Inhalte plagiiert, und auf Kritik reagiert - wie ein Kind in der Trotzphase. Die Netzfrauen haben über hundertachtzigtausend Fans auf Facebook. Sie geben vor, ein Blog zu sein, das "informieren" und wachrütteln will. In Wirklichkeit ist Netzfrauen ein alarmistisches Hetzportal im schlichtem Gut-und-böse-Weltbild, das schlecht bis gar nicht recherchiert, massiv fremde Inhalte plagiiert, ohne Quellen anzugeben und auf Kritik reagiert, wie ein Kind in der Trotzphase. Letzteres scheint das Alleinstellungsmerkmal der Netzfrauen zu sein.

Angela Merkel räumt Fehler im Umgang mit Jan Böhmermann ein

Es ist ein ungewöhnlicher Schritt. Die Kanzlerin nannte das umstrittene Böhmermann-Gedicht über den türkischen Präsidenten Erdogan "bewusst verletzend". Nun ärgert sie sich über ihre Äußerung.

Kanzlerin Merkel besucht Flüchtlinge: „Türkei leistet allergrößten Beitrag“

Nach ihrem Besuch nahe der syrischen Grenze würdigt die Kanzlerin die Leistung der Türkei in der Flüchtlingskrise – betont aber bestehende Differenzen in Sachen Pressefreiheit. Ministerpräsident Davutoglu reagiert deutlich.

München: Sicherheitspersonal soll Flüchtlinge erpresst haben

Das Wachpersonal einer Münchner Flüchtlingseinrichtung soll Migranten mit Abschiebung gedroht und ihnen Geld abgenommen haben. Gegen drei Mitarbeiter wird nun ermittelt.

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26.04.2016 ... Presseschau

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Chemnitz: Sicherheitsleute sollen Asylbewerber geschlagen haben +++ Parolen gegen Asylsuchende Farbschmier-Attacke auf „Eitorfer Frühling“ +++ Reportage: Die Freitaler Terrorzelle +++ Brandenburg: Deutlich mehr Gewalttaten von Rechtsextremen.
 

Chemnitz: Sicherheitsleute sollen Asylbewerber geschlagen haben

Bei einem Streit in einem Geschäft der Chemnitzer Innenstadt ist ein Asylbewerber von Sicherheitsleuten verletzt worden. Die Polizei schließt einen fremdenfeindlichen Hintergrund nicht aus. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung übernommen, teilte die Behörde am Samstag mit. Der 29-Jährige hat ausgesagt, dass er des Diebstahls verdächtigt worden sei. Die Sicherheitsleute zwangen ihn gestern Abend, sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Als sie nicht fündig wurden, forderte der Tunesier eine Entschuldigung. Daraufhin sollen die Sicherheitsleute ihn geschlagen haben.

Parolen gegen Asylsuchende Farbschmier-Attacke auf „Eitorfer Frühling“

Kein schönes Frühlingserwachen im „Eitorfer Frühling“: In der  Nacht zum Sonntag war das Ortszentrum Ziel einer Farbschmier-Attacke mit mutmaßlich rechtsradikalem Hintergrund. Mit Sprühkreide  sind auf den Gehwegen und den wegen der Handwerkermesse gesperrten Straßen in der Nähe von Rathaus und Marktplatz  etliche Parolen geschrieben worden, wie etwa  „Merkel muss weg“ und „Asylflut stoppen“. Mit dem Schriftzug „Identitäre Aktion“ hinterließen die Täter vermutlich ihre Visitenkarte.

Reportage: Die Freitaler Terrorzelle

Reportage auf Spiegel TV, im Web zu sehen: Sie organisierten sich im "schwarzen Chat", nannten sich "Terroristen", posteten ihre Aktionen auf der "Bürgerwehr FTL/360"-Seite auf Facebook, servierten der Familie Hakenkreuz-Torten und waren frühzeitig polizeibekannt.

Brandenburg: Deutlich mehr Gewalttaten von Rechtsextremen

Anschläge, Überfälle, Hetze: Die Zahl der Delikte stieg im Flüchtlingsjahr 2015 stark an.  Allerdings gab es auch einen Bereich mit weniger Straftaten. Die Zahl politisch motivierter Straftaten ist im vergangenen Jahr in Brandenburg um 3,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2014 gestiegen. Insgesamt wurden nach Angaben des Potsdamer Innenministeriums 1972 Fälle erfasst (2014: 1903). Mit 1581 von insgesamt 1972 Fällen lagen die politisch rechts motivierten Delikte klar vorn und bildeten damit auch weiterhin den Schwerpunkt im Bereich der politischen Kriminalität. Dabei ist die rechtsmotivierte Kriminalität in Brandenburg im Jahr 2015 um über 23 Prozent gestiegen, während im politisch links motivierten Bereich ein deutlicher Rückgang um 38 Prozent festzustellen ist. 

Eintracht Gladau: Verstärkung von rechts außen

Eintracht Gladau hat trotz Bedenken im Verein den Neonazi Dennis Wesemann aufgenommen, dessen Exklub FC Dornburg verboten wurde. „Sehen Sie, es sind alle freundlich hier.“ Marc Randel hat zum Spiel der DSG Eintracht Gladau eingeladen. Und während des Gesprächs mit ihm am Spielfeldrand ist man immer wieder mit Händeschütteln beschäftigt. Randel war bis vor Kurzem im Vorstand der Eintracht und übernimmt gerade die Rolle des Außenministers. Er ist eifrig bemüht, das Gute hier hervorzukehren. Normalerweise braucht ein Kreisoberligist keinen Außenminister. Aber seit durch einen Bericht der regionalen Tageszeitung Volksstimme bekannt wurde, dass man Dennis Wesemann hier aufgenommen hat, ist man in Gladau in Habachtstellung. Denn Dennis Wesemann wird vom Innenministerium Sachsen-Anhalt als Rechtsextremist geführt. Diverse Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruch, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen überstand er schadlos. Es fehlte meist an Zeugen, die sich trauten, gegen ihn auszusagen. Wesemann ist zudem Gründungsmitglied der rechtsextremen Magdeburger Hooliganvereinigung „Blue White Street Elite“ (BWSE), vertreibt Kleider mit gewaltverherrlichenden Motiven und verbreitete bis zur letzten Saison auch auf Fußballplätzen in der Region Angst und Schrecken. Mit Kameraden hatte er 2011 den FC Ostelbien Dornburg gegründet. Mindestens zehn Spieler waren den Behörden als Rechtsextremisten bekannt.

Jamel: Neonazi Sven Krüger lädt am 30.04. zu Kaffee und Kuchen

Es wirkt wie eine Farce. Der im deutschlandweit bekannten Dorf Jamel wohnhafte Sven Krüger lädt zu einem „unpolitischen“ Maifest seiner „Dorfgemeinschaft“ - und das ausgerechnet per Mitteilung an die „Lügenpresse“. Zudem wünscht sich der Neonazi möglichst wenig Polizeipräsenz vor Ort – doch diese wiegelt klar ab. In einer E-Mail an die Lokalpresse und die Polizei wies der Mann nun auf die für den 30. April geplante Veranstaltung hin, die vor Skurrilität kaum zu überbieten ist. Der Neonazi spricht von einem „guten Weg zur Verständigung“, „Akzeptanz“ und „positiver Umsetzung“. Während Maifeste für gewöhnlich wohl vor allem im Bereich der Freizeitgestaltung anzusiedeln sind, sieht sich Krüger veranlasst, explizit drauf hinzuweisen, was seine Veranstaltung nicht sei. Es handele sich um kein „kein Parteifest, kein Rechtsrockkonzert und auch keine sonstige NS-Kulturveranstaltung“, es würden „weder einschlägige Bands noch Redner auftreten“.

Pegida Dresden: Neue Strecke, alte Hetze

In Dresden ist wieder die rechte Pegida-Bewegung aufmarschiert. Dabei zeigte ein Mitläufer den Hitlergruß - gegen ihn wird nun wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt, wie Medien berichten. Bei einer Kundgebung hatte Pegida-Anführer Lutz Bachmann zuvor wie üblich gegen die »Politikerbrut« Front gemacht und den Wahlerfolg der rechten FPÖ in Österreich bejubelt. Das Verfahren gegen ihn wegen Volksverhetzung nannte Bachmann einen »Schauprozess«, er habe, berichtet die »Sächsische Zeitung«, zudem versucht, mit NS-Vergleichen zu provozieren. Laut einer Zählung der Gruppe »Durchgezählt« mobilisierte das rechte Bündnis rund 3.600 Menschen zu dem Aufmarsch. Auf Plakaten wurde der Islam als »Pest« bezeichnet, Teilnehmer forderten die totale Abschottung Deutschlands gegen »Unbefugte«. Ein Plakat zeigte Kanzlerin Angela Merkel in Nazi-Uniform mit einem Euro-Zeichen statt einem Hakenkreuz. Gegen den rechten Spuk gingen rund 200 Menschen auf die Straße.

Ärger mit Pegida - Regensburger Autovermietung spendet für Flüchtlinge

Weil bei einer Pegida-Kundgebung in München Mietautos der Firma Buchbinder im Einsatz waren, wurde das Regensburger Unternehmen scharf kritisiert. Über Facebook teilte die Autovermietung daraufhin mit, dass alle dadurch entstandenen Einnahmen an Flüchtlinge in München gespendet würden. Seither schlägt Buchbinder im Internet der Zorn aus rechten Kreisen entgegen.

Social Media-Ärger für Lutz Bachmann

Pegida-Gründer Lutz Bachmann hat gerade viel Ärger wegen seiner Social-Media-Auftritte. Wegen Anti-Flüchtlings-Posts steht er vor Gericht, seine Facebook-Seite wird gesperrt und jetzt auch noch sein Twitter-Account gehackt. Und dann gibt es auch noch diese YouTube-Aktion. Wer bei Facebook Posts des Pegida-Gründers lesen will, muss aktuell auf die Seite Lutz Bachmann 2 ausweichen. Denn seine eigentliche Fan-Page wurde von Facebook gesperrt, schreibt unter anderem die Sächsische Zeitung. Das Netzwerk wurde in letzter Zeit ja immer wieder dafür kritisiert, nicht entschieden gegen Fremdenhass vorzugehen. "Die Bedingungen und Standards sollen sicherstellen, dass Facebook auch weiterhin eine sichere und respektvolle Umgebung bleibt", begründet Facebook die Sperrung in dem Bericht. Was damit gemeint ist? Wahrscheinlich auch solche Facebook-Posts von Bachmann, die zu einem Prozess geführt haben. Es scheint jedenfalls möglich zu sein, Bachmanns Twitter-Account zu hacken. Zu sehen ist jetzt ein Profilbild des türkischen Präsidenten Erdogan vor einer Halbmond-Flagge als Hintergrund. Dazu Tweets wie: „#Nazi hören Sie unseren Präsidenten auf dem Köpf herumreiten auf sonst werden Sie sich noch umgucken.Wir sind mehr als 3 Mil in #Deutschland“. Die Berliner Zeitung schreibt, dass türkische Hacker dafür verantwortlich sein sollen. Bachmann selbst schreibt auf seinem Facebook-Ausweich-Account: „Ich hab zwar keine Ahnung von Twitter und hab es eigentlich nie selbst bedient aber solange Twitter an meinem originalen Account ‪#‎lutzibub‬ rumbastelt, hab ich mal ein neues eingerichtet.“ Einige im Netz zweifeln aber daran, dass der Account gehackt wurde. Sie halten es für wahrscheinlicher, dass es sich um einen Fake handelt – um so die Darstellung vor Gericht wahrscheinlicher wirken zu lassen, dass auch der Facebook-Account gehackt worden war.

Zwischen Gartenzwergschrebertum und Weltgewandtheit

Der Schriftsteller Peter Wawerzinek, geboren in Rostock, wird Stadtschreiber von Dresden. Er schreibt über zerrissene Gefühle zum Amtsantritt und seine Erinnerungen an eine Stadt, die vor Pegida vor allem Wasserspiele und Lichterglanz war, Jazz, Rock und Zirkus. Ich werde ein halbes Jahr Stadtschreiber in Dresden sein. Das habe ich so gewollt, die Herausforderung eingefordert, und nun will mich endlich zu allem und der Pegida äußern. Ich wurde genommen, weil sich in diesem Jahr deutlich weniger Autoren um das Amt bewarben. Waren es ein Jahr zuvor noch knapp hundert, so ist die Zahl auf den kläglichen Rest von dreiunddreißig Bewerbern geschrumpft. Da frage ich mich, was los ist mit unseren Schriftstellern? Wie kann binnen eines Jahres das Interesse für das Dresdner Amt um volle zwei Drittel sinken? Was hat über sechzig Autoren zum Rückzieher bewegt? Welche Angst, welcher Kleinmut macht sich da unter meinen Kollegen breit? Und welcher von den Autoren, die von ihren sicheren Schreibtischen aus ständig irgendwelche Unterschriftenaktionen anzetteln, Protestpapiere entwerfen, Aufrufe zum Schutz des Federhalter und Radiergummis injizieren, kommt einfach mit mir nach Dresden?

NPD-Verbotsverfahren: Urteil womöglich erst nach den nächsten Wahlen

Das NPD-Verbotsverfahren zieht sich weiter in die Länge, ein Urteil ist womöglich erst für Herbst zu erwarten. Damit könnte die NPD an den nächsten Landtagswahlen teilnehmen.

Extremismusforschung: Populisten im Aufwind

Studien zufolge haben 30 Prozent der deutschen Bevölkerung ein rechtes bis rechtsextremes Weltbild. Rechte Wahlsiege wie jetzt für die FPÖ bei der Präsidentenwahl in Österreich sind deshalb auch bei uns nicht auszuschließen, sagen Forscher. Allerdings fehle der AfD dazu auch noch eine ganze Menge.

AfD-Jugend verbündet sich mit Putins Parteijugend

Die AfD sucht die Nähe zu den Mächtigen in Russland. Ihre Jugendorganisation pflegt laut "Spiegel" Kontakt zur "Jungen Garde Russlands", die der Partei Wladimir Putins nahesteht. Die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) baut ihre Verbindungen zum Kreml weiter aus und verärgert damit die Regierung der Ukraine. Wie der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, vereinbarten Vertreter der Jungen Alternative (JA) am vergangenen Mittwoch eine Zusammenarbeit mit der Jugendbewegung „Junge Garde Russlands“. Die Garde unterstützt den Kurs der Partei von Präsident Wladimir Putin. "Auf dem ganzen europäischen Kontinent werden eurokritische und souveränistische Bewegungen immer stärker", zitierte der "Spiegel" JA-Chef Markus Frohnmaier. Es sei für die JA "selbstverständlich, diese Aktivitäten in einem neuen Jugendnetzwerk zu bündeln." Da dürfe Russland nicht fehlen.

Frauke Petry über den Islam: "Müssen drastische Maßnahmen ergreifen"

Mit dem "Herrschaftsanspruch" mancher Imame will die AfD gleich auch Minarette verbieten. Das lasse sich nicht voneinander trennen, sagt die Parteivorsitzende im Interview mit n-tv.de. Sie möchte die AfD nicht als "rechtspopulistisch" bezeichnet sehen und findet, dass das Staatsverständnis und der politische Anspruch der wesentlichen islamischen Strömungen mit dem Grundgesetz nicht vereinbar seien. Ein Interview. 

Ethiker: AfD auf Weg in den Rechtsextremismus

Der protestantische Ethiker Peter Dabrock sieht die AfD auf einem demokratiefeindlichen Kurs. Mit ihren scharfen Tönen gegen den Islam sieht der evangelische Ethiker Peter Dabrock die AfD auf einem demokratiefeindlichen Kurs. "Wenn es auf dem Parteitag der AfD zu einer pauschalen Verurteilung des Islam käme, wäre die Partei nicht mehr nur als rechtskonservativ oder rechtspopulistisch zu bezeichnen - das wäre in meinen Augen rechtsextremistisch", sagte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine pauschale Verurteilung einer in sich pluralen Religion inklusive all ihrer Anhänger habe "geradezu volksverhetzenden Charakter".

Ignorante Journalisten: Die falschen Karten vom „Palästinensischen Landverlust“ kursieren wieder

Für viel Aufsehen sorgte Dunja Hayali mit ihrer Dankesrede, nachdem sie die „Goldene Kamera“ für ihre politische Berichterstattung erhalten hatte. Ich muss zugeben, ihre Worte haben auch mich tief berührt.  (...) Und genau aus diesem Grunde traf es mich umso härter, als nach ihrer fulminanten Rede ein Facebook-Posting von Frau Hayali vom Sommer 2014, aus der Zeit während des letzten Gaza-Krieges, wieder die Runde machte. Frau Hayali hatte die altbekannte, oft und gern von Antiisrael-Aktivisten benutzte und gefälschte Landkarte über den „Landverlust der Palästinenser“ geteilt. (...) Zweifelsohne hat Dunja Hayali einen Bock geschossen, aber zumindest ich bin davon überzeugt, dass sie keine Antisemitin ist. Sie hat sich entschuldigt und beteuert, dass sie gerne in Israel Urlaub mache. Doch ob Frau Hayali Antisemitin ist oder nicht, ist gar nicht der Kern der Debatte. Mich beschäftigt viel mehr die Frage, warum eine gestandene Kollegin und öffentliche Person „Copy-Paste-Journalismus“ betreibt, indem sie eine falsche Landkarte veröffentlicht, und sei es wider besseres Wissen. Wer als seriöse Journalistin wahrgenommen werden möchte, sollte dementsprechend agieren und sich nicht wundern, wenn ihr die eigenen falschen Behauptungen um die Ohren fliegen.

Volksverhetzung: Bewährungsstrafe für Trierer NPD-Landesvize Babic

Das Trierer Amtsgericht hat am Montag den NPD-Landesvize Safet Babic wegen Volksverhetzung zu einer fünfmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Es ist nicht die erste Bewährungsstrafe für den 35-jährigen Rechtsextremen. Der Trierer NPD-Funktionär Safet Babic ist abermals mit einem blauen Auge davongekommen. Weil er Asylbegehrende bei einer Kundgebung vor zwei Jahren übelst beschimpft hat, verurteilte ihn das Trierer Amtsgericht gestern zu einer fünfmonatigen Bewährungsstrafe.

Rechtsextreme Hasswelle gegen Amadeu Antonio Stiftung

Rechtsextreme Gruppen attackieren seit Monaten die Amadeu-Antonio-Stiftung. Die Attacken reichen von Beleidigungen bis zur Androhung von Gewalt.

Duisburg: "Identitäre" kleben rassistische Plakate an "Schule ohne Rassismus"

Ausgerechnet am Steinbart-Gymnasium, der einzigen Schule in Duisburg, die aktuell den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" trägt, sind über das Wochenende zwei Plakate mit rechtspopulistischen Aufrufen aufgetaucht. Zum Unterrichtsbeginn am Montagmorgen entdeckten entsetzte Schüler, Lehrer und Eltern die beiden etwa DIN-A-3 großen Schilder der rechten Gruppierung "Identitäre Bewegung" (IB), die mit Klebeband am  - immerhin in gut drei Meter Höhe hängenden - Schulschild an der Realschulstraße sowie an einer der Glastüren angebracht waren. Darauf zu lesen: "Minderheit im eigenen Land? Wehr dich gegen den grossen Austausch". Sofort machten Bilder der Schilder die Runde - bei Facebook ebenso wie an der Schule selbst: "Einige Schüler haben die Plakate fotografiert und die Schulleitung informiert", sagt Schulleiter Ralf Buchthal. Daraufhin habe er den Hausmeister losgeschickt, um die Plakate mit dem rechtem Gedankengut zu entfernen. "Sowas ist nicht akzeptabel."

Görlitz: Gegen rassistische Gerüchte: Keine Fotos wider Willen

Die Polizei in Görlitz ermittelt weiter gegen die Asylbewerber, die im Waschraum einer freien Schule in Görlitz unberechtigt Fotos gemacht haben sollen. Allerdings stelle sich der Fall inzwischen deutlich unspektakulärer dar, als in einem anonymen Flugblatt behauptet wird, so ein Sprecher der Polizeidirektion. Nach ersten Erkenntnissen seien Kinder weder vorsätzlich fotografiert worden noch hätten die Asylbewerber Schüler bedrängt oder bedroht. Anlass für die Fotos sei der letzte Tag eines Sprachkurses gewesen, der in der Schule stattgefunden hatte. Der Vorfall ereignete sich bereits Anfang April. Die Schule hatte zunächst nach Gesprächen mit den betroffenen Schülern, Erziehern und den Kursteilnehmern keine weiteren Schritte eingeleitet. Denn bereits zu diesem Zeitpunkt hätten die Schüler versichert, nicht bedrängt worden zu sein. Allerdings wurde in den darauffolgenden Tagen ein anonymes Flugblatt verteilt, in dem genau dies behauptet wurde. 

Bochumer CDU-Politiker wegen Volksverhetzung bei Facebook verurteilt

Das Amtsgericht hat gegen einen 64-jährigen Bochumer Strafbefehl wegen Volksverhetzung und Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen erlassen. Der Mann ist Lehrer für Biologie und Chemie am Neuen Gymnasium, unterrichtet nach Auskunft der Bezirksregierung derzeit allerdings nicht , und gehört als CDU-Politiker der Bezirksvertretung Süd an. Grünen-Ratsmitglied André Kasper hatte ihn im März 2015 angezeigt und bezog sich auf dessen Aktivitäten auf Facebook. Von den 17 Fällen, die Kasper anführte, waren nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft die meisten durch das Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt. In fünf Fällen aber sah sie strafrechtliche Tatbestände erfüllt und beantragte den Erlass eines Strafbefehls. Das Amtsgericht ist dem Antrag gefolgt und hat gegen den 64-Jährigen einen Strafbefehl zur Zahlung von 150 Tagessätzen zu je 60 Euro verhängt.

NSU: Spruchreif - 11 Schlüsselszenen des NSU-Prozesses

Von Annette Ramelsberger und Tanjev Schultz: Verhandelt wird die größte rassistische Mordserie der Bundesrepublik, zehn Morde, 15 Raubüberfälle, zwei Bombenattentate. Wer hat die Opfer ausgewählt, wer die Verbrechen geplant, wer geschossen? All das soll das Gericht klären. Die beiden wahrscheinlichen Täter, die Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, sind tot. Sie haben sich erschossen, nachdem sie am 4. November 2011 nach einem Banküberfall von der Polizei umstellt worden waren. Nur ihre Gefährtin, die 13 Jahre mit ihnen im Untergrund gelebt hat, kann noch befragt werden: Beate Zschäpe, Hauptangeklagte im NSU-Prozess. Sagt sie die Wahrheit? Windet sie sich heraus? Und wer ist diese Frau: die Seele des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) oder dessen Geisel, die unglückliche Freundin von zwei rechtsradikalen Mördern? Seit drei Jahren versucht das Oberlandesgericht München, sich ein Bild von dieser Frau zu machen. Die Anklage wirft ihr zehnfachen Mord, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und auch noch Brandstiftung sowie drei Mordversuche vor. Doch die Beweisführung ist schwierig, viele Details können so oder anders gewertet werden. Die Süddeutsche Zeitung hat elf Schlüsselszenen ausgewählt, die für das Urteil eine Rolle spielen dürften. Lesenswert!

 

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